[PM]Land gibt kein Geld mehr für neue U-Bahn-Wagen

  • Verkehrsgesellschaft Frankfurt
    Land gibt kein Geld mehr für neue U-Bahn-Wagen




    23. Juni 2004 Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) bangt um die Modernisierung ihres U-Bahn-Fuhrparks. Wie Unternehmenssprecher Bernd Conrads auf Anfrage mitteilte, will das Land Hessen den geplanten Kauf von 170 neuen Fahrzeugen offenbar nicht fördern. Ohne die Förderzusage müsse die Verkehrsgesellschaft jedoch auf die Anschaffung neuer Fahrzeuge verzichten, da sie und die Stadt in keinem Fall das gesamte Geld aus eigener Kraft aufbringen könnten. Üblicherweise habe das Land den Kauf neuer Schienenfahrzeuge bisher mit rund 30 Prozent des Anschaffungspreises subventioniert.


    Der Preis für die neuen Wagen wird nach Schätzungen der VGF zwischen 1,75 und 1,9 Millionen Euro liegen. Demnach beliefe sich der Anschaffungspreis der neuen Wagenflotte auf bis zu 323 Millionen Euro, wovon das Land nach den bisherigen Usancen knapp 97 Millionen Euro zu tragen hätte. Das Verkehrsministerium in Wiesbaden wollte auf Anfrage keine Stellung nehmen, da zunächst mit der Stadt und der VGF über die Angelegenheit gesprochen werden solle. Clemens Christmann, Sprecher von Wirtschafts- und Verkehrsminister Alois Rhiel (CDU), bestätigte die Angaben der Verkehrsgesellschaft jedoch insofern, als er auf einen früheren Beschluß seines Hauses hinwies, künftig nicht mehr den Kauf von Fahrzeugen, sondern nur noch Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur zu fördern.


    Das Verkehrsministerium beruft sich darauf, daß nur auf diese Weise der von Brüssel verordnete und vom Land gewünschte Wettbewerb im öffentlichen Personennahverkehr gestärkt werden könne. Die direkte Förderung des Fuhrparks eines einzelnen Verkehrsunternehmens verletzt dagegen nach Ansicht des Ministeriums die Chancengleichheit der Wettbewerber. Bei der Verkehrsgesellschaft wird demgegenüber darauf hingewiesen, daß der Wettbewerb für U-Bahn-Linien - anders als beim Busverkehr - frühestens im Jahr 2011 beginnen wird. Selbst das sei jedoch von der Europäischen Union noch nicht beschlossen worden. Der Fuhrpark drohe also auf lange Jahre hinaus weiter zu veralten, was für die Attraktivität des Nahverkehrs verheerend sei. Im Römer wird deshalb der Verdacht geäußert, daß Wiesbaden den Wettbewerb als Argument nehme, auf Kosten der Stadt und der Kunden im öffentlichen Nahverkehr zu sparen.


    Die neuen Fahrzeuge, die von der Verkehrsgesellschaft intern als Typ "U5" bezeichnet werden, sollen vor allem die rund dreißig Jahre alten Fahrzeuge vom Typ "U2" ersetzen. Die Fahrzeuge sollen nach den Vorstellungen der Verkehrsgesellschaft in den Jahren 2007 bis 2015 ausgeliefert werden. Bei dem Unternehmen heißt es, die alten Wagen seien zwar noch recht zuverlässig, doch müsse eine größere Reserve vorgehalten werden, um beim Ausfall eines Fahrzeuges umgehend für Ersatz sorgen zu können. Vor allem solle den Fahrgästen mehr Komfort geboten werden. Zur Ausstattung der neuen Wagen werde eine Klimaanlage und ein besseres Informationssystem für die Fahrgäste gehören. Derzeit hat die Verkehrsgesellschaft 224 U-Bahn-Wagen im Einsatz. Die modernsten Wagen des Typs "U4", über die die VGF verfügt, stammen aus dem Jahr 1995.


    Die Verkehrsgesellschaft erarbeitet derzeit nach Angaben ihres Sprechers ein sogenanntes Lastenheft, in dem die geforderte Ausstattung für die Anbieter von U-Bahn-Fahrzeugen festgelegt wird. Wenn das Ministerium doch noch eine Förderzusage erteilen sollte, könnte die Ausschreibung erfolgen.


    Derzeit werden die älteren Straßenbahnwagen nach und nach ersetzt. Insgesamt 60 Wagen des neuesten Typs werden bis zum Jahr 2006 ausgeliefert sein. Weil die VGF dann weniger Reservefahrzeuge vorhalten muß, wird der Fuhrpark nur noch rund 100 Fahrzeuge statt derzeit 115 umfassen. (ale.)



    Quelle FAZ.net

  • Ja, da sieht man es mal wieder! Das ist wirklich klasse! Danke Hessen!


    Ich habe dafür eigentlich keine Worte mehr. Denn sowas hat ncihts mit Wettbewerb zu tun, sondern beschreibt nur den wachsenden Verfall des ÖPNV. Falls keine neuen Fahrzeuge beschafft werden, wird der Nahverkehr in so starker Art und Weise unattraktiv, dass wohl kaum neue Fahrgäste dazu gewonnen werden können. Auch halte ich es für eher lächerlich, wenn irgendwann einmal bei uns Fahrzeuge der Hamburger Hochbahn fahren sollten? Dieser Wettbewerb sollte sich demnach höchstens in Regionaler Ebene abspielen und nicht bundesweit.


