Vor dem Hintergrund des Zugunglücks in Amagasaki am Montag berichtet die Tagesschau heute auf ihrer Internetpräsenz [url=http://tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4296136,00.html](Klick)[/url] über die fragwürdigen Methoden, mit denen die Teilgesellschaften der JR-Gruppe ihre Tfs zu mehr Pünktlichkeit "animieren."
Derzeit betrage landesweit die durchschnittliche Verspätung im Zugverkehr 6 Sekunden. Dieser Wert aber werde auch durch Maßnahmen erreicht, die von Anwälten als Menschenrechtsverletzungen bezeichnet würden. Hat ein Tf Verspätung eingefahren, werde er zu einer Nachschulung abgeordnet, in deren Rahmen nächtelange Verhöre und übelste Beschimpfungen üblich seien. Andere müssten "sinnlose Berichte schreiben oder stundenlang Unkraut jäten" oder sich auf den Bahnsteig stellen, die Tfs jedes einfahrenden Zuges grüßen und somit öffentlich Buße tun. "Mehrfachtäter" müssten sich sogar "schriftlich dazu verpflichten, bei erneutem Fehlverhalten ihren Job zu kündigen."
Der psychologische Druck, der auf diese Weise aufgebaut werde, sei derartig, dass sich schon häufig japanische Bahnmitarbeiter das Leben genommen hätten. So habe sich vor vier Jahren ein Tf selbst gerichtet, nachdem er wegen einer Verspätung von 50 Sekunden eine dreiwöchige Nachschulung auferlegt bekommen hatte.
Inzwischen werde gemutmaßt, dass der Tf des am Montag verunglückten Zuges, der ebenfalls schon einmal eine solche "Nachschulung" durchgemacht habe, absichtlich die Streckenhöchstgeschwindigkeit überschritten habe, da er 90 Sekunden hinter dem Plan zurückgelegen habe. Bisher hätten die japanischen Medien darüber aber nicht weiter berichtet, den Spekulationen zufolge auf Betreiben von JR West hin, die Klagen von Angehörigen und Opfern fürchte. Indes habe JR West anscheinend nicht die Absicht, aus dem Unglück zu lernen, sondern im Gegenteil jüngst die Löhne an die Pünktlichkeitsquote gekoppelt.
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Persönliche Anmerkung: Ich hoffe, dass nicht irgendwann einmal jemand bei uns auf die kranke Idee kommt, solche Unterdrückungsmaßnahmen einzuführen!