Keine ICE-Strecke über Darmstadt

  • Hallo zusammen. Offensichtlich hat man sich vor etwa 170 Jahren schon Gedanken über die Rolle der Eisenbahn in Darmstadt gemacht:


    "...is die Eisebahn e Nutze for Dammstadt odder net? - E bedeidender Nutze, ohne Froog. Nemme-Se nor, wieviel reise dann an Dammstadt vabei, die wo sonst ihr Lebdaag net vabeigerahst wehrn?" Sechstes Bild, neunte Szene aus Ernst Elias Niebergall's - Datterich, geschrieben 1841


    Mich hat dieses Zitat soeben zum lautem Lachen gebracht und mich an die heutigen Diskussionen erinnert. Wollen wir hoffen, dass unsere Deutsche Bahn dies nicht als neues Argument für keine Anbindung an Darmstadt nimmt.
    Sorry wenn ich ein klein wenig Off-Topic bin...

  • Das ist mal wieder so eine Art von Pressemeldung, auf die man eigentlich gut verzichten kann; der Zeitungsartikel ist bemerkenswert nichtssagend, weil man so gar nicht weiß, was die Studie denn genau herausgefunden hat. irgendwie wäre zumindest ein Link auf die Studie gan hilfreich. Dass Darmstadt ICE-Halt bleibt, war auch bisher schon Teil der sog. Konsenstrasse, die schnurgerade an Darmstadt vorbeizieht, den Hbf Darmstadt aber über eine Ausschleifung anbindet. Für diese Konsenstrasse gibt es ein positives NKV und das schon laufende Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt Frankfurt-Stadion bis Zeppelinheim geht von der Neubautrasse für den SPFV aus. Ohne sie wäre übrigens die Anbindung des im Bau befindlichen Flughafen-Terminals 3 an die S7 nicht möglich.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man jetzt alles wieder zurückdreht.


    Anonsten kann man insoweit auf den Schlussbericht vom November 2010 zur Bedarfsplanüberprüfung des Bundesverkehrsministerium für den Bundesverkehrswegeplan verweisen, der die bisherigen Überlegungen zum "Planfall 17 - NBS Rhein-Main/Rhein-Neckar" im Kapitel 9.14 (S. 9-161 ff) abhandelt. Quintessenz dessen ist die Feststellung, dass die Kapazitätsprobleme nur durch eine Entmischung der Zuggattungen Fernverkehr, Gütervekehr und Regionalverkehr lösen kann. Die neue Studien müsste dann ja so eine Art Gegenentwurf hierzu sein. Wir dürfen gespannt sein.

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  • Damit wir die Inhalte auch direkt hier haben, fasse ich mal zusammen:


    Der Artikel ist aus dem Darmstädter Echo.


    Die dort genannte Studie ist die sog. "Korridorstudie", die das Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben hat.
    Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen, wie der Verkehr im Korridor Rhein-Main-Neckar umstrukturiert und leistungsfähiger werden könnte.


    "Die Studie schlägt nun vor, auf die bisher geplante ICE-Neubaustrecke Frankfurt–Mannheim zu verzichten und stattdessen eine neue Strecke für Güterzüge entlang der Autobahnen 5 und 67 zu bauen." (Zitat Darmstädter Echo) Auf den Bestandsstrecken wäre dann mehr Platz für ICEs und Nahverkehr.

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  • Ich gehe auch davon aus, dass der zitierte "Verzicht" auf die SFS F-Sadion - Mannheim nur eine Variante von mehreren in der besagten Studie sein wird. Wie die übrigen Varianten der Korridorstudie aussehen, wird uns ja leider nicht verraten. Ich teile tunnelklicks Skepsis, denn auch ich kann mir nicht vorstellen, dass man das Rad komplett zurück dreht und zum einen die Planungsgelder komplett in den Sand setzt und zum Anderen auf eine Anbindung des Terminal 3 und der Cargo City Süd verzichtet.


    Die Bedarfsplanüberprüfung hat doch vielmehr das eigentliche Dilemma der aktuell geplanten SFS in einer Randnotiz benannt. Durch den Verzicht der Pfingstbergspange zur Umfahrung von Mannheim wird Mannheim Hbf zum absoluten Flaschenhals, weshalb der NKF der SFS rapide sinkt (alles muss durch Mannheim Hbf durch). Durch die Pfingstbergumfahrung (mit Verbindungskurve südlich des Autobahnkreuzes Mannheim zum Rbf Mannheim) wäre nämlich der Nutzen und die Durchlässigkeit für den GV viel größer gewesen. Durch das vorschnelle Nein zur Pfingsbergumfahrung hat man den Nutzen der SFS überhaupt erst ins Wanken gebracht.


    Aber selbst wenn es so käme wie im Artikel von Echo Online verlautet, wird die DB ihre schnellen ICE Züge kaum über Darmstadt schicken. Denn dann wäre die Kantenfahrzeit Ffm Hbf - Mannheim Hbf bei knapp 60 Minuten ggü. 38 Minuten heute. Da ist der nackte Wunsch nach Aufmerksamkeit Vater des Gedankens.
    Und den genannten Wissenschaftsexpress gibt es heute schon, nennt sich IC Linie 26 (Hamburg-Kassel-Marburg-Frankfurt/M.-Darmstadt-Karlsruhe) und fährt stündlich. Also auch hier nur viel heiße Luft. Aber wenn der Name Wissenschaftsexpress dazu führt das Darmstadt endlich Ruhe gibt, soll mir dieser Marketinggag nur Recht sein.

