[S7] Aktuell: Rotausleuchtung

  • Hallo.


    Der RMV meldet aktuell:

    Zitat

    Rotausleuchtung im Gleis zwischen Mörfelden und Gross Gerau Dornberg.
    Es kommt zu Verspätungen bei den Zügen der Linie S7(Richtung Riedstadt-Goddelau).
    Ebenso kommt es zu Verspätungen im Regionalverkehr auf der Riedbahn (Richtung Mannheim).

    Bedeutet das, dass die Strecke rot ausgeleuchtet wird, um betriebsfremde Gegenstände oder evtl. Personen auf dem Gleis vorzufinden?


    Grüße ins Forum
    Helmut

    You'll Never Ride Alone.

  • Höh? Ich dachte Rotausleuchtung heißt, daß ein Gleis als besetzt gemeldet wird (rot leuchtet auf dem Stelltisch/Monitor) obwohl da kein Zug mehr drauf steht (Fehlbelegung)...

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe

  • Genau, ein Streckenabschnitt wird als besetzt angezeigt, obwohl er es nicht mehr ist oder nicht besetzt war---> folglich bleiben die Signale in Haltstellung :-)

  • Höh? Ich dachte Rotausleuchtung heißt, daß ein Gleis als besetzt gemeldet wird (rot leuchtet auf dem Stelltisch/Monitor) obwohl da kein Zug mehr drauf steht (Fehlbelegung)...

    Lassen sich in solch einem Falle die Fahrstraßen nicht hilfsauflösen und weitere Zugfahrten mit Ersatzsignal abwickeln?

  • Ich häng mich halt an dem "alle Signale" auf... Je nach Störung betrifft das ja nur ein paar Fahrstraßen...
    Können sicher, dürfen ist hier eher die Frage... ;)

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe

  • Lassen sich in solch einem Falle die Fahrstraßen nicht hilfsauflösen und weitere Zugfahrten mit Ersatzsignal abwickeln?


    Jetzt wirds kompliziert. Das Auflösen einer Fahrstraße führt hier nicht zum Ziel, die Fahrstraße sichert ja den Fahrweg innerhalb des Bahnhofs über die betroffenen Weichen.
    Rot ausgeleuchtet wird hier der Streckenabschnitt sein, also ein Abschnitt zwischen zwei Signalen. Ich gehe davon aus das mit Ersatzsignal gefahren wird und mit der Anweisung an den Lokführer auf Sicht zu fahren, denn der Gelsiabschnitt könnte ja doch noch besetzt sein.

  • Ich hätte gedacht, dass "Rotausleuchtung" etwas mit "Rotverschiebung" zu tun hätte. Das kommt aus der Astronomie und bezeichnet eine Art optischen Doppler-Effekt. Der hat zur Folge, dass sich vom Betrachter entfernende Objekte mit überhöhter Geschwindigkeit - der des Lichtes immer mehr angenähert - zu entfernen scheinen. :D

  • Ich hätte gedacht, dass "Rotausleuchtung" etwas mit "Rotverschiebung" zu tun hätte. Das kommt aus der Astronomie und bezeichnet eine Art optischen Doppler-Effekt. [...]

    Könnt Ihr bitte wieder zum Thema dieses Threads zurückkommen? Für Späße aller Art gibt es immer noch den "Sinnfreies "-Thread.

    Gruß, 420 281-8
    Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht ...

  • Puh...versuchen kann ich es. Wie üblich ohne Garantie auf Korrektheit.


    Schauen wir uns ein Stelltisch an - also den Tisch, in dem die elektr(on)ischen Elemente eines Stellwerks sitzen. Diese stellen ein Schema der Gleise draußen da. Normalerweise leuchten sie nicht. In diesem Bild leuchen sie weiß, weil eine Fahrstraße (das ist quasi der für einen Zug festgelegte weg, mit Stellungen der Weichen, etc.) eingestellt ist:



    Wenn nun ein Zug über das Signal fährt, wird er das Gleis dahinter besetzen, dann wechselt die Ausleuchtung von weiß zu rot. Und dieses rot bleibt auch bestehen, wenn die Fahrstraße wieder aufgelöst wird. Ist auch super nützlich: so sieht man immer, welches Gleis besetzt ist. (Vorsicht: das nicht-Leuchten heiß jetzt nicht: Gleis frei sondern nur "ist nicht geprüft, ob es frei ist") Das Wechseln der Anzeige wird draußen irgendwie mit der Realität zu tun haben und diese muss man irgendwie erfassen - also wo steht welcher Zug?


