Die Straßenbahn hat halt den Vorteil, dass sie die Stadtzentren direkt erschließt, im Gegensatz zur S-Bahn, die gerade außerhalb von Frankfurt sehr oft teils sehr weit an den Innenstädten vorbeifährt.
Für mich persönlich wäre zum Beispiel eine umsteigefreie Direktverbindung per Tram vom Frankfurter Hauptbahnhof ins Gewerbegebiet Sprendlingen hoch attraktiv, selbst wenn sie dank des Flaschenhalses Frankfurter Straße in N-I länger brauchen würde als die jetzige Verbindung per S-Bahn und Bus.
Ich habe das mal irgendwo gelesen und kenne das auch von mir selbst, dass die Bereitschaft, eine Strecke per ÖPVN zurückzulegen, rapide sinkt, wenn die Verbindung von Haus zu Haus mehr als maximal einen Umstieg beinhaltet, weil das die Reise kompliziert, unkomfortabel, langwierig und risikobehaftet (klappt es mit dem Anschluss?) macht.
Gerade bei diesem Beispiel: vom Bahnhof in Neu-Isenburg fahren verschiedene Buslinien mit unterschiedlichen Zielen auf unterschiedlichen Routen mit unterschiedlichen Fahrzeiten nach Sprendlingen, einige fahren von der Westseite des Bahnhofs ab, andere von der Ostseite. Komplizierter geht es kaum mehr. Und ja, dafür gibt es die RMV-App, aber was mache ich, wenn der Akku alle ist? Dann schaukeln die (oft überfüllten) Busse auch noch durch die gesamten Isenburger Innenstadt und biegen dabei gefühlt vierhundert Mal ab, am Ende hat man fast ein Schleudertrauma. Da stünde ich lieber mit der Tram auf der Frankfurter Straße im Stau.
Einen Tunnel unter N-I zu buddeln, halte ich für illusorisch. Oesterling hat für Frankfurt ja schon ausgerufen, dass es außer dem Lückenschluss Ginnheimer Kurve keine weiteren Tunnel mehr geben und alles nur noch oberirdisch gebaut wird, weil es sonst zu teuer wird und gleichzeitig in den nächsten Jahren die Schieneninfrastruktur massiv ausgebaut werden muss. Ich weiß nicht, ob Neu-Isenburg als klassische Speckgürtelgemeinde über genügend finanzielle Reserven verfügt, einen Tunnel alleine zu finanzieren, aber ich glaube, dazu fehlt auch der politische Wille. Bleibt nur die Frankfurter Straße, mit allen Nachteilen. Aber da fahren ja auch jetzt schon Busse, also wird auch eine Straßenbahn gehen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass das Isenburg-Zentrum erheblich davon profitieren könnte, wenn es aus Sachsenhausen und Sprendlingen umsteigefrei und bequem per Tram erreichbar wäre.