    Ich halte die Wettbewerbsfähig aber im großen und ganzen füch Unsinn und Dummfug! Die Löhne werden immer weiter in den Keller gedrückt, die Qualität (die ja angeblich eine maßgebende Rolle spiele bei den Ausschreibungen) wird nicht mehr gehalten werden können. Klar ist eine Angebotsoptimierung teilweise gut. Aber durch eine Reduzierung auf das nötigste, verwehrt man auch eine Erweiterung des Angebots! Fahrgäste lassen sich nur gewinnen, wenn was fährt und wenn somit Angebote gestrichen werden, wo vorher die Möglichkeit war, dies zu nutzen, schießt man sich ins eigene Bein!


    Ich frage mich wo die VGF bitte noch sparen soll! Die Fahrzeuge werden benötigt, vielleicht kann man ja klagen, das Land Hessen gehört ja zu den wenigen Bundesländern, die diese Wettbewerbsfähigkeitsscheiße so strickt durchziehen. Irgendwas muss man ja dagegen machen können.

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  • Hallo,


    auch wenn ich jetzt gleich gesteinigt werde, so muß ich doch sagen, daß ich es für durchaus sinnvoll halte, daß auch im ÖPNV mehr Wettbewerb Einzug hält. Es ist auch in vielen anderen Bereichen zu sehen, daß dort, wo an meisten Wettbewerb herrscht, der Verbraucher/Kunde der Gewinner ist. Ich denke dabei z.B. an den Telekombereich oder z.B. die „Billigflieger“...


    Ein Monopolist hat es natürlich einfacher, wird aber auch bequemer. Der FahrGAST wird zum lästigen Beförderungsfall. Und die Höhe der Betriebskosten spielt keine Rolle (Wasserkopfbildung), alles wird immer vom Feinsten gemacht (tolle Verwaltungsgebäude...), der Kunde muß ja zahlen was gefordert wird, da es keine Alternative gibt.


    Weshalb soll denn der ÖPNV eine Oase der Glückseligkeit für die Verkehrsunternehmen bleiben? Sollen die sich doch mal anstrengen und den Kunden auch gute Leistungen bringen. Und der Beste gewinnt dann. Warum denn nicht?


    Die traffiq kann doch in Frankfurt ganz bestimmte Qualitätsvoraussetzungen für die zu erbringenden Leistungen vorschreiben und im Vorstoßfalle entsprechende Vertragsstrafen vereinbaren. Wo ist also das Problem?


    Gruß


    Matthias

    Hier ist Walter, wer ruft?

  • Das Problem liegt darin, dass ÖPNV immer ein Verlustgeschäft bleiben wird, solange es attraktiv sein soll. Oder glaubst du, dass du als freier Wettbewerber mit Fahrpreisen von 1,90 euro kostendeckend überleben kannst?

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  • Ich bin für dauerhaft mehr Wettbewerb im ÖPNV. Wie wäre es wenn man die Fahrzeuge durch das Land fördert und dann an den jeweiligen Betreiber vermietet? Eine ganz offensichtliche Lösung, vielfach praktiziert und Wettbewerbsneutral.
    Da man das offensichtlich vergessen hat, kann ich nur davon ausgehen, daß es sich um Anti ÖPNV Sparerei handelt.


    Nordmainische S-Bahn schnell bauen ist auch gut für die Konjunktur.

    Mehr Mobilität für Hanau, Maintal und Frankfurt

  • Wettbewerb ja, aber nicht auf Kosten der Fahrgäste und Arbeitnehmer.


    Im Busverkehr halte ich es noch für Recht einfach im städtischen ÖPNV Buslinien auszuschreiben und nicht unbedingt an den städtischen Verkehrsbetrieb, hier die VGF zu vergeben. Und man sieht auch an dem ersten kleinen Linienbündel, dass Verkehrsbetriebe aus unserer Region ein wirtschaftliches Angebot abgeben können.


    Wie es mit der ab 14.12. erbrachten Leistung aussieht, werden wir sehen.


    Wovon ich nichts halte ist die Linienbündel an ausländische Verkehrsbetriebe zu vergeben. Hiermit meine ich auch EU-Länder. Auch finde ich es nicht gut, dass die Verkehrsbetriebe, damit sind deutsche Verkehrsbetriebe gemeint, auf Teufel komm raus, irgendwelche Fahrer eingesetzt werden, die sich nicht auskennen und teilweise die deutsche Sprache nicht einmal beherschen, nur weil sie zu günstigeren Löhnen arbeiten. Nichts gegen ausländische Mitbürger, auch die wollen arbeiten, von mir aus auch hier. Das bringt meiner Ansicht nach nicht den Service, den wir zur Zeit mit den europaweiten Ausschreibungen vorgegaukelt bekommen.


    Jedesmal wenn ich nur mehr Wettbewerb im ÖPNV lese, bekomme ich starke Bauchschmerzen. Vielleicht denke ich auch viel zu pesimistisch. Aber ich denke meine Bauchschmerzen sind nicht unbegründet, wenn ich mir da andere Branchen anschaue.


