Der historische Frankfurter Nahverkehr


  • Auf der nächsten Aufnahme sehen wir Pt-Wagen 657 mit seiner Erdgas-Werbung, die er bereits seit seiner Lieferung im Jahre 1972 trug.



    Das Bild entstand im Jahre 1978 kurz vor dem großen Fahrplanwechsel im Mai. Die Fotoposition ist auf der Zeil, Ecke Neue Kräme in östlicher Blickrichtung.


    Im Hintergrund das 1956 erbaute Kaufhaus Ott&Heinemann, welches genau wie sein heutiger Nachfolgebau das einzige Haus auf der südlichen Seite der Zeil ist, das noch auf dem alten Vorkriegs-Grundriss steht. Dies war nur durch eine Überbauung des Bürgersteigs möglich. Die folgenden Häuser sind bereits infolge der Zeil-Verbreiterung nach hinten gerückt.


    Wenn man bedenkt, dass die Verbreiterung nur für den Autoverkehr vorgenommen wurde, hat sich das im Nachgang (genau wie auf der Fressgaß`) für die 17 Jahre auch nicht gelohnt.



    KJ

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  • Zitat

    Original von johannes
    Das blaue "E" bedeutete vor allem "Einmannbetrieb" - Fahrscheinverkauf beim Fahrer. Die schaffnerlosen Beiwagen hätten es ja sonst auch haben müssen.


    Damals gab es beim Fahrer nur Einzelfahrscheine. Und die waren deutlich teurer als die Sammelkarten, damit der Fahrer nicht so häufig bei seiner Arbeit behindert wurde.


    Gruß
    Johannes


    Was im Ergebnis nichts daran ändert, dass im Fahrzeug Entwerter waren und kein Schaffner mehr. Und wenn kein Schaffner mehr da ist, kann es nur noch Einmann-Betrieb sein. ;)

  • Zitat

    Original von BEKU
    Tröste dich, auch ich kenn die Brücke nur noch ganz dunkel. Aber es gibt sicher noch das ein oder andere 100 jährige Fossil (hallo, Papi Karlie :D) in diesem Forum, was bessere Erinnerungen hat. ;)


    Frechheit. Stehe ich etwa ausgestopft im Senckenbergmuseum?


    Im übrigen kannte ich die Brücke, genau wie Du, auch im Dunkeln :D ;)


    Dass sie von vornherein nur als Provisorium gedacht war, ist richtig. Man hatte aber anfangs nicht mit derart hohem Unterhaltungsaufwand gerechnet. Dennoch erfüllte sie zu ihrer Zeit ihren Zweck, denn ohne sie wäre der Verkehr am PdR vollends zusammen gebrochen. Ich erinnere mich nicht nur an den Fly-Over, sondern auch noch an den alten Zustand vor ihrem Bau.


    Damals herrschte täglich rund um die Messe / Platz der Republik zur Hauptverkehrszeit Verkehrschaos mit zeitweiligem Stillstand. Das besserte sich schlagartig mit der Inbetriebnahme, obwohl sich der Verkehr durch die kreuzungsfreie Überfahrt dann schneller am Hauptbahnhof / Baseler Platz staute, aber die Straßenbahn profitierte doch erheblich davon. Sie musste dann nicht mehr, wie es vorher oft war, 3 - 4 Phasen lang vor der Kreuzung warten, sodass sich Trampulks bildeten.

  • Zitat

    Original von Charly
    Im übrigen kannte ich die Brücke, genau wie Du, auch im Dunkeln :D ;)


    Das war mir doch wieder klar, dass du in so einer Gegend nur im Dunkeln rumgefallen bist. :rolleyes:


    Was hast`n da so gemacht, damals, im Dunkeln......hä?

  • Zitat

    Original von jockeli
    Bahnhof oder
    Bahnhofsviertel besucht ??
    :P


    Da weiß jemand zu viel über mich... :D


    BEKU: Im übrigen, man sollte es kaum glauben, war es dort nicht so ganz dunkel. Immerhin gab es damals sogar schon so etwas wie elektrische Straßenbeleuchtung ;)

  • Zitat

    Original von Charly
    BEKU: Im übrigen, man sollte es kaum glauben, war es dort nicht so ganz dunkel. Immerhin gab es damals sogar schon so etwas wie elektrische Straßenbeleuchtung ;)


    Das behaupten sie hinterher alle........ :rolleyes:


  • Seid Ihr Euch mit dem Aufnahmejahr da wirklich sicher? Ich dachte zu diesem Zeitpunkt war die Zeil bereits für den Autoverkehr gesperrt gewesen? Kurz darauf (wann nochmal?) hat es ja auch die Straßenbahn erwischt.


    EDIT: Ich sehe ja gerade, dass auch gar kein Auto zu sehen ist. War wahrscheinlich schon alles abgesperrt und nur noch nicht an dieser Stelle im Umbau

    Vollkommen Großartiges Forum

    Einmal editiert, zuletzt von SoundofN1 ()

  • Zitat

    Original von SoundofN1
    Kurz darauf (wann nochmal?) hat es ja auch die Straßenbahn erwischt.


