Zitat
Original von Combino
Nach meinem Kenntnisstand werden die Haltestellenansagen bei den IBIS-Geräten über die Türfreigabe und einem anschließenden Runterzählen einer bestimmten Anzahl an Metern abgespielt. [...]
Könnte es nicht vielleicht eher damit zusammenhängen, dass die Fahrzeuge an den angebrachten Baken vorbeifahren müssen, um geortet werden zu können?
Dein Post beschreibt völlig korrekt die Funktionsweise der alten IBIS-Geräte, welche vor der Umstellung auf Digitalfunk verwendet wurden. Das sind auch diejenigen, zu denen ich angemerkt habe: "Mit den vorher verbauten IBIS-Geräten wäre das Verlegen der Halteposition kein Problem gewesen". Eben durch die Verwendung der Baken, deren Position ja genau bekannt ist, konnte sich das Gerät trotz der veränderten Halteposition sofort wieder orientieren.
Leider funktioniert das bei den neuen Geräten (sog. "IBISplus") anders. Die wichtigste Neuerung ist, dass keine Baken mehr eingesetzt werden! Stattdessen orientiert sich das Gerät primär mithilfe eines GPS-Empfängers.
Da eine solche GPS-Messung aber eine Abweichung* von etwa 15 Metern in eine beliebige Richtung enthalten kann, genügt dieses Verfahren alleine nicht. Als zusätzliche Positionierungshilfe werden also die genauen Positionen aller Haltelinien einprogrammiert und beim Betätigen der Türfreigabe wird angenommen, dass sich das Fahrzeug an genau dieser Position befindet. Außerdem wird, um zu große Abweichungen zwischen den Haltestellen zu vermeiden, die gefahrene Strecke gemessen.
Nun liegen also diese verschiedenen Informationen vor, aus denen sich das IBIS-Gerät nach einem bestimmten Algorithmus eine Fahrzeugposition bilden muss. (Im Gegensatz zu der früher genau bekannten Position des Baken, an der nicht zu rütteln war.)
Hält der Fahrer also in unserem Beispiel nun 15m vor der Haltelinie, nimmt das IBIS-Gerät an, dass sich das Fahrzeug an der Haltelinie befindet. Ab diesem Zeitpunkt passiert also alles 15m zu früh, macht man diesen verschobenen Halt zweimal, sind es schon 30m usw. Das Problem ist, dass alles, was das IBIS-Gerät tut, von dieser "angenommenen Fahrzeugposition" abhängt, die aber nicht mehr mit der tatsächlichen Position übereinstimmt. Das heißt Ansagen kommen zu früh, Signalanlagen werden zu früh angesteuert, es wird eine falsche Fahrzeugposition an die Leitstelle gemeldet. (Nur die Weichensteuerung ist zum Glück nicht betroffen, da diese in Darmstadt vom Fahrer per Tastendruck zur richtigen Zeit vorgenommen wird.)
Diese Abweichungen summieren sich natürlich nicht bis ins Unendliche, dafür ist die GPS-Ortung ja da. Irgendwann merkt das IBIS-Gerät, dass die Abweichung mehr ist, als die GPS-Ungenauigkeit und versucht sich neu zu orientieren, aber das kann schon eine Weile dauern. Wie lange das wirklich dauert, hängt davon ab, was vom Hersteller einprogrammiert wurde und von einigen äußeren Einflüßen, das gibt meine Kristallkugel nicht her.
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Ich hoffe, ich konnte zumindest einen grundlegenden Überblick schaffen und Deine Frage beantworten.
Abschließend kann man wohl sagen: Ja, in Darmstadt dreht sich einiges anders
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* zum Thema "Genauigkeit von GPS-Ortung" erzählt Tante Wiki dem technisch interessierten Leser gerne mehr: siehe hier.
(Gäste, die den Link nicht nutzen können, rufen den deutschen Wikipediaartikel "Global Positioning System" auf und lesen Kapitel 6.)