Sicherung von Rollstühlen in Kassel

  • Vor ein paar Wochen bin ich in einem Regionalbus in Kassel (Linie 500, Kassel Wilhelmshöhe-Innenstadt-Autobahn-Edersee) Zeuge geworden, wie ein Fahrer eine Rollstuhlfahrerbegleitperson angemault hat, weil diese nicht schnell genug im Bus war und dann losgefahren ist, bevor der Begleiter und die Rollifahrerin die Gelegenheit hatten, den Rollstuhl zu sichern. Ich habe daraufhin eine Beschwerde an NVV und die BKW, die diese Buslinie betreibt, geschrieben.


    Zur Einordnung: Das ganze passierte ab der Haltestelle Scheidemannplatz, Fahrtrichtung Südwesten, hier fährt der Bus auf der ÖPNV-Spur, auf der auch die Straßenbahnen und Regiotrams fahren. Bis der Stuhl gesichert war, ist der Bus schon an zwei weiteren Haltestellen abgefahren und auch um enge Kurven gekommen. Es war ein Sonntag abend mit wenig Verkehr.


    Vor ein paar Tagen erhielt ich dann eine Antwort auf meine Beschwerde, deren relevanter Teil ist:


    Zitat von NVV/BKW

    Das Verhalten des Fahrers in Bezug auf die Sicherung des Rollis ist korrekt, dies wurde seitens des NVV als Anweisung in Absprache mit der KVG [Kasseler Verkehrsgesellschaft, Betreiberin des Straßenbahnnetzes, meine Anmerkung] ausgegeben. Der Fahrgast wird vor Befahren der Autobahn gesichert, damit die Nutzung der Nahverkehrsspur auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt wird.


    Das hat mich stutzig gemacht: Ist es nicht notwendig, im Stadtverkehr Ladung zu sichern? Wie ist das in anderen hessischen Kommunen, zum Beispiel in Frankfurt? Darf hier auch einfach losgefahren werden, bevor Rollifahrer die Chance hatten, sich zu sichern / festzuhalten?

  • Ich kenne es von Kanda her, daß dort der Fahrer Fahrgäste von einem Klappsitz verjagt,
    diesen hochklappt - Rolli rein und festgurten. Das sit dort generell so.


    (und Fahrräder werden nur in einem Gestell vorne mitgenommen - so weit Platz dort ist)

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • In Frankfurt habe ich es noch nicht gesehen, das Busfahrer darauf überhaupt geachtet haben. D.h. angeschnallt und so.
    Ob wenigstens gewartet wurde, bis die vorgesehene Position erreicht ist, habe ich nicht darauf geachtet.

  • Vielleicht ist das eine betriebliche Regelung in Anlehnung an die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h bei Passagieren auf Stehplätzen (frei nach dem auslegbaren § 3 (3b) StVO): Nicht gesicherter Rolli wird wie stehender Passagier behandelt. #wildespekulation

  • Selbst nicht betroffen aber gleich denunzieren. Ich dachte diese dunklen Zeiten wären in Deutschland vorbei. So kann man sich irren.
    Denkst du, nur weil jemand im Rollstuhl sitzt, könnte er nicht selbst die Situation einschätzen und sich gegebenenfalls beschweren? Unglaublich. Du magst im Kern der Sache recht haben, aber da du (meines Wissens) nicht betroffen bist und (vermutlich) auch keinen Auftrag dazu bekommen hast, hat das ein Geschmäckle par excellence.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Selbst nicht betroffen aber gleich denunzieren. Ich dachte diese dunklen Zeiten wären in Deutschland vorbei. So kann man sich irren.
    Denkst du, nur weil jemand im Rollstuhl sitzt, könnte er nicht selbst die Situation einschätzen und sich gegebenenfalls beschweren? Unglaublich. Du magst im Kern der Sache recht haben, aber da du (meines Wissens) nicht betroffen bist und (vermutlich) auch keinen Auftrag dazu bekommen hast, hat das ein Geschmäckle par excellence.

    Keinen Kontext kennen, aber gleich flamen?


    Ich denke sehr wohl, dass der Begleiter der Rollstuhlfahrerin diese Situation gut einschätzen konnte. Hätte er sich nicht lautstark beim Fahrer beschwert, hätte ich auch weder die Beschwerde geschrieben noch hätte ich das hier zur Diskussion gestellt. Ein Teil meiner Beschwerde an den NVV galt auch dem Umstand, dass der Fahrer auf die Bitte (des Begleiters), zu warten, nur gefordert hat, schnell die Tür freizugeben, und auf die Bitte, zu helfen, patzig bemerkt hat, dass, wer nicht wartet, dass ihm die Rampe ausgeklappt würde, kein Anrecht mehr auf irgendeine Hilfestellung hätte. Der Begleiter hat mir gegenüber eine Beschwerde angekündigt, und ich wollte diese mit meiner Eingabe an NVV und BKW unterstützen. *Hierher* kommt das ganze, weil ich über dieses Detail, nämlich dass es okay sei, nicht zu sichern, verwundert war.


    Wegschauen und nichts sagen, wenn anderen, besonders besonders [sic] verletzlichen und schwachen, Mitmenschen Unrecht geschieht, ist Teil der dunklen Zeiten in Deutschland. Und diese beiden Menschen waren selbst sehr erbost über die ihnen widerfahrene Situation.