    Eben, kurz danach. Bei dem genannten großen Fahrplanwechsel am 27. / 28.05.1978


  • Da offensichtlich gesteigertes Interesse über den Autoverkehr auf der Zeil, b.z.w. dessen Beendigung besteht, hier der Ablauf der Geschehnisse:


    Oktober 1963:
    Erstmaliger Antrag der FDP-Fraktion, den Verkehr aus der Zeil heraus zu nehmen und den Straßenraum zu möblieren.


    1970:
    Das Planungsderzernat entschließt sich, einen Wettbewerb zur künftigen Gestaltung der Zeil auszuschreiben. Erste Probesperrungen folgten an langen Samstagen.


    8.Mai.1973:
    Endgültige Sperrung der westlichen Zeil unter Einsatz etlicher Verkehrspolizisten von der Hauptwache bis zur Konstablerwache für den gesamten Fahrzeug-Verkehr.


    28.Mai.1978:
    Totale Sperrung jetzt auch für den Straßenbahnverkehr, Beginn der Baumaßnahmen.


    Mai.1983:
    Wiedereröffnung der neugestalteten Zeil und der S/U-Bahn mit großem Volksfest.



    KJ

  • Danke schön!
    Ich hätte nur noch eine Frage zu den nach Süden gerückten Häusern: Die mussten doch dann sicherlich komplett abgerissen und neu aufgebaut worden sein, oder?
    Ich kann mich jetzt nicht daran erinnern, dass der Komplex, wo heute die Passage zwischen Zeil und Schärfengässchen verläuft, jemals eine deratige Baustelle war.


    EDIT: Tippfehler

    Vollkommen Großartiges Forum

    Einmal editiert, zuletzt von SoundofN1 ()

  • Der Tunnel unter der Zeil wurde ja gleich für U- und S-Bahn gebaut. Im Mai 1983 ging die Verlängerung der S-Bahn von der Hauptwache zur Konstablerwache in Betrieb. Die U-Bahn (U6/ U7) kam aber erst einige Jahre später.


    Was mich auch wundert: Die FDP ! war damals gegen den Autoverkehr.... Das glaub ich doch nicht. 8o

    Capri-Sonne heisst jetzt "Capri Sun". :( Sonst ändert sich nix. Der "alte" Name muss wieder her ! ;(

    Einmal editiert, zuletzt von Alf_H ()

  • Zitat

    Original von SoundofN1
    Ich hätte nur noch eine Frage zu den nach Süden gerückten Häusern: Die mussten doch dann sicherlich komplett abgerissen und neu aufgebaut worden sein, oder?
    Ich kann mich jetzt nicht daran erinnern, dass der Komplex, wo heute die Passage zwischen Zeil und Schärfengässchen verläuft, jemals eine deratige Baustelle war.r


    Wenn ich dieses Luftbild richtig interpretiere, stand zwischen Hauptwache und Hasengasse auf der Südseite schon noch einiges (zu erkennen an den Schatten).


    Zwischen Hasengasse und Konstablerwache sehe ich nur an einer Stelle einen größeren Schatten. Dort wurde die Straßenflucht am meisten zurückgesetzt. Die südliche Bebauung gegenüber des heutigen Karstadt-Kaufhauses begann einst in der Straßenmitte, wo heute der Eingang zum S-Bahnhof ist. Dort müssten die Gebäude komplett neu errichtet worden sein, zumal die neue Straßenflucht bis fast zur heute verschwundenen Parallelstraße Baugraben zurückgesetzt worden ist und man damit hätte fast nichts sinnvoll wiederverwerten können. Zwischen Baugraben und Reineckstraße befand sich die Kleinmarkthalle. Diese zweite Parallelstraße ist mit der Überbauung 1988 ebenfalls sogut wie verschwunden. Heute sind dort das Bienenkorbhaus (1953–54), P&C ehemals Neckermann (1956) und Nobel-Haus/Eckerle (1993).


    Zwischen Hasengasse und Hauptwache ist die Situation schwieriger, da hier eine kleinteiligere Bebauung ist. Viele Häuser sind aber vermutlich komplett neugebaut worden, weil heute nichts mehr auf eine Verwertung von alter Bausubstanz hindeutet. Eine Ausnahme ist das Haus, in dem heute H&M ist – zuvor war dort das berühmte Wronker-Kaufhaus (Bild). Die Ruinen dürften wohl noch ganz brauchbar gewesen sein, denn beim Wiederaufbau ist die rückwärtige Fassade erhalten geblieben. Man kann sie heute noch im Holzgraben sehen. Die expressionistische Fassade an der Zeil stand wohl auch noch teilweise, sie ist dann aber der Zeilverbreiterung zum Opfer gefallen. Zu der Zeit hat noch kein Mensch daran gedacht, dass man die wertvolle Fassade hätte einige Meter weiter südlich wieder aufbauen können.



