Wetzlar: Kostenloser Shuttlebus, aber keiner fährt mit

  • Vom neuen, kostenlosen Shuttlebus durch die Wetzlarer Altstadt berichtet die Hessenschau. Denn seit Betriebsbeginn Anfang des Monats hatte der nur einen einzigen Fahrgast.


    Abgesehen von der fehlenden Barrierefreiheit ist das zentrale Problem ein früher absolut typisches und heute noch viel zu weit verbreitetes: die zu hohe Informationshürde. Die Stadt (die LNO umfasst genau eine Person in der Stadtverwaltung) macht das Angebot schlicht nicht bekannt. Man findet das nur äußerst versteckt hier und hier (unten) mit Fahrplan. Aber man muss wirklich danach suchen.


    Es scheint aber Zufall zu sein, dass sich bei der Stadt Wetzlar just genau eine Person um den Nahverkehr kümmert und ebenfalls genau eine Person bisher Fahrgast war. ;)

  • Wieder einmal: trotz PBefG und Sonntagsreden werden neue Angebote installiert, die nicht barrierefrei sind.

    Die Kommunikation solcher Angebote ist übrigens nicht nur in Wetzlar stark verbesserungswürdig.

  • Ich finde es auch bezeichnend, dass man den Schuttle zu den Parkplätzen zur Verfügung stellen will und meint, die Leute,die mit Auto kommen, informieren sich über sowas und nutzen es bei der Anreise gleich. Autofahrer (mich eingeschlossen) nehmen das meist erst vor Ort wahr. Wenn ich mit ÖPNV anreise, beschäftige ich mich viel mehr damit, als per Auto. Ich würde fast wetten, dass ein solches Angebot zum Bahnhof deutlich mehr effekt hätte.

  • Autofahrer (mich eingeschlossen) nehmen das meist erst vor Ort wahr.

    Wenn überhaupt. Üblicherweise schauen Auswärtige nach Parkmöglichkeiten, Ortskundige kennen sie. Ob dann ein unauffälliger Bus als kostenfreier Setvice erkannt wird?

    Da wäre schon eher Überlegendswert, ob ein Parkticket eben auch eine Art ÖPNV Tageskarte für diesen Bereich sein kann.


    Ich würde fast wetten, dass ein solches Angebot zum Bahnhof deutlich mehr effekt hätte.

    Ach ÖPNV Fahrgast hättest Du aber nur Nutzen, wenn die Anreise zum Bahnhof ohne Fahrkarte (oder ohne ÖPNV) erfolgen würde. Ansonsten ist der normale StadtÖPNV bereits mit enthalten.

  • Ich finde es auch bezeichnend, dass man den Schuttle zu den Parkplätzen zur Verfügung stellen will und meint, die Leute,die mit Auto kommen, informieren sich über sowas und nutzen es bei der Anreise gleich. Autofahrer (mich eingeschlossen) nehmen das meist erst vor Ort wahr. Wenn ich mit ÖPNV anreise, beschäftige ich mich viel mehr damit, als per Auto. Ich würde fast wetten, dass ein solches Angebot zum Bahnhof deutlich mehr effekt hätte.

    Dieses Angebot gibt es seit den 1990er-Jahren bereits dort, den City-Bus, siehe auch hier. Das Forum liegt direkt am Bahnhof. Das Besondere: Die Linie ist seit jeher ein "touristischer Sonderverkehr" außerhalb des normalen ÖPNV. Daher gelten RMV-Tickets nicht. Was aber nicht sonderlich tragisch ist, denn das Mitfahren kostet 50 Cent. Nachteil: Zu den wichtigsten "touristischen Zeiten", besonders am Sonntag, fährt der Bus nicht. Er dient tatsächlich der Verknüpfung der recht weit auseinander liegenden Einkaufsbereiche Altstadt und Bahnhofstraße, daher die Beschränkung der Betriebszeit auf Ladenöffnungszeiten.

  • In Mainz gab es in den Neunzigern auch mal einen „Parkhausbus“. Ziel war es wohl, den Autoverkehr in der Innenstadt zu reduzieren und dem Autofahrer ein Angebot zu machen, ihr Auto etwas außerhalb am Hauptbahnhof abzustellen.


    Hat nie zu einer grossen Nachfrage geführt, da es in der Innenstadt reichlich Parkplätze zum ähnlichen Preis gibt und man mitunter auf dem Weg zum Hauptbahnhof auch schon im Stau steht.


    So viel dazu wie P+R nicht funktionieren kann.


    Vor kurzem gab es dazu auch einen Artikel: Mobilität: Mainz früher: Als Mini-Busse durch die Stadt fuhren https://merkurist.de/mainz/mob…urch-die-stadt-fuhren_wrZ

  • Wenn überhaupt. Üblicherweise schauen Auswärtige nach Parkmöglichkeiten, Ortskundige kennen sie. Ob dann ein unauffälliger Bus als kostenfreier Setvice erkannt wird?

