• Zitat

    Original von BEKU


    Jaja, der Doppeldecker....... :))


    Da wollte ich schon seit längerem mal was machen. Der ist nämlich eine Herzensangelegenheit von mir selbst, bei der es mir völlig wurscht ist, ob das populär ist oder nicht. In der Typenchronik auf unserer Seite isser ja schon.


    Da wird sich jemand freuen :)) (Dem diese Fahrzeuge bestimmt trotzdem von der Deckenhöhe zu klein gewesen wären. )

  • Zitat

    Original von MainTower
    Da wird sich jemand freuen :)) (Dem diese Fahrzeuge bestimmt trotzdem von der Deckenhöhe zu klein gewesen wären. )


    Dieser "Jemand" hätte im Oberdeck lediglich auf Knien rutschend eine Möglichkeit der Fortbewegung gefunden, da dort knapp 40cm zum aufrechten Gang gefehlt haben.

  • Hallo liebe Freunde,


    ich bin ganz neu in diesem Forum, aber mein Interessengebiet ist fast so alt wie ich.


    Ich bin Jahrgang 1956 und als kleines Kind noch mit dem O- Bus der Linie 60 gefahren - natürlich mit meiner Mutter. Ich wollte immer im Anhänger mitfahren, die damals noch erlaubt waren. Die O - Busse waren - verglichen mit den heutigen modernen Bussen der VGF - winzig. Da sie im 2. WK gefertigt worden waren, waren sie zudem sehr spartanisch im Innenbereich. Es fuhren damals noch Schaffner mit - auch im Beiwagen - die hin und her wanderten und die Fahrkarten verkauften. Erst bei den moderneren Büssing - Bussen saß der Schaffner an der hinteren Türe in einer Art Kabine. Man musste hinten einsteigen und sagen, wohin man fahren und wie oft man umsteigen wollte. Der Schaffner kreuzte mit einem Blaustift blitzschnell auf einer "Netzspinne" auf der Rückseite der Fahrkarte die Route an. Dann zahlte man das Fahrgeld. Sammelkarten und Tarifverbund kam erst viel später.


    Die Schließtechnik der Türen steckte damals noch in den Kinderschuhen. Ich erinnere mich noch, dass es häufige Beschwerden von Fahrgästen gab, weil die Türen zu schnell schlossen. Oft blieben die Türen einfach offen - heute undenkbar bei all den Sicherheitsvorschriften - weil die Tür beim Anhänger nur schwer per Hand zu schließen war und die Schaffner sich nicht die Mühe des Schließens machen wollten.


    Besonders interessant fand ich die damalige Anhängerkupplung, die identisch war mit den später eingesetzten Büssing - 6000 T - Bussen: Die Anhängerkupplung war nicht wie heute - eine sog. "Trichterkupplung wie bei heutigen LKWs - sondern eine ganz spezielle Anhängerkupplung, wie sie damals nur Linienbusse aus der Zeit von 1940 - 1956 besaßen. Sie waren auf einem mit Stahlträgern verstärkten "Tablett" (die genaue technische Bezeichnung kenne ich nicht) montiert. An einer Art kleiner Stahltrommel war ein Ausleger montiert, an dessen Ende eine Art Karabinerhaken befestigt war. diese Apparatur wurde ausgefahren, wenn ein Anhänger mitgeführt werden sollte. Gleichzeitig wurde der Anhänger mit steckkabeln mit dem Motorfahrzeug verbunden, um den Anhänger mit Strom zu versorgen. Der Sinn dieser komplizierten Apparatur ist mir bis heute nicht bekannt, wahrscheinlich war es eine Art "Kurzkupplung", welche die Lenkung des mitgeführten Anhängers verbessern sollte.


    Die Fahrroute war damals etwas anders als heute: In der Heddernheimer Kirchstraße wurde mit Gegenverkehr (heute Einbahnstraße) gefahren, ebenso in dem sehr engen Alt - Praunheim. die Straßen in Praunheim war noch enger als heute, dafür war der Individualverkehr in den 1950 - ern kaum vorhanden.


    Die Oberleistungsmasten waren größtenteils aus hellgrau - beigem Schleuderbeton. Nur am Heddernheimer Friedhof gab es Gittermasten alter Art mit einer Laterne. diese Masten mitsamt Laterne standen noch bis in die 1970 - er - Jahre, als der O - Bus schon lange Geschichte war. Masten mit Ausleger - wie z . b. bei der Straßenbahn, gab es bei der Linie 60 nicht. Das Halteseil war von Mast zu Mast gespannt. An dem Seil waren dann die zwei Doppelleitungen für den O - Bus befestigt.


    Zu meinem großen Leidwesen wurde die Linie im Herbst 1959 von heute auf morgen eingestellt. Ich kann mich noch erinnern, dass meine Mutter sich bei einem Busfahrer erkundigte, was eigentlich mit dem O - Bus passiert ist. Der Busfahrer sagte, dass der O - Busverkehr eingestellt worden sei. Praktisch kurz nachdem der letzte O - Bus abgefahren war, kamen sofort Demontagetrupps der "Straßenbahn der Stadt Frankfurt am Main", die sofort vollendete Tatsachen geschaffen haben und die Leitungen blitzschnell abgebaut haben. Daran kann ich mich noch heute, fast 60 Jahre danach, noch erinnern.


