Berlin: S-Bahnausfälle wegen Krankheit

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Original von Charly
Wie die Berliner Morgenpost berichtet, reißt die Ausfallserie bei der S-Bahn nicht ab. Nach den Störfällen der vergangenen Tage fallen nun erneut Züge wegen hohem Krankheitsstand der Fahrzeugführer aus.

und seien wir mal ehrlich: wundert das jemanden, nachdem was dort jahrelang abging? aktuell ist es ja nicht besser, nur werden die derzeitigen missstände nicht nach aussen getragen, die MA hauen reihenweise ab (von wegen, hoher krankenstand, die leute gehen einfach, haben die schnauze voll), die ausfälle sind nur die oberfläche/spitze des eisbergs, es wird noch schlimmer. man kann mich gerne als schwarzseher bezeichnen, dennoch sind meine prognosen stehts eingetreten (was ich oftmals verfluche, gerade wenn es negative waren).

Luna-D.

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Original von Lunatic-Driver
die MA hauen reihenweise ab (von wegen, hoher krankenstand, die leute gehen einfach, haben die schnauze voll), die ausfälle sind nur die oberfläche/spitze des eisbergs, es wird noch schlimmer.

So langsam blicke ich nicht mehr durch. Im GDL-Streik bei den Privaten wurde eine Angleichung an die deutlich über Branchendurschnitt liegenden DB-Niveaus gefordert, jetzt schriebst du der DB laufen die Leute weg, weil die Arbeistbedingungen so schlecht sind. Wohin gehen die denn?
Sind die Unterschiede bei der DB je nach Konzerntochter wirklich so krass? Bei uns ist sicher auch nicht alles perfekt (im Moment sind wir auch überlastet, aber ich schaffe es noch bei ungefähr 40h/Woche zu bleiben, in dem Unternehmen wo ich vorher war, da musste man dann halt 60-80 machen ohne Überstunden bezahlt zu bekommen oder man bekam halt kein Weihnachtsgeld, wurde nicht zur Weihnachtsfeier eingeladen etc.), aber das Gejammer bei uns ist doch auf sehr hohem Niveau. ("Schön dass die DB jetzt eine betriebliche Rentenversicherung macht aber ich will net zuer DEVK, die Quoten bei denen sind schlchter als bei anderen.")

die derzeitigen probleme und die folgen haben nix mit den von der GdL erreichten verbesserungen zu tun, darauf hat die GdL keinen einfluss, sondern sind eher in der mitarbeiterführung zu suchen. es ist kein wunder, wenn mobbing (oder besser: eine ihrer vielen vorstufen) die MA demotiviert, das arbeitklima ist unter aller sau (gegenseitiges anscheissen wegen nichtigkeiten etc) und die dienstpläne dafür sorgen, dass man nicht dort feierabend hat, wo auch der dienstbeginn war (dienstbeginn zB in wannsee, feierabend im Hbf, gastfahrten nicht bezahlt und dem AG ist es egal, wie man wieder zu seinem auto kommt, das sind einige der dinge, die mir zugetragen wurden von dort arbeitenden freunden).

zudem differenzieren reisende nicht, ob es verschulden der MA ist oder der führung (zugausfälle, störungen etc) sondern gehen teilweise schon aggresiv gegen MA vor, handgreiflichkeiten nehmen ständig zu etc.

Luna-D.

Hallo Lunatic-Driver,

der Thread ist zwar schon 2 Monate alt, aber ich möchte dennoch darauf antworten. So ganz wie geschildert, empfinde ich das nicht.

Ich hab nun den direkten Vergleich, da ich bei der S-Bahn FFM gefahren bin und nun in Berlin fahre. Weitere 3 Kollegen aus FFM sind nun auch hier, einer arbeitet mittlerweile in der Verwaltung, ein weiterer in der Transportplanung.