    Da wäre schon eher Überlegendswert, ob ein Parkticket eben auch eine Art ÖPNV Tageskarte für diesen Bereich sein kann.


    Ach ÖPNV Fahrgast hättest Du aber nur Nutzen, wenn die Anreise zum Bahnhof ohne Fahrkarte (oder ohne ÖPNV) erfolgen würde. Ansonsten ist der normale StadtÖPNV bereits mit enthalten.

    Im Allgemeinen würde ich das so unterschreiben. In Wetzlar hast du topographisch die Besonderheiten, dass du von den normalen ÖPNV-Haltestellen bis zu 400/500m zu den Zielen in der Altstadt hast, die aber über kleine Gassen mit viel Steigung und meist Kopfstein sind. Sprich da ist es nochmal schwerer.


    Allerdings dachte ich bis eben, dass der Parkplatz-Shuttle da in die Fußgängerzone reinfährt, macht er aber nicht. Er fährt scheinbar die gleiche Strecke wie der Citybus, nur ohne den Abstecher zum Forum und evtl. mit besseren Haltestellen an den Parkplätzen. Also außer, dass du von den Parkplätzen zum Domplatz kommst, bringt der Shuttle auch nicht wirklich Verbesserung um zum Beispiel zum Eisenmarkt zu kommen. Kein großes Wunder, dass er nicht so viel genutzt wird.


    Mein Gedanke wäre da eher ne Taktverdichtung vom Citybus auf 15 Minuten und den dann zum normalen RMV-Tarif sogar, in D-Ticket oder Renterticket-Zeiten vielleicht auch kein Problem...

  • Da landen wir natürlich recht schnell bei einer Diskussion darüber, ob nicht ein besserer Busverkehr auch in einer kleineren Stadt Autoverkehr ersetzen könnte. Das Stadtbusnetz ist mit dem 20/30-Minuten-Takt tagsüber halbwegs attraktiv, abends oder am Wochenende mit einem minimalem Rumfangebot aber indiskutabel. Auch viele der großteils seit Jahrzehnten unveränderten Linienführungen sind schon lange untauglich. Die Stadt verändert sich, der Busverkehr aber fast nicht. Ins Umland sieht es leider keinen Deut besser aus. Daher kann ich prinzipiell diesen Versuch, mit dem Parkplatz-Shuttle die Altstadt (-Händler) nicht vom motorisierten Kundenstrom abzukoppeln, nachvollziehen. Denn es würde sehr, sehr viel mehr kosten, das Ur-Problem des zu schlechten Nahverkehrs zu lösen.


    Bezeichnend finde ich die Barriere, die die Stadt aufbaut, indem sie selbst bei den Basic-Information versagt: einer sichtbaren Haltestelle und verständlichem Haltestelleninformationen. Vom Marketing einmal ganz zu schweigen. Der Shuttle ist dadurch ein Feigenblatt. So kann die Stadt den Händlern sagen: Schaut, wir machen doch etwas für euch. Das Vorgehen deutet aber darauf hin, dass es überhaupt nicht darum geht, etwas Nutzbringendes zu bieten.

  • RTL berichtet jetzt über den einsamsten Bus Deutschlands, hier der Link. Die Reaktion des Vertreters der Stadt: "Wenn er weiterhin nicht besucht wird, muss man ihn durchaus einstellen." Da RTL es nicht erwähnt: Der Vertreter der Stadt ist Stadtrat Norbert Kortlüke von den Grünen.


    Statt eines Kommentars nur: ;(;(;(

  • Immerhin bekommt der Shuttle jede Menge kostenfreie Werbung.

    Blöd nur, daß jede Menge Geld verbraten wird, welches an Stellen fehlt, wo es sinnvoller eingesetzt werden könnte.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob man weinende Smilies als Kommentar sehen muss. Ein Angebot, wo nachwieslich keine Nachfrage besteht sorgt nicht zur Klimaentlastung. Wenn man andere Rahmenfaktoren (Zufahrtsverbote, Werbung etc.) nicht durchsetzen kann, dann besser einstellen als fossile Stoffe und Geld weiterhgin als ABM zu verpulvern.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob man weinende Smilies als Kommentar sehen muss. Ein Angebot, wo nachwieslich keine Nachfrage besteht sorgt nicht zur Klimaentlastung. Wenn man andere Rahmenfaktoren (Zufahrtsverbote, Werbung etc.) nicht durchsetzen kann, dann besser einstellen als fossile Stoffe und Geld weiterhgin als ABM zu verpulvern.

