Verkehrsgesellschaft Frankfurt
Land gibt kein Geld mehr für neue U-Bahn-Wagen
23. Juni 2004 Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) bangt um die Modernisierung ihres U-Bahn-Fuhrparks. Wie Unternehmenssprecher Bernd Conrads auf Anfrage mitteilte, will das Land Hessen den geplanten Kauf von 170 neuen Fahrzeugen offenbar nicht fördern. Ohne die Förderzusage müsse die Verkehrsgesellschaft jedoch auf die Anschaffung neuer Fahrzeuge verzichten, da sie und die Stadt in keinem Fall das gesamte Geld aus eigener Kraft aufbringen könnten. Üblicherweise habe das Land den Kauf neuer Schienenfahrzeuge bisher mit rund 30 Prozent des Anschaffungspreises subventioniert.
Der Preis für die neuen Wagen wird nach Schätzungen der VGF zwischen 1,75 und 1,9 Millionen Euro liegen. Demnach beliefe sich der Anschaffungspreis der neuen Wagenflotte auf bis zu 323 Millionen Euro, wovon das Land nach den bisherigen Usancen knapp 97 Millionen Euro zu tragen hätte. Das Verkehrsministerium in Wiesbaden wollte auf Anfrage keine Stellung nehmen, da zunächst mit der Stadt und der VGF über die Angelegenheit gesprochen werden solle. Clemens Christmann, Sprecher von Wirtschafts- und Verkehrsminister Alois Rhiel (CDU), bestätigte die Angaben der Verkehrsgesellschaft jedoch insofern, als er auf einen früheren Beschluß seines Hauses hinwies, künftig nicht mehr den Kauf von Fahrzeugen, sondern nur noch Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur zu fördern.
Das Verkehrsministerium beruft sich darauf, daß nur auf diese Weise der von Brüssel verordnete und vom Land gewünschte Wettbewerb im öffentlichen Personennahverkehr gestärkt werden könne. Die direkte Förderung des Fuhrparks eines einzelnen Verkehrsunternehmens verletzt dagegen nach Ansicht des Ministeriums die Chancengleichheit der Wettbewerber. Bei der Verkehrsgesellschaft wird demgegenüber darauf hingewiesen, daß der Wettbewerb für U-Bahn-Linien - anders als beim Busverkehr - frühestens im Jahr 2011 beginnen wird. Selbst das sei jedoch von der Europäischen Union noch nicht beschlossen worden. Der Fuhrpark drohe also auf lange Jahre hinaus weiter zu veralten, was für die Attraktivität des Nahverkehrs verheerend sei. Im Römer wird deshalb der Verdacht geäußert, daß Wiesbaden den Wettbewerb als Argument nehme, auf Kosten der Stadt und der Kunden im öffentlichen Nahverkehr zu sparen.
Die neuen Fahrzeuge, die von der Verkehrsgesellschaft intern als Typ "U5" bezeichnet werden, sollen vor allem die rund dreißig Jahre alten Fahrzeuge vom Typ "U2" ersetzen. Die Fahrzeuge sollen nach den Vorstellungen der Verkehrsgesellschaft in den Jahren 2007 bis 2015 ausgeliefert werden. Bei dem Unternehmen heißt es, die alten Wagen seien zwar noch recht zuverlässig, doch müsse eine größere Reserve vorgehalten werden, um beim Ausfall eines Fahrzeuges umgehend für Ersatz sorgen zu können. Vor allem solle den Fahrgästen mehr Komfort geboten werden. Zur Ausstattung der neuen Wagen werde eine Klimaanlage und ein besseres Informationssystem für die Fahrgäste gehören. Derzeit hat die Verkehrsgesellschaft 224 U-Bahn-Wagen im Einsatz. Die modernsten Wagen des Typs "U4", über die die VGF verfügt, stammen aus dem Jahr 1995.
Die Verkehrsgesellschaft erarbeitet derzeit nach Angaben ihres Sprechers ein sogenanntes Lastenheft, in dem die geforderte Ausstattung für die Anbieter von U-Bahn-Fahrzeugen festgelegt wird. Wenn das Ministerium doch noch eine Förderzusage erteilen sollte, könnte die Ausschreibung erfolgen.
Derzeit werden die älteren Straßenbahnwagen nach und nach ersetzt. Insgesamt 60 Wagen des neuesten Typs werden bis zum Jahr 2006 ausgeliefert sein. Weil die VGF dann weniger Reservefahrzeuge vorhalten muß, wird der Fuhrpark nur noch rund 100 Fahrzeuge statt derzeit 115 umfassen. (ale.)