Ein Artikel aus der heutigen Rundschau:
ZitatAlles anzeigenDem Verkehrsverbund laufen die Kunden davon
RMV sieht die Ursache in verspäteten Zügen / Bahn AG verspricht bei Krisengespräch schnellere Bauarbeiten
Die S-Bahnen sind so unpünktlich wie nie zuvor. Im laufenden Jahr wird die Bahn wegen der häufigen Verspätungen an den Rhein-Main-Verkehrsverbund deshalb eine Strafe von über zwei Millionen Euro zahlen müssen. Bei einem Krisengespräch zwischen RMV und DB hat die Bahn allerdings Abhilfe versprochen.
Von Wolfgang Schubert
Für zwei Drittel aller Verspätungen liegt die Ursache nach Angaben von Volker Sparmann, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrs-Verbundes (RMV), "im desolaten Netz". Jahrelang habe die Bahn offenbar Erneuerungen aufgeschoben. Inzwischen sei "jede Weiche und jedes Stellwerk ein Risiko". Aus Kreisen des RMV verlautete zudem, wegen des starken Personalabbaus fehle der Bahn inzwischen auch Personal in den Werkstätten. Für Sparmann war die "Situation noch nie so schlimm wie jetzt". Während im Juni 1999 noch 95 Prozent aller Züge pünktlich verkehrten, waren es im Juni dieses Jahres nur 88 Prozent. Tatsächlich aber fuhren viel mehr Züge dem Fahrplan hinterher. Denn Verzögerungen von einer bis vier Minuten fallen aus der Statistik heraus, da nach internationalen Gepflogenheiten ein Zug erst ab fünf Minuten als "verspätet" gewertet wird.
Wie Sparmann, am Dienstag im Gespräch mit der FR sagte, laufen dem Verbund inzwischen die Fahrgäste davon: "Die Kunden sind so unzufrieden, dass sie uns verlassen. Dies ist katastrophal". Vor dem Hintergrund habe man sich am Montag zu einem Krisengespräch getroffen. Dabei hätten Charlott Lutterbeck, Chefin von DB-Regio in Hessen und Heinz-Jörg Otto, Leiter der Niederlassung Mitte von DB-Netz, Lösungen angekündigt. So sollen die Gleisbauarbeiten in Frankfurt-West und Höchst bereits Ende August und damit schneller beendet werden als ursprünglich geplant. Der RMV-Chef sieht in dieser Zusage "den wichtigsten Beitrag, die augenblickliche Misere abzumildern".
Von den Arbeiten in Höchst sind die Linien S 1 und S 2 betroffen, die Gleisbauarbeiten in West tangieren mit S 3, S 4, S 5 und S 6 gleich vier Linien. Deren verspätete Züge haben jedoch Auswirkungen auf das ganze Netz. Besonders im Tunnel zwischen Hauptbahnhof, Mühlberg und Lokalbahnhof, wo die Züge nach einem ausgeklügelten Fahrplan im Minuten-Abstand verkehren, bringen verspätete Bahnen dann auch ursprünglich pünktliche Triebwagen aus dem Takt. Insgesamt gibt es im S-Bahn-Netz rings um Frankfurt zurzeit 14 unterschiedliche Baumaßnahmen an den Gleisen.
Neben der Beschleunigung der Bauarbeiten habe die Bahn mittelfristig eine Verbesserung der Verspätungs-Informationen auf den Bahnhöfen sowie mehr Kontrolleure und Zugbegleiter in den Regional-Bahnen in Aussicht gestellt. Die Umstellung auf eine automatische Zugabfertigung und die gleichzeitige Einsparung von Zugbegleitern habe sich zum Teil nicht bewährt, sagte Sparmann.
Der RMV-Chef sagte zudem, er habe den "Eindruck, dass trotz der zahlreichen Baustellen in Hessen in das Schienennetz weniger investiert wird als in anderen Bundesländern".
Hoffen wir, dass den Worten auch wirklich Taten folgen werden...die vielen Baustellen und insbesondere die Langsamfahrstellen, die nun schon seit Monaten bestehen, sind ja wirklich nicht mehr feierlich. Gut, Verspätungen wird es wohl grundsätzlich immer mal geben, aber wenn diese aufgrund von Fahrwegmängeln entstehen, die über Wochen und Monate verschleppt werden, ist das m.M.n. sowohl für die Fahrgäste als auch das Fahrpersonal, welches infolge der Mängel ja auch zusätzlicher Belastung ausgesetzt ist, inakzeptabel.