Neuigkeiten und sachliche Details zu Stuttgart21

  • Ich würde mir weiterhin wünschen, wenn Stuttgart21 ein Gesprächsthema bleibt. Aber bitte nur Neuigkeiten und technische Details, so wie natürlich politische und finanzielle Aspekte.


    Man darf das Thema nicht komplett ausklammern, nur aufgrund einer wüsten Diskussion. Neuer Thread und neue Chancen. Ich erlege mir selber für diesen Thread einen Maulkorb auf ^_^


    Zwar sind viele Themen leicht im Internet auf Infoportalen zu finden, aber die waren Cracks und Profis im Bereich Eisenbahn findet man eben nur in diesem Forum ;-D


    Verwirrungen gibt es im Moment um den neuen Vermittler Heiner Geißler herum und ein von ihm verkündeter Baustopp, der mit den Verantwortlichen angeblich ausgehandelt wurde. Siehe [URL=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,721944,00.html]spiegel.de[/URL]!


    Also....

  • Zitat

    Original von Itchy
    Man darf das Thema nicht komplett ausklammern, nur aufgrund einer wüsten Diskussion. [...]


    Die Schließung des "Stuttgart 21"-Themas bedeutet nicht, dass es nun komplett ausgeklammert werden soll. Jedoch konnte nicht ignoriert werden, dass sich einige Diskutanten etwas im Ton vergriffen haben und deshalb die gesamte Diskussion aus dem Ruder zu laufen drohte. Letztendlich gibt es den §3, Abs. 2a) in den ANB des Forums ;) Deshalb wurde dem Ganzen der Riegel vorgeschoben.

    Gruß, 420 281-8
    Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht ...

  • Zitat

    Original von Itchy
    Verwirrungen gibt es im Moment um den neuen Vermittler Heiner Geißler herum und ein von ihm verkündeter Baustopp, der mit den Verantwortlichen angeblich ausgehandelt wurde. Siehe [URL=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,721944,00.html]spiegel.de[/URL]!


    Na, das geht ja gut los mit der Vermittlung / Schlichtung :rolleyes:


    Auch wenn Geißler da möglicherweise etwas voreilig war oder sich mißverständlich ausgedrückt hat, wären meiner Meinung nach Mappus und Grube gut beraten gewesen, diesem unfreiwilligen Vorstoß zu folgen - und sei es nur, um überhaupt erst mal ernsthafte Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Verluste hin oder her, bei Kosten von etlichen Milliarden und vermutlich noch dazukommenden Steigerungen kommt es doch auf die paar Hunderttausend auch nicht mehr an.


    Aber mit diesen knappen Absagen senden sie in meinen Augen als Botschaft aus: uns doch wurscht, was der Alte da faselt, wir machen weiter wie gehabt. Der kann reden, solange und soviel er will, es wird gemacht, was wir wollen und sagen, und nichts anderes.


    Kein gelungener Start in eine Vermittlung / Schlichtung... :(


    Bis Weihnachten will Geißler den Konflikt geschlichtet haben? 8o Wenn er da mal nicht die Gesamtdimensionen des Konflikts unterschätzt.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Ich finde, Herr Geißler hätte von einer Bau- und Vergabe-unterbrechung reden sollen, das hätte vielleicht zu weniger Protest gesorgt.


    Die Schlichtung ist für die Befürworter sehr riskant - den Gegnern gibt sie vor allem Zeit, und die Sicherheit, dass bis zur Wahl nicht mehr so viel passiert, wie passieren hätte können (macht der Satz Sinn? Ich hoffe es.)


    Mal sehen, wie lange es geht und wohin es dann führt…

  • Der ARD-Deutschlandtrend betrachtete aktuell unter anderem auch die Haltung zu Stuttgart 21 und seinen Rahmenbedingungen und summiert diese unter der Überschrift "Verhältnis zwischen Politik und Bürgern zerrüttet" (Klick). In Zahlen ausgedrückt äußere sich diese Ansicht mit Blick auf S21 wie folgt:


    54% der Befragten lehnen S21 insgesamt ab, 33% halten es für richtig, 11 wollten keine Bewertung vornehmen. 76% äußerten Sympathie für die Protestierenden, 19% äußerten sich gegenteilig; 71% lehnen ein hartes Vorgehen der Polizei ab, 23% befürworten es; und 77% befürworten eine Unterbrechung der Bauarbeiten für Gespräche, was 20% ablehnten.