Positiv hervorzuheben gegenüber der S-Bahn Berlin sind auf jeden Fall die Jahrespläne in Frankfurt. Jedes zweite Wochenende Ruhe, nur 3 Nachtschichten am Stück, gute Übergänge. Das läuft bei Euch besser. Aber ansonsten emfinde ich die Berliner S-Bahn weder besser als schlechter als die in Frankfurt.

Wir haben hier 3 Einsatzstellen, für die wir uns entscheiden müssen. Das sind bei mir Ostkreuz, Friedrichstarße und Gesundbrunnen. Ich wohne in der Nähe des Ostkreuzes und brauche zu allen maximal 30 Minuten. Vergleichbar in FFM mit Außenbahnhof, Süd und Hauptbahnof (wenn es einzelne Meldestellen wären). Von diesen Meldestellen darf 36 Mal im Jahr abgewichen werden, heißt, man muss unbezahlt woanders beginnen. Aber das passiert nicht in dem Umfang. Ich hatte vergangenes Jahr 5 Schichten, die woanders anfingen und 3, die woanders aufhörten. Es gibt außerdem in der Betriebsvereinbarung die Abrede, dass zwischen der Haupteinsatzstelle und der abweichenden maximal 45 Minuten Fahrtzeit (mit der Bahn) liegen dürfen. Bei dem, was darüber hinausgeht, rufen einen die Personaler an und fragen, ob man damit einverstanden ist. Wenn nicht, kann man sich diese Schicht auch über den Betriebsrat sperren lassen und bekommt sie nicht mehr.

Die Kotzgrenze der Kollegen hier ist erreicht, aber ich will auch mal sagen, weshalb. Da beschweren sich viele, weil sie ein Mal im Monat eine Frühschicht haben, die um 3:15 Uhr beginnt oder eine Spätschicht, die erst um Mitternacht endet. Hallo? In FFM doch wohl völlig normal und andererorts auch.

Zum Thema Kolligialität: Es gab tatsächich mal eine Zeit, in der sich die Kollegen hier gegenseitig angeschissen haben. Das ist aber momentan mitnichten so. Die Krise schweißt zusammen und so habe ich bisher eine sehr freundschaftliche Athmosphäre erlebt. Fährt man bei einem vorne Fahrgast mit, wird einem sofort die Hand zum "Hallo" gereicht und man unterhält sich nett. Begeht man einen Fehler, so stehen die Kollegen mit Rat und Tat zur Seite und lassen einen nicht auflaufen. Das wiederum hab ich in Frankfurt anders erlebt. Hier waren die Kollegen größtenteils sehr distanziert, ein Gespräch kam selten zustande, man hat den Anderen erstmal beobachtet. Schließlich ist man ja neu, also muss man sich auch erstmal beweisen. Als ich dann mal vergessen habe, nach dem Kuppeln den Federspeicher anzulegen, kam gleich durch die Führerraumsprechanlage: "Du müsstest doch eigentlich gelernt haben dass man den anlegt!!!" Sowas ist mir hier in Berlin bisher nicht passiert. Sicher haben wir auch einige fragwürdige Gestalten, aber die Mehrheit ist doch eher verständnisvoll und sagt sich: Jeder hat mal angefangen!

Ich kann also die Aussagen nicht teilen. Von den Schichten her war es in FFM vielleicht besser, obwohl dort Arbeitszeiten von 9-11 Stunden eigentlich die Regel waren. Hier sind es meist so um die 8-9 Stunden, dafür gabs in FFM mehr Ruhezeiten und Tätigkeitsunterbrechungen, die reine Fahrzeit ist hier in Berlin deutlich höher (telweise knapp 8 Stunden).

Auf die meisten Kollegen lass ich aber nichts kommen. Das Arbeitsklima unter den Tf empfinde ich hier deutlich angenehmer als in Frankfurt. Sie sind zwar alle am Meckern, haben aber keine Vorstellung, wie es anderer Orts abgeht. Viele denken hier ja wirklich immer noch, dass man bei TAV nur auf nen Knopf drückt und nicht aufstehen muss und sind immer völlig überrascht, wenn ich ihnen den Serviceblick erkläre.

