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Frankfurter Merkwürdigkeiten: Immer weniGer HAfen, Immer noch eine HAfenbahn
Mit Zügen eines Phantoms
Von Claudia Michels
Die Hafenbahn, gibt"s die?
Nicht dieses durchdringend fiepende, schnaubende Eisenbahnmonster, das einen schon im Sommersonntagsnachmittags-Trott am Eisernen Steg zusammen zucken ließ. Es ist vielmehr an der Zeit, die Frage nach der wirklichen und wahrhaftigen Hafenbahn zu stellen, über deren Gleise am grünen Mainufer je mehr Leute stolpern, desto mehr Leute am grünen Mainufer flanieren werden. Es muss diese Hafenbahn geben, denn diese Strecke, ihre Gleise durchs Gelände, haben in den vergangenen Jahren der Zuwendung der Stadt Frankfurt zum Main bereits manchem Bauherrn und manchem Grünplaner und auch manchem dort Zugezogenen zu denken gegeben.
Wohnen am Gleis statt am Fluss
Diese Bahn fährt ein Mal am Tag, morgens um sechs, war sich Mainufer-Entwicklungsplanerin Marie-Theres Deutsch, die Entdeckerin manch schönen lauschigen Orts am Fluss, auf Befragen stets sicher. Seitdem konnte der Beobachter mit einigem Verständnis wegstecken, dass die luftigen neuen Wohnhäuser an des Ufers Nordseite mit diesen Gleisen vom Wasser abgeschnürt worden sind. Obwohl man niemals auch nur das geringste Gefährt durchs Gebüsch und Gesträuch trudeln sah. Mit solchen Fragen geht man um und um, bis man sie dem Richtigen stellt. Die Richtigen sitzen heute bei der HFM, Hafen Frankfurt Management, in dem schönen Neubau Lindleystraëe 14. "Die fährt schon!", klärt von dort Ulrich Lang auf, der für das städtische Unternehmen HFM die Kommunikation macht.
Und wie die Hafenbahn fährt, rot-weiß, ganz modern mit Diesel und " HFM" drauf gemalt. Und auch noch in einer 145 Jahre währenden Tradition. "Diese Bahn war vorne dran", sagt Herr Lang, was heißen soll: Die Hafenbahn ist schon 1859 durch den Nizza getrödelt, da gab es nicht mal den Westhafen, der kam 1886. Sie sei die Verbindungsbahn der Westbahnhöfe mit dem "Hanauer Bahnhof" gewesen, was der östlichste Frankfurter Bahnhof war, anno 1859.
Früh um fünf geht"s los
Heute beginnt die erste Hafenbahn-Lok ihren Weg durchs Spaziergrün früh um fünf, da ist es kein Wunder, dass sie einem noch nicht entgegen kam. Die Maschine, eine dieselbetriebene Rangierlok, fährt gegen sechs an der "Übergabestelle Griesheim" vor und lässt sich 30 Spezial-Güterwagen anhängen. Alle voll mit Kraftwerkskohle - und diese Beladung dauert den ganzen Tag. Anschließend fährt die tapfere Lok den Kohlezug von Griesheim zum Mainova-Kraftwerk am Westhafen; gegen 21 Uhr ist sie zurück im Lokschuppen an der Hanauer.
Es gibt aber noch eine zweite Lok, die fährt zwischen 8 und 9.30 Uhr Waggons aus dem Oberhafen (Ost) in ein Lager des Gutleuthafens (West), und zwar mit Neckermann-Versandartikeln. Der könnte man glatt beim Joggen begegnen. Die dritte Lok dann ziehe "Diverses" durchs Mainufer-Grün, die kommt mittags gegen 14 Uhr am Eisernen Steg vorbei. Das alles ist wahr.
Man kann so eine Lok bestellen, sagt die HFM (Telefon 21 23 51 73): "Wenn Sie "ne Ladung haben, wir stellen Sie Ihnen hin."
Quelle: Frankfurter Rundschau
Bildunterschrift: Wer‘s nicht glaubt, sieht es hier: Die Hafenbahn, über deren Gleise in den Auen des Mainufers mancher schon gestolpert ist, gibt es wirklich. Immer mittags am Eisernen Steg.