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Über die Stadtgrenze
Die VGF hält nun 49 Prozent an den OVB / Der Nahverkehr zwischen den Städten soll im Winter enger geknüpft sein
Die Partnerschaft zwischen der Frankfurter Verkehrsgesellschaft (VGF) und den Offenbacher Verkehrsbetrieben (OVB) ist perfekt. In Zukunft werden die Netzpläne der beiden Gesellschafter besser aufeinander abgestimmt und voraussichtlich mehr Buslinien über den Main fahren.
VON HANS-JÜRGEN BIEDERMANN
Frankfurt · 16. März · Die Abstimmung im Offenbacher Stadtparlament über die 49-Prozent-Beteiligung der VGF an den OVB ist am Donnerstag nur noch eine Formalität. Die Würfel sind nämlich nach FR-Informationen schon am Montagabend in der vertraulichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses von Frankfurts Nachbarkommune gefallen.
Das Frankfurter Verkehrsunternehmen wird für den Geschäftsanteil einen symbolischen Preis von einem Euro bezahlen. "Wir verpflichten uns, das Defizit der OVB in einem bestimmten Maße zu reduzieren", verweist VGF-Geschäftsführer Michael Budig auf den Vertragstext. Die Offenbacher Betriebe haben im vergangenen Jahr - ebenso wie 2002 -ein Minus von 7,1 Millionen Euro eingefahren. Der Manager erhofft sich von dem Engagement südlich des Mains neben einer besseren Wettbewerbsposition vor allem erhebliche Synergieeffekte (siehe nebenstehendes Interview).
Die Kooperation muss noch vom Bundeskartellamt abgesegnet werden, doch Budig geht von einem reibungslosen Verfahren aus. Er verweist auf die 49,9 Prozent-Beteiligung der VGF an der Hanauer Straßenbahn AG seit 1. Januar 2003, die von der Behörde innerhalb von vier Monaten "ohne Auflagen" genehmigt worden sei. Der Einstieg in Hanau habe sich schon kostensparend bemerkbar gemacht, zieht Budig ein erstes Fazit.
Der Nahverkehr zwischen Frankfurt und Offenbach wird möglicherweise bereits mit dem Winterfahrplan enger verknüpft. Bislang verbindet die beiden Städte lediglich die VGF-Buslinie 939 - von der Bornheimer Löwengasse zum Offenbacher Hauptbahnhof. Keine Chance gibt Budig der Neuauflage einer Straßenbahn von Oberrad in die City der Nachbarstadt. Darin sieht er einen Parallelverkehr zur S-Bahn, der Finanzierungsprobleme aufwerfe.
Die künftige Geschäftsbeziehung betrifft zwei Verkehrsdienstleister unterschiedlicher Kategorien. Die OVB betreiben in der Stadt Offenbach auf neun Haupt- und sieben Nebenstrecken ausschließlich Buslinien. Das Netz umfasst 248 Kilometer, in dem pro Jahr rund zehn Millionen Personen befördert werden.
Nördlich des Mains sind die Verkehrsleistungen ungleich größer. Die VGF haben 52 Bus-, acht Straßenbahn- und sieben U-Bahnlinien im Angebot. Der Nahverkehr bedient eine Strecke von rund 335 Kilometern. Im vergangenen Jahr sind 155 Millionen Fahrgäste gezählt worden. Der Zuschussbedarf lag 2002 bei 43 Millionen Euro, womit ein Kostendeckungsgrad von 83 Prozent erreicht wurde.
Nach Darstellung von Geschäftsführer Michael Budig will die VGF nach dem Deal mit den OVB weiter auf Einkaufstour gehen. Man werde sich bei den Aktivitäten aber auf das Rhein-Main-Gebiet beschränken und anderswo keine Initiativen ergreifen. Zunächst strebt die Gesellschaft eine Beteiligung an einem Busunternehmen der Wiesbadener Verkehrsbetriebe an, dessen Gründung bevorsteht.
Quelle: Frankfurter Rundschau Online unter fr-aktuell.de
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INTERVIEW
Auf Busse konzentriert
Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) kauft sich mit 49 Prozent bei den Offenbacher Verkehrsbetrieben (OVB) ein. FR-Redakteur Hans-Jürgen Biedermann sprach mit VGF-Geschäftsführer Michael Budig über den Sinn des En-gagements und die Zukunft des Nahverkehrs zwischen den beiden Städten.
Frankfurter Rundschau: Gehen jetzt die Schranken zwischen Frankfurt und Offenbach hoch, gibt es eine Integration des Nahverkehrs?
Michael Budig: Die Schranken hat es über viele Jahrzehnte nicht gegeben, bis der Straßenbahnbetrieb zum Offenbacher Marktplatz wegen der S-Bahn zur Stadtgrenze hin zurückgenommen wurde. Die Abstimmung des gemeinsamen Nahverkehrs hat sehr viel Tradition. Was jetzt durch die Kooperation passiert, ist wieder ein neues Aufleben und eine wesentlich engere Zusammenarbeit.
Bislang verbindet nur eine Buslinie die beiden Städte. Wie könnte ein besseres Angebot konkret aussehen?
Inwieweit es neue Verkehrsangebote zwischen Frankfurt und Offenbach geben wird, das können wir im Augenblick nicht sagen.
Halten Sie eine Straßenbahnverbindung für wünschenswert ?
Ich gehe davon aus, dass die nicht wieder geschaffen wird. Das hängt schon alleine mit der Finanzierung zusammen, weil die Straßenbahn sehr stark in das Licht eines Parallelverkehrs zur S-Bahn gerückt würde.
Es könnte aber weitere Busverbindungen geben?
Die Kooperation wird sich auf den Busverkehr konzentrieren. Darüber haben die Planer nachzudenken.
Welche betriebswirtschaftlichen Vorteile ergeben sich aus der Geschäftsverbindung ?
Die beziehen sich auf alle Elemente unseres Leistungsspektrums. Das geht damit los, dass wir im Fahrdienstbereich die Angebote wirtschaftlicher ausrichten. Das betrifft das Betriebsmanagement, unsere Leitstellen werden möglicherweise sogar zusammengelegt und die Vorteile beziehen sich natürlich ganz wesentlich auf den Werkstattbereich. Wir wollen den Standort Offenbach nicht nur erhalten, sondern sogar stärken.
Lassen sich diese Synergieeffekte auch beziffern ?
Wir haben Abschätzungen gemacht, die aber als Bestandteil des betriebswirtschaftlichen Angebots vertraulich sind.
Die VGF hat sich schon in Hanau eingekauft und will auch in den Wiesbadener Busverkehr einsteigen. Wo liegen die Grenzen der Expansion?
Unsere Strategie richtet sich gegenwärtig auf das Rhein-Main-Gebiet. Hier wollen wir uns formieren und somit unsere Wettbewerbsposition stärken. Wir versuchen im Interesse betriebswirtschaftlicher Synergieeffekte, bei Ausschreibungen so viele Verkehrsleistungen wie möglich zu gewinnen.