SPD beschließt auf Parteitag Ablehnung des aktuellen Entwurfs des Deutschlandtakts

  • Mit Fassungslosigkeit habe ich gerade diesen Artikel gelesen.

    https://www.westfalen-blatt.de…e-spd-antrag-2880630?npg=


    Ein verkehrspolitischer Offenbarungseid. Das angesichts der klammen Kassen der Neubau von A20 und A39 in Frage gestellt wird... wo kämen wir dahin. Verkehrspolitisch eine Wende in die Steinzeit und Nimby Populismus pur. Die im verlinkten Artikel genannten "Argumente" könnte jeder von uns im Handstreich mit Fakten und Quellen widerlegen. Ist mir zu doof.


    Nun gut. Die SPD macht alles dafür um in der Bedeutungslosigkeit zu landen. Habe kein Mitleid.


    Nur zur Erinnerung. Für den Koalitionsvertrag von "Merkel IV" hatte die SPD den Deutschlandtakt noch explizit von der CDU eingefordert... Ironie der Geschichte.

  • Genauer um den 3. Gutachterentwurf der u.a. die SFS Hamburg - Hannover und Hannover - Bielefeld enthält. Vorgeschlagen haben dies die Landesverbände Niedersachsen und NRW. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

    3 Mal editiert, zuletzt von main1a ()

  • Vorallem die Ablehnung der NBS Hannover-Hamburg ist desaströs. Der Seehafenhinterlandverkehr ist einer der wenigen Bereiche, wo im Güterverkehr problemlos eine Verkehrswende von der Straße auf die Schiene erfolgen kann. Containertransporte z.B. von Hamburg ins RMG sind per Bahn günstiger als per LKW. Seeverkehr ist zudem perse nicht zeitkritisch.


    Heute ist der schienengebundene Nord-Süd-Korridor ein einziger Engpass. In Hessen wird dieser Engpass mit den NBS Gerstungen-Fulda, Hanau-Fulda, Frankfurt-Mannheim, ABS/NBS Hanau-Aschaffenburg-Lohr, Kurve Kassel und der Kurve Mainaschaff beseitigt. Im Süden mit dem Ausbau zwischen Offenburg und Basel, im Osten/Südosten mit Uelzen - Stendal, der Elektrifizierung Hof - Regensburg und der NBS Würzburg-Nürnberg sowie dem Güterzugtunnel Fürth.


    Hilft alles nichts, wenn der Flaschenhals Hamburg-Uelzen-Celle (dort wo alles zusammen läuft) bestehen bleibt, wenn die NBS Hannover-Hamburg abgesagt wird. Gegen den Grad der Überlastung von Hannover-Hamburg ist die Überlastung der Riedbahn oder Hanau-Fulda fast schon Kindergarten. Und schon hier sind die jeweiligen NBS fachlich und politisch absolut unstrittig weil notwendig und werden deshalb umgesetzt.


    Im Nachbarforum wurde mehrmals belegt das der SGV Anteil beim Seehafenhinterlandverkehr von Rotterdam und Antwerpen bei rund 90% liegt, während dieser für Hamburg nur bei knapp 60% liegt. Die schienengebundene Seehafenhinterlandanbindung von Hamburg gen Süden ist heute schon komplett überlastet. Das Potenzial für die Verlagerung von der Straße auf die Schiene bei den Containertransporten ist daher riesig.


    Die SPD ignoriert seit Jahren alle Fakten bzgl. Verkehr, Kapazität und Raumordnung bei der NBS, weil sie den dortigen Nimbys nach dem Mund redet. Für mich ist die NBS Hannover-Hamburg verkehrlich das wichtigste Schienenverkehrsprojekt in DE.


    Die NBS Bielefeld-Hannover wurde zu Planungsbeginn kommunikativ komplett in den Sand gesetzt. Verkehrlich gut, aber politisch in meinen Augen kaum noch durchsetzbar. Wenn die Nehmerländer NRW und Niedersachsen nicht wollen, dann halt nicht. Dann wäre der Fernbahntunnel zumindest schon mal finanziert da der Kuchen dann neu und für uns Hessen besser verteilt wird.


    Die Absage an die NBS Hannover-Hamburg hat verkehrspolitisch wie wirtschaftlichspolitisch wegen der Seehafenhinterlandanbindung eine ganz andere Dimension, siehe oben.