    Genau auf solche Kommentare dürfte der Magistrat vermutlich gehofft haben, um das Angebot und die Kosten möglichst schnell wieder loszuwerden. Bisher geht das Konzept perfekt auf: Stelle auf politische Forderung hin ein Feigenblatt-Angebot auf die Beine, mach es dann aber so wenig wie möglich bekannt, damit Du anschließend sagen kannst "Wir haben es ja angeboten, aber leider, leider ..." und es dann so schnell wie möglich wieder einstellst, bevor es am Ende doch noch jemand nutzt. Jetzt kommt nur diese blöde Presse dazwischen und die Öffentlichkeit erfährt doch von deiner Buslinie, verdammt.

  • Und die logische Konsequenz ist dann, dass man es weiter nicht bewirbt und noch mehr Geld da rein steckt? Wo ist da denn dann der Sinn? Du hast natürlich recht - der Bürger in Wetzlar sollte das bei der nächsten Wahl abstrafen. Aber bis dahin ...

  • Wie wird denn ein solches neues Angebot üblicherweise beworben?

    Bei den Verkehrsverbünden kenn ich das per Pressemitteilung, und irgendwann steht dann halt was in der lokalen Zeitung dass eine neue Linie fährt.
    Wie ist das bei diesem Angebot denn gewesen? Stand da tatsächlich niemals irgendwo was in der Tageszeitung?

    Und wo soll der Busverkehr denn sonst so beworben werden, macht mal Vorschläge.

    Radiowerbung vielleicht? Man sagt ja, die erreicht immer den Richtigen ;)


    Wenn ich als Anwohner schon keine Tageszeitung lese und irgendwann von einer neuen Bushaltestelle oder gar einem bereits fahrenden Bus in meinem Stadtteil "überrascht" werde, okay. Ich rechne auch nicht unbedingt damit, dass ich vorher Werbeplakate vorfinde. Eher mit ner Schlagzeile im örtlichen Wochenblättchen...


    Bei einem Shuttle, das primär den Nutzern des Einzelhandels zugedacht ist, würde ich z.B. damit rechnen, dass die Einzelhändler ihre Kunden bei passender Gelegenheit auf das Angebot hinweisen- auf ihren Internetseiten, mit Flyern im Laden etc.


    Aber wie sonst kann, wie schon gefragt, so ein Shuttle sonst passend beworben werden?

    Gut, die Frage ist nun, da es schon in der Hessenschau kam, vielleicht auch akademisch :S

    Einmal editiert, zuletzt von opatios () aus folgendem Grund: gedoppelter Ausdruck entfernt

  • Aber wie sonst kann, wie schon gefragt, so ein Shuttle sonst passend beworben werden?

    Zielgruppengerichtet. Also an den MIV Nutzer, der auf den Parkplätzen parkt und in die Altstadt will. Z.B. auffällige Hinweise auf der Parkplatzzufahrt, an Parkscheinautomaten, Zu-/Abgängen vom Parkplatz, eventuell auch Wegweiser zur Haltestelle usw.

    Einmal editiert, zuletzt von Condor ()

  • Wobei wir ins erinnern sollten, wie die Stadt wirbt/warb: Der nüchterne Fahrplan war wohl ohne weitere Informationen an den Haltestellen des dort verkehrenden City-Busses ausgehängt, sonst nichts. Siehe Hessenschau-Beitrag. Und es gab wohl eine Pressemitteilung. Als Ergänzung zu Condor vielleicht noch: Haltestellenkennzeichnung (so ganz basic)? Infoschilder dort? Großplakate? Social Media? Anzeigen in Printmedien? Flyer in Geschäften? Aktionen wie die von RTL mit Sekt und Schnittchen? Es ist doch ohne Weiteres möglich, so etwas zu einem Erfolg zu machen. Wenn man will.

  • Wenn es in der örtlichen Tageszeitung einen Beitrag gab, dann würde ich stark davon ausgehen,

    dass wenigstens ein paar in der Nähe der Haltestellen wohnenden den Bus nutzen würden.

    Entsprechend hab ich den Verdacht, dass da schlecht bis gar nicht kommuniziert wurde.

    Kostenlose Wochenblätter(*) greifen auch gerne mal sowas als Thema zum Betriebsbeginn auf.


    (*) welche die es örtlich lange gibt und entsprechend qualitativ Beiträge haben....nicht die

    mit Werbung vollgepackten in den letzten Jahren auftauchten farbigen Papierstapel.

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
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  • Genau das ist die Frage, in wie weit der Shuttle der örtlichen Bevölkerung einen Nutzen bringt. Schätze mal in etwa wie in Frankfurt der Busservice zu den Messeparkplätzen oder Ffm Höchst Bf - Ballsporthalle.


    Weierhin sollte es mittlerweile eine grafischen Routenplan geben, schließlich sollen ortsunkundige PKW Nutzer auch wieder zur Rückfahrt den Shuttle nutzen können, ohne lange durch Gegend irren zu müssen.