    Die Frage "Wichtige Entscheidungen werden bei uns getroffen, ohne dass die Interessen der Menschen wirklich berücksichtigt werden" bejahten 80%, und 85% stimmten der Ansicht zu, dass die meisten Politiker nicht wüssten, was im wirklichen Leben los sei. Gleich 94% bejahten das Recht, ggf. auch mittels Demonstrationen Meinungen zum Ausdruck zu bringen; 98% forderten, dass Politiker engeren Kontakt zur Bevölkerung suchen sollten.

    Fág an Bealach!

  • Zitat

    Original von baeuchle
    Die Schlichtung ist für die Befürworter sehr riskant - den Gegnern gibt sie vor allem Zeit,…


    Ich bin genau gegenteiliger Ansicht. Wenn die Gegner sich auf langatmige Gespräche einlassen ohne eine Bauunterbrechung oder eine Vergabepause durchsetzen zu können, laufen sie in die Falle der dort bei 3) schon erwähnten Gruppe.


    Zum einen lassen sich eingestellte Proteste im Winter so schnell nicht wieder aufwärmen, zum anderen versuchen die Befürworter ja eine Delegitimierung des Protestes durch eine Rückkehr auf die reine Rechts- und Planfeststellungsprozeßebene. Und da kann "das Volk" nicht gewinnen, wie sich schon bei der Flughafenerweiterung FFM gezeigt hat.


    Neueste Ansicht im [URL=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,721956,00.html]Spiegel[/URL]:

    Zitat

    Der Chef der baden-württembergischen Grünen-Landtagsfraktion Winfried Kretschmann dagegen versicherte, er sei grundsätzlich bereit, mit dem Stuttgart-21-Vermittler Geißler zusammenzuarbeiten. Dazu werde es aber nicht kommen, wenn Mappus seine Haltung nicht ändere. "Der Ministerpräsident hat gesagt, er sei ohne Wenn und Aber für Stuttgart 21. Da frage ich mich schon: Wenn die eine Seite so festgelegt ist, welchen Sinn sollen ernsthafte Gespräche dann überhaupt haben?", kritisierte Kretschmann in der "Berliner Zeitung". "Zum reinen Kaffeeplausch werden wir uns nicht treffen." Er wolle über die Kostenexplosion und die Leistungsfähigkeit des Projekts sprechen.


    Die doch recht nahe Landtagswahl sorgt allerdings für einen konstanten Druck für alle und viel Nervosität beim politisch abwählbaren Personal.

    Grüße ins Forum :saint:

  • Geißler hat mit seinem Vorschlag "Mediation" und der damit verbundenen Friedenspflicht beiden Seiten eine goldene Brücke gebaut, die beide Seiten hätten betreten können, ohne voreinander das Gesicht zu verlieren.


    Mappus legt etwas an den Tag, was Politikern heute gerne abgesprochen wird: Standfestigkeit auch oder trotz kurz bevorstehender Wahlen. Er riskiert, abgewählt zu werden, während ein Teil der Umfaller gut Möglichkeiten erhält, in der kommenden Landesregierung vertreten zu sein. Bei einem ähnlichen Verkehrsprojekt wird übigens ähnlich herumgeeiert.


    Die Kehrseite ist, daß Mappus eine Ignoranz des Bürgerwillens vorgeworfen wird. Egal was er macht: Es wird immer falsch sein - die Friedenspflicht wäre hier also eine Chance gewesen.


    In meinen Augen kann er nun jedoch eines tun: Stuttgart 21 zu einem zentralen Thema machen und damit in die kommenden Wahl gehen. Dann haben die Bürger im Ländle die Chance, über sein Politikangebot abzustimmen. Entweder es sagt ihnen zu, dann wird Herr Mappus das Ländle auch in den kommenden Jahren regieren. Oder es sagt den Bürgern eben nicht zu, dann wird ein anderer das Ländle in den kommenden Jahren regieren.

  • Zitat

    Original von jockeli
    Wenn die Gegner sich auf langatmige Gespräche einlassen ohne eine Bauunterbrechung oder eine Vergabepause durchsetzen zu können


    Gebe ich dir recht. Ich war davon ausgegangen, dass sie das können. Ich gehe auch davon aus, dass bei Verhandlungen ein Ziel möglich sein muss, mit dem die Seiten leben können, und ein "wir machen eh weiter" seitens Mappus ist das nicht. Ein "wir machen erstmal weiter, und übrigens auch nebenher, während wir reden" fällt in dieselbe Kategorie.

