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TGV Ost - Ab 2007 wird die Region Pfalz abgehängt
Verbindungen nach Frankfurt schlechter – Kein Halt in Neustadt vorgesehen
"Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2007 wird sich das Verkehrsangebot für die Pfalz durch die Einführung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs zwischen Frankfurt und Paris (POS) nachhaltig verschlechtern", so Werner Schreiner, Geschäftsführer der Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH (VRN GmbH), nach einer ersten Beurteilung der von der Bahn vorgelegten Fahrpläne.
"Wir haben die Deutsche Bahn in Abstimmung mit dem Land Rheinland-Pfalz bereits vor längerer Zeit angeschrieben und um Vorlage der Fahrpläne gebeten. Außer einem vertröstenden Brief haben wir allerdings keine Reaktion erhalten, so dass wir uns jetzt über befreundete Institutionen die Unterlagen besorgt haben", so der Geschäftsführer.
Hauptmanko ist nach Werner Schreiner die mangelnde Anbindung der neuen Züge an den Verkehr in der Region. "Bereits im Gutachten von 1989 ist deutlich geworden, dass bei einer mangelnden Anbindung in die Region die Strecke Mannheim – Saarbrücken verkehrlich „zum Tode“ verurteilt ist, da dann die Strecke über Karlsruhe und Straßburg wesentlich attraktiver wird". Dies befürchtet der VRN-Geschäftsführer übrigens gleich ab dem Start des neuen Verkehrsangebotes, da die Haltezeiten in Kaiserslautern so sind, dass keine regionalen Anschlüsse möglich sind.
So sollen ab Dezember 2007 fünf Zugpaare zwischen Paris und Frankfurt verkehren. In Kaiserslautern ist, aus Richtung Paris kommend, ein Halt zur Minute 34/36 vorgesehen. Da die Abfahrt der Züge in Richtung Pirmasens wegen der anschließenden eingleisigen Strecke aber zur Minute 35 erfolgen muss, besteht kein Anschluss in dieser Richtung. Ähnliches gilt in Richtung Bingen, wo die Abfahrt heute zur Minute 24 erfolgt.
Die heute zur Minute 28 oder 30 in Kaiserslautern abfahrende S-Bahn Richtung Neustadt muss dann in Kaiserslautern – eventuell unter Verlust von Anschlüssen aus Richtung Lauterecken – so abfahren, dass sie unterwegs nicht vom Hochgeschwindigkeitszug "überrollt" wird.
In der Gegenrichtung verhält sich die Situation ähnlich. Aus Frankfurt und Mannheim kommend soll der Hochgeschwindigkeitszug jeweils zur Minute 19 Station machen, d.h. es gibt in Kaiserslautern Hauptbahnhof keinerlei Anschlüsse aus Richtung Alsenztal oder Pirmasens, es sei denn mit einer völlig unattraktiven "Übergangszeit" von ca. 45 Minuten. Man muss also in Kaiserslautern schon lange warten, um in Richtung Saarbrücken und Paris weiter zu fahren - an der heute teilweise schon schlechten Situation verbessert sich nichts. Die übrigen Fernverkehrszüge kreuzen heute meist in Kaiserlautern, was gegenwärtig eine optimale Vernetzung mit dem Rheinland-Pfalz-Takt ergibt und auch eine gute Führung der S-Bahn RheinNeckar zwischen Kaiserslautern und Mannheim ermöglicht.
Die neuen Planungen, befürchtet Werner Schreiner, führen "regional betrachtet wohl schnell zum Ende der Nutzung von Fernverkehrszügen in Richtung Saarbrücken und Trier, ab dem Bahnhof Neustadt und aus der Region Kaiserslautern". Darüber hinaus wird natürlich auch die Nutzung des Rheinland-Pfalz-Taktes als Zubringerverkehr "leiden", so dass für das Land Rheinland-Pfalz und das Saarland große Nachteile zu befürchten sind.
