Selbst wenn das Fortschreiten neuer Crashnormen als exzessiv wahrgenommen wird, ist es doch fraglich, dass dahinter eine „Lobby“ stünde. Welche denn? Die Hersteller haben nichts davon – ständige Neuentwicklungen sorgen dafür, dass alte Entwicklungen an Wert verlieren statt durch viel Serienproduktion amortisiert zu werden, und die Besteller haben nichts davon, dass Entwicklungsdauern länger sind.
Diese These nimmt an, dass ein Schienenfahrzeughersteller eine Institution ist, bei der alle exakt am gleichen Strang ziehen und tatsächlich nach der optimalen Lösung für den Gesamtbetrieb streben.
Das ist aber in der Praxis in keinem Betrieb der Fall. Es gibt Abteilungen oder sogar Einzelpersonen, die nach persönlicher Profilierung streben.
Ich bin in einem anderen Bereich zuhause, aber ich denke, die Probleme lassen sich übertragen:
Jeder Hersteller beteiligt sich an der Normung. Das heißt aber nur, dass er Einzelne entsendet. Davon bringt dann einer einen Vorschlag ein (unabhängig von der Sinnhaftigkeit) und dann wird darüber diskutiert und abgestimmt.
Gegen einen Vorschlag zu stimmen ist aber gar nicht so einfach: Es sind viele Leute anwesend, die sich für das aktuelle Thema nicht interessieren, und wissen, dass es mit einem "ja" vom Tisch kommt.
Ich kenne das Ganze nur aus Bereichen, wo es nicht um Sicherheit geht. Einen Vorschlag, der "der Sicherheit dient", dürfte sehr schwer abzulehnen sein.
Dazu kommt die Frage, ob die Schienenfahrzeughersteller unter dieser Normung wirklich so leiden. Sie stellt nämlich schon länger einen Freibrief dar, nahezu beliebige Kostensteigerungen bei gleichzeitiger Qualitätsminderung zu rechtfertigen.
Nebenbei schotten diese Normen den Markt ein Stück weit ab.
Ich wage allerdings zu behaupten, dass die Crashnormen primär den Wagenkasten betreffen, und die hier diskutierten Probleme eher nicht im Wagenkasten zu suchen sind.
Ich vermute eher, dass die Steigerung der Komplexität des Gesamtfahrzeuges einfach zu viele kleine Probleme mit sich bringt, von denen keins neu ist.
Aber die hängt doch garantiert auch an einem Umrichter. Und jener sollte (bei heutiger rein elektronischer Bauart) - wenn er so unterschiedliche Spannungen verträgt - durch veränderte Stromaufnahme die Leistung in beiden Fällen konstant zur Verfügung stellen 
Genau das ist nicht der Fall. Elektronik kann auch nicht zaubern und die Natur der Sache will, dass jedes Stück Technik optimale Betriebsbedingungen kennt und abseits davon schlechter funktioniert.
Halbleiter haben Limits für Spannung und Strom. Das bedeutet, um (sagen wir) 100kW aufzunehmen, muss der Umrichter an 420V (600V-30%) 240A ziehen können, aber auch an 900V (mehr als die doppelte Spannung!) noch funktionieren. Das heißt, dass mindestens die Halbleiter um Faktor 2 größer dimensioniert werden müssen, um an allen möglichen Spannungen die geforderte Leistung zu bringen.
Wenn wir den Spannungsbereich auf 525-900V einschränken (750V +20/-30%), müssen wir das Ganze nur noch auf 190A auslegen.
Will man den Umrichter nicht auf den zusätzlichen Strom auslegen, muss man sicherstellen, dass bei niedriger Fahrleitungsspannung niemals mehr als 190A gezogen werden - Also muss man gezielt die Leistung beschränken, und dabei wieder etwas Reserve einplanen. Ist die Reserve zu klein, kommt es zu Störungen. Ist die Reserve zu groß, kühlt es zu wenig. Falsch macht man es immer.
"Konventionellere" Technik würde bei Spannungseinbruch einfach (erheblich) Leistung verlieren, aber weiterlaufen.
Das heißt nebenbei auch, dass ein (unerwarteter, z.B. durch Eis verursachter) Spannungseinbruch eine Mehrbelastung darstellt, der potentiell eine Störung verursacht.