Beiträge von FAG


    Da offensichtlich gesteigertes Interesse über den Autoverkehr auf der Zeil, b.z.w. dessen Beendigung besteht, hier der Ablauf der Geschehnisse:


    Oktober 1963:
    Erstmaliger Antrag der FDP-Fraktion, den Verkehr aus der Zeil heraus zu nehmen und den Straßenraum zu möblieren.


    1970:
    Das Planungsderzernat entschließt sich, einen Wettbewerb zur künftigen Gestaltung der Zeil auszuschreiben. Erste Probesperrungen folgten an langen Samstagen.


    8.Mai.1973:
    Endgültige Sperrung der westlichen Zeil unter Einsatz etlicher Verkehrspolizisten von der Hauptwache bis zur Konstablerwache für den gesamten Fahrzeug-Verkehr.


    28.Mai.1978:
    Totale Sperrung jetzt auch für den Straßenbahnverkehr, Beginn der Baumaßnahmen.


    Mai.1983:
    Wiedereröffnung der neugestalteten Zeil und der S/U-Bahn mit großem Volksfest.



    KJ


    Auf der nächsten Aufnahme sehen wir Pt-Wagen 657 mit seiner Erdgas-Werbung, die er bereits seit seiner Lieferung im Jahre 1972 trug.



    Das Bild entstand im Jahre 1978 kurz vor dem großen Fahrplanwechsel im Mai. Die Fotoposition ist auf der Zeil, Ecke Neue Kräme in östlicher Blickrichtung.


    Im Hintergrund das 1956 erbaute Kaufhaus Ott&Heinemann, welches genau wie sein heutiger Nachfolgebau das einzige Haus auf der südlichen Seite der Zeil ist, das noch auf dem alten Vorkriegs-Grundriss steht. Dies war nur durch eine Überbauung des Bürgersteigs möglich. Die folgenden Häuser sind bereits infolge der Zeil-Verbreiterung nach hinten gerückt.


    Wenn man bedenkt, dass die Verbreiterung nur für den Autoverkehr vorgenommen wurde, hat sich das im Nachgang (genau wie auf der Fressgaß`) für die 17 Jahre auch nicht gelohnt.



    KJ


    Auf der nächsten Aufnahme sehen wir den damals noch taufrischen O-Wagen 905 auf der Linie 16, für die diese Fahrzeuge auch beschafft wurden. Das blaue "E" auf den Fahrzeugenden besagte, ohne Schaffner aber mit Entwerter. Nur kurzzeitig wurde diese Kennzeichnung verwendet und war ab ca.1972 wieder verschwunden. Über das Fahrzeug selbst muss nicht viel gesagt werden. Hier ist ohne Zweifel der Aufnahmeort das interessante.



    Ganz rechts im Bild biegt gerade ein Büssing/DÜWAG Gelenkzug der Serie 307 - 320 auf Linie 32 zum Güterplatz ab.


    Wir sehen eine wunderbare Aufnahme aus dem Jahr 1970 der Fly-Over-Brücke, die einst den Platz der Republik überspannte. Erbaut im Jahre 1964, sollte sie als Schnellmaßnahme den ständig wachsenden Verkehr zwischen Messe und Hauptbahnhof wieder einigermaßen in Fluss bringen. Die Brücke - welche eine reine Stahlkonstruktion war und einen Fahrbahnbelag aus Kunststoff hatte - war ausschließlich als Einbahnstraße von der Messe aus befahrbar.


    Dieses städtebauliche Kuriosum, über dessen optische Wirkung durchaus zu streiten wäre, wurde bereits im Jahre 1971 wieder abgebaut. Probleme mit dem Fahrbahnbelag, der praktisch jeden Winter aufgrund der mangelnden Standfestigkeit der damals erlaubten Spikes-Reifen erneuert werden musste, waren mit ein Grund für die Demontage dieser wenig reizvollen Lösung, die aber ganz im Sinne der Autogerechten Stadt ersonnen wurde.


    Die damalige Seitenlage der Straßenbahngleise zwischen Pl.d.Rep. und Baseler Platz wurde im Zuge der Neuanlage des Bahnhofs-Vorplatzes nach dem U- und S-Bahnbau zugunsten der heutigen Mittellage wieder aufgegeben.


    Als ein Verwandter dieser Brücke ist die 1967 erbaute Brücke über das Opel-Rondell anzusehen. Auch dieses Bauwerk wurde als "Fly-Over-Konstruktion" bezeichnet, dort allerdings mit herkömmlichen Stahlbetonwiderlagern. Dort sollte es jedoch einige Jahrzehnte länger dauern, bis eine Staßenbahn unter ihr hindurch fährt.........

