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Warum die Bahn dauernd zu spät kommt
2004 war das "Jahr der Pünktlichkeit" bei der Deutschen Bahn -- doch wie pünktlich die Züge in diesem Jahr wirklich waren, verrät der Konzern wie üblich nicht genau. "Wir hatten 36 Projekte zur Verbesserung der Pünktlichkeit, aber besser wurde es nicht", beklagte sich Bahn-Chef Hartmut Mehdorn laut Redetext noch in diesem Herbst auf einem Verkehrsforum in der Schweiz. Über die Ursachen und mögliche Abhilfen berichtet das Technologiemagazin Technology Review[1] in seiner neuen Ausgabe.
Zwei Probleme ärgern die Fahrgäste der Bahn, die mit dem System Rad-Schiene grundsätzlich die Möglichkeit hätte, einen reibungsloseren Ablauf zu gewährleisten: Verspätungen und verpasste Anschlüsse. Im August 2004 etwa lag die Pünktlichkeitsquote bei nur 82 Prozent. Und selbst an Tagen ohne besondere Störungen verpassen im Fernverkehr 10.000 Passagiere den Anschluss. Wenn Vorgaben nicht eingehalten werden, ist die Bahn in den meisten Fällen selbst verantwortlich: Nur ein Drittel der "Störungen im Betriebsablauf" kommt laut der offiziellen Darstellung durch äußere Einwirkungen zustande.
Bundesweit gibt es derzeit tausende von so genannten "Mängel-Langsamfahrstellen" - und es dauert im Durchschnitt 200 Tage, bis eine "Mängel-La" wieder aufgehoben werden kann. Das bedeutet im Extremfall: Fast sieben Monate Verspätungen; diesen Wert will die Bahn durch "bessere Prozesse" senken. Teilweise aber macht sie die Mängel-Las einfach zur Dauer-La. Das verringerte Tempo wird im Fahrplan berücksichtigt und führt nicht mehr zu Verspätungen - später kommt der Zug dann allerdings immer noch.
Eine "flächendeckende Ausrüstung der Zugbegleiter mit Spezialversionen von Nokias Communicator" soll in Zukunft zumindest dabei helfen, den Überblick zu bewahren: Mit den Geräten können die Schaffner unterwegs Verspätungsmeldungen abrufen und vorausmelden, wieviele ihrer Fahrgäste welchen Zug noch erreichen wollen. Am Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik wurde außerdem ein Computersystem entwickelt, das die Bahn-Infrastruktur ohne Abstraktionen abbildet. Es könnte bei der Erstellung von robusteren Fahrplänen helfen und in Echtzeit Empfehlungen zum Umgang mit Störungen geben.
Siehe dazu in der aktuellen Ausgabe[2] von Technology Review:
Anschluss verpasst, Technology Review 1/2005, S. 54
Das Heft ist ab dem 23.12. bei gut sortierten Einzelhändlern erhältlich oder kann portokostenfrei online [3]bestellt werden.
(sma[4]/Technology Review) (sma/Technology Review)
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Quelle: heise newstickicker