Bahn frei für die Brennstoffzelle

  • Um mal wieder zum eigentlichen Thema zurückkommen: Auf der RB15 sind inzwischen auch Doppeltraktionen im Einsatz und die RB16 fährt jetzt ebenfalls mit den vorgesehenen Fahrzeugen (bislang HLB 2648).

  • Die ersten Wasserstoffzüge fahren nun auch auf der RB12. Das vermeldet der RMV in eine Pressemitteilung:


    Gruß Tommy

  • Nachdem Wasserstoffzüge auf der RMV-Linie 15 Brandoberndorf – Bad Homburg seit Frühsommer zuverlässig unterwegs sind

    Diese Formulierung ist schon ziemlich frech angesichts der auch im Frühsommer täglich auftretenden Ausfälle. Diese mögen zwar nur selten mit den technischen Zustand der Fahrzeuge zusammen hängen, aber sich mit dem Zuverlässigkeit des Betriebs auf der RB15 im (Früh-)Sommer zu rühmen muss ja wie Hohn auf die betroffenen Fahrgäste wirken.

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  • Zitat

    Ob zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember die [...] start [...] wieder übernimmt, hängt davon ab, wie viele Wasserstoffzüge zur Verfügung stehen. Derzeit sind 23 der insgesamt 27 Fahrzeuge umfassenden Flotte geliefert und abgenommen.

    Auf der [RB16] werden moderne Dieselzüge eingesetzt. Diese von der Hessischen Landesbahn geliehenen Züge stehen auch im Frühjahr 2024 zur Verfügung, um die Wasserstoffzugflotte zu ergänzen.

    Die Sätze lassen sich ja lesen, als würden die 27 Fahrzeuge nicht für die vier Linien ausreichen.

    Interessant finde ich auf jeden Fall, dass die im ersten Satz erwähnen es würde alles wundervoll funktionieren, dann aber im zitierten Bereich zu behaupten das Back-Up durch die Dieselfahrzeuge ist auch bis Frühjahr 2024 notwendig. Peinlich finde ich ja eher die Aussage, dass die Fahrten auf der RB11 von den gelieferten Fahrzeugen abhängig sein sollen. Wenn es wirklich an dem einen Fahrzeug scheitern soll, der theoretisch auf der RB11 gebraucht wird, so frage ich mich schon wie unflexibel sie sind wenn parallel auf der RB15 teils in Doppeltraktion gefahren wird, auch zu NVZ.

    Dass auf die Personalsituation gar nicht mehr eingegangen wird, finde ich auch kurios.

    Kann mir beiläufig jemand mal berichten, wann genau denn auf der RB15 ein zuverlässiger Betrieb gegeben haben soll?

  • An den Adventswochenende bietet der RMV die Mitfahrt in der Taunusbahn zwischen Brandoberndorf und Bad Homburg kostenlos an:

    Zitat

    Mit der Aktion möchten der Rhein-Main-Verkehrsverbund und der Hochtaunuskreis zum Wiederkennenlernen der Taunusbahn einladen.

    Es ist ja wirklich unfassbar bitter, wie der RMV die jahrzehntelange Aufbauarbeit von Hochtaunuskreis, VHT und TSB einfach so in die Tonne getreten hat. Gibt's nicht irgend einen Negativpreis, den man RIngat dafür mal verleihen könnte?


    Die Aktion kann sich der RMV auch schenken, da ich vermute, dass es nicht mehr viele geben wird, die jetzt überhaupt noch zurück umsteigen wollen. Pendler dürften ja ohnehin schon dem S5-Ausbau mit seinen langen Sperrphasen mit Sorgen entgegen blicken. Nicht wenige werden daher das Wasserstoffchaos wohl zum Anlass genommen haben, sich wieder ein Auto zuzulegen, um das Wasserstoffchaos und die S5-Ausbauphase zu überbrücken. Für fünf, sechs, sieben Jahre in Summe den Wagen zu nutzen ergibt ja schon Sinn. Und anschließend ist die S5 da und Pendler können den nächsten Anlauf mit der Verkehrswende machen.

  • Es ist ja wirklich unfassbar bitter, wie der RMV die jahrzehntelange Aufbauarbeit von Hochtaunuskreis, VHT und TSB einfach so in die Tonne getreten hat. Gibt's nicht irgend einen Negativpreis, den man RIngat dafür mal verleihen könnte?