    Wie Straßenbahnen und Stadtbahnen in Frankfurt oder auch in anderen Städten ausgeschrieben werden, kann ich mir noch nicht so recht vorstellen. Hierzu gibt es eigentlich keine Konzepte oder nichts womit ich es wirklich vergleichen kann.


    Die EU hat in meinen Augen viel kaputt gemacht. Ich sehe für mich keine Verbesserungen, sondern mehr oder weniger Nachteile.

    Gruß Tommy

  • Das die Fahrer der Deutschen Spreche mächtig sind sollte eine Ausschreibungsbedingung sein. Allerdings hätten dann auch heuteige Firmen wie die private Alpina-Connex oder der öffentliche SVM erhebliche Probleme.


    Wie der Wettbewerb gestaltet werden sollte ist ein interessante Frage.
    Ich finde die Linienbündel sind heute zu groß um für mittelständische Unternehmen interessant zu sein.


    Auch müßen Anreize verstärkt werden im interesse der Kunden zu handeln.
    Deshalb würde ich es befürworten den unternehmen nur einen sehr groben minimal gehaltenen Gundfahrplan und Grundvorgaben zu machen (Zu fahrende km Leistung, Betriebszeiten, Anteil der Niederflurbusse, Durchschnittsalter des Fuhrparks, Ortskentniss des Personals) nicht die Farbe der Fahrzeuge oder so) und ihnen einen möglichst hohen Anteil der Fahrgeldeinnahmen zukommen lassen (tw. deutlich über 100 %)


    Nordmainische S-Bahn schnell bauen ist auch gut für die Konjunktur.

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  • Zitat

    Original von Matti:
    auch wenn ich jetzt gleich gesteinigt werde


    Dass es deswegen so schlimm kommt, glaube ich weniger. Allerdings kann man an der Handvoll Antworten schon ablesen, dass die Meinungen über Privatisierung und Wettbewerb geteilt sind. Für mein Befinden würde ich es aber nicht als die allein selig machende Lösung ansehen. Sicher bietet Wettbewerb immer auch Vorteile, z.B. Kostenreduzierung.


    Ungeachtet dessen sind öffentlicher Nah- und Fernverkehr in gewisser Hinsicht sensible Bereiche, da eine gewisse Grundversorgung an Mobilität für alle gegeben sein muss. Und in der Beziehung kann unbeschränkte freie Marktwirtschaft auf dem Gebiet auch Schaden anrichten, wie man in England bereits beobachten konnte. Mobilität ist nun einmal in höherem Masse eine öffentliche Angelegenheit als beispielsweise Telekommunikation. Wer sich zum Beispiel kein Auto und kein Handy leisten kann, der muss zumindest relativ günstig zum Einkaufen oder zum Arztbesuch kommen können.


    Bis nach der Wende war ÖPNV/ÖPFV eine Hoheitsaufgabe, die fast ausschließlich von Bund, Ländern und Gemeinden wahrgenommen wurde. Und dabei war eine grob flächendeckende Versorgung gewährleistet. Auch kann ich nicht behaupten, dass ich mich bei der staatlichen Bundesbahn oder den Stadtwerken Frankfurt jemals als „Beförderungsfall“ gefühlt hätte. Was unter staatlicher Regie allerdings zum Teil ausgeufert ist, waren die Ruhestandsbezüge und –Regelungen für das Personal.


    Ob der nun eingeschlagene Weg der Richtige ist und für alle Beteiligten – besonders für die Bürger in Deutschland – von Nutzen sein wird, muss die Zukunft zeigen. Entscheidend wird dafür sein, in welchem Masse der Staat (der ja auch in Zukunft als Besteller Aufgabenträger bleiben wird) im Einzelnen bereit ist, weiterhin die „schützende Hand“ über das Geschehen am Markt zu halten. Eine ungezügelte „freie Marktwirtschaft“ kann hier nicht greifen, eher eine Art „soziale Marktwirtschaft“ – ohne dirigistische Vorgaben wird es da nicht gehen. Leider zeigt sich hier eben, dass die einzelnen Bundesländer alle ihr eigenes Süppchen kochen - je nach politischer Ausrichtung.


    Zitat

    Original von Fabian:
    Wie wäre es wenn man die Fahrzeuge durch das Land fördert und dann an den jeweiligen Betreiber vermietet? Eine ganz offensichtliche Lösung, vielfach praktiziert und Wettbewerbsneutral.
    Da man das offensichtlich vergessen hat, kann ich nur davon ausgehen, daß es sich um Anti ÖPNV Sparerei handelt.


    So wird es z. B. in Niedersachsen praktiziert. Das ist ein positiver Ansatz. Hier werden dem Gewinner der Ausschreibung zwar gewisse Auflagen gemacht, es gibt aber auch einen Fahrzeugpool, aus dem die für eine Relation vorgesehenen Züge dem Betreiber zur Verfügung gestellt werden. Vorteil: Auch nicht ganz so finanzstarke Bewerber können zum Zuge kommen, und sie tragen nicht das Risiko, falls sie die Ausschreibung zur Konzessionsverlängerung nicht gewinnen. Es führt außerdem zu einem einheitlichen Standard. Das negative Gegenbeispiel ist halt Hessen. „Anti ÖPNV Sparerei“ ist da schon das richtige Wort.