    Deswegen gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten sowas zu erfassen:


    Achszählkreise - ich setzte einen (recht komplizierten) "Kasten" an den Anfang vom Gleis und einen ans Ende, der die Räder zählt. Wenn so viele Räder rein, wie auch raus fahren ist frei ( - Physiker würden jetzt sagen: es gibt keine Achsquellen oder -senken im betrachteten Abschnitt :D ). Hier kann sich auch mal was verzählen. Wenn ich mir wirklich, wirklich, wirklich (und zwar so wirklich richtig!) sicher bin, dass da kein Zug steht und das Ding sich nur verzählt hat, kann ich das mit einer Hilfstaste und Zählwerk (also aufschreiben, wann ich was warum gemacht habe) zurücksetzen.


    Gleisstromkreise - hier isoliert man eine Schiene gegen die andere und macht eine Spannung drauf (sehr gering, nicht gefährlich). Wenn nun ein Wagen, Lok, Achse darauf ist, schließt dieser den Stromkreis mit seinen metallischen Rädern über die Achse und damit fließt ein Strom. Wenn der fließt, wird der Abschnitt als "besetzt" angezeigt. Hier kann sich nichts verzählen. Es kann aber durch einen technischen Defekt geschehen, dass das System, die Auswerteelektronik oder Kabel beschädigt, defekt, sonstwie gestört sind. Dann ist der Abschnitt immer rot ausgeleutet - daher "Rotausleuchtung". Es kann auch passieren, dass von einem Fehler mehrere Abschnitte oder ein ganzer Bahnhof betroffen ist - hier werden dann alle Bereiche rot ausgeleuchtet und der ganze Bahnhof hat "Rotausleuchtung".


    Was kann man nun machen? Die Weichen, die rot ausgeleuchtet sind, können erstmal nicht mehr umgestellt werden. Mit einer Hilfshandlung - muss dokumentiert werden, da gibt es ein Zählwerk, etc., macht man also nicht "einfach mal eben" - kann man die Weichen dann doch umstellen. Man muss nur vorher wissen, dass sie frei sind. Wenn man das nicht macht, endet das, wie es vermutlich (!) bei der S-Bahn-Berlin passierte.


    Ein Hilfsauflösen der Fahrstraße bringt nix, es ist ja keine Fahrstraße eingestellt. Eine Grundstellungstaste wie bei den Achskreisen gibt es nicht, denn der Fehler ist ja von anderer Natur. Ich kann ja nicht "auf Knopfdruck" keinen Strom mehr fließen lassen.


    So lange nun ein Abschnitt oder mehrere Abschnitte von der Rotausleuchtung betroffen sind, muss der Zugverkehr anders gesichert werden. Dazu muss dann der Fahrdienstleiter z.B. telefonisch in Erfahrung bringen, ob ein Zug vollständig den betroffenen Bereich verlassen hat. Das muss dann mit dem Nachbarstellwerk üblicherweise gemacht werden. Da man nun für jeden Zug 1-2 mal telefonieren muss, dauert das schonmal viel länger. Die Nachbarn müssen denn, sofern sie denn noch an der Strecke sitzen (könnte ja auch ferngesteuert sein), schauen, ob ein Zug mit Schluss bei ihnen war. Dann "rufen sie zurück" und melden dies. Erst dann, wenn sichergestellt ist, dass kein Zug mehr über eine Weiche fahren könnte, kann ich sie ggf. hilfsweise umstellen, dann muss ich den Lokführer des folgenden Zuges anrufen und ihm einen Befehl diktieren (quasi: Du darfst [Vorsicht: nicht musst! Das ist sprachlich verwirrend] mit Deinem Zug am Signal A vorbei fahren). Das dauert auch wieder. Dann darf der dann fahren. Wenn der nächste Abschnitt frei ist, darf ich dann noch einen Befehl diktieren, etc....


