Tarifkonflikte bei EVU

  • Es ist richtig, dass DGB-Gewerkschaften Konkurrenz nicht gerne sehen und daher auch die GDL ablehnen – und ihr sogar wünschen, dass sie ihre Forderungen nicht durchsetzen kann.

    Die DGB-Gewerkschaft ver.di hat übrigens im Nahverkehr (zumindest Frankfurt) exakt die selbe Forderung zur Arbeitszeitenreduzierung auf 35 Stunden gestellt. Falls das jemandem entgangen sein sollte...

  • Ist es eine extreme Forderung?

    Was gefordert und geboten wird, wissen wir gar nicht so genau. Extrem ist für mich die Form des Umgangs, die kategorische, brüske, unbeugsame Art von Herrn W., der Impuls, seine Verhandlungsgenüber in der Öffentlichkeit zu diffamieren, sein "wo-ich-bin-ist-vorne", sein unerschütterlich offenbartes Ego, das ist extrem und insofern ist er ein Extremist. Wie will man mit jemandem verhandeln, denn man zuvor lang und breit der Lüge, als Totengräber der Bahn und was sonst noch bezichtigt hat. Respektvoller Umgang geht anders. Das erzeugt kein vetrauensvolles Verhandlungsklima. Druck erzeugt Gegendruck. In dem Masse, in dem die GdL den Druck erhöht, muss sie mit Gegendruck rechnen, auch aus den eigenen Reihen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich bald auch diejenigen genervt abwenden und die Geduld verlieren, die bisher im Prinzip noch Verständnis für die GdL geäußert haben. Es ist ja jetzt nicht so, dass es den Lokführern wirklich schlecht ergeht, aber alle/die meisten/viele, die unter den Bahnausfällen leiden, fangen mit jedem weiteren Streiktag an sich zu fragen, warum sie eigentlich auslöffeln sollen, was die GdL ihnen einschenkt.

  • Und was Verdi angeht, Manzanita, verdi hat nach jahrelangem Versagen bei seinen Leuten noch was gutzumachen. Und Verdi weiß natürlich genau, das die finanziell schwachbrüstigen kommunalen Arbeitgeber eine 35-Stunde-Woche bei vollem Lohnausgleich unmittelbar mit Angebotskürzungen und/oder Preiserhöhungen werden beantworten müssen. Das Mantra, nur bessere Arbeitsbedingungen würden auch zu vermehrter Personalgewinnung führen, ist ein frommer Wunsch. Nackte Tatsache ist, dass der Fehlbetrag bei der VGF in 2022 schon 132 Mio € betrug, wofür die Stadt Frankfurt als Eigentümerin einzustehen hat. Die Stadt Frankfurt kann das vielleicht noch stemmen, aber Darmstadt? Offenbach? Marburg?

  • Und was Verdi angeht, Manzanita, verdi hat nach jahrelangem Versagen bei seinen Leuten noch was gutzumachen.

    Ist mir vollkommen klar; ich stimme zu. (Legitimiert aber nicht - im Gegensatz zum Fall GDL - die Forderung, oder?)

    Und Verdi weiß natürlich genau, das die finanziell schwachbrüstigen kommunalen Arbeitgeber eine 35-Stunde-Woche bei vollem Lohnausgleich unmittelbar mit Angebotskürzungen und/oder Preiserhöhungen werden beantworten müssen.

    Wenn wir die Preiserhöhungen im RMV-Gebiet mit der Wochenarbeitszeit des Fahrpersonals in Verbindung bringen wollen, sind wir allerdings wahrscheinlich längst unter 30 Wochenstunden... (ja, tatsächlich nicht nachgerechnet)

    Das Mantra, nur bessere Arbeitsbedingungen würden auch zu vermehrter Personalgewinnung führen, ist ein frommer Wunsch.

    Kannst du das irgendwie belegen? Es erscheint mir nämlich trotz deines Widerstandes immer noch recht logisch und eingänglich, wenn die Verbesserung der Arbeitsbedingungen den Job attraktiver machen und sich deshalb mehr Leute für diesen interessieren und sich bewerben.

