Bürgerentscheide: Straßenbahn Erlangen ja, Regensburg nein

  • … bei Wiesbaden muss halt akzeptiert werden, dass ein deutlicher Teil der Wähler gegen die Tram war und ist. Mit dem ESWE-Bussystem verfügt die Stadt über ein dichtes Busnetz und damals waren die Busse mit Brennstoffzelle in Aussicht.
    Zudem wurden Bedenken der Bürger (Lärm der Haltestellen im Rheingauviertel) und Wegfall von Parkplätzen auf dem Weg nach Kastel sehr arrogant beantwortet bzw. ignoriert. In Wiesbaden klang es immer wie ein „Kampf gegen das Auto“ statt einer „Bereicherung durch eine neue Tram“.


    Die Verbindung nach mainz mit einer langen Strecke durch dünn besiedelte Gebiet haben auch viele nicht verstanden. Eine S-Bahn und Buslinien mangelt es ja nicht zwischen den beiden großen Städten. Die Mit Nutzung des Betriebshofes in Mainz ist doch kein echtes Argument gewesen, für so eine lange Strecke durch dünn beseeltes Gebiet, Wiesbaden hätte sich erst einmal auf das eigene Stadtgebiet konzentrieren sollen.


    Zudem wären ja nur relativ wenige Stadtteile erschlossen worden und wie schon geschrieben das dünn besiedelte Gebiet Richtung Rhein.


    Sollte das Projekt noch einmal gestartet werden, der nicht von Auto Gegnern, sondern von Stadt Entwicklern. Die Nachbarn nicht verärgern und das Auto nicht mit erster Prio bekämpfen.


    Es sollte mit einer Strecke zwischen Bad Schwalbach und Wiesbaden beginnen. Von Stadtzentrum zu Stadtzentrum. Und von diesem Kern das weitere Netz entwickeln.

  • Zu Erlangen: das freut mich sehr, aber bei den vielen Akteuren, die dafür waren (selbst die landesweite CSU hat sich dafür ausgesprochen), ist das knappe Ergebnis doch etwas beängstigend.


    Zu Regensburg: schade. Als Auswärtiger wirkte die Streckenführung plausibel und durchdacht. Aber das Ergebnis war deutlich knapper als in Wiesbaden, das lässt hoffen.


    Zu Wiesbaden: Also bei aller Liebe, aber das weniger dicht besiedelte Gebiet zwischen Mainz und Wiesbaden ist sicher kein Argument. Die City-Bahn sollte durch Biebrich fahren, den einwohnerstärksten Stadtteil Wiesbadens. Dann, ja, durch ein Industriegebiet. Ab Amöneburg und der Wiesbadener Straße in Kastel wäre es dann durch ein gerade stark wachsendes Gebiet bis zur Theodor-Heuss-Brücke gegangen. Wenn dort die Bauprojekte fertiggestellt sind, könnte die Bevölkerungsdichte höher als an der Biebricher Allee sein. Man sieht es auch gut am neuen Nahverkehrsplan, der diese Achse mit einem theoretischen 5 Min. Takt schon im Basisnetz extrem stärkt. Zudem führt eine neue Straßenbahn nicht selten zu deutlich stärkerer Stadtentwicklung als Buslinien.


    Im Vergleich dazu: Wo ist das dicht besiedelte Gebiet zwischen Klarenthal und Taunusstein sowie Taunusstein und Bad Schwalbach? Da ist rein gar nichts, noch nicht Mal Potential zur Entwicklung gibt es an der Eisernen Hand. Die von der Aartalbahn bedienten Taunussteiner Stadtteile haben gerade einmal 15.000 Einwohner und in Bad Schwalbach liegt der Bahnhof fernab vom Zentrum.


    Aber gut, Wiesbaden muss damit leben. Die weit am Zentrum vorbeifahrende Aartalbahn wird vielleicht irgendwann kommen und Mainz plant derweil den Straßenbahnausbau weiter. Wiesbaden bekommt derweil vielleicht ein paar neue Haltepunkte und ein (gutes) neues Busnetz vielleicht mit Doppelgelenkbussen, die die Straßen ja überhaupt nicht weiter belasten.


    Ach und das Rheingauviertel war als einer der drei Wiesbadener Stadtteile für die City-Bahn.

  • Mit dem ESWE-Bussystem verfügt [Wiesbaden] über ein dichtes Busnetz und damals waren die Busse mit Brennstoffzelle in Aussicht.
    Zudem wurden Bedenken der Bürger (Lärm der Haltestellen im Rheingauviertel) und Wegfall von Parkplätzen auf dem Weg nach Kastel sehr arrogant beantwortet bzw. ignoriert. In Wiesbaden klang es immer wie ein „Kampf gegen das Auto“ statt einer „Bereicherung durch eine neue Tram“.

    Damals waren keine Busse mit Brennstoffzellen in Aussicht, und damals wurden die Bedenken der Bürger*innen auch weder arrogant beantwortet noch ignoriert.