    Zitat

    Original von Monty



    Falsch. Von 78 bis 80 fuhr die 10 zwischen Bornheim und Hbf. Ab 80 dann die U4.


    Das wissen wir eigentlich - nur soviel zu dem Thema "Wir machen keine Fehler", was wir übrigens nie behauptet haben. Nur eine Sekunde beim Antworten nicht aufgepasst und zwei Gedanken in einem Satz zusammen gefasst, schon ist es passiert. Es sollte eigentlich auch Hbf- Bornheim heißen, ab 1980 Hbf. - Höchst...


    Selbstverständlich hast Du damit Recht!


    Torben: Gern geschehen ;)


    AR


    Zitat

    Original von f-zz
    ...und ich möchte noch mal auf den Höchster Bahnhof zurück kommen:


    Die Situation scheint dort noch wesentlich aufgeräumter zu sein als heute. (Schlimmer gehts nimmer, eine echte Chance für StadtRaumGestalter)


    Lässt sich da dem Archiv noch etwas entlocken? ;)


    Möglicherweise sehen wir da noch die ein oder andere Aufnahme.


    Mit der nächsten Aufnahme schließen wir das Thema "O-Bus in Heddernheim" ab. Sehen wir nun den ersten O-Bus 1. Dieses Fahrzeug war ein Daimler-Benz mit Kässbohrer Aufbau. Die elektrische Ausrüstung stammte von SSW (Siemens-Schuckert-Werke).



    Das wahrscheinlich einzige Foto dieses Wagens entstand in der Heddernheimer Wendeschleife. Im Hintergrund ist die auch heute noch vorhandene Bebauung der Dillenburgerstraße erkennbar.


    Über das Baujahr, b.z.w. den Zeitpunkt der Indienststellung können wir keine gesicherte Aussage machen, da uns hierzu verschiedene Angaben vorliegen. Sehr wahrscheinlich war es aber um den Jahreswechsel 1943/44. Der vorangegangene Betrieb wurde mit einem Gießener Leihfahrzeug durchgeführt. Als Tatsache ist der Verlust dieses Fahrzeugs durch eine Brandbombe am 22.03.1944 anzusehen, welche die Heddernheimer Bushalle getroffen hatte. Der Wagen wurde also nur wenige Monate alt.


    Einige Details zum Fahrzeug:
    Der Innenraum verfügte über 31 Sitz-, und 29 Stehplätze. Die Außenmaße waren in der Länge 9,41m und in der Breite 2,42m. Weitere Daten zu diesem Wagen liegen leider nicht mehr vor.


    Über die Strecke gibt es eigentlich nichts zu sagen. Die einzige Besonderheit war die Betriebspause von 1945 - 1948, verursacht durch die Errichtung eines Sperrgebiets der Amerikanischen Besatzungsmacht im Bereich Römerstadt, ähnlich dem Sperrgebiet im Westend um den Pölzig-Bau. Als letztes Überbleibsel dieser Betriebs-Periode ist eine Fahrleitungsrosette in der Nassauerstraße auszumachen.


    Wir hoffen, mit diesem kleinen Ausriss den Wissensdurst über die Linie 60 zur Zeit des O-Bus-Betriebes gestillt zu haben.



    KJ


    Zitat

    Original von f-zz
    ...ja, und warum steht er denn da am Bahnhof Höchst?


    Ein Beutestück der Stadt Höchst, wenn Baujahr 1925.


    Konnten sich die Frankfurter keine eigene Nr. 1 leisten?


    Nein, kein "Beutestück". Diese Serie wurde für die Linie A beschafft, die ab 7.Okt.1925 von der alten Brücke zur Richard Wagner Straße fuhr. Die Stadt Höchst hat 1926 fast Baugleiche Fahrzeuge beschafft (Typ DC 4dN).


    Die Aufnahme datiert vermutlich nach 1928. ;)



    KJ


    Wenn die Frage nach dem "Allerersten" so gemeint war, dann ist das natürlich richtig. Die erste Nummer 1 war ein Daimler/Schöndorff DC 4d0 vom Baujahr 1925 der Serie 1 -8, im Einsatz bis 1934.


    Hier eine Aufnahme:



    Wer an diesem Fahrzeug Stilelemente eines Frankfurter Straßenbahnwagens zu erkennen glaubt, der irrt sich nicht. Schöndorff hat zur gleichen Zeit einige F-Wagen für Frankfurt gebaut. Die Dachform, besonders die Lüftungen an deren Enden und auch die Fenster (oben gerundet und unten eckig) ähneln den F- und G-Wagen sehr stark.