    Edit: 3x Rechtschreibfehler

    3 Mal editiert, zuletzt von Torben ()

  • Ja, von der Wronker-Fassade standen wirklich noch große Teile. Aber die Zeit war für solche Aktionen nicht sehr günstig. Vieles, was man hätte wiederverwenden können, wurde gnadenlos abgebrochen.

  • Zitat

    Original von SoundofN1
    Danke schön!
    Ich hätte nur noch eine Frage zu den nach Süden gerückten Häusern: Die mussten doch dann sicherlich komplett abgerissen und neu aufgebaut worden sein, oder?


    Das krasseste Beispiel stellt in diesem Zusammenhang das ehemalie Geschäftshaus von Uhren Pletzsch dar. Dieses Gebäude, welches im Jahre 1927 im Stil der neuen Sachlichkeit errichtet wurde und den Krieg praktisch unversehrt überstanden hatte, wurde 1956 abgerissen und etwa 8 (!) Meter weiter südlich durch einen heute noch vorhandenen Neubau ersetzt.


    Wenn dieses Gebäude heute noch vorhanden wäre, so würde es praktisch vor dem heutigen Domizil mitten auf der Zeil stehen.


    Nochmal zum Wronker:
    Ich habe gerade mal nachgesehen, die annähernd 80m lange Fassade war fast komplett erhalten. Im notdürftig wiederhergestellten Erdgeschoß wurde sogar wieder ein Geschäftsbetrieb eingerichtet.


    Schade drum. :(


    Und noch ein Hinweis zum Holzgraben, der südlichen Ladestraße der Zeil:
    Wer sich einen Eindruck vom Nachkriegs-Frankfurt verschaffen möchte, der sollte mal einen Abstecher in dieses Sträßchen vorsehen. Zum einen, weil dort die rückwärtige Fassade vom Wronker größtenteils noch erhalten ist, zum zweiten, direkt gegenüber befinden sich 3 aneinander liegende Trümmergrundstücke, die nur notdürftig wieder aufgebaut wurden. Eines davon besitzt ein ausgedehntes Kellersystem, welches vom ehemaligen und nicht wieder aufgebauten Hinterhaus aus zugänglich ist. Nachkriegsflair pur, und das im Jahre 2009!

  • Zitat

    Original von Alf_H
    Was mich auch wundert: Die FDP ! war damals gegen den Autoverkehr.... Das glaub ich doch nicht. 8o


    So kann man das nicht sehen. Eher das Gegenteil war der Fall. Man favorisierte den damals geplanten und auch lange Jahre vorgesehenen Autotunnel unter der Zeil, für den es ja auch Bauvorleistungen im Bereich Konstablerwache gegeben hat (oder sogar noch gibt, keine Ahnung, was davon noch übrig ist).


    Die Sperrung der Zeil stand also derzeit im Zusammenhang mit der Verlegeung des Autoverkehrs unter die Erde.


    Ich hoffe damit dein Weltbild wieder zurecht gerückt zu haben. ;)

  • Hallo ihr Lieben von der FAG,


    mal ein ganz dickes Lob und Dankeschön von mir für die vielen schönen Bilder und auch die Hintergrundinfos die daraus resultieren (z. B. Autoverkehr auf der Zeil, Kaufhaus Wronker usw.).
    Macht auf jeden Fall weiter so ! ! !


    Gruß
    tamperer

  • Zitat

    Original von FAG


    Da offensichtlich gesteigertes Interesse über den Autoverkehr auf der Zeil, b.z.w. dessen Beendigung besteht, hier der Ablauf der Geschehnisse:


    Dem geschilderten Abaluf der Geschehnisse wäre eigentlich nur noch hinzuzufügen, daß die Diskussion um die Sperrung der Zeil noch eine Facette hatte, die man nennen könnte "Zeil-Autotunnel". Eine Planung aus den 60er Jahre sah vor, den Autoverkehr in den Untergund zu schicken. Die westliche Tunnelrampe sollte im Bereich Kaufhof/HAKO liegen, die östliche an der Konstabler. Diese Pläne haben eine heftige Diskussion hervorgerufen, die mit der Aufgabe des Autotunnels endete und in die Diskussion "Sperrung der Zeil für den Auitoverkehr" mündete.


    Der Entschluss zur Aufgabe des Autotunnels kam zu einer Zeit, da die Planungen für den U-/S-Bahn-Tunnel in Vorbereitung bzw. im Gange waren, was dann auch zu mehr oder weniger gelungenen Umplanungen geführt hat. Durch den Wegfall der Rampe im Bereich Konstabler wurden die Zugänge zur U-/S-Bahn umgeplant. Der Abgang vor Electro-Conrad war z.B. ursprünglich ebensowenig vorgesehen wie der vor dem "Nachtleben".


    Edit: grade seh ich, daß BEKU das Autotunnelthema schon aufgenommen hat.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick ()