Warum halten die Busse nicht nur an den Haltestellen?

  • Gibt es für Frankfurt eigentlich grundsätzliche Regelungen für die Standorte der Bushaltestellen, also an welchen Stellen Bushaltestellen eingerichtet werden?


    Zum Hintergrund meiner Frage: Man kann ja festlegen, dass die Bushaltestellen direkt vor einer Kreuzung, direkt hinter der Kreuzung oder irgendwo zwischen zwei Kreuzungen eingerichtet werden. Dabei werden die Vorteile und Nachteile für die Verkehrssicherheit, den Verkehrsfluss und für den Transit der Fahrgäste zu anderen Verkehrsmitteln abzuwägen sein.


    Nach meinem Eindruck befinden sich in Frankfurt die Bushaltestellen im Kreuzungsbereich immer hinter der Kreuzung. Nachteilig sind hierbei gegenüber einem Halt vor der Kreuzung die Verlängerung der Fahrtzeiten, die Erhöhung des Kraftstoffverbrauchs, die doppelte Belastung des fließenden Verkehrs, die erhöhten Anforderungen an die Aufmerksamkeit der Busfahrer sowie gegenseitige Unfallgefahr durch Kollision von Radfahrern und Fahrgästen.


    Ich hoffe ja, dass das Thema bereits untersucht wurde, z.B. im Vergleich mit Städten, in denen sich die Bushaltestellen grundsätzlich hinter der Kreuzung befinden.

  • Wenn die Bushaltestelle vor der Ampel liegt gibt es folgende unerfreuliche Konstellationen:


    1. Ampel Grün, Bus hält und blockiert den Verkehr hinter dem Bus (schlecht)
    2. Bus schließt Türen, Ampel wird Rot, Bus steht (schlecht)
    3. Zuspätkommer kommt zum stehenden Bus will rein
    3a. Busfahrer lässt ihn rein, Ampel wird grün, Zuspätkommer muss noch zahlen, Ampel wird rot (weiter bei 2.)
    3b. Busfahrer lässt ihn nicht rein, Zuspätkommer motzt, schreibt Leserbriefe, etc. (schlecht)


    Mit der Ampel hinter der Kreuzung sind alle drei Probleme gelöst und die Wartezeit an der Ampel vor der Haltestelle führt nur dazu, dass der Zuspätkommer (z.B. an der Hügelstraße) sieht, dass er noch vor dem Bus über die Kreuzung kommen muss.


    Man kann natürlich auch versuchen durch Vorrangschaltung der Ampel die Probleme 2 und 3 zu lösen, das ist aber bei aufeinander abgestimmten Ampeltakten nicht ohne weiteres möglich.

  • Und 4. Ampel rot, Bus steht in Autoschlange wenige Meter vor der Haltestelle. Fahrgäste im Bus wollen schon raus.


    Es gibt aber durchaus Haltestellen vor der Kreuzung, z.B. Dornbusch. Hier kannst Du die Situation anschauen und z.B. mit der Hügelstraße vergleichen.

  • Ein Halt vor der Kreuzung bedingt also eine separate Fahrspur für den Bus und Vorrangschaltung der Ampel?


    Wichtig ist doch nur, wie die Bürger sicher und schnell zum Ziel kommen. Eventuell kann ich dabei im Interesse von 30 Bürgern im Bus auch einmal 20 Bürger in der Autoschlange warten lassen. Gibt es statistische Auswertungen, Diplomarbeiten oder sonstige Studien zu dem Thema?


    Off-Topic: Der Übergang zwischen Bus und Stadtbahn mit mehreren Minuten Umsteigezeit ist sowohl am Dornbusch als auch in der Hügelstraße nicht effizient. Da gibt es in anderen Städten auch Ideen, wie verschiedene Nahverkehrsmittel gemeinsame Haltestellen benutzen.

  • Zitat

    Original von freiwand
    Nach meinem Eindruck befinden sich in Frankfurt die Bushaltestellen im Kreuzungsbereich immer hinter der Kreuzung.


    Mal nur so aus dem Kopf einige Gegenbeispiele:


    Linie 34 Dortelweiler Straße Richtung Mönchhof, Marbachweg Sozialzentrum Richtung Mönchhof, Am Dornbusch beide Richtungen, Radilostraße beide Richtungen, Sternbrücke Richtung Mönchhof, Messeparkhaus Richtung Bornheim / Linie 36: Haltestelle Holzhausenstraße Richtung Sachsenhausen, Börneplatz Richtung Bockenheim, Wendelsplatz Richtung Bockenheim / Linie 64 Taunusanlage Richtung Ginnheim, Alte Oper Richtung Hbf., Bremer Straße Richtung Ginnheim.


    Die Liste könnte sicher man ohne Ende fortsetzen, daher würde ich nicht "immer" sagen. Es mag Bewertungen der Behörden (Straßenverkehrsamt, Ordnungsamt) geben, die eine Lage der Haltestellen hinter einer Kreuzung nicht zulassen. Dies mag z. B. Am Dornbusch zutreffen, wo ein hinter der Kreuzung haltender Bus evtl. wegen erhöhten Verkehrsaufkommens einen Rückstau in die Kreuzung hinein verursachen könnte, womit auch die Stadtbahngleise nicht frei gefahren würden. Insofern liegt auch die Haltestelle Hügelstraße (L. 39, 69) Richtung Ginnheim sehr ungünstig, eine andere Möglichkeit gibt es dort aber nicht ohne Umbau der Straße.