  • Interessant finde ich ja den Absatz:


    "Wie sich in den vergangenen Monaten schon angedeutet hatte, schlagen die Ingenieure den Bau nicht einer ICE-Strecke, sondern einer Strecke für Güterzüge vor. Längst ist klar, dass im internationalen Frachtverkehr auf der Schiene deutsche Strecken – besonders im Rhein-Main-Gebiet – das größte Nadelöhr darstellen. Hier muss die Bahn deutlich leistungsfähiger werden; dem dient die Neubaustrecke, die für Tempo 200 ausgelegt wird."


    Es soll also eine reine Güterverkehrsstrecke gebaut werden, die für 200 km/h tauglich ist?? Gibt es dafür irgendeinen praktischen Nutzen? Es wäre mir neu, dass das eine für Güterzüge relevante Geschwindigkeit ist.

  • Das habe ich auch gelesen und mir nur gedacht das es eine verkappte NBS für die ICE´s am Tage wird. Sei es drum.


    Unstrittig ist doch, dass sowohl für GV als auch für SPFV ein massiver Kapazitätsbedarf zwischen Frankfurt und Mannheim besteht. An beiden Endpunkten besteht dann aber für den GV das Problem, wie die Städte Frankfurt und Mannheim umfahren werden. Durch den 6-gleisigen Ausbau in Niederrad und der neuen Niederräderbrücke werden hier die Vorrausetzungen geschaffen. In Mannheim sieht das wesentlich problematischer aus. Denn die ursprüngliche Planung der SFS sah ja die Pfingstbergspange vor, die vorallem für den GV eine Umfahrung von Mannheim Hbf bedeutet hätte und so den Flaschenhals Mannheim Hbf nicht weiter belastet hätte. Da man aber in Mannheim Angst hatte, dass die Umfahrung auch durch ICE´s nach Stuttgart/Karlsruhe genutzt wird und Mannheim quasi links liegen gelassen wird, gab es seitens des Bundes die politische Zusage, das die Pfingstbergspange nicht gebaut wird.
    Die sog. Pfingstbergspange sollte die Verlängerung der SFS F-MA ab dem Viernheimer Kreuz (A6/A659) nach Süden sein, bis zum zum Autobahnkreuz Mannheim (A6/A656) östlich entlang der A6 verlaufen. in Höhe AK Mannheim sollte es eine Überleitung zum Hbf Mannheim gegeben sowie eine Überleitung zur Bestandsstrecke Mannheim-Heidelberg. Südlich des AK Mannheim wäre die Pfingstbergspange im Pfingsbergtunnel in die SFS Mannheim-Stuttgart gemündet.


    Nun eine GV NBS in Spiel zu bringen, mag eine Überlegung wert sein, wird aber an der realen Existenz der Wutbürger scheitern. Denn die Gegend zwischen Frankfurt und Mannheim ist dicht besiedelt. Eine Streckenführung fernab von Wohnbebauung ist hier nicht möglich. Wenn die betroffenen Bürger von einer neuen GV Strecke vor ihrer Haustür lesen, werden sie an das Mittelrheintal denken und diese GV NBS durch Prozesse auf den St. Nimmerleinstag verzögern.


    Die heute existierende Planung der SFS F-MA ist weitesgehend Konsens. Freiwerdende Trassen am Tage auf der Riedbahn könnten für den GV genutzt werden (die Bestandsschutz geniesst), die SFS wird (wie andere SFS auch) dem GV zwischen 23 und 5 Uhr überlassen.


    Irgendwie finde ich es paradox, dass man einen neuen Korridor sucht, nur um der politisch "brisanten" Pfingstbergspange aus dem Wege zu gehen. Verstehe das wer will. Denn das Mannheim als FV Halt gesetzt ist, steht wohl außer Frage.

  • Viel wichtiger als eine dritte Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim erscheint mir der weitere Streckenausbau von Frankfurt weg in die anderen Richtungen.


    Was nutzt es, wenn man eine Viertelstunde schneller in Frankfurt ankommt, der ICE dann aber weiterhin eine Stunde lang braucht um nach Fulda zu schleichen? Fährt man dann weiter in den Norden, hat man es gut. Fährt man hingegen weiter in den Osten, geht das Drama unbeirrt weiter.


    Um die Kinzigtalbahn und die Thüringer Bahn zu beschleunigen bedarf es bestimmt keiner solchen Milliardeninvestitionen und vielen Fahrgästen böten sich deutliche Fahrzeitverkürzungen.


    Das Bestandsnetz lässt man aber offenbar lieber außen vor. Anfangs hieß es noch, dass die Thüringer Bahn für 200 km/h ertüchtigt werden soll, sobald die SFS Erfurt - Halle/Leipzig kommt. Letztere ist fast fertig.


    In Sachen LZB gilt aber weiterhin: Kurz hinter Hanau ist Feierabend.