Der nun seit knapp einem Jahr anhaltend nochmals deutlich erhöhte Zahl ausfallender Fahrten wegen Mangels beim Fahrpersonal hat sich inzwischen meiner Einschätzung nach zum größten Problem im Frankfurter Nahverkehr entwickelt. Leider steht Frankfurt damit vielen Städten und Regionen in Deutschland und sogar Teilen Mitteleuropas in nichts nach. Das Thema hat, finde ich, einen eigenen Thread verdient. Die Politik in Stadt, Land und Bund spricht zwar viel über Klimaschutz und die dafür nötige Wende im Mobilitätsverhalten, trägt aber letztlich die zentrale Verantwortung dafür, dass das Angebot bei Bus und Bahn nicht etwa besser wird (oder wenigstens gleich bleibt), sondern, im Gegenteil, schlechter wird. Meine These: Zumindest Teile der Milliarden fürs Deutschlandticket wären wesentlich besser in höhere Gehälter investiert, um wenigstens überhaupt erst einmal den Status quo beim Angebot erhalten zu können. Von einem Ausbau mag ich inzwischen leider nicht mehr träumen. Denn wo soll das Personal auch noch dafür herkommen?
Betroffen sind ja alle VUs, manche kriegen es ein wenig besser hin, manche schlechter. Spitze des Eisbergs bei den Schlechtleistungen ist zweifelsohne Start auf der Taunusbahn. Der DB-Tochter dürfte es unter der Regie (und vor allem der Verantwortung) des RMV und kräftiger Mitwirkung von Alstom gelungen sein, in großer Zahl Pendler ins Auto zu vertreiben nach Jahrzehnten erfolgreichen Betriebs auf der Taunusbahn. Bei der S-Bahn Rhein-Main sieht es auch nur einen Deut besser aus, ich erinnere an den Meltdown des gesamten S-Bahn-Netzes am Fronleichnamswochenende. Mein Befürchtung ist: Die anhaltend schlechte Qualität im Nah- und Regionalverkehr könnte dazu führen, dass sich bald viele enttäuschte Fahrgäste (wieder) vom ÖPNV abwenden.
Die vielen Ausfälle, häufig kurzfristig, auch bei der VGF (wie die tageweise Einstellung der U9 oder der 14) und auf den Frankfurter Buslinien nerven mich persönlich schon gewaltig. Das ist auch ein Antrieb für diesen Thread, da bin ich ganz ehrlich. traffiQ scheint auch inzwischen aufgegeben zu haben was die Information angeht; Kurzfristige Ausfälle werden nicht mehr wenigstens am Vortag bekannt gemacht. Wenn der Fahrgast "Glück" hat, erfährt er tagesaktuell in den RMV-Verkehrsmeldungen, welche Linien gerade betroffen sind. Oder halt auch nicht, so wie heute:
ZitatFrankfurt: Busse - kurzfristige Fahrtausfälle am 26.08. Es kommt zu Fahrtausfällen aufgrund von kurzfristigem Personalausfall.
Von den heutigen erheblichen Ausfällen mindestens bei den Frankfurter Straßenbahnlinien findet sich übrigens kein Wort bei den Verkehrsmeldungen. Und es sei daran erinnert, dass der Verkehr an diesem Wochenende eigentlich verstärkt und nicht reduziert laufen sollte:
ZitatFrankfurt: U-Bahnen / Trams - verdichteter Takt zum Museumsuferfest vom 25.08. bis 27.08. Die U-Bahnen und Straßenbahnen fahren aufgrund des Museumsuferfests im verdichteten Takt.
Noch ein Input dazu: Der vorige VGF-Arbeitsdirektor Thomas Wissgott hatte zu seinem Abschied davor gewarnt, dass die Personalprobleme in den nächsten Jahren noch erheblich schlimmer werden mit dem Renteneintritt der Boomerjahrgänge. Dieser FNP-Artikel dazu ist mir in Erinnerung. Die Zahlen sind erschreckend: Wissgott scheint trotz der Erkenntnis die VGF bei weitem nicht ausreichend auf das Problem vorbereitet zu haben, wenn man die erhöhten Azubi-Zahlen einmal dem Bedarf gegenüberstellt.
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