    Einmal editiert, zuletzt von Forumstroll ()

  • Nur zur Erinnerung. Für den Koalitionsvertrag von "Merkel IV" hatte die SPD den Deutschlandtakt noch explizit von der CDU eingefordert... Ironie der Geschichte.

    ja klar, damals war das ja auch billig, genau so, wie dem Pariser Klimaabkommen zuzustimmen oder ein Tempolimit auf Autobahnen zu fordern. Heute ist es halt billig, so zu tun, als würde das Limit an der FDP scheitern und rhetorisch zu fragen, ob es denn genügend Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen gäbe (wie der ehemalige JuSo-Vorsitzende Kevin gegenüber Frau Neubauer kurz nach der letzten Bundestagswahl) anstatt auch nur einen Finger zu krümmen, um diese Unterstützung zu werben.


    Die SPD steht nach 25,7% bei der letzten Wahl nun zwischen 14 und 17%, die FDP ist nach 11,5% auf 4 bis 6 abgerutscht. Der dritte Koalitionspartner, die Partei, deren Krise immer wieder herbeigeschrieben wird, steht nach 14,8% damals heute zwischen 12 und 17. (Quelle für alles: wahlrecht.de)

    Einmal editiert, zuletzt von baeuchle () aus folgendem Grund: Zu früh abgeschickt

  • Die Ablehnung, sofern ich mich recht erinnere und leider ist jetzt eine Bezahlschranke aktiv, wird so argumentiert, dass geplante Fahren auf der SFS mit 300 km/h den Bau unnötig verteuern und diese Mehrausgabe nur einer Minderheit der Schinenkunden zu gute kommt. Niedrigere Reisegeschwindigkeit bedeutet eine anderer Art des Ausbauens und in der Folge andere Streckenverläufe.

    Alles in allem tönt es für mich nach einem fragwürdigen Kompromiss.


    Das BGH-Urteil wird noch zu vielen fragwürdigen Umorientierungen bei den politischen Entscheidungen hinsichtlich Investitionen in nähere und mittlere Zukunft führen.


    Ob der FernbahnTunnel davon profitiert wird sich noch zeigen

    müssen. 🤔

  • Alles in allem tönt es für mich nach einem fragwürdigen Kompromiss.

    Das hat nichts mit einem Kompromiss zu tun. Das ist ein Parteitagsbeschluss, da muss die SPD mit niemandem verhandeln. Aber hier gibt es scheinbar mehrheitlich keine Priorität für den Schienenverkehr.

    Das BGH-Urteil wird noch zu vielen fragwürdigen Umorientierungen bei den politischen Entscheidungen hinsichtlich Investitionen in nähere und mittlere Zukunft führen.

    Auch hier: hat nichts damit zu tun. Die SPD sagt ja nicht „och schade, kein Geld da, dann können wir nichts machen, geht halt keine neue Strecke“. Es ist eine klare, gewollte Entscheidung gegen die Neubauten. Das ist explizit vom Bundesvorsitzenden so gewollt, der die Autobahn in seinem Wahlkreis gerne verbreitern möchte, weil sie so landschaftspflegend ist, aber die böse, seinen Wahlkreis zerschneidende Neubautrasse, die auch für mehr Regionalzüge in seinem Wahlkreis sorgen würde, verhindern will.


    Ja, klar, man kann immer gegen schnelle Züge das Argument bringen, dass es ja viel viel besser wäre langsam zu fahren und „bestandsnah“ auszubauen. Was dann halt nicht gesagt wird, ist, was das dann bedeutet. Für die gleiche Kapazität entlang der Altbaustrecke müsste halt durch alle Dörfer die Strecke ebenso verbreitert werden – Eisenbahnstrecken funktionieren anders als Ortsumgehungsstraßen, Herr Klingbeil! – was offensichtlich massive Eingriffe erfordern würde. Und man gucke sich an, wie die Schnellfahrstrecke Nürnberg-Erfurt aussieht. Die Neubautrasse ist längst fertig. Der viergleisige Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Ebensfelde und Nürnberg noch lange nicht, und bringt hier seit Jahren und noch für viele weitere Jahre massive Einschränkungen für den aktuellen Verkehr. Frankfurt erlebt das grade an der S6 – hier ist es immerhin sinnvoll.


    Ich weiß, damit erzähle ich hier niemandem was Neues, höchstens eben im Zusammenhang mit dem aktuellen Thema, dass die „Begründung“ des Antrages einfach nur ein großer Stinkefinger gegen die Realität der Eisenbahn ist.