    Nackte Tatsache ist, dass der Fehlbetrag bei der VGF in 2022 schon 132 Mio € betrug, wofür die Stadt Frankfurt als Eigentümerin einzustehen hat. Die Stadt Frankfurt kann das vielleicht noch stemmen, aber Darmstadt? Offenbach? Marburg?

    Nein, ich stimme dir zu. An dieser Stelle wäre evtl. die sog. "Verkehrswende" erwähnenswert. Angeblich sei für deren Umsetzung eine höhere "Investition" in den ÖPNV notwendig. Anscheinend ist es für die Umsetzung zusätzlich unentbehrlich, wochenlange Streiks durchzuführen, damit die Politik mitbekommt, dass sie für diese "Investition" verantwortlich ist.

  • "Die Politik" mal wieder. Wer soll das sein? Das ist mir zu unbestimmt. Unseren Stadtverordneten, dem hiesigen Magistrat und seinem Kämmerer brauchst du nix von Verkehrswende zu erklären. Aber alle, die dort Verantwortung tragen, wissen, dass eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich sofort Mehrkosten im Multimillionenbereich hervorruft. Ob und ggf. wann die VGF Personal auf die Strecke schicken kann, das die Minderleistung durch reduzierte Wochenarbeitszeit kompensieren kann, weiß niemand. Ob und ggf. wann die VGF ausreichend Personal rekrutieren kann, die geplanten Angebotsausweitungen zu fahren, weiß auch niemand. Das meinte ich mit frommem Wunsch. Der Arbeitsmarkt ist so leer, dass niemand eine Ausweitung des Stellenplans seriös planen kann. Aber bis es soweit ist, kostet die 35-Stunden-Woche bereits sehr viel Geld.

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  • Extrem ist für mich die Form des Umgangs, die kategorische, brüske, unbeugsame Art von Herrn W., der Impuls, seine Verhandlungsgenüber in der Öffentlichkeit zu diffamieren, sein "wo-ich-bin-ist-vorne", sein unerschütterlich offenbartes Ego, das ist extrem und insofern ist er ein Extremist.

    Okay. Du übernimmst das Bild, dass die DB zusammen mit der Bild-Zeitung über mindestens 15 Jahre lang von Herrn Weselsky gezeichnet hat. Das finde ich erschreckend unreflektiert von dir.

    Wie will man mit jemandem verhandeln, denn man zuvor lang und breit der Lüge, als Totengräber der Bahn und was sonst noch bezichtigt hat. Respektvoller Umgang geht anders.

    Beide Seiten werfen der anderen Falschaussagen vor. Beide Seiten geben sich Mühe, die andere als kompromissunfähig darzustellen und ihr die Alleinschuld zuzuschreiben; soweit ich das sehe hat bisher nur die DB Verabredungen nicht eingehalten (und das vereinbarte Schweigen am 1. März drei Tage früher gebrochen).


    Respektvoller Umgang geht anders, das stimmt. Von beiden Seiten. Weselsky ist kein studierter BWLer und kommt nicht so geschliffen daher wie der Bahnvorstand, er „poltert“ gerne. Wenn ihn das in deinen Augen zu einem Extremisten macht, hast du eine sehr deutlich unterschiedliche Auffassung von Extremismus als ich.

  • Okay. Du übernimmst das Bild, dass die DB zusammen mit der Bild-Zeitung über mindestens 15 Jahre lang von Herrn Weselsky gezeichnet hat. Das finde ich erschreckend unreflektiert von dir.


    Ich weiß nicht, welches Bild Bild seit wann von Herrn W. zeichnet, mi ist das unbekannt. Natürlich kenne ich die TV-Statements von Seiler u.a. , aber um mir eine Meinung über Herrn W. zu bilden, brauche ich die Bahn-Leute nicht. Ich sehe und erinnere, wie sich andere Gewerkschafter geäußert haben, auch in der Metall- und Eletroindustrie, Pilotenvereinigung Cockpit usw. , hat es schwere Arbeitskämpfe gegeben, auch dort gibt es wortgewaltige Meinungsführer. Der Unterschied zur GdL ist aber, dass Herr W. den Eindruck zu erwecken versucht, nur er wisse, wie Bahn funktioniert und dass alle anderen, allen voran das Bahn-Management, die Bahn nur zugrunderichteten. Daraus spricht eine Hybris, die ihn von anderen Gewerkschaftern deutlich unterscheidet,


    Im Übrigen finde ich, dass Weselsky durchaus geschliffen spricht, druckreif, klar und prägnant, da hat er anderen einiges voraus.