    Zitat

    Original von Fabian:
    und ihnen einen möglichst hohen Anteil der Fahrgeldeinnahmen zukommen lassen (tw. deutlich über 100 %)

    Diesen Satz verstehe ich nicht. Wie soll das gehen, über 100%? Man kann einen Kuchen doch nur einmal essen?


    P.S.: Im Übrigen sehe ich keinen Grund darin, keine neuen U-Bahn-Züge zu bestellen, nur weil die 30% Landes - Zuschuss wegfallen. Dann bestellt man eben 30% weniger Wagen. Oder der ganze Auftrag wird zeitlich so gestreckt, dass er in den verbleibenden Finanzrahmen passt. Wenn ich keinen Zuschuss bekomme, mache ich gar nichts - das kann doch keine Lösung sein, oder?

    Einmal editiert, zuletzt von Charly ()

  • Tach zusammen,


    am besten gefällt mir @charly's Äußerung unter "P.S.:". Es ist absolut richtig, dass neue U-Bahnfahrzeuge angeschafft werden müssen.


    Ein "privater" Transportunternehmer muss ja auch seine Fahrzeuge durch Neukauf ersetzen, da sonst die Unterhaltskosten ins Unermeßliche steigen. Dies bedeutet dann allerdings, das (in diesem Fall) die VGF wesentliche höhere Unterhaltskosten hat, als die 30%-Landeszuschuss ausmachen. Weiterhin werden heute Fahrzeuge mit anderen Konditionen erworben, so dass ein Teil der Verantwortung für Wartung und Unterhalt der Fahrzeuge beim jeweiligen Hersteller liegt. Dies bedeutet auch, dass im Laufe der Zeit die (Personal-)Kosten im Werkstattbereich sinken.


    Ja, zum Thema Qualität habe ich ja neulich schon einmal eine Aussage gemacht :


    In der VERGANGENHEIT mussten die Leistungserbringer tagtäglich von neuem zeigen, dass sie ein qualitativ hochwertiges Produkt (in unserem Falle = ÖPNV) herstellen.
    HEUTE hängt die Qualität in Form eines Zertifikates (nach ISO 9000ff) in der Chefetage der Leistungserbringer, und somit wird der Qualitätsstandard eingehalten.
    So einfach ist das, aber leider nicht in der Praxis (jedenfalls nicht beim ÖPNV).
    Denn für den Fall, dass die Leistung nicht den Qualitäts-Vorgaben (wo sind die denn öffentlich ausgehängt) entspricht, müsste (nach den ISO-Standards) jeder einzelne Betroffene (=Fahrgast) für jeden einzelnen "Qualitäts-Verstoß" schriftlich reklamieren. Aber wer macht das schon.
    Und das ist der Punkt, wo nach den neuen Regeln die Schuld für die mangelnde Qualität wieder an den Kunden zurückgegeben wird.



    Also kurz und gut, um wieder zum Thema zurückzukommen, Frankfurt braucht unbedingt neue U-Bahn-Fahrzeuge, denn die ältesten Wagen werden am 4. Oktober schon 36 Jahre alt (was übrigens für die damals produzierte Qualität spricht; siehe auch die N-Wagen mit 41 Jahren).


    Der größte Fehler, den die Verantwortlichen machen können, ist zu versuchen, KEINEN FEHLER zu machen. Dann ist es nämlich zu spät für Frankfurts U-Bahn.


    Tschüss
    Norby


    PS.:
    Mein letzter Absatz ist leider nicht so ganz richtig:
    Die oberirdischen U-Bahn-Strecken können ja den jeweiligen Straßen als zusätzliche Fahrspuren zugeschlagen werden, die U-Bahn-Tunnel als krezungsfreie Transitstrecken für PKW unter der Innenstadt verwendet werden. Weiterhin könnte dann die Untermainbrücke zur Fußgängerzone erklärt werden, da ja der KFZ-Verkehr unter dem Main im ex-U-Bahn-Tunnel verläuft.
    Und für die Fahrzeugkosten müssen die einzelnen Autofahrer ja selbst aufkommen.


    Tschüss
    Norby

  • Ich finde es muß mehr auf Kundenoritentierung geachtet werden.
    ÖPNV hat viele positive Effekte. Wenn die Leistungen einfach so ausgeschrieben werden, haben die Unternehmen ein Interesse dran die Leistung möglichst billig gemäß der Bedingugen zu erbringen und Schlupflöcher zu finden) und Politikern fehlt oft der Blick für die tatsächlichen Kosten, da es ja ausgeschrieben wird und der billigste zum Zuge kommt...daß der Preis von dem was bestellt wird abhängt, auf die kommt niemand. (Zu starre Festlegung auf bestimmte Fahrzeugeigenschaften...der Preis für diesen Wunsch wird im Ausschreibungsergebnis nicht unmittelbar sichtbar. Wenn der Punkt bestimmte Farbe extra bezahlt werden würde sehe es vielleicht anders aus.
    Das selb gilt für 100% Niederflur, 100 % Klimaanlage e.t.c., Niederflur ist notwendig und zweites überaus wünschenswert....aber wenn im Schülerverkehr (wie es oft gerade auf dem Land vorkommt) zwei Busse unmittelbar hintereinander fahren, dann reicht es aus wenn einer Niederflur ist und sichergestellt ist, daß all diejenigen Fahrgäste die auf Niederflurtechnik angewiesen sind dort mitfahren können. Auch wird der eine in der Kühle des morgens verkehrende Bus keine Klimaanlage brauchen.
    Besser wäre es zufordern, das ein Bus Niederflur sein muß, es sei denn +/- 5 min steht auf der geleichen Linie eine Niederflurverbindung zu Verfügung.


