Riedberg-Kreisel in der Praxis

  • Nach dem im D-IV Bauthread in Bezug auf Sinnhaftigkeit und Tauglichkeit des Riedberg-Kreisels heftig diskutiert wurde, würde mich mal interessieren, wie denn nach einem halben Stadtbahnbetrieb die praktischen Erfahrungen mit diesem Kreisel sind. Haben sich die Befürchtungen bestätigt? Ist die gebaute Lösung praxistauglich (aus Stadtbahnsicht und aus Autofahrer-/Fußgängersicht)?


    Dasselbe gilt für das zaunlose Rasengleis und die freie Passierbarkeit der Gleise und ihre Trennwirkung für den Stadtteil. Das wäre nämlich nicht ganz uninteressant, weil wir demnächst dieselbe Diskussion im Europaviertel haben werden.

  • Du musst Dich aber durch die Grünanlagen "kämpfen". Einfach, aber psychologisch wirksam. Sieht nicht aus wie ein Zaun und verursacht kein Gefühl des Eingesperrtseins, verhindert aber, dass man drüber läuft.

    fork handles

  • Hallo zusammen,


    bin gar nicht sicher, aber ich glaube, dies ist sogar mein erster Beitrag.


    Ich wohne auf dem Riedberg und bin sowohl Autofahrer als auch nahezu täglicher U-Bahn-Nutzer. Der Kreisverkehr ist grundsätzlich aus Fahrgastsicht nicht negativ zu bewerten, mir ist auch erst ein einziges Mal aufgefallen, dass ein Auto wirklich offensichtlich bei Rot durch den Kreisel fuhr, aber meine Bahn war dennoch noch weit genug weg. Behinderungen habe ich dort persönlich noch nie erlebt (also für die U-Bahn), auf der Seite der IG Riedberg wurde aber just vor einigen Wochen über einen Unfall berichtet, als ein... naja, sagen wir mal mit Verkehrsregeln wohl noch nie in Berührung gekommener Verkehrsteilnehmer entgegen der Fahrtrichtung durch den Kreisel wollte und just in dem Moment eine Bahn kam.


    Aus Autofahrersicht finde ich den Kreisverkehr mäßig gelungen. Meines Erachtens macht man entweder einen einspurigen Kreisel, in dem bei Rot für die Bahn alles stehen muss. Oder man macht vernünftige Markierungen, so dass ein Abbiegen auf die Riedbergallee auch bei BÜ-Rot möglich ist. Denn so wie es am Kreisel heute ist, fahren zwar alle Leute in den zwei Spuren breiten Kreisverkehr ein, stehen dann an der Ampel aber oft so, dass z.B. eine Fahrt die Riedbergallee entlang nicht möglich ist, d.h. auch als Geradeausfahrer muss ich, weil die Leute mitten drin stehen, unnötig warten. Da wäre es besser gewesen, die Abbiegemöglichkeit vor dem BÜ jeweils auf die Riedbergallee mit einer gesonderten Spur einzuzeichnen, dann wäre das Abbiegen besser möglich. Der Platz im Kreisel wäre da, da wie gesagt zweispurig.


    Amateurhaft, jedoch gut verdeutlichend anbei noch eine Paint-Zeichnung, wie der Riedbergkreisel meines Erachtens besser wäre (anklicken für größere Ansicht). Im linken Bild stellt die orange schraffierte Fläche eine Sperrfläche (StVO-Zeichen 298 ) dar.



    Aus Radfahrersicht ist der Kreisverkehr ebenfalls nicht berauschend. Will man auf den Radwegen bleiben und den Kreisverkehr optisch geradeaus befahren, muss man über Fußgängerüberwege rüber und daher absteigen. Bleibt nur die Fahrbahn als Alternative.


    Viele Grüße,
    s.

    3 Mal editiert, zuletzt von sansflash () aus folgendem Grund: Satzbau bzw. automatische Smiliesetzung.

  • Amateurhaft, jedoch gut verdeutlichend anbei noch eine Paint-Zeichnung, wie der Riedbergkreisel meines Erachtens besser wäre (anklicken für größere Ansicht). Im linken Bild stellt die orange schraffierte Fläche eine Sperrfläche (StVO-Zeichen 298 ) dar.

    So ähnlich (mit je einer Geradeaus- und einer Geradeaus-und Rechts-Spur) hat der Kreisverkehr vor dem Stadtbahnbau ausgesehen. Man kann es auf den Luftbildern bei Bing Maps noch erkennen. Ich weiss nicht, welche Gründe für den Umbau sprachen. Eventuell gab es Probleme mit langen Lkw?

    Aus Radfahrersicht ist der Kreisverkehr ebenfalls nicht berauschend. Will man auf den Radwegen bleiben und den Kreisverkehr optisch geradeaus befahren, muss man über Fußgängerüberwege rüber und daher absteigen. Bleibt nur die Fahrbahn als Alternative.