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  • Gibt es im Vorstand denn überhaupt noch bahnaffine Leute?
    Dafür haben sie ja ihre Erfolgsbilanz dermaßen erfolgreich „optimiert“ (um es sehr höflich auszudrücken), dass mir doch irgendwie das Wort Selbstbedienungsladen in dem Sinn kommen mag.

  • Willst du das abstreiten?

    ich jedenfalls will das abstreiten, und sogar beide Teile davon einzeln (nicht nur, dass beides gilt): auch andere Menschen als Herr Weselsky wissen, wie Bahn funktioniert, und weder alle anderen noch das Bahn-Management richten die Bahn zugrunde.


    Ich streite allerdings ab, dass Weselsky diesen Eindruck erwecken möchte. 🤷🏻‍♀️

  • Willst du das abstreiten?

    Ich nenne einfach mal einige Punkte, bei denen der Bahnvorstand absolut kundenunfreundlich agiert:

    - Abschaffung der BahnCard als Plastikkarte

    - Am Automaten gibt es keine Sparpreise mehr

    - Am Schalter plötzlich nur noch personalisierte Online-Tickets


    Und um zum Thema zurückzukommen: Es war wohl der Bahnvorstand, der das Stillschweigen über die Schlichtungsverhandlungen gebrochen und mit der Bild-Zeitung gesprochen hat.

  • [ich: weder alle anderen noch das Bahn-Management richten die Bahn zugrunde.]

    Wer denn dann?

    Das Schweinesystem™? Die Verkehrspolitiker von SPD, CDU, FDP und CSU? Vielleicht auch niemand. Die Bahn ist mitnichten am Grund, was aber nicht bedeutet, dass alles gut wäre.

  • Und was Verdi angeht, ... Die Stadt Frankfurt kann das vielleicht noch stemmen, aber Darmstadt? Offenbach? Marburg?

    Darmstadt ist in der Erklärungsfrist für den Neuabschluss des Haustarifvertrages bei der HEAG: siehe hier

    Was den Landkreis angeht ... der kommt ab den 1.4. - dann sollte der LHO ausgelaufen sein

  • Das Schweinesystem™? Die Verkehrspolitiker von SPD, CDU, FDP und CSU? Vielleicht auch niemand. Die Bahn ist mitnichten am Grund, was aber nicht bedeutet, dass alles gut wäre.

    Ok, da muss ich dir Recht geben. Die Bahnreform schon ging natürlich von der Politik aus. Allerdings würde es sehr helfen, wenn der Bahnvorstand aus langjährigen Bahnmitarbeitern bestünde.

  • Allerdings würde es sehr helfen, wenn der Bahnvorstand aus langjährigen Bahnmitarbeitern bestünde.

    Immer diese Absolutheiten. Es würde sicherlich helfen, wenn deutlich mehr Betriebseisenbahner*innen im Vorstand wären, aber eine Einschränkung auf solche oder andere Mitarbeitende wäre wohl auch nicht unbedingt sinnvoll. (Und Herr Seiler ist seit 6 Jahren bei der Bahn, was konstituiert denn „langjährig“?)

  • Wenn ich das schon lese. Ein "Manager". Seit sechs Jahren bei der Bahn als Manager heißt, keine vorherige Berufserfahrung im Unternehmen. Dass so jemand im Vorstand ist bestätigt die klare Absage der Politik an die Bahn, damit die Verkehrswende.

    Und Du meinst allen Ernstes, dass irgendwelche "wir kleinen Leute hier unten" mehr Ahnung davon haben, wie das Gesamtunternehmen läuft? Bei aller Freundschaft, nein.