    Jeder muß an den ÖPNV angebunden werden, aber oft wird der 300 m Radius zu eng gesehen. Wenn es einmal 600 m sind , in dem Gebeit nur wenige Leute wohnen, dann braucht man deswegen keine extra Linie einrichten.


    Deswegen fordere ich die Bindungen zu lockern und stattdessen eine Grundversorgung festelegen und eine km Leistung die die Unternehmen fahren müßen. Dann können die Unternehmen sich nach den Kundenbedarf richten. Wenn man ihnen möglichst viel vom Fahrpreis überläst, dann besteht ein starker Anreiz neue Fahrgäste zu gewinnen. Da die Fahrgeldeinnahmen nicht die Kosten auch relativ gut angenommener Angebote decken lohnt es sich allerdings nur eingeschränkt für ein Unternehmen seinen Verkehr auszuweiten.
    Deshalb empfehle ich zusätzlich zu den Fahrgeldeinnahmen eine passagierabhängige Subvention zu zahlen. So komme ich auf Prozente über 100%.



    Weg von
    WAGENKILOMETERSUBVENTIONEN
    (Das Unternehmen fährt und wird für das Fahren von Fahrzeugen bezahlt)


    hin zu
    PERSONENKILOMETERSUBVENTIONEN
    (Das Unternehmen kriegt einen Zuschuß für das Befördern von Menschen)


    Nordmainische S-Bahn schnell bauen ist auch gut für die Konjunktur.

    Mehr Mobilität für Hanau, Maintal und Frankfurt

  • Zitat

    zusätzlich zu den Fahrgeldeinnahmen eine passagierabhängige Subvention zu zahlen .... .... hin zu PERSONENKILOMETERSUBVENTIONEN

    :D :D Ach sooo! - So meinst Du das, okay! Obwohl - nennen wir es dann lieber "Prämie", denn von Subventionen will man ja eigentlich runter.
    Wäre aber schon ein Denkansatz für RMV & Co..

  • Hi zusammen,


    um wieder etwas auf das Thema zurück zu kommen:
    Wenn das Land keine Fördergelder geben will, könnte die VGF bei "100% Eigenbeteiligung" auch 70% Prozent der zu beschaffenden Fahrzeuge ordern. Dann wären wenigstens einige neuere Fahrzeuge vorhanden.
    Die Cross-Border Leasings wären für Neufahrzeuge (im gegensatz zur Infrastruktur) durchaus überlegenswert.


    Zum Thema Wettbewerb und Politik der Landesregierung:
    In anderen Fällen besitzt das Bundesland Fahrzeuge und vermietet diese an den Betreiber (z.B. Metronom, der RMV neuerdings auch). Also könnte das Land Hessen einen Teil der Fahrzeuge kaufen und dann an den Betreiber, VGF oder wer auch immer, vermieten. In BaWü wurde soetwas mit S-Bahnfahrzeugen (ET 420 und 423) bereits verwirklicht.
    Nebenbei: Das Land Hessen ist ja auch (sozusagen) Besitzer der HLB und damit auch beispielsweise der FKE, BLE, KNE (RBK), Vectus... Diese Bahngesellschaften besitzen ja sowohl eigene Fahrzeuge bzw. setzten Fahrzeuge ein, die der HLB gehören (auch Straßenbahnfahrzeuge). Allerdings steht in diesen Fällen die HLB in Konkurenz zur DB und damit auch ein politisches Werkzeug (die Gelder für den Nahverkehr bleiben somit in Hessen und verschwinden nicht im Rachen der DB)


    Schienenverkehr ist leider ein Zuschußgeschäft, und hängt damit vom politischen Willen und INTERESSEN der jeweiligen politischen Entscheidungsträger ab, unabhängig der Partei. Der vielzitierte Begriff der Möbilität ist meistens gleichbedeutend mit Autofahren, andere Synonyme wie Bus, Bahn Fahrrad kommen i.d.R nicht vor. Ich weiß jetzt nicht dem Stand, wieviel Fahrgäste in Hessen jeden Tag mit dem ÖPNV fahren, aber was wäre wenn ALLE auf einmal nurnoch mit dem eigenen Auto fahren würden? Dann müßte die A66 oder B8 gleich xxxl-spurig ausgebaut werden. Wie würde Herr Koch das dann seinen Wählern, insbesondere in seinem Wahlkreis, schmackhaft machen? Würde er dann auch ganze Landstrichen für Straßen enteignen lassen wollen?


    Das ein attraktiver Nahverkehr auch (Neu)Kunden gewinnen kann, sollte das Land Hessen eigentlich aus den Erfahrungen der HLB wissen.


    Grüße
    Holger

  • Condor:


    Ich glaube, dass eigentliche Problem liegt in Brüssel !


