ZitatAlles anzeigenAus Sicht der Bahn sprechen die vielen Baustellen auf den Strecken nicht für Investitionsstau, sondern für normalen Verschleiß
Die Bahn (DB) will in den kommenden drei Wochen Schienen und Weichen des S-Bahn-Netzes auf Mängel prüfen. Damit sollen überraschend auftretende Schäden verhindert werden, wie sie der DB in den zurückliegenden Monaten zu schaffen machten. Baustellen und Langsamfahrstrecken haben oft zu Verspätungen geführt.
Von Wolfgang Schubert
"Wir werden eine gründliche Inventur des S-Bahn-Kernnetzes vornehmen", kündigte Heinz-Jörg Otto, Chef von DB Netz in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland, im Gespräch mit der FR an. Als Kernnetz definiert der Diplomingenieur jene rund 200 Kilometer Schiene, auf denen mehr als eine S-Bahn-Linie verkehrt. Otto möchte wissen, "wo uns mittelfristig Bauarbeiten ins Haus stehen oder uns gar kurzfristig ein Problem überraschen könnte". Diese Maßnahme ist die Antwort der Bahn auf harsche Kritik des Rhein-Main-Verkehrsverbundes. Weil als Folge der vielen Baustellen die Verspätungen im S-Bahn-Netz dramatisch zugenommen haben, hatte RMV-Chef Volker Sparmann die Bahn Anfang vergangener Woche zu einem Krisengespräch geladen.
Nach Angaben von Netz-Niederlassungschef Otto werden zunächst alle schriftlichen Aufzeichnungen und Befunde zum technischen Zustand von Gleisen, Weichen und Unterbau durchforstet. "Wir wollen uns einen genauen Überblick verschaffen, wann und wo welche Arbeiten durchgeführt wurden und für welchen Zeitraum die Mitarbeiter die nächsten Maßnahmen veranschlagt haben", kündigt der Diplomingenieur an. Sollte sich eine Prüfung vor Ort als sinnvoll erweisen, werde diese veranlasst.
Die Lebensdauer eines S-Bahn-Gleises beträgt je nach Strecke und Belastung zwölf bis 15 Jahre. Der Unterbau - Schwellen und Schotterbett - muss nach Darstellung von Otto alle 20 bis 25 Jahre erneuert werden. Vorsorglich werden regelmäßige Inspektionen durchgeführt. Ein bis zwei Mal im Jahr werden im S-Bahn-Netz und auf den Regionalbahn-Strecken die Gleise vermessen, jedes halbe Jahr werden zusätzlich die Strecken von einem Mitarbeiter von DB Netz abgelaufen und per Augenschein überprüft. Dennoch, sagt Heinz-Jörg Otto, "kann es immer wieder einmal vorkommen, dass unsere Einschätzung nicht stimmt und das Gleis früher kaputt ist als angenommen".
Dass die Zahl der Baustellen in den vergangenen Wochen auffällig gestiegen ist, sei Folge einer mehr oder weniger zufälligen Häufung routinemäßig anstehender Sanierungsmaßnahmen. "Die Strecken, an denen wir zurzeit arbeiten, sind von der Lebensdauer her einfach dran." In Zukunft wolle man eine solche Häufung jedoch vermeiden und die Arbeiten nach Möglichkeit über drei bis vier Jahre strecken. Otto widerspricht Vermutungen, die Bahn habe jahrelang nichts für die Erhaltung des vorhandenen Netzes getan, das Geld bevorzugt in Neubaustrecken gesteckt und werde nun für den Investitionsstau bestraft.
Lediglich zwei Baumaßnahmen seien vermeidbar gewesen. Die Einrichtung einer Langsamfahrstrecke zwischen Bad Vilbel und Friedberg, wo die Bahnen über Wochen auf etwa einem Kilometer Länge nur mit Tempo 10 fahren konnten, sei die Folge einer Fehleinschätzung eines verantwortlichen Mitarbeiters gewesen. "Der Abschnitt hätte sechs bis neun Monate früher erneuert werden müssen." Unerwartet seien auch Weichen im Westbahnhof kaputt gegangen. Als Weichen und Gleise 2000 saniert wurden, habe die Firma eine Lebenserwartung bis 2005, bis zur anstehenden Grunderneuerung der Gleise im Bahnhof West vorausgesagt. Gehalten aber hätten sie nur zweieinhalb Jahre.
Den Gleisbauern hat in den letzten Wochen auch die Hitze zugesetzt. Dabei waren es keine Schienenverwerfungen, die ihnen zu schaffen machten. Es waren die Vorschriften,die besagen, dass aus Sicherheitsgründen die Arbeiten eingestellt werden müssen, wenn die Temperatur der Gleise 35 Grad überschreitet. Das Thermometer zeigte einige Grade mehr an.
Naja, ich weiß ja nicht...zum Beispiel in dem Fall am Westbahnhof, wo man der Bahn ja anscheinend zugesichert hat, dass die nun ausgetauschten Weichen fünf Jahre halten würden, hätte die Bahn ja nun wohl das Recht, die Gleisbaufirma in Regress zu nehmen. Die Frage ist, ob bei einer Überprüfung eine unzureichende Ausführung der Arbeiten feststellbar gewesen wäre...wenn ja, dann hätte wohl die dafür zuständige Instanz geschlampt.