    Es fuhren dann eine kurze Zeitlang die selbst für damalige Zeiten schon schäbigen Dieselbusse der Marke Büssing - NAG 5000 T, die 1960 von den sehr schönen Büssing 6000 T abgelöst wurden.


    Obwohl ich in den 1990 - er Jahren selbst bei den Stadtwerken Frankfurt gearbeitet habe und dort guten Zugang zum Nahverkehrsbereich hatte, war es nicht möglich nähere Informationen zu dem Thema zu bekommen. Auch im Straßenbahnmuseum wusste keiner Bescheid. die wussten nur sehr viel über Straßenbahnen von Frankfurt; doch von diesem Thema hatte ich genug Unterlagen.


    Nach fast 60 Jahren habe ich erst in der letzten Zeit neue Informationen erhalten, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.


    Es gibt zwei hervorragende Bücher, die auch über den O - Bus der Linie 60 Auskunft geben:


    Peter F. Linhart "Omnibusse und Straßenbahnen der Stadt Frankfurt am Main" vom EISENBAHN - Kurier und


    Lutger Kenning - Jürgen Lehmann "O - Busse in Deutschland" Band 2 NRW und Hessen, Verlag Kenning


    Das 2. Buch ist in Bezug auf den O - Bus der Linie 60 noch ausführlicher. Dazu gibt es noch sehr seltene Aufnahmen, eine sogar in Farbe. Wegen des streng geregelten Urheberschutzes darf ich die Bilder leider nicht einscannen, da ich dazu keine Berechtigung besitze. Das Verkehrsmuseum in Schwanheim hat aber zwei Fotos der Busse in Form von Ansichtskarten, die dort im Shop erworben werden können.


    Beide Bücher ergänzen sich und schließen eine lange bestehende Lücke zu diesem Thema.


    Viele Grüße


    Uli

  • Hallo Uli.


    Danke für Deinen interessanten Zeitzeugenbericht. :)


    Man musste hinten einsteigen und sagen, wohin man fahren und wie oft man umsteigen wollte. Der Schaffner kreuzte mit einem Blaustift blitzschnell auf einer "Netzspinne" auf der Rückseite der Fahrkarte die Route an.

    Interessant, dass man angeben musste, wie oft man umsteigen möchte. Gab es da Preisunterschiede, wenn es zwei ähnlich lange Routen, aber mit unterschiedlicher Anzahl Umstiege gab?
    Hast Du den Tarif von Damals noch im Kopf? ich meine die Systematik, was zu Preisunterschieden führte. Fahrtlänge, Anzahl Haltestellen, Anzahl Umstiege, Verkehrsmittel, etc.



    Die Schließtechnik der Türen steckte damals noch in den Kinderschuhen. Ich erinnere mich noch, dass es häufige Beschwerden von Fahrgästen gab, weil die Türen zu schnell schlossen. Oft blieben die Türen einfach offen - heute undenkbar bei all den Sicherheitsvorschriften - weil die Tür beim Anhänger nur schwer per Hand zu schließen war und die Schaffner sich nicht die Mühe des Schließens machen wollten.

    Wie viele Türen hatten die Anhänger? Wenn er mehrere hatte: Hat der Schaffner alle aufgelassen oder nur die, wo er saß?

    Vollkommen Großartiges Forum

    2 Mal editiert, zuletzt von SoundofN1 ()

  • Daran kann ich mich noch heute, fast 60 Jahre danach, noch erinnern.

    Toll, dass Du Dich nach so langer Zeit noch daran erinnern kannst! Als Kind hatte ich leider das Vergnügen nie mit den O-Bussen mitzufahren bevor der Betrieb eingestellt wurde, da wir nicht in der Gegend wohnten und ich mit 6/7 nicht allein fahren durfte.


    Zitat

    Es fuhren dann eine kurze Zeitlang die selbst für damalige Zeiten schon schäbigen Dieselbusse der Marke Büssing - NAG 5000 T, die 1960 von den sehr schönen Büssing 6000 T abgelöst wurden.

    Kleine Ergänzung dazu:
    Die O-Busse fuhren nicht immer den kompletten Fahrplan der 60 alleine, mitunter mogelte sich auch ein Dieselbus in den Umlauf (wahrscheinlich davon abhängig, ob ein oder zwei Wagen in der Werkstatt waren). So z.B. auch kurz vor der Einstellung am 17.09.1959, als der Wagen 56 (MAN MKH 4, ein Einzelexemplar in Frankfurt, der zu der Zeit wahrscheinlich im Busbetriebshof Heddernheim stationiert war), von dem Einsatz gibt es ein Foto. Evtl. fuhr hin und wieder ein MB O 5000 mit (nicht sicher).


    Ferner fuhren die Büssing 6000 T auch nicht immer den Komplett-Auslauf, auch da gab es Ausnahmen. Vorkommen konnten auch


    - Büssing 6500 T
    - DB O 6600
    - Büssing R/U 10 (ab 59/60)
    - MAN/KM 650 HO 1 (erst ab 1961)


    Wie viele Türen hatten die Anhänger?

    Eine.