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Für die gleiche Strecke 20 Minuten mehr
Neue Buslinien machen den Weg von Obertshausen nach Hausen länger/ Gerhards: Können uns Stadtbus nicht leisten
Obertshausen (tam) - Eben noch am Frankfurter Flughafen und knapp eine Stunde später schon am Kölner Dom. In Zeiten, wo Reisende immer schneller von A nach B transportiert werden, fragt sich Andreas Gerth, warum seine Tochter Jessica neuerdings 26 Minuten braucht für ihren Schulweg. Vor Einführung der S-Bahn und ihren Folgen auf den innerörtlichen Busverkehr schaffte es die 12- Jährige von der Beethovenstraße bis zur Waldschule in fünf Minuten.
"Seit der Bus 120 eine andere Streckenführung hat, muss meine Tochter bereits um 7.02 Uhr mit dem 900er losfahren", erklärt Andreas Gerth. Um 7.09 sei sie am Bahnhof und müsse bis 7.20 Uhr auf die Linie 120 warten. In der Brückenstraße sei sie um 7.28 Uhr und habe dann noch zwölf Minuten Zeit um pünktlich zur ersten Stunde in der Waldschule zu sein.
Noch schlimmer sei die Situation, wenn die Sechstklässlerin um 8.30 Uhr - zur zweiten Stunde - Unterricht habe. "Dann muss Jessica bereits den Bus um 7.17 Uhr nehmen, weil der nächste erst um 8.02 Uhr fährt und ist schon um 7.58 Uhr in der Schule", erklärt Gerth.
Die Familie sei vor zweieinhalb Jahren von Hausen nach Obertshausen gezogen. Damals habe man ihnen erklärt, dass in der Joseph-von-Eichendorf-Schule keine Plätze frei seien. "Aus diesem Grund haben wir Jessica in der Waldschule angemeldet". Mit dem 120er habe sie auch keine Probleme gehabt. Um 7.30 Uhr sei sie täglich losgefahren, und um 7.35 Uhr war sie in der Schule. "Das mit der S-Bahn ist eine tolle Sache, aber es nicht so schön, wenn es innerorts nicht richtig klappt", sagt Andreas Gerth. Er verstehe nicht, warum es keinen Stadtbus für Obertshausen gibt, wie in Dietzenbach und Rodgau.
"Wegen der schlechten finanziellen Lage hatten sich die zuständigen Ausschüsse gegen den Bus entschieden", erklärt Erster Stadtrat Hubert Gerhards. Die IG-Dreieich-Bahn habe der Stadt ein Konzept vorgelegt, wonach zwischen 350 000 und 450 000 Euro Zuschüsse pro Jahr für die Kommune angefallen wären. "Es war nicht die Frage, ob ein Stadtbus sinnvoll ist oder nicht, sondern wir können uns das einfach nicht leisten", sagt Gerhards.
Mit leeren Kassen haben auch die andere Kommunen des Kreises zu kämpfen und dennoch war es ihnen möglich, einen Stadtbus einzuführen. Die Stadt Dietzenbach zahlt jährlich 500 000 Euro Zuschuss für die beiden Linien. Das Geld hat Dietzenbach vom Verkauf ihrer EVO-Anteile. In Planung ist hier zur Zeit außerdem noch die Einführung eines Schulbusses.
Der Obertshausener Stadtverwaltung sind die Probleme des neuen Liniensystems durchaus bekannt. "Wir nehmen das zum Anlass, uns mit der Kreisverkehrsgesellschaft (KVG) nochmal an einen Tisch zu setzen", versichert Erster Stadtrat Hubert Gerhards. Vor Einführung der S-Bahn habe die KVG zugesichert, dass die Busse und die Bahn abgestimmt zueinander fahren würden. Da dies in der Praxis nicht zu funktionieren scheint, müsse man gemeinsam nach einer neuen Lösung suchen. "Eventuelle Änderungen könnten dann jedoch erst beim nächsten Fahrplan berücksichtigt werden", erklärt Gerhards (dazu: Angemerkt).
Quelle: OP-Online