    Nunja, man kann sich vorstellen, dass das ein riesen Haufen Arbeit ist. Und wehe irgendwer macht auch nur einen Fehler. Dann kann das ganz böse enden!


    Auf Sicht wird dann je nach Stellwerk eher nicht gefahren, das kommt aber wieder auf lauter andere Faktoren an. It's complicated! ;)


    Hoffe, ich habe nun keine groben Fehler gemacht.... :rolleyes:

  • Ja, schon ganz gut erklärt. Kleine Ergänzung:


    Dazu muss dann der Fahrdienstleiter z.B. telefonisch in Erfahrung bringen, ob ein Zug vollständig den betroffenen Bereich verlassen hat. Das muss dann mit dem Nachbarstellwerk üblicherweise gemacht werden.


    Geht auch anders, besonders dann, wenn es schlicht kein Nachbarstellwerk in brauchbarer Entfernung gibt (Beispiel wäre Bahnhof Niederhöchstadt, der Fdl dort stellt alles alleine von Bad Soden / Kronberg bis runter zum Evsig Rödelheim; der Bf Rödelheim gehört dann schon wieder dem Fdl Frankfurt West) oder wir ein zentrales ESTW haben, welches 1. weitab jeglicher Eisenbahnstrecke liegt und am besten 2. allein für einen Riesenbereich zuständig ist, wo also auch kein anderer Fdl den Zugschluß durch Hinsehen feststellen und das dann zurückmelden kann an den ursprünglich die Fahrt zulassenden Fdl (hieß früher mal: Rückblocken eingeführt; keine Ahnung, ob der Begriff noch aktuell ist).


    Möglichkeit hier, geht auch schneller: man funke einfach den Tf des Zuges, der zuletzt den gestörten Abschnitt passiert hat, an und lasse sich von diesem eine Vollständigkeitsmeldung geben.


    Bekomme ich als Tf einen derartigen Anruf, heißt das für mich: an der vom Fdl festgelegten Stelle (üblicherweise am nächsten Bahnsteig) gucke ich selber nach, ob mein Zug noch komplett ist. Bei der S-Bahn recht einfach; bei sehr langen Zügen muß im Zweifelsfall der Zugführer (= Lokführer z.B. bei Cargo) eben hintertappen und nachgucken und zurückrufen. Ist man sich nun sicher, daß der Zug vollständig ist, meldet man dies dem anfordernden Fdl: "Zug 12345 vollständig im Bahnhof Gurkenbolzhausen Gleis 4 eingetroffen." Der Fdl wiederholt das Ganze, der Tf hat mit "Richtig" zu bestätigen, anschließend wird diese Vollständigkeitsmeldung schriftlich vom Fdl festgehalten (nein, nicht aufs Bemmenpapier und auch nicht auf den Zeitungsrand, sondern glaub ins Zugmeldebuch, weiß ich gerade nicht auswendig, müßt ich nachsehen - jedenfalls ein offizielles und jederzeit nachvollziehbares Dokument). Anschließend kann mit Ersatzsignal Zs1, Vorsichtssignal Zs7 (= Fahren auf Sicht, haben häufig Signale, an denen es kein Zs1 gibt) oder schriftlichem Befehl (der muß allerdings erst wieder diktiert oder überbracht werden) der nächste Zug in den gestörten Abschnitt eingelassen werden, mit entsprechenden Geschwindigkeitsrestriktionen. Fahren auf Sicht muß in dem Fall nicht angewiesen werden, da durch die Vollständigkeitsmeldung ja sichergestellt ist, daß der vorhergehende Zug den Abschnitt komplett geräumt hat.


