Ich lasse mal einen lesenswerten Artikel aus der Frankfurter Rundschau hier; diese steht ja nicht im Verdacht, parteiisch oder qualitativ minderwertig zu sein:
https://www.fr.de/wirtschaft/r…n-sie-nicht-92870496.html
Inhaltlich gebe ich ihm bei vielem Recht, wobei ich auch hier die Vermischung von Boni und Mitarbeitergehältern für falsch halte. Auch bei Tesla verdient Musk Millionen mehr als der Mitarbeiter am Band. Würde man die Boni streichen und auf die Mitarbeiter umlegen, wären das keine 10€ im Jahr mehr. Also weit weg von einer Gegenfinanzierung der Forderungen der Gewerkschaft. Die Darstellung, das Management spart bei den Mitarbeitern um sich selbst den Boni zu finanzieren, ist also Quatsch.
Das der DB bahnerfahrene Manager fehlen, ist aber einer der ganz großen Knackpunkte seit der Privatisierung.
Das Argument, die DB hat 325.000 Mitarbeiter, da müsste sie auch genug Tf finden, erschließt sich mir nicht. Es fehlen doch nicht nur Tf, sondern in allen Bereichen Personal. Wie eine bessere Bezahlung das Problem lösen soll, ohne Mitarbeiter von anderen Unternehmen abzuwerben und damit das Problem nur zu verlagern? Was bringt es, wenn dann zwar die Züge zuverlässiger fahren, aber es in anderen Branchen mehr knirscht?
Festzustellen, dass die Mitarbeiter viele Überstunden schieben und gleichzeitig eine Reduzierung der Wochenstunden zu wollen, erschließt sich mir auch nicht. Müsste man nicht erstmal eine Lösung dafür finden, die Überstunden runter zu bekommen? Sonst sind die 35h doch eine Nullnummer bzw. durch Ausbezahlen eine Möglichkeit mehr Geld zu bekommen, der Wunsch der GDL ist aber ja mehr Freizeit.
Eigenwillig finde ich die Interpretation der GDL, dass eine Absenkung von 38 auf 36 Stunden "kein Schritt in Richtung 35h sind". Das bestätigt den Eindruck, dass es der GDL gar nicht um Verhandlungen sondern das Durchsetzen einer Maximalforderung geht. Auch frage ich mich, warum jetzt von einer 35h Woche für Schichtarbeiter die Rede ist. Ist mir dies nur in der Vergangenheit nicht aufgefallen? Wäre ich GDL-Mitglied aber nicht im Schichtdienst tätig, käme ich mir leicht verschaukelt vor. (Genau wie bei dem EVG-Abschluss, der für die höheren Tarifgruppen deutlich schlechter ist, als für die Unteren.)
Dafür ist plötzlich keine Rede mehr von einer 4-Tage-Woche sondern einer 5-Tage-Woche im Schichtdienst.