Es ist wohl der erste Vorgang dieser Art in Deutschland, mir ist zumindest kein weiterer bekannt, dass ein Aufgabenträger, in diesem Fall der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), einem Auftragnehmer, in diesem Fall die Städtebahn Sachsen (SBS), den Verkehrsvertrag kündigt. Vorausgegangen war die Betriebseinstellung der Linien RE19, RB33, RB34 und RB71, die Dresden mit Altenburg, Königsbrück und Kamenz verbinden, sowie der Linie RB72 zwischen Pirna und Sebnitz in der Nacht zu Donnerstag, 25. Juli.
Der VVO macht von seinem Sonderkündigungsrecht gebrauch (siehe Presseinformation vom 28. Juli 2019), dass in dem Verkehrsvertrag verankert ist, wenn die Strecken länger als 72 Stunden ohne Zugbetrieb sind.
Aber wie kam es zu dieser Eskalation? Ich versuche das ganze einmal zusammenzufassen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Die SBS hatte in der Nacht zum Donnerstag den Betrieb einstellen müssen. Die Einstellung des Betriebs begründet die SBS mit dem schlechten Streckenzustand, insbesondere was die Vegetation. betrifft. Von DB Netz wurde (angeblich) trotz der Bemühungen durch die SBS keien Abhilfe geschaffen. Der schlechte Streckenzustand habe dazu geführt, dass mehrere Triebwagen bei Unwettern mit Bäumen kollidiert sind. Über Regulierung der Schäden habe es Diskrepanzen gegeben, die am 17. Juli 2019 in der Kündigung des Mietvertrags durch Alpha Trains müdeten und die Triebwagen unverzüglich abzustellen seien. Im folgenden habe es noch eine rechtliche Auseinandersetzung geben, bei der Alpha Trains an der Kündigung festhielt.
Die SBS steht nun in der Kritik, den Zugbetrieb über Nacht ohne Vorwarnung eingestellt zu haben. Die SBS behauptet allerdings, dass der VVO von den Problemen in Kenntnis gesetzt wurde und auch bei einem Treffen mit der Geschäftsführung Alpha Trains mit dabei gewesen sei. Der VVO wies die Anschuldigung zurück.
Am schlimmsten dürfte die Situation für Fahrgäste gewesen, die am Donnerstagmorgen auf ihren Zug warteten und keine Infomationen bekamen. Die SBS hatte ihre Telefone wohl auf die Info-Hotline des VVO umgeschaltet und dort wusste man von dem ganzen Vorgang erst einmal gar nichts. Im Laufe des Tages hatte der VVO mit Buspartnern einen Notverkehr aufgezogen.
Ab wie geht es nun weiter? Bis zu einer Notvergabe des Streckennetz an ein anderes Unternehmen wird es noch eine weile dauern. Bis dahin müssen die Fahrgäste auf die SEV-Busse umsteigen.
Die Frage ist aber nun, welche Auswirkungen wird dieser Vorgang insgesamt haben? Interessant wäre auch zu wissen, wie genau wussten Vorantwortliche beim VVO über diesen Vorgang und warum dann nicht die Öffentlichkeit informiert hatte? Es bleibt einer großer Beigeschmack.
Weitere Links:
MDR: Kein feiner Zug - der abgefahrene Streit um die Städtebahn Sachsen
MDR: Nach Städtebahn-Stillstand Ersatzverkehr für Pendler
MDR: VVO kündigt Vertrag mit Städtebahn und sucht neue Betreiber
Auf DSO gibt es einen mittelerweile ausüfernden Thread seit Donnerstag: https://www.drehscheibe-online…d.php?002,9004491,9004491