  • na ja, bis jetzt hab ich keinen Zentimeter Bewegung auf Seitens Mappus gesehen.
    Im Gegenteil: Baumaßnahmen die so oder so noch nicht fällig waren wurden als "vorläufiger Baustop" (er selber hat dieses Wort nicht in den Mund genommen) verkauft und damit von den Gegnern Zugeständnisse eingefordert.


    Das für den eigentlichen Baustart notwendige Grundwassermanagment soll nach willen des MPs jedoch ungehindert weitergeführt werden.


    Das ist jetzt zwar nur meine persönliche Meinung, aber auch hier "riecht" es wieder ganz stark nach einem (einfach nur ekelhaften) Versuch die Schuld und "Unbeweglichkeit" den Gegnern in die Schuhe zu schieben während man unterdessen weiter "Fakten" schafft....


    Ich habe langsam das Gefühl, dass es Mappus egal ist ob er wiedergewählt wird, solange er nur seine Zusagen erfüllt. Wenn das Projekt nach der Wahl gekippt wird kann er gegenüber der Industrie ja trotzdem mit gutem "Gewissen" die Hand aufhalten. ER hat ja alles für ein durchkommen des Projektes getan...

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe

  • Die FR titelt heute:" Stuttgarts OB öffnet Hintertür"


    Schuster möchte, dass die von den Gegnern genannten Risiken zu 100% ausgeschlossen werden können.
    Andernfalls will er sich für neue Planungen einsetzen.
    Eine Gefährdung der Mineralquellen seien für ihn ein K.O. Kriterium.
    Er betont aber, dass er S21 auf Basis der Ihm bekannten Fakten weiter für richtig halte.

  • Ein guter Kommentar findet sich heute in der taz:

    Zitat

    Christian Rath schreibt:
    Dabei sind verspätete Massenproteste vielleicht sogar die zwangsläufige Folge unserer Art, besonders gründlich, arbeitsteilig und langfristig zu planen. Die für kollektiven Aufruhr notwendige Alarmstimmung kommt eben selten auf, wenn der Baubeginn noch sieben Jahre in der Zukunft liegt.
    Um das Spät-Engagement der Bürger doch noch produktiv zu nutzen, brauchen wir also Formen nachholender Bürgerbeteiligung. Wenn der Protest eine gewisse Masse erreicht hat, sind offensichtlich noch dringende Fragen offen und ist die Legitimation offenbar noch zu fragil.
    ...
    Natürlich muss verhindert werden, dass bei Volksabstimmungen nur nach lokalen Abwehr-Reflexen entschieden wird. Doch dafür genügt es, die Abstimmungen auf der Ebene abzuhalten, die das Projekt ursprünglich beschlossen und geplant hat. Dann hat das Prinzip "Lieber St. Florian, zünde lieber das Haus meines Nachbarn an" wenig Chancen.
    Michail Gorbatschow sagte einst: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Da ist was dran: Wer sich rechtzeitig einmischt, hat immer größeren Einfluss. Die Demokratie kann es sich aber nicht leisten, wütende Nachzügler nur zu tadeln, ohne ihnen zugleich auch ein faires Angebot zu machen


    Ob wohl die Aussicht auf soundsoviel ha neue Bauten im Sinne von Mappus als faires Angebot gemeint ist?

    Grüße ins Forum :saint:

  • Zitat

    Original von jockeli
    Ein guter Kommentar findet sich heute in der taz:


    Ob wohl die Aussicht auf soundsoviel ha neue Bauten im Sinne von Mappus als faires Angebot gemeint ist?


    Die Idee klingt ja mal nicht so schlecht. Aber wie soll die praktische Umsetzung aussehen, bzw. wie wird mit dem Ergebnis von Volksabstimmungen umgegangen?


    In einigen Landesverfassungen ist ja klar geregelt, wie man als Bürger eine Volksabstimmung herbeiführen kann. Das ist ja auch bereits geschehen und die Ergebnisse liegen vor.
    Nehmen wir mal als Beispiel das Volksbegehren zum Flughafen Berlin-Tempelhof. Klares Ergebnis des Volksbegehrens: PRO Tempelhof. Praktisches Ergebnis: Flughafen geschlossen! Grund: Die Beteiligung war zu gering.
    Wie gehe ich nun als Politiker mit solch einer Situation um?

  • Zitat

    Original von Gregor
    Die Idee klingt ja mal nicht so schlecht. Aber wie soll die praktische Umsetzung aussehen, bzw. wie wird mit dem Ergebnis von Volksabstimmungen umgegangen?
    [Tempelhof]
    Praktisches Ergebnis: Flughafen geschlossen! Grund: Die Beteiligung war zu gering.
    Wie gehe ich nun als Politiker mit solch einer Situation um?


