Das Projekt einer Straßenbahn von Neu-Isenburg über Dreieich nach Langen kommt einen wichtigen Schritt voran: Am Freitag, 11. März unterzeichneten Vertreter der drei Städte und der Stadt Frankfurt am Main die Vereinbarung für eine Machbarkeitsstudie. Diese soll bis Mitte 2024 fundierte Erkenntnisse über Trassenführung, Fahrgastzahlen, Kosten und Fördermöglichkeiten liefern. Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, die Bürgermeister der drei Städte, Martin Burlon (Dreieich), Herbert Hunkel (Neu-Isenburg), Prof. Jan Werner (Langen) und der Frankfurter Dezernent für Mobilität, Stefan Majer, sehen nun deutlich die Chance, den umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr im Westkreis Offenbach attraktiv auszubauen.
Im vergangenen Jahr war eine Potenzialstudie zu dem Ergebnis gekommen, dass die Straßenbahnverlängerung ein erfolgversprechendes Projekt ist. Die Gutachter stellten in der Studie fest, dass die geplante Trasse der Straßenbahnrealisierbar ist. Als nächsten Schritt empfiehlt die betreuende Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft traffiQ eine vertiefende Machbarkeitsstudie mit einer fundierten Nutzen-Kosten-Untersuchung, von deren Ergebnis am Ende die Bereitstellung von Fördermitteln durch Bund und Land abhängt. Es bestehen nach Einschätzung der Gutachter gute Chancen, die Förderfähigkeit zu erreichen.
Diese Machbarkeitsstudie kann nun in Auftrag gegeben werden. Sie umfasst verkehrliche, städtebaulich-gestalterische und wirtschaftliche Belange. Sie wird Lösungsvorschläge insbesondere für die Ortskerne, die großen Kreuzungen und die Querung der Dreieichbahn entwickeln. In Sondermodulen werden die Anbindung an den Langener Bahnhof untersucht sowie eine Variante, bei der die Straßenbahn einen Endpunkt nördlich des Dreieicher Ortszentrums erhält.
Von der Straßenbahnverbindung können rund 130.000 Einwohnerinnen und Einwohner sowie etwa 90.000 Arbeitsplätze in den drei Kommunen profitieren. Die tägliche Fahrgast-Nachfrage auf der bestehenden Strecke, die bislang an der Frankfurter Stadtgrenze zu Neu-Isenburg endet, würde durch die Verlängerung auf das Dreifache gegenüber heute ansteigen. Die Gutachter der Potenzialstudie rechneten mit rund 5000 Neukunden täglich. Weit über 50.000 Pkw-Kilometer könnten so am Tag eingespart werden. Weitere gut 4000 Fahrgäste würden von der an den westlichen Ortsteilen verkehrenden S-Bahn zur Straßenbahn wechseln, was zu einer Entlastung der stark nachgefragten S-Bahn-Verbindung Richtung
Darmstadt beiträgt.
Ökologische Bewältigung
des Verkehrs
Für die vier Partner spielt die ökologische Bewältigung des Verkehrs im
Ballungsraum Rhein-Main eine wichtige Rolle: „Eine Straßenbahnverbindung von
Frankfurt über Neu-Isenburg bis nach Dreieich und Langen kann ein
zukunftsweisendes Angebot für die vielen Pendlerinnen und Pendler sein, die
heute täglich im Westkreis Offenbach unterwegs sind oder von dort nach
Frankfurt fahren. Dieses e-mobile-Angebot wird auch die Luftreinhalteziele der
Stadt Frankfurt enorm unterstützen“, erklären die Stadtoberhäupter gemeinsam.
Die Kosten für die Machbarkeitsstudie belaufen sich voraussichtlich auf 360.000
Euro, die zu gleichen Teilen von den vier Partnerkommunen getragen werden. Die
Federführung liegt bei der städtischen Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft
traffiQ. Beteiligt ist ferner die kvgOF, die Nahverkehrsgesellschaft des
Kreises Offenbach.