    Wir sind uns einig, dass das Projekt hier ordentlich gegen die Wand gefahren wurde. Aber welche Entscheidung war hier eigentlich wirklich zu kritisieren? Wenn man sich diesen Thread anguckt, so hatten wir seit dem ersten Bericht aus der FNP im September 2017 darüber diskutiert, ob

    • denn Brennstoffzellen ausreichend Leistung für die Steilstrecken bringen könne
    • Wasserstoff als Energieträger effizient genug ist
    • der hohe Streckenanteil mit Oberleitungen denn nicht andere Varianten nahe lägten
    • iLINTs den herkömmlichen LINTs denn ähnlich sind und wie das mit Crashnormen ist

    2022 gab es dann Meldungen über die angelaufene Produktion der Züge und über die Fertigstellung der Wasserstofftankstelle.


    Zwischen all den Befürchtungen fehlte uns allen aber der Weitblick, die am Ende tatsächlich eingetretene Gefahr zu sehen: dass Alstom die Züge erst mit massiver Verspätung betriebsbereit kriegen wird. Erste Meldungen darüber erreichten uns erst Ende Juni 2022, aber damals war auch noch nicht abzusehen, dass es Alstom auch bei den bis Fahrplanwechsel ausgelieferten Fahrzeugen dermaßen verkackt hat.


    Den Start des neuen Verkehrsvertrages als Beginn der neuen Technologie zu nehmen, war sinnvoll. Dass das dann mit einem Betreiberwechsel zusammenfiel, und diese Wechsel immer mal wieder zu Betriebshindernissen führen, ist dem RMV nicht anzulasten (eher dem System™).


    Also kann man vielleicht kritisieren, dass der RMV nicht gefordert hatte, die Wasserstoffzüge nicht schon vorher unter Realbedinungen testen zu lassen – am Besten ein halbes Jahr vorher schon alle Fahrzeuge da haben. Die Wahl der Technologie an sich scheint mir nach wie vor nicht zu beanstanden – alle Unkenrufe, dass das mit den Steilstrecken nix wird, haben sich in meiner Wahrnehmung nicht bestätigt.


    Und bevor das hier jemand falsch versteht: das heißt nicht, dass alles gut gelaufen ist oder dass der RMV nicht ultimativ die Verantwortung dafür hat, was passiert. Nur, dass es halt vor allem „dumm gelaufen“ statt „total unerhört grob fahrlässig falsch entscheiden“ ist.

  • Es kamen Pech, Unterlassungen und falsche Entscheidungen sehr ungut zusammen, finde ich. Keiner von uns trägt die Verantwortung und ich vermute, dass die wenigsten von uns in der Leitung eines Verkehrsverbundes oder Verkehrsunternehmens tätig sind. Ich erwarte aber von den Verantwortlichen, die dafür bezahlt werden, dass sie ihren zentralen Job erledigen: Fahrgästen eine zuverlässige Dienstleistung zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört zwingend ein Worst-case-Szenario, das zügig umsetzbar ist – und das musste spätestens ab dem Termin Juni 2022, wie von Dir erwähnt, entwickelt werden. Dass es das nicht im Ansatz gab, zeigte sich mit dem Chaos in der ersten Zeit, wo es ja sogar am Ersatzverkehr mangelte.


    Ja, es mag im Nachgang einfacher zu kritisieren sein, aber es war definitiv ein Fehler, dass der RMV bei der Einführung einer neuen Technologie alle Eier in einem Korb trug. Genau diese Kritik lässt Du ja auch zu. Daraus muss der RMV nun aber auch wenigstens lernen und bei künftigen vergleichbaren Situationen in Ausschreibungen einen Übergangszeitraum zum Testen vorsehen. Neufahrzeuge müssen entweder früher da sein oder/und Altfahrzeuge länger als Backup bereitstehen. Das kostet natürlich mehr Geld, der Schaden durch verprellte Fahrgäste dürfte aber ungleich höher sein. Und der RMV muss schneller und intensiver gegenüber dem Auftragnehmer auf wenigstens temporäre Lösungen bestehen, das hat er hier unterlassen.

  • Dazu gehört zwingend ein Worst-case-Szenario, das zügig umsetzbar ist – und das musste spätestens ab dem Termin Juni 2022, wie von Dir erwähnt, entwickelt werden. Dass es das nicht im Ansatz gab, zeigte sich mit dem Chaos in der ersten Zeit, wo es ja sogar am Ersatzverkehr mangelte.