    So, wie es vorgesehen ist: Wenn zu wenige Bürger der Meinung sind, dass du deinen Kurs ändern solltest, änderst du ihn nicht.


    Das Quorum ist dafür da, damit eben das Volk entscheidet und nicht nur eine aufgebrachte kleine Minderheit. Natürlich kann jeder entscheiden und natürlich sollte auch jeder wählen, aber das führt leider an der Realität vorbei.

  • Stuttgart 21 und die Grünen: Griff zur Notbremse


    In der SZ kommentiert Tanjev Schultz das aus Sicht der CDU irritierende Phänomen, dass viele tendenziell eher konservativ eingestellte Bürger sich von ihr abwenden und mit den Grünen solidarisieren, und setzt dies in einen Zusammenhang mit der These, dass Ökologie als klassisches Markenzeichen der Grünen stets auch eine konservative Komponente habe. Und zwar dann, wenn man Konservatismus in dem Sinne verstehe, dass technischer Fortschritt allein kein hinreichendes Argument zur Stützung eines Großprojektes sei, und annehme, dass kritisch hinterfragt werde, wer eigentlich einen Nutzen von solchen Bauvorhaben haben würde. Zumal dann, wenn man tagtäglich beobachten könne, wie etwa im Bildungsbereich die Kassen chronisch klamm seien. Vor diesem Hintergrund sei die Skepsis gegenüber der Sinnhaftigkeit von Großprojekten und der Wunsch nach einer Balance zwischen Fortschritt und Beständigkeit längst keine auf sogenannte "Berufsrevoluzzer" beschränkte Erscheinung mehr, sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen, was jedoch gerade die CDU erheblich unterschätzt habe.

    Fág an Bealach!

  • Tanjev Schultz schreibt: "die Fragen der Bremser sind stets die gleichen: Wer hat eigentlich etwas davon? Und was könnte man nicht alles anstellen mit dem vielen Geld!"
    und landet anschließend bei der Spießigkeit der schwäbischen Mittelschicht.


    Leider unterschlägt sie dabei völlig, daß seit Durchführung der Planverfahren bekannt ist, wer etwas davon hat: die Bau- und Immobilienfirmen.
    Und das ein erheblicher Anteil der Bürger eben der Meinung ist, der Allgemeinnutzen einer verringerten Bahnkapazität und hübscher Gebäude auf ehem. Gleisfläche würde das nicht rechtfertigen.
    Und das der Beschluß eben nicht breit abgesegnet wurde, sondern mit dem Argument "Das kost´fast nix" durchgedrückt wurde...

    Grüße ins Forum :saint:

  • Wer vor allem was davon hat ist die DB. Die verdient sich nämlich an den Grundstücksverkäufen dumm und dämlich, und zahlt ihren vereinbarten Kostenanteil an S21 vergleichsweise aus der Portokasse (ums dabei sachlich zu halten: selbst in der Vorkalkulation kam die DB mit 200 Millionen Gewinn raus; der in der Vorkalkulation genannte Verkaufserlös für Grundstücke wurde allerdings bereits gegen Anfang dieses Jahres übertroffen).

    Einmal editiert, zuletzt von kato ()

  • Zitat

    Original von Tatrafan
    Auch wenn Geißler da möglicherweise etwas voreilig war oder sich mißverständlich ausgedrückt hat, wären meiner Meinung nach Mappus und Grube gut beraten gewesen, diesem unfreiwilligen Vorstoß zu folgen - und sei es nur, um überhaupt erst mal ernsthafte Gesprächsbereitschaft zu signalisieren.


    Diese ganze "Schlichtung" ist zu diesem Zeitpunkt vollkommen sinnfrei. Weder werden die Gegner noch die Beführworter von ihrem Standpunkt abrücken.


