Taucherschacht unter dem Main?

  • Liebe Leut',
    neulich blieb "meine" U-Bahn zwischen Willy-Brandt-Platz und Schweizer Platz stehen und ich bemerkte die Aufschrift "Taucherschacht". Kann mich jemand aufklären, was es damit auf sich hat? Kann man von dort im Falle starker Rauchentwicklung im Tunnel durch den Main nach oben tauchen???!!!

  • Damit im Falle eines Lecks der unter dem Main verlaufenden Tunnelröhren die anschließenden Tunnelabschnitte nicht voll laufen, kann der Main-Abschnitt mittels manuel gesteuerter Schotten abgetrennt werden. Das setzt voraus, daß die Oberleitung getrennt wird und möglichst kein Zug im Abschnitt steht.


    Sind die Schotten dicht, kann man auf normalem Wege nicht mehr in den abgetrennten Teil hinein, deshalb gibt es einen Sondereinstieg für Taucher und natürlich für die Bautrupps die den Tunnel dann abdichten würden.


    Dasselbe gibt es auch beim S-Bahn-Tunnel zwischen Ostendstraße und Lokalbhf/Mühlberg. Der nordmainische Noteinstieg/-ausstieg liegt erhöht (damit Hochwasser-sicher, weil die Weseler Werft Überschwemmungsgebiet ist) direkt zwischen Hafenbahngleis und den Neubauten an der Oskar-von Miller-Straße; das Sachsenhäuser Pendant natürlich genau gegenüber am Deutschherrnufer.

  • Noch genauer:
    Für das verschließen der Tunnelabschnitte gibt es sog. Wehrtore. In der Anfangszeit war der Fahrdraht an dieser Stelle mit einem beweglichen Stück versehen. Nachdem es aber mit dieser Einrichtung mehrfach Probleme gegeben hatte - unter anderem sind mehrere Stromabnehmer durch den Tunnel geflogen - hat man das bewegliche Stück durch einen durchgehenden Draht ersetzt. Sollten die Wehrtore wirklich mal zum Einsatz kommen, so ist ein zerstörter Fahrdraht noch das Mindeste.

  • Danke für die genauen Infos!!! Da hat man sich ja richtig Mühe gemacht, das unterirdische Netz vor Überflutung zu schützen! Ob es das wohl in Paris und all den anderen Städten auch gibt, in denen Bahnen Flüsse unterqueren?

  • Zitat

    Original von improvisateur99
    Danke für die genauen Infos!!! Da hat man sich ja richtig Mühe gemacht, das unterirdische Netz vor Überflutung zu schützen! Ob es das wohl in Paris und all den anderen Städten auch gibt, in denen Bahnen Flüsse unterqueren?


    Mit Mühe hat das wohl eher weniger zu tun, glaube eher, dass es sich hierbei um Auflagen handelt aufgrund von Sicherheitsbestimmungen etc. und deswegen ein Muss war.

  • Zitat

    Original von improvisateur99
    Liebe Leut',
    neulich blieb "meine" U-Bahn zwischen Willy-Brandt-Platz und Schweizer Platz stehen und ich bemerkte die Aufschrift "Taucherschacht". Kann mich jemand aufklären, was es damit auf sich hat? Kann man von dort im Falle starker Rauchentwicklung im Tunnel durch den Main nach oben tauchen???!!!


    Also ich hab die Antworten der anderen User gelesen und stimme denen zu.


    Was ich zur Frage von @improvisateur99 anmerken bzw. fragen möchte:
    Wenn dem wirklich so wäre, Fluchtweg durchs Wasser nach oben, wie könnte das denn technisch funktionieren?
    Ich hätte da so meine Zweifel. Setzen wir mal voraus, dass genügend Taucheranzüge in allen Größen XS - XXXL und dazugehörige Sauerstoffflaschen in einer Kammer deponiert wären. Die Personen kämen dann in die nächste trockene Kammer, welche dann langsam mit Wasser vollgelassen wird.


    ..und jetzt kommt der spannende Punkt: Wenn die Verbindung zum Fluß hergestellt wird (das Tor zum Fluss), müsste der Druck doch sprunghaft und gesundheitsschädlich ansteigen, oder?


    Viel Spass bei dem physikalischen Rätsel :D

    Vollkommen Großartiges Forum

  • In den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs hat die SS den Nord-Süd-Tunnel unter dem Landwehrkanal gesprengt. Der Tunnel - und nicht nur dieser - ist vollgelaufen und zig Menschen sind ertrunken. Es gibt also durchaus Erfahrungen in dieser Hinsicht; siehe hier , und lies beim Jahr 1944.


    Ich meine zwar nicht das die Gefahr von Tunnelsprengungen besonders groß ist, aber wenn was passiert, wären die Folgen so gravierend, daß eine solche Vorsichtsmaßnahme schon sinnvoll ist.

  • Zitat

    Original von SoundofN1
    Was ich zur Frage von @improvisateur99 anmerken bzw. fragen möchte:
    Wenn dem wirklich so wäre, Fluchtweg durchs Wasser nach oben, wie könnte das denn technisch funktionieren?
    Ich hätte da so meine Zweifel. Setzen wir mal voraus, dass genügend Taucheranzüge in allen Größen XS - XXXL und dazugehörige Sauerstoffflaschen in einer Kammer deponiert wären. Die Personen kämen dann in die nächste trockene Kammer, welche dann langsam mit Wasser vollgelassen wird.