    KJ


    Passend zur vorigen Aufnahme sehen wir den O-Bus 1 an der Endstation Praunheim/Brücke.



    Die Wendeschleife war bis weit in die 1980er Jahre noch erhalten, sogar der Fahrleitungsmast stand noch in deren Mitte. Heute steht an dieser Stelle das Feuerwehrhaus der Praunheimer Feuerwehr. Diese Schleife befand sich allerdings auf der nördlichen Seite der Nidda, also nicht an der Stelle, wo später die Straßenbahnschleife gebaut wurde. Die Straßenbahn hatte zu jener Zeit noch eine Kuppelendstelle. Die Fahrgäste mußten also den kleinen Fußweg über die Niddabrücke in Kauf nehmen.


    Die Brücke selbst war übrigens als eine Stahlbrücke mit einem einige Meter hohen obenliegenden Bogen ausgeführt, über den die Jugend gerne gelaufen ist (ich auch :D). Erst zur Bundesgartenschau wurde die neue, auch heute noch vorhandene Brücke gebaut.


    Noch einige Details zum Fahrzeug:
    Die volle Typenbezeichnung lautete MAN/Schumann MPE 4500, Baujahr 1944. Der E-Motor leistete immerhin 120 PS, was deutlich mehr war als die damaligen Dieselbusse hatten. Der Wagenkasten war 9,9 m lang und 2,35 m breit. Diese Fahrzeuggröße würde heutzutage als Midibus durchgehen und selbst neben einem VanHool eine Nummer kleiner wirken. Durch das geringe Leergewicht von 7660 kg hätte man ihn beihnahe noch mit dem alten Führerschein der Klasse 3 fahren können. Der Innenraum verfügte über 23 Sitz- und 33 Stehplätze. Üblicherweise hatte man diese Wagen mit einem Anhänger eingesetzt.



    KJ


    Das nun folgende Bild zeigt eine Ansicht des Omnibus-Betriebshof Heddernheim. Auf dieser gegen Ende der 1950er Jahre gemachten Aufnahme sehen wir einen der 1944 beschafften O-Busse, die ursprünglich für Salzburg bestimmt waren. Die technische Basis bildete MAN, der Aufbau wurde von Schumann in Werdau gefertigt. Die elektrische Ausrüstung steuerte AEG bei.



    Der Fotograf stand an der Zufahrt Dillenburger Straße, etwa am heutigen südlichen Ende des Bahnsteigs und blickte in nördlicher Richtung. Eine weitere Zufahrt befand sich an der Omnibus-Wendeschleife, welche an der heutigen U-Bahn-Betriebshof Zufahrt glegen war. Die eigentliche Omnibus-Aufstellfläche befand sich auf dem Gelände der heutigen Omnibus-Wendeschleife. Die Straßenbahngleise befinden sich unmittelbar rechts neben der Halle. Die Bushalle selbst war auf der Höhe der heutigen Bahnsteighalle. In den 1960er Jahren wurde die Halle nochmals renoviert und präsentierte sich dann mit weißem Verputz, bevor sie Anfang der 1970er Jahre abgebrochen wurde, um Platz für die neue Maybachbrücke zu schaffen.


    In der Bildmitte sehen wir außerdem einen Setra S10, von denen in den Jahren 1955 - 1957 insgesamt 5 Exemplare beschafft wurden. Dahinter ist vermutlich ein Mercedes-Benz O6600 der Serie 76 - 85 zu sehen.



    KJ


    Zitat

    Original von MdE
    Verschont uns aber bloß mit Fotos von solchem Schund!


    Keine Sorge. Dieses Thema wurde angeschnitten und kann somit als abgehakt betrachtet werden.


    Zitat

    Original von SoundofN1
    Und mir ging letzte Nacht das Straßenbahnetz Anfang der 80er (mit Fahrzeugeinsatz) durch den Kopf.


    Dann orakel ich doch mal, dass dies dir demnächst auch durchs Auge gehen wird. ;)




    Bevor wir die nächste Aufnahme zeigen, sehen wir wieder mal eine Grafik. Sie zeigt den U2-Wagen 332 aus der Zeit um 1980.