    Es bleibt bei der grundsätzlichen Frage, ob man weiterhin einen Kopfbahnhof haben will oder einen Durchgangsbahnhof haben will. Erster ist in dieser Form eine Erfindung der Dampflokära und mit dem Ausmustern der großen Schlepptenderlokomotiven hat er sich als Konzept überlebt. Hinzu kommt, daß das Gleisvorfeld ebenfalls aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts stammt und somit nur langsam durchfahren werden kann. Daran kann man auch heute nicht viel ändern, dann dazu brächte man mehr Platz um Weichen mit größeren Kurvenradius einbauen zu können. Man muß es an dieser Stelle mal wieder anmerken, die Kopfbahnhöfe der Dampflokära wurden an den Stadtrand gebaut! Erst danach wurden die Städte um diese neuen Bahnhöfe herum gebaut. Die einzige Möglichkeit Gleistrassen durch bestehende Städte zu führen war es, breite Schneisen zu schlagen und dort Hochbahntrassen zu errichten. Lange Tunnel waren in der Dampflokära in Städten nicht möglich, da der Rausch und der Dampf abziehen mußten. Tunnelbohrmaschinen waren ebenfalls nicht erfunden, es gab nur die ersten Vorläufer davon.


    Es stellt sich die Grundfrage, will man ein Eisenbahnnetz, daß mit dem Flugzeug konkurrieren kann oder nicht? Wenn ja, dann muß man auch das Geld investieren, damit man zum Flugzeug vergleichbare Fahrzeiten erreichen kann. Und die 15 Minuten, die selbst die Gegner zubilligen müssen, ist nun einmal K21 langsamer als S21. 15 Minuten hört sich nicht viel an, wenn man aber auf jedem der Abschnitte einer "Schnell"-bahnstrecke soviel verliert, ist dies der Zeitunterschied, der eben den Zug unattraktiv macht. Auch in einem dichtbesiedelten Deutschland wäre es möglich fast die Fahrzeiten aus Frankreich zu erreichen, wenn man denn das Geld dazu ausgeben will.

  • Bitte würfel hier doch nicht immer Sachen zusammen, die einfach nicht zusammen gehören!


    Der Fahrzeitgewinn wird auf der NBS Wendlingen-Ulm erreicht. Diesem Projekt stehe ich zwar auch kritisch gegenüber, doch lehne ich es nicht von grundherraus ab.
    Für die NBS gibt es auch Geld von der EU.


    Bei S21 geht es nur um die Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofes. Und da sagt selbst die verteilungsfreudige EU "Sorry, aber den Prestigekram dürft ihr selber finanzieren". Das die Politik (unzuläßigerweise) die NBS an das Bahnhofsprojekt knüpfen will ist zwar verständlich, aber als Meinungsmache offentsichtlich.


    Zur Klarstellung: S21 ohne die NBS geht nicht. NBS ohne S21 sehr wohl!


    Rein auf Grund der Faktenalge die für jedermann zugänglich ist, aber von den Befürworten entweder als übertrieben dargestellt, oder schlichtweg ignoriert wird (wobei letzteres eigentlich noch schlimmer ist) kommen so ziemlich alle Verkehrsexperten (aber auch viele die sich dafür halten :P) zu einem ziemlich vernichtenden Ergebnis über S21.


    - Es wird ein Bahnhof der derzeit noch viele Kapazitäten hat ohne Not durch einen Bahnhof ersetzt der ein starres Fahrplankorsett erzwingt.
    - Es werden Mittel gebunden die bei anderen Projekten in Deutschland mit deutlich geringeren Kosten einen deutlich größeren Gesamtnutzen entfalten könnten - Stichwort Rheinschiene... (und jeder der daran ernsthaft zweifelt hat nicht verstanden wie Politik in Deutschland funktioniert)
    - Es wird noch deutliche Kostensteigerungen geben, da viele auch in 10 Jahren noch zwingend notwendigen Einrichtungen in den aktuellen Kosten noch überhaupt nicht berücksichtigt sind. (zB Oberleitungen, Zugsicherung PZB - und damit auch eine entsprechende Anzahl an Signalen + Schalttechnik dafür - auch in 10 Jahren wird noch nicht alle Fahrzeuge über ECTS L2 verfügen, und derzeit ist nur das geplant.)
    - Die Geologie im Stuttgarter Untergrund wird den Bau entgegen der Meinung einiger S21-Gegner sicherlich nicht unmöglich machen - doch auch hier liegen ziemlich dicke Unwägbarkeiten die die Baukosten ziemlich sicher nochmals nach oben treiben werden.


    Aus den oben aufgezählten Gründen bin ich ganz persönlich schon ein überzeugter S21-Gegner.
    Das darüberhinaus ein denkmalgeschützes Gebäude (Teil-)abgerißen, ca. 300 Bäume gefällt werden und es auf politischer Ebene an allen Ecken und Enden kracht und knirscht ist dabei noch nichtmal berücksichtigt....

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe

    Einmal editiert, zuletzt von sethaphopes ()