    Hier werden Bestimmungen, Verordnungen und Gesetze produziert, die eigentlich niemand braucht (außer den EU-Beamten als "Daseins-Berechtigung").


    Wenn ich den "Schwachsinn" höre, dass Fahrzeuge nur subventioniert werden dürfen, wenn ALLE Ein- und Ausstiege niveaugleich sind, dann bekomme ich doch Zweifel an am Sinn einer solchen Verordnung.


    Sinn des ÖPNV muss doch sein, dass ALLE Bürger, also auch Behinderte und Mütter mit Kinderwagen, Busse und Bahnen möglichst einfach benutzen können.
    Aber müssen da wirklich alle Einstiege niveaugleich sein? Ich glaube kaum!
    Die Hälfte des Fahrzeuges mit Niederflur reicht eigentlich aus, somit könnte mehr auf bewährte Technik zurück gegriffen werden und die Herstellungskosten könnten gesenkt werden. Bei Hochflur-Fahrzeugen ist es ja klar, aber hier ist auch nicht überall gewährleistet, dass Behinderte und Mütter mit Kinderwagen ungehindert auf den Bahnsteig gelangen, und das dann noch Bahnsteig und Fahrzeug zueinander passen.


    Dann wurde hier die DBAG und die HLB angesprochen. Auch hier sieht sich die DBAG als Konkurrent aller ÖPNV-Betreiber. Logisch, die Taunusbahnen haben der DBAG gezeigt, dass man aus einer abgewirtschafteten Strecke ein Vorzeige-Objekt machen kann. Aber jetzt kommt garantiert die DBAG bei der irgendwann fälligen Ausschreibung, und will diese Strecke wieder betreiben.
    Denn, und das ist die Krux, die DBAG muss fremde Verkehrsunternehmen auf IHREN Schienen fahren lassen, und folgedessen gilt dies auch im umgekehrten Falle.


    Somit sind wir wieder bei meiner Aussage, dass die Verantwortlichen KEINE FEHLER (vorallem nach EU-Recht) machen wollen, und somit erst einmal garnichts machen, was allerdings der größte Fehler ist. Denn der Bürger leidet darunter und wird gezwungen nach anderen Möglichkeiten zu suchen (sprich: mit dem Auto fahren). Und bei den nächsten Wahlen wundern sich dan unsere Parteien, dass schon wieder riesige Stimmverluste eingetreten sind, obwohl man doch garnichts (falsch) gemacht hat.


    Tschüss
    Norby

  • Hi Norby,


    du hast recht. Es ist ja (juristisch) in dieser Hinsicht noch viel ungeklärt und daher auch Auslegungssache. Was alles dabei 'rumkommt, wenn die öffentliche Hand den billigsten (nicht den günstigsten) Anbieter nehmem muß, sieht man oft genug, vor allem in der Baubranche (Stichwort Pfusch am Bau, Folgekosten, "beiläufige" Preisüberzug, Lohndumping ...)
    Auf der anderen Seite kann man aber mit den Inhalten der Ausschreibung einiges steruern.


    Ich finde es nur etwas seltsam, wie andere Europäische Staaten (z.B. Frankreich), die theoretisch das gleiche EU Recht haben, ihren Nahverkehr regeln. Wie häufig sind sind dort deutsche Unternehmen incl. Töchter oder Joint Ventures) in öffentlichen Diensten (nicht nur Nahverkehr) anzutreffen. Die Suche gleicht der der Nadel im Heuhaufen.


    Wie gesagt, es steht der öffentlichen Hand durchaus offen, Fahrzeuge zu kaufen und an die "Betreiber" einer Strecke zu vermieten, wenn sie das denn wollte. (Sie will aber nicht).


    Ein neuer Betreiber für städtische Linien müßte sich außerdem auch erst neue Fahrzeuge besorgen. Ein Überschreiben des bisherigen Bestandes von der jetzt VGF auf den Neuen ist ein großer Drahtseilakt.


    Leidtragende sind halt die Fahrgäste, sie (d.h. wir) haben eben halt keine Lobby.



    Grüße
    Holger

  • Norby hat recht, es ist wichtig daß die Fahrzeuge für jeden benutzbar sind, daß heist aber nicht das gleich jede Tür Niederflur sein muß. Denn Leuten fehlt einfach das Kostenbewußtsein.
    Das selbe gilt wenn 2 Busse oder Straßenebahnen der gleichen Linie in sehr dichten Abstand hintereinander fahren, dann reicht es auch vollkommen aus wenn in einem Fahrzeug Niederflurtechnik vorhanden ist.
    Gerade im morgendlichen wo der höchste Fahrzeugbedarf zu verzeichnen ist sind wenig ältere Leute und Leute mit Kinderwagen unterwegs. Bevor man um den HVZ vollständig mit Niederflurfahrten zu bestücken die Fahrten in der NVZ ausdünnt (diese Zeit ist vor allem für Senioren Haupverkehrszeit) läßt man doch mal einen Nicht Niederflurbus/ eine Nichtniederflurbahn ind der HVZ zwischenzeitlich fahren um die Leute weg zu bekommen.
    Den EU Bürokraten und vielen Kommunalpolitikern (und Politikern dazwischen) fehlt oft das Kostenbewußtsein.