    KJ


    Mit der nächsten Aufnahme kommen wir zu einem Thema, was in diesem Forum bisher nur wenig zur Sprache gekommen ist. Obwohl es für viele Jahrzehnte ein wichtiger Bereich der Frankfurter Nahverkehrs Geschichte darstellt. Es handelt sich um den auf den Taunusbahnsstrecken abgewickelten Güterverkehr, welcher zum Teil mit schweren Güterzügen bis zum Jahre 1982 (Betriebspflicht endete am 18.Nov.1982) abgewickelt wurde.



    Akku-Lok 2020 in der Güterverwaltung Oberursel. Diese auch heute noch vorhandene und in Bommersheim hinterstellte Lok war über viele Jahre der Leistungsträger des Güterverkehrs der Taunusbahn. Die Aufnahme entstand in der letzten Betriebszeit.


    Bis in das Jahr 1983 fand noch ein Restbetrieb statt, der im wesentlichen aus der Abfuhr des Bauschutts der Heddernheimer Kupferwerke bestand. Der Betrieb endete endgültig mit dem vollständigen Abbruch der riesigen Kupferwerke am 30.Aug.1983 nach annähernd 84 Jahren.


    Trotzdem lassen sich heute noch verschiedene Überreste dieses Betriebszweig ausmachen, wie etwa die Güterverwaltung in Oberursel selbst, oder die Reste von Ladegleisen entlang der Taunusbahn-Strecken. Auch in Oberursel befinden sich noch einige Überbleibsel ehemaliger Anschlußgleise. Ein ehemaliges Ziehgleis im Bereich Wiesenau kann ebenfalls noch erahnt werden.



    KJ


    Zitat

    Original von Helmut
    Hallo,


    wenn das Ziel richtig beschildert ist, vermute ich, dass das Foto in der Pfingstweidstraße aufgenommen wurde.


    Grüße ins Forum
    Helmut


    Ja, und genau da ist es auch.


    Der Fotograf stand auf der südlichen Straßenseite und blickte in Richtung Zeil/Uhrtürmchen. Die Pfingstweidstraße war damals wesentlich schmaler als heute. Das Eckgrundstück zum Sandweg beherrschte ein VW-Händler. Die nördliche Straßenseite wies noch Restbebauung aus der Vorkriegszeit auf und drumherum wurde seinerzeit wild geparkt. Alles in allem war das eine sehr unaufgeräumte, eher schmuddelige Ecke. Hatte aber einen gewissen NachkriegsFlair.


    Was die Commerzbank-Werbung angeht, die hier sicherlich gemeint war, so kann man eine Häufigkeit auf Frankfurter Fahrzeugen keinesfalls abstreiten. Egal ob Schienenfahrzeug oder Omnibus, lange Jahre trugen die Wagen diese Werbung. Ganz im Gegensatz zu heute, wo Werbung sehr kurzlebig ist. Zu früheren Zeiten trugen Fahrzeuge nicht selten die gleiche Werbung ihre gesamte Einsatzzeit lang und übergaben diese an das Nachfolgefahrzeug.


    Der rechts sichbare M-Wagen stellte übrigens den Schwanengesang dieser einst traditionsreichen Lackierungsvariante dar, die in dieser Zeit von Frankfurts Straßen verschwand.


    Zunächst mal besten Dank an Maintower für die passenden Vergleichsbilder. Hier wird die Lage der Ausfahrt auf dem ehemaligen Tunnelausgang gut sichtbar.


    Das nächste Motiv, welches wir ausgewählt haben, zeigt einen L-Zug der Linie 23 in den letzten Monaten des bis zum 28.5.1978 äußerst regen Straßenbahnverkehrs auf der Zeil.



    In Hntergrund ist die Brandruine des Kaufhaus M. Schneider zu sehen, welches im Jahre 1977 infolge Handwerkerarbeiten im Erdgeschoß fast gänzlich ausgebrannt war. Bereits 1968 verübte die RAF in diesem Kaufhaus einen Brandanschlag, der allerdings weniger folgenreich verlief. Links daneben die erst kürzlich verschwundene Hauptpost. Es wäre damals undenkbar gewesen, dass dieses Gebäude mal überflüssig sein wird.


    Bie zur S-Bahn-Eröffnung im Mai 1978 war die Zeil noch überwiegend im Zustand der 1950er Jahre, als die heutige Breite und die Fahrbahnen angelegt wurden. Erst nach Einstellung der Straßenbahn begann der Umbau zur eigentlichen Fußgängerzone, wie wir sie heute noch kennen. Zwischen 1973 und 1978 war die Zeil lediglich provisorisch mit Leitplanken abgesperrt und es wurden einige Pflanzenkübel aufgestellt.



    KJ