Ich wollte mal ein paar meiner Überlegungen zum S-Bahn-Netz loswerden.
Der durchaus nicht unberechtigte Vorschlag der BFF und des RMV-Chefs bezüglich einer weiteren Stammstrecke wurde damals ja leider ohne jede weitergehende Diskussion abgewiegelt. Der Hinweis auf die Kapazitätsprobleme auf den westlichen Zulaufstrecken ist zwar nicht falsch, ändert aber nicht das Geringste daran, dass das schwerwiegendste und mit allen aktuellen Konzepten nicht zu beseitigenden Hauptnadelöhr die Stammstrecke bleibt. Derzeit hat diese eine Kapazität von 24 Zügen pro Stunde und Richtung, die nicht nur in den Spitzenstunden auch komplett ausgereizt wird, weswegen die kleinsten Störungen nicht selten gleich zu großen Verspätungen aller Züge führen. Hinzu kommt, dass aufgrund der fehlenden Reserven auch keine Angebotsverbesserungen (dichtere Takte wären auf einigen S-Bahn-Strecken durchaus wünschenswert) möglich sind. Ganz im Gegenteil: die nordmainische S-Bahn und die ebenfalls angedachte Einführung der S7 in den Tunnel würden bei den aktuellen Kapazitäten bedeuten, dass der Ast zum Südbahnhof auf einen unattraktiven 5/10-Minuten-Holpertakt, und zum Regionalbahnhof im auch nach Errichtung des T3 weiter deutlich bedeutenderen Nordbereich des Flughafens sogar auf einen völlig inakzeptablen 30Minutentakt ausgedünnt wird.
Beides ließe sich verhindern durch Ausweitung der Kapazität des Stammstreckentunnels durch Wechsel des Zugsicherungssystems auf ETCS (LZB wird ja nicht mehr neu verbaut). Damit sollten auch ohne spanische Bahnsteiglösung durchaus 28 Züge pro Stunde und Richtung machbar sein, zumindest wenn man sich auch mal um die unnötig langen Türöffnungs- und -schließzeiten kümmert. In Stuttgart steht man vor genau den gleichen Herausforderungen, und ist bei beiden Themen bereits deutlich weiter (in Frankfurt hat man ja noch nichtmal öffentlich das Bewusstsein für diese Probleme entwickelt).
Ein weiteres Thema wären die westlichen Zulaufstrecken: die (trotz einiger Mängel im Detail grundsätzlich durchaus sehr sinnvolle) RTW wird für die regelmäßig hoffnungslos überfüllten Züge zwischen Hauptbahnhof und Stadion-Flughafen bzw Messe-Eschborn nicht allzuviel Entlastung bringen. Eine Taktverdichtung der betreffenden S-Bahnlinien scheitert jedoch spätestens an der mangelnden Kapazität der Stammstrecke. Eine durchaus überlegenswerte Alternative wäre, diese zusätzlichen Züge stattdessen oberirdisch am Hauptbahnhof enden zu lassen. Hierzu braucht es allerdings die entsprechende Kapazität und natürlich auch Fahrwege am Hauptbahnhof. So mangelt es derzeit einerseits an oberirdischen Bahnsteigkanten für derartige S-Bahnen und für die Züge in und aus Richtung Messe außerdem auch an Gleisverbindungen zwischen Galluswarte und dem oberirdischen Teil des Hauptbahnhofs. Man müsste also ein paar hundert Meter Gleis verlegen um die S-Bahn-Strecke zur Galluswarte in beiden Richtungen an die Gleise zum Bahnsteigbereich 19-24 anzubinden, was zumindest für die Fahrtrichtung Hbf auch eine zusätzliche Rampe (zwischen den beiden bereits bestehenden S-Bahn-Rampen) und wohl auch die abschnittsweise Verschiebung bestehender Gleise erfordert.
Um genügend Bahnsteigkapazität zu bekommen, schlage ich vor den Bahnsteig 20/21 (alternativ den Bahnsteig 18/19), der schon heute vorranig von S-Bahnen benutzt wird und daher auf jeden Fall auch auf 96cm für stufenfreien Einstieg erhöht werden sollte, zu verlängern, so dass an diesem Bahnsteig zukünftig 4 S-Bahnen (mindestens Voll- falls möglich auch Langzüge) gleichzeitig halten können. Außerdem wären die benachbarten Gepäckbahnsteige 19/20 und 21/22 zu beseitigen und der zukünftig eh nicht mehr vom Fernverkehr benutzte Bahnsteig 18/19 zu verkürzen und zu verschmälern, um im Gegenzug den erwähnten S-Bahnsteig merklich zu verbreitern (wenn ich mich nicht täusche hat man Ähnliches in der Vergangenheit schon für einzelne Fernbahnsteige im südlichen Bahnhofsteil umgesetzt). Dies besonders auch um einen Zungenbahnsteig am S-Bahnsteig zu errichten um im äußeren Bereich zumindest einen, falls irgendmöglich sogar beide, der Züge auf separaten Gleisen (also 20a/21a, vergleichbar zB mit den Gleisen 8a und 18a in Leipzig Hbf, oder geplantem 1a in Hanau) abfertigen zu können, ohne dabei die Ein- und Ausfahrt der in der Haupthalle abzufertigenden Züge zu verhindern. Zudem ist der Bahnsteig angemessen via aufzuwertendem Quertunnel an den direkt unter ihm befindlichen Tiefbahnhof anzubinden, um auch von den außerhalb der Haupthalle abgefertigten Zügen zügig zu den im dichten Takt weiter Richtung Innenstadt fahrenden unterirdischen S-Bahnen zu gelangen. Von dem derart erweiterten oberirdischen S-Bahnsteig ließen sich dann Verstärkerzüge zum Flughafen (S70 und S80 im langfristigen RMV-Konzept), zur Messe und weiter nach Eschborn, und eventuell auch nach Höchst oder Bad Vilbel schicken, notfalls auch unter Mitbenutzung weiterer oberirdischer Bahnsteige.
Insbesondere die Bahnsteigverlängerung wird auch Anpassungen im Gleisbild erfordern, aber insgesamt sollte der gesamte Aufwand relativ überschaubar, und im Gegensatz zu einer zweiten Stammstrecke bezahlbar und relativ zügig umsetzbar sein. Eine andere Möglichkeit schon heute dringend nötige und auch aus Attraktivitätsgründen durchaus angebrachte Taktverdichtungen auf den westlichen S-Bahn-Strecken zu erreichen ohne dabei das gesamte Netz komplett umzustrukturieren sehe ich sonst erstmal nicht.
Auf den östlichen Strecken stellt sich die Lage einfacher dar, dort könnte man eventuelle Verstärkerzüge der S1, S2 oder S8 einfach ab OF-Ost statt Richtung Frankfurt wieder nach OF-Hbf schicken. In OF-Ost könnte dann ähnlich wie in Frankfurt Hbf zu den ab da ja im dichten Takt fahrenden normalen S-Bahnen auch anderer Linien Richtung Hauptwache umgestiegen werden. Das Konzept für OF macht natürlich nur dann wirklich Sinn wenn OF-Hbf wieder halbwegs anständig in das dortige Nahverkehrsnetz eingebunden ist, wozu ich insbesondere die Verlängerung der Frankfurter Straßenbahn über eben Jenen beispielsweise zur Stadthalle oder in die Sprendlinger Landstraße zähle. Würde den Hauptbahnhof aufwerten und auch jeglicher Notwendigkeit die Grundlage entziehen, den Offenbacher Regionalzughalt nach Ost zu verlegen.