    Nordmainische S-Bahn schnell bauen ist auch gut für die Konjunktur.

    Mehr Mobilität für Hanau, Maintal und Frankfurt

  • Condor :


    zu Frankreich :
    Du hast Recht, Frankreich ist Mitglied der selben EU wie Deutschland, aber Frankreich hat so etwas wie Nationalstolz, Nationalbewusstsein, also Dinge, die wir in Deutschland aufgrund unserer jüngeren Vergangenheit (Tausendjähriges Reich) nicht haben dürfen, jedenfalls nicht wenn es nach UNSEREN Politikern geht.


    Die französische Regierung ist in vielerlei Hinsicht cleverer, wenn es um nationale Interessen geht.


    Beispiele hierfür konnten in den letzten Wochen im Wirtschaftsteil der Zeitungen nachgelesen werden (Aventis --> Sanofi), denn auch da hat die französiche Regierung kräftig die nationalen Interessen (sprich Arbeitsplätze in Frankreich) unterstützt.


    Und genauso ist es mit dem Nahverkehr. Zur Not wird eben der ÖPNV in staatlicher Regie betrieben, und schon sind die EU-Richtlinien ausgehebelt. Aber andererseits wird CONNEX bei seinen Bemühungen, sich in ganz Europa weiter auszubreiten von den gleichen Politikern kräftig unterstützt.


    Aber diese Dinge sind schon immer so gelaufen, und daran wird sich nichts ändern.


    Tschüss
    Norby

  • Ja, der liebe Wettbewerb. Was hat er uns denn eigentlich gebracht? Bessere - sprich, niedrigere - Preise bei vielfältigerem Angebot? Mittelfristig vielleicht ja, aber wäre es nicht auch mal angebracht, sich zu überlegen, wohin dieser Wettbewerbswahn langfristig führen könnte?


    Man denke nur daran, wie in den letzten Jahren immer mehr Arbeitnehmer unter den Folgen des ach so heilsamen Wettbewerbs zu leiden hatten bzw. noch immer haben. Wieviele Arbeitnehmer haben in Folge der wohlbekannten "Neustrukturierungen", "Fusionen" und wie man die Begleiterscheinungen des Wettbewerbs noch nennen mag, schon ihr Auskommen verloren? Mal von den immer weiter erodierten Arbeitnehmerrechten ganz zu schweigen...


    Um mal im Bereich der Bahn und der damit verbundenen Dienstleistungs- und Industriebranchen zu bleiben - war es für die Angebotsvielfalt etwa förderlich, dass so große Namen wie z.B. SLM oder SGP in ihrer einstigen Form aufhörten, zu existieren? Schaut man sich deren Glanzleistungen, die Namen wie Re 460 oder Rh 1012 tragen, an, muss man doch feststellen, dass es nicht etwa unzureichende Leistungen gewesen wären, die diesen Baureihen letztlich den Garaus bescherten - rein stückzahlenmäßig gesehen.


    Nicht nur, dass wir via der Sozialsysteme letztlich alle unter dieser Begleiterscheinung zu leiden haben. Denn unter dem Wettbewerb leiden können wir auch auf andere Weise, etwa durch aufgrund von Kosten- und Zeitdruck nachlässig entworfene oder gefertigte Produkte. Man denke da nur an die auch bei so namhaften Marken wie Mercedes oder VW wachsende Zahl von Rückrufaktionen, die Fehler, die offensichtlich beim Bau der Flughafenhalle in Paris begangen wurden, oder, um einmal mehr bei Schienenfahrzeugen zu bleiben, das Trauerspiel um die Combino-Familie.


    Was mich auch zu der Ansicht führt, dass ein gutes Nahverkehrsangebot und Minimalpreise sich gegenseitig ausschließen. Je mehr man spart bzw. von Bestellerseite keine Wahl hat, als die Anbieter zu minimalen Kosten zu verdonnern, desto größer ist das Risiko, dass Unregelmäßigkeiten (wie z.B. die Insolvenz eines Verkehrsunternehmens, siehe FLEX) gleich in einer ganzen Region, ja, einem ganzen Bundesland zu einem Erdbeben führen.


    Insofern zeigt sich auch anhand des Beispiels mit der unsicheren Finanzierung des U5-Wagens einmal mehr, dass es viele Volksverräter, äh, -vertreter einfach nicht fertigbringen, über die engen Grenzen der eigenen Parteidoktrin hinaus zu schauen. Was im Programm steht, ist schließlich der Weisheit letzter Schluss und nicht zu hinterfragen, und wenn die Zeit reif ist, werden die Leute ja schon sehen, dass man auf dem richtigen Weg war.