    Radwege um einen Kreisverkehr herum sind in aller Regel Unsinn. Diese hier sind wenigstens nicht benutzungspflichtig beschildert. Radfahrer sollten besser zum Einfahren in die Fahrbahn vor dem Kreisverkehr durch kleine Schutzflächen ermutigt werden. Die Radwege eignen sich höchstens zum Rechtsabbiegen, wenn der Kreisverkehr bei roter Ampel wie geschildert zugestellt ist. Durch die sehr breite Fahrbahn im Kreisverkehr wird man als Radfahrer dort manchmal überholt und an der nächsten Ausfahrt geschnitten, wenn man mehr als nur einen Viertelkreis fahren möchte.


    Verbesserungen sind sicher möglich, aber alles in allem fubktioniert der Kreisverkehr an der Altenhöferallee ganz gut.



    Weniger gelungen finde ich die Situation an der Station Riedberg (Kreuzung Riedbergallee, Kalbacher Höhe und Erna-Pinner-Straße). Die Stadtbahn aus Richtung Innenstadt muss hier regelmäßig deutlich abbremsen, bevor das Signal endlich die Überquerung der Kreuzung erlaubt. Auch für Fußgänger gibt es hier viele, aber wohl kaum vermeidbare, Ampeln und Inselchen. Wenn man vom Bahnsteig die Riedbergallee nach Norden bei Fußgänger-Grün überquert, kann es sein, dass Rechtsabbieger aus der Kalbacher Höhe schwungvoll über die Furt fahren, nachdem sie die Gleise überquert haben. Als Fußgänger rechnet man damit hier eher nicht, denn die nördliche Seite der Riedbergallee wirkt wie eine Einbahnstraße.


    Eine den Stadtteil trennende Wirkung wie die Eschersheimer Landstraße hat die Stadtbahn nach meinem Eindruck kaum. Es gibt an jeder Querstraße Überwege, und die Ampeln schalten ziemlich flott. Die Fahrbahnen sind ja auch nur einspurig. Bei der derzeitigen Verkehrsdichte wären Zebrastreifen allerdings völlig ausreichend.


    Bei beiden Stationen angenehm ist auch die Zeitinsel, die das Betreten und Verlassen der Stationen über fast die gesamte Länge ermöglicht. So kommt man ohne Wartezeit an Ampeln zügig hin und wieder weg.


  • Dasselbe gilt für das zaunlose Rasengleis und die freie Passierbarkeit der Gleise und ihre Trennwirkung für den Stadtteil. Das wäre nämlich nicht ganz uninteressant, weil wir demnächst dieselbe Diskussion im Europaviertel haben werden.


    Die Taktung der Linien U8 und U9 sind eine ganz andere als auf der Eschersheimer Landstraße. Da die Bahnen im kurzen Abstand zu einander fahren ist die meiste Zeit nichts los und dann kommen zwei Bahnen kurz hintereinander.


  • Die Taktung der Linien U8 und U9 sind eine ganz andere als auf der Eschersheimer Landstraße. Da die Bahnen im kurzen Abstand zu einander fahren ist die meiste Zeit nichts los und dann kommen zwei Bahnen kurz hintereinander.


    Naja, soo anders ist es auch nicht. Die Bahnen auf der Eschersheimer Landstraße fahren auch im kurzen Abstand zueinander - und daher ist die meiste Zeit was los... :D


    Spaß beiseite: Ich denke auch, dass durch die Breite der Straße und die Anlegung mit viel Grün die Trennwirkung eine ganz andere ist. Wenn ich zum REWE laufe wäre ein Weg schon ein paar Meter kürzer, könnte ich direkt über die Gleise. Aber da kein Zaun da ist, denke ich nicht: "verdammt, scheiß Zaun" sondern vielmehr: "mist, durch den Graben komm ich nicht durch, muss ich außenrum". Ich glaube, das macht schon einen Unterschied...

  • Die optische Trennung gefällt auch mir wesentlich besser als auf der Eschersheimer, allerdings muss man auch anmerken, dass es durchaus einige Personen gibt, denen der Graben kein Hindernis darstellt. Vor allem wenn es geregnet hat und der Boden tief ist, kann man einige Fußspuren erkennen wo Leute die Gleise an dieser Stelle überquert haben.
    Das ist mir im ersten Jahr nach der Eröffnung sehr oft aufgefallen, seitdem dort der Grünstreifen mehr und mehr bepflanzt ist nur noch an wenigen ausgewählten Stellen.

  • Als Autofahrer komme ich mit dem Kreisel gut klar, und ich würde hier auch gar nicht anfangen, die Mehrspurigkeit wieder einzuführen, da mehrspurige Kreisel deutlich anfälliger gegenüber Fahrfehlern sind (z. B. bei Spurwechseln innerhalb des Kreisels).


    Als Fahrradfahrer nervt mich auch die Wegleitung von der Fahrbahn, insbesondere in Nord-Süd-Richtung.


    Als Öffi-Nutzer sehe ich keine Probleme.