    Hilfsauflösen sollte man trotzdem als Ersthilfemaßnahme versuchen - manchmal hat man Glück, alle Relais fallen zurück in Grundstellung und die Störung ist weg. Kommt drauf an, was genau nun die Störungsursache war; manchmal verschwindet die Störung auch oder läßt sich mit Hilfsauflösen beseitigen, nachdem ein weiterer Zug ohne Hauptsignal (also mit genannten Möglichkeiten) durch den gestörten Abschnitt durch ist.


    Für einen Fdl ist eine Rotausleuchtung aber immer eine häßliche Sache... sehr unangenehm und kann einem den Fahrplan gehörig durcheinanderwürfeln.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Danke :-)


    Wiederum zwei Kleinigkeiten, die ich behaupte zu wissen... ;-)


    Rückblock heißt es, wenn es funktioniert und ist das technisch unterstützte von dem, was telefonisch nun gemacht werden muss: Rückmelden heißt es.


    Und: eingetragen wird es auf jeden Fall im Fernmeldebuch, vielleicht dann auch die Rückmeldung im Zugmeldebuch - in der Simulationsanlage in Darmstadt kann man den tf schlecht anfunken, daher hab ich das noch nie gemacht ;-)


    Aber du hast absolut recht: wenn ich in einem großen Bereich mit Fernsteuerung bin, und ein tf dann einen 600m Güterzug - also 1.2 km - ablaufen darf, dauert das echt sehr, sehr lange...


    Die Natur der Störungen wird sich sicher durch die Zentralisierung ändern. Ob es nun besser oder schlechter wird, muss sich zeigen...

  • Gleisstromkreise - hier isoliert man eine Schiene gegen die andere und macht eine Spannung drauf (sehr gering, nicht gefährlich). Wenn nun ein Wagen, Lok, Achse darauf ist, schließt dieser den Stromkreis mit seinen metallischen Rädern über die Achse und damit fließt ein Strom. Wenn der fließt, wird der Abschnitt als "besetzt" angezeigt.


    Wie ist das denn bei Zügen mit Radreifen?


    So, wie ich es verstanden habe, sind zwischen Radreifen und Rad Gummikörper. Diese dürften den Strom nicht leiten. Oder ist zwischen Radreifen und Rad extra wegen der Gleis"besetzt"meldung eine oder mehrere "Überbrückung(en)" montiert?

    Vollkommen Großartiges Forum

  • So, wie ich es verstanden habe, sind zwischen Radreifen und Rad Gummikörper. Diese dürften den Strom nicht leiten. Oder ist zwischen Radreifen und Rad extra wegen der Gleis"besetzt"meldung eine oder mehrere "Überbrückung(en)" montiert?


    Nein. Also, nicht (extra) wegen der Gleisbesetzmeldung, sondern (auch) als Erdung. Mindestens bei Elektro-Triebfahrzeugen brauchst du ja auch einen Abfluss für den Strom.

  • Dieselfahrzeuge müssen übrigens auch geerdet sein. Zum einen wegen der Zugsammelschiene, (keine Schiene, sondern ein Kabel mit 1000 Volt, das die Wagen mit Strom versorgt und die Schiene als Rückleiter zur Lok benutzt) als auch allgemein als Erdung bei herabhängender Oberleitung oder Blitzschlag.

  • Auf dieser Webseite - http://www.tram-muenchen.de/technik/index.html - gibt es dieses Bild - http://www.tram-muenchen.de/te…ges/rad-citadis_750px.jpg - wo man erkennen kann, dass da Kabel am Radreifen und Rad befestigt sind. Einmal am Rad auf "sechs Uhr" einmal über dem weißen Pfeil von Radreifen auf "zehn Uhr". Leider habe ich damals in der StZW keine Bilder von exakt davon gemacht - es wurde uns damals aber erklärt :)


    Nachtrag: Der Widerstand muss übrigens echt klein sein. In diesem Unfalluntersuchungsbericht (Zusammenstoß in Reklinghausen) auf Seite 14 sieht man, dass gefordert ist, dass der Widerstand unter 0,1 Ohm - bei Neubereifung - sein muss laut UIC.