Noch gravierender wird die Situation in Neustadt an der Weinstraße. Dort halten heute, gut eingebunden in den Rheinland-Pfalz-Takt, auch die Züge von und nach Paris. Diese Halte sollen in Zukunft wegfallen, obwohl auch weiterhin gute Anbindungen in den Rheinland-Pfalz-Takt möglich wären, da Neustadt an der Weinstraße halbstündlich von den Zubringerlinien aus Landau und Bad Dürkheim bedient wird.
Auch die heutige Situation, dass sich die S-Bahn in Neustadt Hbf sozusagen um den Fernverkehr wickelt, d.h. Zubringer- und Abbringerfunktion zugleich wahrnimmt, ist dann nicht mehr gegeben.
Vorgesehen ist die Durchfahrt der Züge in Richtung Frankfurt zur Minute 58, die Züge aus Landau/Karlsruhe kommen zur Minute 50 und aus Bad Dürkheim zur Minute 52 an. "Sich solch optimale Anschlüsse und Anbindungen entgehen zu lassen", ist nach Meinungen des VRN-Chefs "hochgradig verkehrlicher Dilettantismus".
Natürlich wären auch die Abbringer aus den Zügen in die Pfalz optimal. Zur Minute 05 starten die Züge in Richtung Bad Dürkheim, zur Minute 10 in Richtung Landau/Karlsruhe. "Ganz nebenbei: man wäre also über Neustadt schneller in Karlsruhe als über Mannheim", das darf wohl aber auch nicht sein. In der Gegenrichtung ist die Durchfahrt in Neustadt ebenfalls zur Minute 58 vorgesehen, so dass sich auch hier optimale Anschlüsse ergeben würden. Der heute bestens funktionierende Knoten zwischen Nah- und Fernverkehr wird zerstört.
In Mannheim dann soll der Hochgeschwindigkeitszug auf dem Weg nach Frankfurt unter Zuhilfenahme eines zweiten Lokführers innerhalb von vier Minuten wenden und dann in Richtung Frankfurt weiterfahren. Diese Lösung hält der VRN-Geschäftsführer für extrem verspätungsanfällig. "Gespannt sind wir auch, wann die Bahn uns als Aufgabenträger über ihre Planungen auf der Riedbahn informiert, damit wir die Auswirkungen auf den Regionalverkehr durch diese Linie prüfen können."
Auf jeden Fall hat sich der VRN-Geschäftsführer schon einmal mit dem Verbandsvorsteher des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd Dr. Hirschberger und mit dem Abteilungsleiter Dr. Kaufmann im rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr verständigt, dass "die Bahn nicht versucht" die Aufgabenträger untereinander auszuspielen, in dem sie einem Aufgabenträger die Zustimmung zum Fahrplan "abschwätzt" und einem anderen die Nachteile der Linienführung mit Hinweis auf bereits vorliegenden Zustimmungen "aufdrückt". Im Hinblick auf die problematische Gesamtsituation in Mannheim sind wir natürlich auch mit dem baden-württembergischen Innenministerium im Gespräch, um alle Aufgabenträger abzustimmen und die Einbindung in den Regionalverkehr zu optimieren.
"Wir wollen genaue Informationen, wie die Züge auf dem Weg durch das VRN-Gebiet fahrplanmäßig vorgesehen sind, denn es kann einfach nicht hingenommen werden, dass der Regionalverkehr die Zeche für die POS-Linie zahlt", so der Geschäftsführer abschließend.
Dem VRN liegt auch noch kein Betriebsprogramm für die übrigen zwischen Frankfurt bzw. Stuttgart und Saarbrücken verkehrenden Fernverkehrszüge vor, so dass zu befürchten ist, dass insbesondere häufig genutzte Pendlerrelationen wie. z.B. Frankfurt – Neustadt stark verschlechtert werden.
Quelle: Presseinformation des VRN (Verkehrsverbunf Rhein-Neckar)