    Damals haben Menschen, die gegen das Projekt waren, behauptet, es seien Busse mit Brennstoffzellen in Aussicht, und die gleichen Menschen haben jede einzelne Erwiderung zu ihren Lügen als Arroganz abgetan und sich gleichzeitig darüber beschwert, dass sie ignoriert würden, obwohl ihnen auf jedem einzelnen Schritt sehr intensiv zugehört wurde.


    Immerhin, beim letztzitierten Satz muss ich dir recht gaben: es klang immer wie ein „Kampf gegen das Auto“, weil die Gegner der Stadtbahn es immer als solchen dargestellt haben.


    Und das verfängt halt.

  • Immerhin, beim letztzitierten Satz muss ich dir recht gaben: es klang immer wie ein „Kampf gegen das Auto“, weil die Gegner der Stadtbahn es immer als solchen dargestellt haben.

    Richtig. Insofern müsste - wie ich auch schon früher ähnlich schrieb - nicht gefragt werden, ob man für oder gegen eine Straßenbahn ist, sondern ob man für oder gegen eine "Stadtverbesserung" ist, die halt rein zufällig eine Straßenbahn beinhaltet.

    Und das zweite Problem, dass Leute mit Straßenbahn immer nur ein möglicherweise veraltetes Bild ihrer Jugend von quietschenden, langsamen Zweiachsern im Kopf haben. Das verfängt ja auch beim Frankfurter Buben, der seine U-Bahn-Zentriertheit immer nur mit den aktuellen Nachteilen der derzeitigen Frankfurter Straßenbahn begründet. Dass es ringsum wesentlich leistungsfähigere Straßenbahnsysteme gibt (Stichworte: Fahrzeuglängen, Vorrangschaltung, Eigentrasse), scheint (wissentlich) ignoriert zu werden bzw. wird mit dann gerne mit "das ist ja woanders und kann hier nicht funktionieren" abgetan - womit wir wieder beim Thema "die ignorieren meine Einwände" sind. Ein Sinneswandel in der Bevölkerung kommt eben nur langsam. "Kranichstein braucht keine Straßenbahn" war ja auch so ein toller "Einwand". Aber wehe, heute fällt die Bahn mal aus.


    Und wie das mit dem "dichten Busnetz" ist, haben wir ja im Nachbarthread gesehen, wo auf einmal wegen Geld- und Personalmangel plötzlich nur noch irgendwelche Minimalangebote fahren sollen.

  • (selbst die landesweite CSU hat sich dafür ausgesprochen)

    Lustigerweise war das aber noch ein Machtkampf innerhalb des Ladens. Denn die Orts-CSU hatte massiv Stimmung gegen das Projekt gemacht (natürlich nicht wegen der Straßenbahn, sondern weil es eine "Kampfansage an den Individualverkehr" sei und die Innenstadt lahmgelegt würde). Das könnte auch den knappen Ausgang erklären.

  • Lustigerweise war das aber noch ein Machtkampf innerhalb des Ladens. Denn die Orts-CSU hatte massiv Stimmung gegen das Projekt gemacht (natürlich nicht wegen der Straßenbahn, sondern weil es eine "Kampfansage an den Individualverkehr" sei und die Innenstadt lahmgelegt würde). Das könnte auch den knappen Ausgang erklären.

    Ja, wobei immer ignoriert wird: was wäre wenn nur rund 10 Menschen aus dem ÖPNV Fahrzeuge vor mir alternativ in 10 PKW sitzen, die vor mir fahren oder stehen und sich auch noch um die selben Parkmöglichkeiten streiten.....

  • In Wiesbaden klang es immer wie ein „Kampf gegen das Auto“ statt einer „Bereicherung durch eine neue Tram“.


    Sollte das Projekt noch einmal gestartet werden, der nicht von Auto Gegnern, sondern von Stadt Entwicklern. Die Nachbarn nicht verärgern und das Auto nicht mit erster Prio bekämpfen.

    Warum drängen sich Auto-Befürworter eigentlich immer sofort in die Opferrolle?!

  • "Freie Fahrt für freie Bürger" ist der Slogan. Schränkt jemand mich mit meinem Auto ein, bin ich kein freier Mensch mehr. Narrativ funktioniert leider. Aber was will man von Leuten erwarten die im Unterschichten-Privat-Fernsehen verdummt wurden und für die jetzt kostenlose Spiele auf dem Smartphone mit viel Werbung Lebensinhalt geworden ist.

  • "Freie Fahrt für freie Bürger" ist der Slogan. Schränkt jemand mich mit meinem Auto ein, bin ich kein freier Mensch mehr. Narrativ funktioniert leider. Aber was will man von Leuten erwarten die im Unterschichten-Privat-Fernsehen verdummt wurden und für die jetzt kostenlose Spiele auf dem Smartphone mit viel Werbung Lebensinhalt geworden ist.

    Ich vermute leider, dass dieser Slogan nicht nur bei der von dir beschriebenen Gruppe verfängt, denn sonst wären nicht so viele Menschen skeptisch gegenüber jeglicher Veränderung hin zu mehr ÖPNV, Fahrrad oder Zu-Fuß-Verkehr.