[PM] Gedenkminuten bei der Bahn

So schlimm wie die Flut war und so nötig wie die Spenden sind, so sinnlos finde ich diese Gedenkminute(n). Was bringt es den Betroffenen das in Deutschland alle Züge mit 3min Verspätung rum fahren? Gar nix. Ich finde wenn die Bahn Sympathie bekunden will, dann sollte sie 50Cent oder 1€ jedes heute verkauften Fahrscheines spenden oder so, aber mit diesen Gedenkminuten ist keinem geholfen. (Diese Meinung habe ich allgemein zu Gedenkminuten auch am 11.9. etc. gehabt)

Erstmal, Hallo Leute:

Ich schließe mich "F.-Fighter" an. Diese Schweigeminuten an sich bringen eigentlich gar nichts. Ja ja, ich weiß, die Schweigeminuten sollen dazu dienen, sich nochmal in Erinnerung zu rufen, was an diesem zweiten Weihnachtstag passierte, aber das "dran denken" bringt eigentlich gar nix außer mal ein bisschen Ruhe für die Ohren :D.
Also, wie gesagt ich schließe mich "F.-Fighter" an.

Zitat

Für eine Minute steht die Zeit scheinbar still
An den verschiedensten Orten wurde in der Stadt der Opfer der Flutkatastrophe in Südasien gedacht
Flughafen: Und dann wird es still. Gespenstisch still. Plötzlich kümmert sich im Terminal 1 niemand mehr um Bordkarten, Handgepäck und die Nummer des Flugsteigs. Selbst die mechanische Anzeigetafel, die in Halle A über die Abflüge informiert, hat aufgehört zu rattern. Es ist 12 Uhr. Die Gedenkminute für die Opfer der Flutkatastrophe in Südasien hat begonnen.
Fünf Minuten zuvor herrscht am Flughafen die gewohnte Hektik. Menschen hetzen in die Halle, suchen den richtigen Schalter fürs Check-In, Fraport-Mitarbeiter schieben Gepäckwagen zusammen, die Lautsprecherstimme fordert alle Passagiere des Fluges LH 3444 nach Budapest auf, sich zum Flugsteig B 32 zu begeben. Eine Schweigeminute? Ja, davon habe er gehört, sagt der US-Amerikaner William Plote, der am Mittwoch nach New York fliegen will. Ob er auch innehalten werde, um der Toten zu gedenken? "Wenn ich Zeit habe - vielleicht bin ich dann aber auch schon im Flugzeug."
Völlig unvermittelt ertönt ein Gong. Über Lautsprecher werden Fluggäste und Flughafen-Personal aufgefordert, in "einem Moment der Stille" an die Opfer des Seebebens zu denken. Die Mitarbeiter an den Schaltern der Fluglinien nehmen kein Gepäck mehr an, kaum einer der Menschen in den Hallen spricht noch ein Wort, Beamte des Bundesgrenzschutzes nehmen ihre Dienstmützen ab, viele blicken schweigend zu Boden. Wer in diesem Moment das Terminal betritt, muss glauben, am Frankfurter Flughafen sei die Zeit stehen geblieben. Kurz darauf wieder ein Gong. Der Betrieb geht weiter. "Ich finde es gut, dass der Flughafen beim Gedenken mitmacht - so viele Tote, das ist doch Wahnsinn", sagt eine junge Japanerin. Die Anzeigetafel hat wieder angefangen zu rattern. Der letzte Flug auf dem Tableau ist Thai Airways 921. Abflugzeit: 14.10 Uhr. Zielort: Phuket. geo
Hauptbahnhof: Kurz vor zwölf. Ein anhaltend lautes Zischen durchdringt die Bahnhofshalle. Stahlträger werden mit dem Sandstrahler gereinigt. Passagiere ziehen ihre Rollis den Querbahnsteig entlang. Klaus Weisenstein bohrt Löcher für die Halterung der Belüftungsanlage in die Decke eines Pavillons. Vor der großen Anzeigetafel stehen fünf Fernsehkameras. Ein junger Mann, schwarz gekleidet, spurtet, die Aktentasche in der Hand und das Handy am Ohr, auf den Bahnsteig, um den Zug zu erreichen. Man hört eine Durchsage, kaum zu verstehen: ". . .Europa trauert um die Opfer dieser Katastrophe. Wir bitten unsere Kunden und Mitarbeiter um eine Minute des Gedenkens."