    Da lach ich doch hart im Halse.

    where the road takes him through / the city of sleep / the thinking that does not end is within him / then he dreams / the road takes him / this man who is searching / it brings him / in silence through the night
    - eithne ní bhraonáin: water shows the hidden heart

  • Thema Combino:


    Man sollte hierbei nicht mit dem gestreckten Zeigefinger auf die böse Siemens-firma zeigen, sondern generell die Industrie mit dem Produkt Combino vergleichen. Damit meine ich nicht, dass alle Fahrzeuge derartige Schäden aufweisen. Ich möchte damit aussagen, dass die Industrie von der Sparpolitik dazu gezwungen wird, immer billigere Fahrzeuge herzustellen. Das empfinde ich persönlich nicht sehr positiv. Die Subventionen werden gekürzt, die Verkehrsbetriebe brauchen aber trotzdem neue Fahrzeuge und ein Fahrzeug für 4 Millionen Euro pro Einheit ist einfach nicht drin. Also muss selbst da gespart werden, dass alles irgendwie im Zusammenhang bleibt. Und dieser Zusammenhang geht mittlerweile den Bach runter, wie tief sollen die Preise denn noch sinken, die Qualität steigt durch die niedrigen Preise sicherlich nicht.... und auf die will man natürlich auch nicht verzichten, oder?


    In meinen Augen stehen wir heute vor immer größer werdenden Problemen, obwohl es immernoch als Zukunftsvision angesehen wird....danke EU...!


    Ansonsten kann ich mich den Ausführungen von jadefalcon nur anschließen und denke auch, dass dies in Zukunft nur Verschlechterungen bringen wird.


    Aber so ist das Leben oder? Die eine Firma geht Bankrott, dafür kommt ne andere. So gehen eigentlich keine Arbeitsplätze verloren..oooooooooooooder??? (doch nicht?)

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  • Zitat

    Original von Ingo
    Thema Combino:


    Man sollte hierbei nicht mit dem gestreckten Zeigefinger auf die böse Siemens-firma zeigen, sondern generell die Industrie mit dem Produkt Combino vergleichen. (usw.)


    Genau darauf wollte ich auch hinaus. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Ingenieur, der seinen Job ernst nimmt (ok, Schluderer gibt es auch überall, aber ich halte die überwiegende Zahl der Ingenieure für verantwortungsbewusst), glücklich darüber ist, aus letztlichen Wettbewerbsgründen einen Entwurf nicht so ausführen zu können, wie er für eine ordentliche Funktionsweise sein sollte - bzw. sein Werk mit dem Argument "zu teuer" abgelehnt zu sehen.


    Zitat


    Aber so ist das Leben oder? Die eine Firma geht Bankrott, dafür kommt ne andere. So gehen eigentlich keine Arbeitsplätze verloren..oooooooooooooder??? (doch nicht?)


    Wenn's doch nur so wäre :( . Aber eben das ist halt die große Gefahr bei all dem "Streamlinen", um's mal neudeutsch auszudrücken. Irgendwann hat man, wenn das so weitergeht, den Bedarf an Arbeitskräften auf das absolut mindeste Maß runtergefahren - dann darf man sich aber auch nicht wundern, wenn die Sozialsysteme zusammenbrechen, a) wegen der kolossalen Zahl an Erwerbslosen, die de facto nicht mehr signifikant am wirtschaftlichen Geschehen teilnehmen - d.h., Umsätze generieren - können, und b) wegen der auch aus diesem Grund fehlenden Einnahmen für den Staat. Denn wo sich keiner mehr etwas leisten kann, kann auch kein Gewinn entstehen, und wo kein Gewinn ist, gibt's auch keine Investitionen - sei es von den betroffenen Unternehmen oder von der Seite des Staates aus.


    Kurzum, irgendwann sparen wir uns noch kaputt, und der Begriff "Arbeitskampf" erhält dann eine ganz neue Bedeutung - nämlich in dem Sinne, dass arbeitswillige Bürger sich ganz wörtlich um einen Job schlagen, bzw. dass eine Form von Wettbewerb (oder sollte ich es Prostitution nennen?) einsetzt, wer für den niedrigsten Lohn zu arbeiten bereit ist X( . Zu den Auswirkungen von Niedriglöhnen: siehe obiger Absatz, letzter Satz.

    where the road takes him through / the city of sleep / the thinking that does not end is within him / then he dreams / the road takes him / this man who is searching / it brings him / in silence through the night
    - eithne ní bhraonáin: water shows the hidden heart

  • Zitat

    Original von jadefalcon
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Ingenieur, der seinen Job ernst nimmt (ok, Schluderer gibt es auch überall, aber ich halte die überwiegende Zahl der Ingenieure für verantwortungsbewusst), glücklich darüber ist, aus letztlichen Wettbewerbsgründen einen Entwurf nicht so ausführen zu können, wie er für eine ordentliche Funktionsweise sein sollte - bzw. sein Werk mit dem Argument "zu teuer" abgelehnt zu sehen.


    Das Problem ist auch, heut geht alles vom 001 an in die Serienreife. Früher hatte man 3 oder noch mehr Prototypen, die man erst mal ausgiebig (!) jahrelang getestet hat. Der 628 war mit mehr als 15 Jahren Vorlaufzeit somit einer der besten getesteten Fahrzeuge bei der Bundesbahn.
    Der Compostino hatte zwar auch einen Prototypen (welcher eher ein Vorführmodell war damit man den Verkehrsbetrieben das Fahrzeug schmackhaft gemacht hat), aber würde Siemens seinen eigenen Wagen zurückziehen, wenn man bemerkt, dass dieser fehlerhaft konstruiert ist ?
    Man sieht das nicht nur am Combino, man schaue sich mal die 605 an...

    Ich war Atheist. Bis ich gesehen hab dass ich Gott bin.