    Zitat

    Original von freiwand
    Nachteilig sind hierbei gegenüber einem Halt vor der Kreuzung die Verlängerung der Fahrtzeiten, die Erhöhung des Kraftstoffverbrauchs, die doppelte Belastung des fließenden Verkehrs,


    Die Nachteile von Haltestellen vor der Kreuzung hat Xalinai schon genannt, sie überwiegen in den meisten Fällen die Vorteile. In dem Falle der Fahrzeit schneidet die Haltestelle hinter der Kreuzung in der Regel besser ab, wobei dies im Einzelfalle auch vom Verkehrsaufkommen und der kreuzungs-spezifischen Ampelschaltung abhängig ist.


    Davon abhängig ist auch der Kraftstoffverbrauch. Ob der Bus nun vor oder hinter der Kreuzung halten und neu anfahren muss, spielt dabei keine Rolle. Überwiegend liegen Haltestellen vor Kreuzungen nicht auch gleichzeitig direkt vor der Ampel, sodass der Vorgang Halten - Anfahren - Halten - Anfahren ohnehin durchgeführt werden muss, die Gründe des Haltens (rote Ampel <> Haltestelle) werden lediglich vertauscht.


    Wieso wird der fließende Verkehr doppelt belastet? Bei einer mehrspurigen Straße kann das "Hindernis Bus" sowohl vor, als auch hinter der Kreuzung umfahren werden. Bei einer einspurigen wäre dies - falls Gegenverkehr vorhanden - so oder so nicht möglich. Falls nicht, gilt wieder das gleiche wie bei einer mehrspurigen...


    Zitat

    die erhöhten Anforderungen an die Aufmerksamkeit der Busfahrer


    Kann ich als Inhaber einer "Alle Klassen-Lizenz" so nicht nachvollziehen...


    Zitat

    sowie gegenseitige Unfallgefahr durch Kollision von Radfahrern und Fahrgästen.


    Auch hier sehe ich keinen Qualitätsunterschied. Unaufmerksame oder "wild gewordene" Radfahrer gibt es auch vor Kreuzungen. Du gehst offenbar von der Idealvorstellung aus, dass der gesamte Verkehr vor einer Kreuzung gleichzeitig bei "rot" zum Stillstand kommt, incl. der Radfahrer und des Busses. Dies ist jedoch nur sehr selten der Fall, abgesehen davon, dass es genügend Radfahrer gibt (mindestens 30%), die sich nicht an die Verkehrsregeln halten und auch bei rot fahren...


    Zitat

    Ich hoffe ja, dass das Thema bereits untersucht wurde, z.B. im Vergleich mit Städten, in denen sich die Bushaltestellen grundsätzlich hinter der Kreuzung befinden.


    Selbstverständlich wurde dies schon untersucht, u. a. hatte der VDV mal eine entsprechende Untersuchung in Auftrag gegeben, die auch in "Der Nahverkehr" veröffentlicht wurde. Und darin kam man, wenn ich das recht erinnere eben zu dem Schluß, dass Haltestellen hinter der Kreuzung effizienter sind als solche davor.

  • An vielen Ampeln gibt es auch Anforderungstaster für Fußgänger. An manchen kleineren Kreuzungen auch Zebrastreifen. Dort würde doch der Bus jedesmal durch seine aussteigenden Fahrgäste selbst aufgehalten werden, wenn die Haltestelle davor liegt. Es ist sinnvoller, wenn die hinter dem Bus die Straße überqueren.

  • wenn ich mal so drüber nachdenke sind sowohl Dornbusch als auch Hügelstraße eigentlich ziemlich gute Beispiele für die jeweilige Ausführung der Anordnung.


    Dornbusch Richtung Bornheim Mitte gibts ne eigene Buspur, daher ist der Zeitgewinn bei einem Halt vor der Ampel fast immer gegeben. Richtung Mönchhofstraße liegt die Haltestelle direkt hinter der Aufweitung auf 2 Fahrspuren (entsprechend gibt es kein Einfädelgeknäule weil Autos aus dem Marbachweg einfach in der eh schon gefahrenen Schlange am Bus vorbeiziehen.
    In beide Fahrtrichtung ist die Situation hinter der Kreuzung da mit Hinblick auf die Räumzeiten schon deutlich kritischer (grad Richtung Bornheim Mitte staut sichs oft genug auch schon ohne Bus)


    An der Hügelstraße hingegen hat man das Problem der verhältnismäßigen kurzen Grünphasen durch die zustäztlichen Linksabbieger. Hier hat man also als Zielvorgabe möglichst viele Fahrzeuge möglichst schnell über die Kreuzung zu bekommen (was die dann dahinter machen ist erstmal nicht so wichtig) D.h. möglichst viele Fahrspuren VOR der Kreuzung (hier je 2 für Links und Greadeaus, obwohl zumindest die Hügelstraße hinter der Kreuzung einsprurig wird, aber egal. Sobald die Ampel rot ist kommt da ja eh fast nix mehr...
    Richtung Markus-Krankenhaus hält der 39 deshalb im noch aufgeweiteten Teil der Hügelstraße (nicht so schön wegen Einfädlern, aber hier aus Platzgründen einfach nicht besser zu lösen)
    In der anderen Richtung gibts ne eigene Bushaltebucht, was auf diesem relativ dicht befahrenen Abschnitt (Stichwort A661-Zubringer) auch gut ist. (Wobei es hier wohl mit leichten Einschränkungen auch ohne die Bucht gegangen wäre, aber da der Platz eh da war... )



    Zitat

    Mit der Ampel hinter der Kreuzung sind alle drei Probleme gelöst.


    Öhm, ja, der war gut... (sorry, aber das konnte ich mir grad nicht verkneifen :P)

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe

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