Der Baulärm hört auf. Es wird ruhiger. Zwei Reisende rennen auf den Bahnsteig und bekommen dank der Schweigeminute doch noch ihren Zug. Denn auch der ICE nach Brüssel, der laut Fahrplan Punkt zwölf den Hauptbahnhof verlassen soll, hält heute inne. Um die Fernsehteams bildet sich eine Traube stiller Menschen. Klaus Weisenstein legt die Bohrmaschine zur Seite. Er will die Not der Betroffenen nicht so schnell vergessen; vier Wochen vor der Katastrophe war er selbst auf den Malediven. prak
Braubachstraëe: "Komm lieber etwas früher als zu spät." Manfred Schambacher von der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) trägt eine rote Sicherheitsweste. Er telefoniert mit einem Kollegen an Bord der Straëenbahnlinie 11. Eine Leuchtschrift weist die Fahrgäste, die an der Haltestelle in der Braubachstraëe warten, darauf hin, dass Busse und Bahnen eine Minute lang die Fahrt unterbrechen werden. Wenige Augenblicke vor zwölf trifft die Linie 11 ein. In der Bahn ist es still. Nur eine Gruppe unterhält sich gedämpft auf englisch. Dann geht es weiter nach Fechenheim. Die Glocke der Paulskirche verstummt. Schambacher zieht seine Sicherheitsweste aus.
"Sind doch nicht alle stehen geblieben. Auch nicht die Autos." Viele Menschen seien wohl so beschäftigt, dass sie nicht einmal eine Minute Zeit haben, meint er und zuckt die Schultern. Nach VGF-Angaben waren alle Busse, Bahnen und Straëenbahnen - und damit über hundert Fahrzeuge - an der Gedenkminute beteiligt. ft
Hauptwache: Hier gibt es keinen Stillstand. Zwar hat die Glocke der Katharinenkirche zehn Minuten lang das Gedenken eingeläutet. Doch als es 12 Uhr schlägt, hasten Passanten eilig weiter durch den Nieselregen.
Nur vereinzelt bleiben Menschen stehen, schließen die Augen, flüstern leise Gebete oder schweigen. In der Katharinenkirche haben sich etwa 80 Menschen zusammengefunden. Pfarrer Hans-Christoph Stoodt predigt von der von Gott verdammten Stadt Ninive, die durch Buße errettet wird. Schlag zwölf hat am Thailand-Imbiss am Abgang zur B-Ebene Großfamilie Chaang sehr viel zu tun. Auf der Theke steht eine Spendendose für die Flutopfer. "Vielen Dank, wir leiten alles weiter", ist auf einem Schild zu lesen. Kein stilles Gedenken am Stand. Das erscheint den Menschen aus der Nähe von Bangkok aber gar nicht so bedeutsam. "Hilfe, die ist wichtig", sagt eine der Frauen in gebrochenem Deutsch. "Und die kommt!"ox
Zeil: Musik, Geplapper, Geräusche von Kassen und Geräten - still ist es in der Saturn-Filiale auf der Zeil nicht. An die Aufforderung der Geschäftsführung, zum Gedenken der Opfer in Südasien drei Minuten zu schweigen, scheint sich keiner zu halten. Das liegt wohl auch daran, dass kaum einer die viel zu leise Ansage hört, die kurz vor zwölf Uhr auf die Schweigeminute hinweist. - "Und was hast du gestern so gemacht?", will zu Beginn der Schweigezeit eine junge Angestellte von ihrem Kollegen wissen, der an der Kasse neben ihr sitzt. Offenbar sind nicht einmal alle Angestellten über die Gedenkminuten informiert. top

Alles anzeigen

Quelle: Frankfurter Rundschau