Mainz und der RMV: Regional- und Expressbusse?

  • Mainz hat im RMV einen schwierigen Stand. Man korrigiere mich, aber Mainz ist kein vollwertiges Mitglied im RMV. Ganz zu schweigen von Rheinhessen. Trotz vieler Verflechtungen mit dem Rhein-Main-Gebiet wird Rheinhessen in den Planungen des RMV gar nicht berücksichtigt, hier bleiben nur die Bemühungen des Landes Rheinland-Pfalz - man siehe nur die Pressemitteilung zum Fahrplanwechsel und die dortige Nichterwähnung des on-demand-Verkehrs in Mainz. Rheinhessen und Mainz können froh über die S8, RB75 und die inzwischen halbstündlich verkehrenden RE-Linien nach Frankfurt und den Übergangstarif zum RNN sein (eine Integration von Rheinhessen in den RMV steht wohl nicht Mal zur Debatte). Dennoch enden viele Züge in Mainz, obwohl eine Weiterfahrt nach Hessen für viele Kunden äußerst attraktiv sein dürfte. Hierzu zählen die Züge von Mainz nach Alzey (bis auf einzelne Züge zur HVZ fahren keine weiter nach Hessen) oder die VRN-S6 von Mannheim nach Mainz. Sie bietet sich eigentlich perfekt an, den Takt zwischen Mainz und Wiesbaden weiter zu verdichten.


    Eine Ausweitung des Schienenverkehrs nach Hessen scheitert aber auch an den begrenzten Kapazitäten der Eisenbahnbrücken über den Rhein und der weiteren Zulaufstrecken. Eigentlich sind alle Strecken ab Mainz Richtung Rhein-Main voll ausgelastet oder überlastet. Für weitere Taktverkehre ist dort nicht mehr viel Platz, Ausbauten werden nicht in naher Zukunft ausgeführt, wenn diese überhaupt kommen (allem voran der Ausbau der Strecke zwischen Mainz-Bischofsheim und Frankfurt). Ob die Wallauer Spange Entlastung für Mainz bringen wird? Dort sind eigentlich nur zusätzliche Verkehre nach Wiesbaden geplant und keine Linienanpassungen im Bestand, bis auf die womöglich verkürzte S9.


    Die verkürzte S9, deren Anpassung ich nach wie vor kritisch sehe, böte sich eigentlich perfekt an, um einen 15 Min. Takt der S8 nach Mainz zu realisieren. Es dürfte aber an der Kapazität der Mainzer Südbrücke scheitern.


    Die Verlängerung der RE von Alzey über Mainz hinaus habe ich schon genannt, genau wie die Verlängerung der S6 nach Wiesbaden. Für den Schienenverkehr weitere interessante Möglichkeiten wären sicherlich stündliche Direktzüge von Bingen/Bad Kreuznach über Ingelheim nach Wiesbaden oder aus dem Rheingau direkt nach Mainz. Eine Linie von Wiesbaden über Mainz und Groß-Gerau direkt in den Ried oder an die Bergstraße hätten auch ihren Reiz.


    Alle diese Ideen setzen aber teure Schienenausbauten voraus. Wie sieht es also im deutlich flexibleren Busverkehr aus? Hier ist die Bundeslandgrenze noch viel stärker ausgeprägt als im Schienenverkehr. Bis auf die Mainzer Stadtbuslinien in die ehemaligen rechtsrheinischen Mainzer Stadtteile, nach Wiesbaden und eine Linie nach Hochheim kreuzen zwischen Koblenz und Worms keine weiteren Buslinien den Rhein.


    Während die Schiersteiner und Weisenauer Autobahnbrücken von bis zu 200.000 Kfz am Tag genutzt werden (also bis zu 100.000 potentielle Kunden, wenn jedes Auto nur mit einer Person besetzt ist und jedes Fahrzeug eine Hin- und Rückfahrt am Rad macht) und diese Brücken in den letzten Jahren großzügig ausgebaut wurden (und der ÖPNV nicht), queren hier lediglich je eine Buslinie im 30 Min. Takt die Schiersteiner und Weisenauer Brücke. Im Falle der Schiersteiner Brücke erst seit kurzem wieder. Ein Armutszeugnis! Es sind also schätzungsweise 120 Busse bei 200.000 Kfz täglich auf den beiden Autobahnbrücken unterwegs. Der Anteil ist also verschwindend gering.