    ..und jetzt kommt der spannende Punkt: Wenn die Verbindung zum Fluß hergestellt wird (das Tor zum Fluss), müsste der Druck doch sprunghaft und gesundheitsschädlich ansteigen, oder?


    Viel Spass bei dem physikalischen Rätsel :D


    Ich glaube, du denkst die Sache von einer falschen Richtung. Der Taucherschacht ist mit Sicherheit nicht dazu gedacht, um einen liegengebliebenen Zug zu evakuieren. Die Wehrtore würden ausschließlich nur dann geschlossen werden, wenn sich kein Zug in diesem Abschnitt befindet. Ich frage mich, wie kann man auf die Idee kommen, einen Zug da unten einzuschließen und sich dann über die Rettung Gedanken machen? :rolleyes:


    Sollte wirklich ein Zug absaufen und die Tore schon geschlossen sein, wen willst du denn da noch rausholen?

  • Zitat

    Original von BEKU


    Ich glaube, du denkst die Sache von einer falschen Richtung. Der Taucherschacht ist mit Sicherheit nicht dazu gedacht, um einen liegengebliebenen Zug zu evakuieren. Die Wehrtore würden ausschließlich nur dann geschlossen werden, wenn sich kein Zug in diesem Abschnitt befindet. Ich frage mich, wie kann man auf die Idee kommen, einen Zug da unten einzuschließen und sich dann über die Rettung Gedanken machen? :rolleyes:


    Sollte wirklich ein Zug absaufen und die Tore schon geschlossen sein, wen willst du denn da noch rausholen?


    BEKU, ich hatte Euch schon verstanden und das mit den Wehrtoren auch gewusst. Ich wollte lediglich mal den Ansatz des Themenstarters vertiefen und rein theroretisch die Frage stellen, ob dies physikalisch geht, von einem druckfreien Raum "plötzlich" unter Druck zu kommen oder ob es da eine technische Lösung gibt.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Zitat

    Original von SoundofN1
    ..und jetzt kommt der spannende Punkt: Wenn die Verbindung zum Fluß hergestellt wird (das Tor zum Fluss), müsste der Druck doch sprunghaft und gesundheitsschädlich ansteigen, oder?


    Viel Spass bei dem physikalischen Rätsel :D


    Würden tatsächlich Menschen im abgeschotteten Tunnel eingeschlossen, hängen ihre Überlebenschancen von der Größe des Lecks und damit von der Geschwindigkeit des Wassereinbruchs an. Dass das gesamte Volumen schlagartig vollläuft ist eigentlich nur denkbar, wenn der Tunnel auf größerer Länge aufreißt. Bei kleineren Lecks bliebe durchaus Zeit, zu Fuß und ohne Taucheranzug den Taucherschacht zu erreichen. Dort würde nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren der Pegel nicht über den Wasserstand des Main ansteigen. Wie der Taucherschacht ausgestaltet ist, wieviel Raum dort ist, ob man ihn von innen öffen kann, wie der Druckausgleich geht usw. weiß ich nicht.


    Die Distanz zwischen den Wehrtoren beträgt rd. 200 m, der Durchmesser des Tunnel beträgt rd. 7,00 m, d.h. jede Röhre hat zwischen den Wehrtoren ein Volumen von rd. 7.700 m³. Jetzt kommt es darauf an, welche Wassermengen in welcher Zeit eindringen, um eine Rettungszeit zu errechnen. Würden z.B. 100 m³ pro Minute einlaufen, das sind 100.000 Liter pro Minute, würde eine Röhre in knapp einer Stunde volllaufen. Zum Vergleich: ein Schwimmbecken von 50 x 25 m und einer Tiefe von 2 m enthält 2.500 m³ Wasser. Ich habe keine Ahnung, wie groß ein Leck sein müßte, um eine Tunnelröhre in weniger als 20 Minuten zu fluten.

    Wenn man noch einigermaßen beisammen ist, kann man eine Strecke von der Tunnelmitte zum Taucherschacht, also maximal rd. 100 m in ein paar Minuten schaffen, kürzere Distanzen entsprechend schneller. Tod durch Ertrinken erscheint mir nicht zwingend.


    Genug gerätselt?

  • Zitat

    Original von SoundofN1
    Ich wollte lediglich mal den Ansatz des Themenstarters vertiefen und rein theroretisch die Frage stellen, ob dies physikalisch geht, von einem druckfreien Raum "plötzlich" unter Druck zu kommen oder ob es da eine technische Lösung gibt.


    Hmm, also ich glaube "man" überlebt schon einen druckfreien Raum nicht ;)


  • Mathematisch hätten wir`s dann im Griff.............

  • Zitat

    Original von MdE
    [...]Hmm, also ich glaube "man" überlebt schon einen druckfreien Raum nicht ;)


    Dann würde es aber endlich mal zutreffen, dass man Fahrgäste evakuiert :D

    Gruß, 420 281-8
    Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht ...

  • Zitat

    Original von MainTower


    Und was ist mit den sowieso schon hohlen Beförderungsfällen? :D


    Eine Angelegenheit des Beseitigens :P