Viele Grüße
Alex

Dann muss ich meine aussagen revidieren. Und ich bin ehrlich: ich spiele derzeit wieder mit dem Gedanken zu wechseln und da ich ja Herausforderungen Liebe kam mir der Gedanke 'berlin', schauen ob, es wirklich so schlimm ist. Wenn du aber sagst, dass es nicht so ist, bestärkt es meinen Wunsch noch. So langsam geht mir Rhein-Main auf den keks.

Luna-D.

Edit: danke für diesen kleinen Bericht, hört sich wirklich interessant an.

Zitat

Original von Lunatic-Driver
Dann muss ich meine aussagen revidieren. Und ich bin ehrlich: ich spiele derzeit wieder mit dem Gedanken zu wechseln und da ich ja Herausforderungen Liebe kam mir der Gedanke 'berlin', schauen ob, es wirklich so schlimm ist. Wenn du aber sagst, dass es nicht so ist, bestärkt es meinen Wunsch noch. So langsam geht mir Rhein-Main auf den keks.

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Hi,

also wie gesagt, ich empfinde es nicht so schlimm. Von den Arbeitszeiten, also Ruhetage, Abwechslung in der Schicht, Fahrzeit, ist FFM auf jedenfall besser. Momentan kommen halt wegen der Personalsituation auch recht viele Anfragen, an freien Tagen arbeiten zu kommen, obwohl ich auch sagen muss, dass das bei mir in FFM auch nicht wenig war. Aber es liegt ja an Dir, ob Du das machst oder nicht. Auf jedenfall wird es mit einem Flexibilitätszuschlag i.H.v. 80EUR honoriert.

Vom Zusammenhalt der Tf-Kollegen kann ich, wie bereits beschrieben, eigentlich nichts Negatives sagen. Ich empfinde die Athmosphäre unter dem Fahrpersonal als sehr herzlich.

Was mich bei der S-Bahn Berlin manchmal etwas stört ist das Zusammenspiel zwischen Tf und FDL. Mitunter muss man sich sehr durchsetzen, der Ton kann auch mal etwas rauher werden, man merkt, dass die Situation für alle sehr angespannt ist. Ist aber auch eher die Ausnahme. Manchmal hat man den Eindruck, dass alles sehr unübersichtlich und operativ läuft. Ich empfinde das jetzt aber nicht als großes Problem.

Bei der S-Bahn wird auf hohem Niveau gejammert. Manche Punkte halte ich für gerechtfertigt, andere wiederum nicht. Es gibt halt die "alten Hasen", die noch die besten Jahrespläne und Konditionen haben, aber am meisten Meckern, weil sie es halt von früher gewohnt sind, dass sie eine Runde fahren und dann 5 Stunden bezahlten Schlaf bekommen. Das funktioniert heute eben so nicht mehr, nirgendswo. Dann gibt es die jüngeren Kollegen, die von Schenker, aus Stuttgart oder von einer Privatbahn kommen und häufig auf die Frage, wie es ihnen in diesem "schrecklichen" Unternehmen gefällt, antworten, es sei doch wie überall sonst auch. Da fällt dann mancher aus allen Wolken.

Von den Fahrgästen hier ist es noch ein Bissl anstrengender als bei Euch. Berlin ist schon etwas aggressiver: Mehr Sachbeschädigung, häufig Schlägereien usw.

Aber wie gesagt, das ist alles mein subjektiver Eindruck. Davon allein solltest Du keine Entscheidung abhängig machen. Nachher bin ich noch schuld, wenns Dir nicht gefällt

Solltest Du aber grundsätzliche Fragen haben, dann immer her damit. Würde sie Dir gern beantworten.

Viele Grüße
Alex