    Äh, doch, das gab es, eben genau im Ansatz. Es gab aber wahrscheinlich nicht genug, um die Ausfälle, die im Juni 2022 absehbar waren, zu kompensieren, und es gab definitiv nicht genug, um die zusätzlichen Ausfälle, die durch Produktionsfehler bei den schon gelieferten Fahrzeugen auftraten, ebenfalls zu kompensieren.


    Und so ist die Fahrzeugproblematik auf temperaturbedingte Tankproblematiken, auf (im Januar und Februar) geplante Betriebsunterbrechungen wegen Bauarbeiten und eben auf einen Betreiberwechsel (edit: und scheinbar noch zusätzlichen Personalengpässen) gefallen. Es kam halt alles zusammen.

    Einmal editiert, zuletzt von baeuchle ()

  • Die Wahl der Technologie an sich scheint mir nach wie vor nicht zu beanstanden – alle Unkenrufe, dass das mit den Steilstrecken nix wird, haben sich in meiner Wahrnehmung nicht bestätigt.

    Doch allein aus dem Grund, dass man nicht transparent und ergebnisoffen herangegangen ist, sondern sich im vor hinein auf Wasserstoff festgelegt hat, während Ausschreibungen im selben Zeitraum für Batteriefahrzeuge um bis zu 50% günstiger waren. nah.sh hat zwar auch mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, aber an Ende sind dann für die halbe Milliarde, die man hingelegt hat ganze 55 Fahrzeuge da und nicht nur 27.

    Einmal editiert, zuletzt von Araali ()

  • Doch allein aus dem Grund, dass man nicht transparent und ergebnisoffen herangegangen ist, sondern sich im vor hinein auf Wasserstoff festgelegt hat, während Ausschreibungen im selben Zeitraum für Batteriefahrzeuge um bis zu 50% günstiger waren. nah.sh hat zwar auch mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, aber an Ende sind dann für die halbe Milliarde, die man hingelegt hat ganze 55 Fahrzeuge da und nicht nur 27.

    Ich verstehe nicht den Zusammenhang zu meinem Zitat, unter das du das stellst. Die Technologie ist teurer, und das war allen von vorneherein klar, und es gab gute Gründe, sie dennoch hier zu erproben. Einer dieser Gründe war die ergebnisoffene Studie zu genau diesem Thema im Vorfeld der Entscheidung.


    Aber die Entscheidung, hier eine teurere Variante auszuprobieren, hat nichts mit der Problematik seit Betriebsbeginn zu tun.

  • Ihr wollt wirklich keine fahrlässige Handlung des RMV feststellen können? Wenn das Taunusbahn-Disaster reines Pech seitens Alstom und Start war, dann hat der RMV doch bei der Vergabe irgendetwas falsch gemacht, oder nicht?

    Den Start des neuen Verkehrsvertrages als Beginn der neuen Technologie zu nehmen, war sinnvoll. Dass das dann mit einem Betreiberwechsel zusammenfiel, und diese Wechsel immer mal wieder zu Betriebshindernissen führen, ist dem RMV nicht anzulasten (eher dem System™).

    Finde ich sehr amüsant, wie du plötzlich das "System" kritisierst (welches wohl). Aber ist es nicht trotz Privatisierung des Regionalverkehrs möglich, einen Auftrag zu erstellen, der die verspätete Lieferung der Fahrzeuge ausschließt, bspw. indem diese bereits eine bestimmte Zeit vorher vorhanden sein müssen? Dasselbe mit Personal, da hatte Start nicht berechtigterweise sehr viel mit zu kämpfen.

    Doch allein aus dem Grund, dass man nicht transparent und ergebnisoffen herangegangen ist, sondern sich im vor hinein auf Wasserstoff festgelegt hat, während Ausschreibungen im selben Zeitraum für Batteriefahrzeuge um bis zu 50% günstiger waren.

    Allein die Wahl des Antriebes ist zu kritisieren und diese lag beim RMV. Sie war voll bewusst getätigt worden, das die Brennstoffzellentechnologie nicht ausgereift ist, wussten alle Beteiligten von Anfang an.

    Aber die Entscheidung, hier eine teurere Variante auszuprobieren, hat nichts mit der Problematik seit Betriebsbeginn zu tun.

    Das wirst du doch nicht im Ernst behaupten? Die Probleme mit der Auslieferung der Fahrzeuge haben nichts mit dem Motor der Fahrzeuge zu tun?