Der VRN plant derzeit zum 01.01.2017 oder 01.01.2018 die Ausweitung des momentan in Heidelberg getesteten eTarifs auf das gesamte Verbundgebiet. Dürfte mit Einschränkungen eher 2018 werden.
Beim eTarif handelt es sich um ein Abrechnungsmodell für Touch & Travel, bei dem Fahrpreise auf Basis der Luftlinienentfernung zwischen Eincheck- und Auscheck-Haltestelle berechnet werden. Näheres zum Tarif findet sich hier beim VRN. Zum 01.01.2015 wurde der eTarif in der VRN-Wabe 125 - Heidelberg Stadt - testweise eingeführt, begleitet von Marktforschungsstudien.
Ziele des VRN in der Einführung sind mittelfristig:
- Mehrnutzung im Kurzstreckenbereich <5 km durch niedrigere Einstiegspreise (bis zu dieser Entfernung ist der eTarif billiger als der PS2-Wabentarif in den Großstädten)
- Höhere Tarifergiebigkeit auf Langstrecken >45 km (ab dieser Entfernung ist der eTarif teurer als der PS7-Wabentarif mit netzweiter Gültigkeit)
Ausgewiesenes langfristiges Ziel ist die Einführung eines Tarifsystems, das vom Kunden nicht mehr bewußt wahrgenommen bzw. mit Kosten verbunden wird und damit Hemmschwellen in der Nutzung senkt.
Das eTarif-Konzept ist ausschließlich ausgelegt für Gelegenheitsnutzer und soll auch nur auf diese angewendet werden. Die Stammkunden sollen dabei nicht angetastet werden. Bei einer Befragung von 233 Gelegenheitsnutzern des regulären Bartarifs an Fahrkartenautomaten befanden 82% das Konzept des eTarifs nach kurzer Vorstellung als "gut" oder "sehr gut". In den begleitenden Marktforschungsstudien wurde der eTarif audrücklich als "leistungsgerecht" und "flexibel" aus Kundensicht gelobt, gleichzeitig aber auch die Kundenerwartung von Preislimits (Tagesbestpreis, Monatslimit etc) sowie die ausdrückliche Ablehnung differenzierender Konzepte wie tageszeitabhängiger Preise ausgedrückt.
Es wurden durch Testnutzer mindestens 5000 Fahrten monatlich mit dem eTarif in der Wabe 125 durchgeführt; durch Gewinnspiele u.ä. wurde dies im Laufe der Zeit noch etwas gesteigert auf zum Ende letzten Jahres 7000 Fahrten monatlich; die Datengrundlage für die Gesamttestphase des eTarif dürfte damit dann zum Schluss bei rund 200.000 Fahrten liegen. Da schlicht die Abrechnung innerhalb der Wabe vollständig umgestellt wurde - normales Touch&Travel ist in der Wabe 125 nicht möglich - brauchte man auch nicht groß Testnutzer anzuwerben. Weitere 3000-4000 Fahrten monatlich werden im selben Zeitraum im gesamten VRN per normalem Touch&Travel durchgeführt, die "Dichte" der Nutzung in Heidelberg scheint damit enorm hoch zu sein. Die meisten Personen scheinen dabei den eTarif entweder eher "unbewußt" oder mit entsprechendem Vorwissen zu nutzen - die dazu geschaffene spezielle Preisauskunft mit der sich der eTarif-Preis zwischen zwei Haltestellen in Heidelberg im Voraus berechnen läßt (der "eTarif-Rechner" auf obig verlinkter Seite) verzeichnete - abgesehen vom Einführungsmonat - nur 200-300 Anfragen monatlich.
Unter den Testnutzern wurde auch prompt Datamining zu Wegeprofilen betrieben, um Mißbrauchsquoten und Fallstricke des Tarifsystems zu finden. Bei 96,2% der Fahrten wurde das Check-In-Check-Out-System korrekt benutzt, wobei in 8,3% der Fälle der Check-Out an der richtigen Haltestelle verspätet vorgenommen, d.h. erst vergessen wurde. Von den restlichen 3,8% war in 39,5% der Fälle die Fehlnutzung zu Ungunsten des Fahrgasts.
Das eTarif-Konzept wurde letzten Monat für den Mobilitätspreis des österreichischen VCÖ nominiert, d.h. unter die besten fünf sortiert und zur Abstimmung gestellt.
Das einzige problematische am eTarif ist dass dabei Touch&Travel benutzt wird - und die DB Vertrieb hat dem VRN die Touch&Travel-Verträge zum 30.11.2016 gekündigt. Der VRN verhandelt derzeit über den Weiterbetrieb, prüft aber parallel auch die Entwicklung eines eigenen Smartphone-basierenden Check-In-Check-Out-Systems.