Zitate:
Peter Feldmann,
Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main
„Die Straßenbahn ist als modernes Verkehrsmittel aus Frankfurt nicht
wegzudenken. Ohne die Tram sind insbesondere unsere ehrgeizigen Klimaziele
nicht zu erreichen. Und Klima – das hört an der Stadtgrenze nicht einfach auf.
Umso mehr freut es mich, dass unsere südlichen Nachbarkommunen sich jetzt
mit Nachdruck auf den Weg machen, auch von diesem umweltfreundlichen
Verkehrsmittel zu profitieren. Klare Ansage: Wir wollen damit 50.000
Pkw-Kilometer pro Tag einsparen.“
Martin Burlon,
Bürgermeister der Stadt Dreieich
„Ohne einen attraktiven Nahverkehr in der Region, bei dem die Straßenbahn eine
ganz wesentliche Rolle spielt, werden wir die Herausforderungen der Mobilitäts-
und Klimawende nicht bewältigen können. Zudem bringt eine Verlängerung der
Straßenbahn die Menschen entlang der Strecke im wahrsten Sinne des Wortes noch
rascher zusammen – schnellen, kraftfahrzeugfreien Fahrten zwischen den Kommunen
gehört die Zukunft – und die Tram ist ein Teil davon.“
Herbert Hunkel,
Bürgermeister der Stadt Neu-Isenburg
„Je attraktiver die öffentlichen Verkehrsmittel sind, desto mehr Menschen
werden sie auch nutzen. Davon bin ich überzeugt. Mit der Verlängerung der
Straßenbahn bis nach Langen und mit der Regionaltangente West schaffen wir gute
Voraussetzungen für mehr Klimaschutz und eine bessere Lebensqualität in
Neu-Isenburg. Darüber hinaus stärkt die Straßenbahn als Frequenzbringer den
Neu-Isenburger Einzelhandel in der Innenstadt.“
Prof. Jan Werner,
Bürgermeister der Stadt Langen
„Die Einwohnerzahl Langens wird in den kommenden Jahren durch zahlreiche
Neubauvorhaben stark steigen. Zudem entsteht gerade ein neuer Technologiepark
mit vielen Arbeitsplätzen. Deshalb ist es erforderlich, die Verkehrsströme auf
möglichst viele Mobilitätsangebote zu verteilen. Dabei ist die Straßenbahn als
klimafreundliches Verkehrsmittel ein wichtiger und zukunftsweisender Faktor.
Ein weiterer positiver Aspekt für die Bevölkerung, der für die Trasse spricht,
ist eine verbesserte Anbindung der drei Städte im Westkreis Offenbach an die
Asklepios Klinik Langen.“
Stefan Majer, Dezernent
für Mobilität und Gesundheit der Stadt Frankfurt am Main
„Wer hätte noch vor einem Jahrzehnt geglaubt, dass über eine
Straßenbahnverlängerung über Neu-Isenburg und Dreieich bis nach Langen
ernsthaft nachgedacht worden wäre? Die Zeit ist reif dafür, dass die
Pendlerhauptstadt Frankfurt partnerschaftlich mit ihren Nachbargemeinden die
großen Verkehrsprobleme angeht. Die Straßenbahn als attraktives Verkehrsmittel
bringt Entlastungen für die Menschen, die in der Bahn sitzen und die an ihr
wohnen. Sie wird die Attraktivität der Stadtzentren stärken. Und sie wird ein
deutlicher Beitrag zum Klimaschutz sein.“
Dr.-Ing. Tom Reinhold,
Geschäftsführer, traffiQ Frankfurt am Main
„Für die Fahrgäste entstehen schnelle und umsteigefreie Verbindungen, die sie
direkt in die Zentren der drei Städte im Westkreis Offenbach und nach Frankfurt
bringen. Davon werden alle profitieren.“