    Im anderen Therad zum Fahrplanwechsel in Mainz wurde gerade erst angeregt, dass die Schiersteiner Brücke viel stärker für den ÖPNV genutzt werden sollte. Im Zuge der Selzbachtalsperrung und dem gekappten Eisenbahnverkehr nach Wiesbaden hätten zusätzliche Busverbindungen über die Schiersteiner Brücke nach Mainz und Rheinhessen sicher Abhilfe schaffen können. Zudem fand gestern die zweite Bürgerbeteiligung zum Verkehrskonzept Rheinhessen 2040 statt. Dort wurden auch überwiegend (Schnell)busse als mittelfristige Lösung vorgeschlagen, unter anderem auf dem Mainzer Autobahnring.


    Warum also wird der Busverkehr nicht weiter ausgebaut? Im RMV setzt man zurzeit auf X-Busse, Mainz ist hiervon aber meilenweit entfernt. Neben X-Bussen auf den Autobahnen schweben mir auch erstmals Regionallinien in die benachbarten hessischen Landkreise vor, z.B.:


    Mainz Innenstadt - Ginsheim - Trebur - Geinsheim - Riedstadt
    Mainz Innenstadt - Bischofsheim - Bauschheim
    Mainz Innenstadt - Hochheim - Flörsheim - Weilbach - Hofheim
    Mainz Innenstadt - Hochheim - Delkenheim - Wallau
    Mainz Innenstadt - Schierstein - Schlangenbad - Bad Schwalbach
    Mainz Innenstadt - Schierstein - Rheingau


    Folgende X-Busse könnten für Entlastung sorgen:


    "Oben rum" über den Mainzer Ring und die Schiersteiner Brücke:


    Ingelheim - Heidesheim - A643 - Wiesbaden
    Budenheim - A643 - Wiesbaden
    Finthen - Gonsenheim - A643 - Wiesbaden
    Nieder-Olm - Klein-Winternheim - Lerchenberg - A60 - A643 - Wiesbaden


    "Unten rum" über den Mainzer Ring und die Weisenauer Brücke:


    Finthen - Drais - Lerchenberg - A60 - Rüsselsheim - Darmstadt/Flughafen
    Nieder-Olm - Klein-Winternhein - A60 - Rüsselsheim - Darmstadt/Flughafen
    Undenheim - Mommenheim - Hechtsheim - A60 - Rüsselsheim - Darmstadt/Flughafen
    Oppenheim - Nierstein - B9 - A60 - Rüsselsheim - Darmstadt/Flughafen
    Nackenheim - Bodenheim - Laubenheim - A60 - Rüsselsheim - Darmstadt/Flughafen


    Mit entsprechenden Haltstellen direkt an der Autobahn (ohne dass die X-Busse diese verlassen müssten) können Umsteigestationen zum lokalen Straßenbahn-/Busverkehr entstehen, bspw. an der Äppelallee in Wiesbaden, an der Saarstraße, am Jägerhaus in Mainz oder an der Adam-Opel-Straße in Rüsselsheim. Für den ÖPNV nutzbare Standstreifen könnten eine Stauumfahrung erlauben. Langfristig könnten auch Umsteigestationen zu den Eisenbahnstrecken entstehen, bspw. in Biebrich am Schiersteiner Kreuz, in Mombach, am Gutenberg-Center bzw. in Marienborn und an der Portland.


    Natürlich, viele dieser X-Busse stehen in Konkurrenz zum SPNV (und ich und viele andere bevorzugen den SPNV), aber wenn dieser nun Mal nicht mittelfristig ausgebaut wird bzw. die Kapazität nicht mehr erhöht werden kann, muss nach Alternativen gesucht werden. Busse auf Autobahnen sind eine kurzfristige und schnelle Lösung - zu Beginn auch problemlos ohne Umsteigestationen direkt an der Autobahn. Warum also nicht?

  • Mainz hat im RMV einen schwierigen Stand. Man korrigiere mich, aber Mainz ist kein vollwertiges Mitglied im RMV. Ganz zu schweigen von Rheinhessen.

    Mainz ist eigentlich (!) gar kein Mitglied im RMV, sondern hängt nur über den VMW (Verkehrsverbund Mainz-Wiesbaden mit ESWE) im RMV drin. Und Rheinhessen hat seinen eigenen Verkehrsverbund, nämlich den RNN.