Der anhaltende Fahrpersonalmangel und die Folgen für den ÖPNV in Frankfurt

  • Wieso? Hat der letzte Mitarbeiter des Personaldienstes gekündigt? Wieso sollen WIR das Personal zur Verfügung stellen und bezahlen? Für was gibt es Politiker und den Auftragnehmer? Die VGF muss mal aus dem Quark kommen und die Mitglieder der Aufsichtgremien. Ich finde es nicht mehr erträglich, wie bestehende Strukturen zerstört wurden, alles zwangsläufig privatisiert werden musste um Gewinne abzugraben aber die Nachteile und Verluste der Allgemeinheit in Rechnung zu stellen. Aber wir diskutieren hier immer wieder nur über die Symptome und nie über die ursächlichen Probleme.

    Ich verstehe, worauf du hinaus willst. Die Kritik an der Privatisierung finde ich (bekanntlich) durchaus berechtigt. Die VGF wäre, wie tamperer beschrieben hat, durchaus dazu in der Lage, weitaus mehr Mitarbeiter:innen im Fahrdienst einzustellen, wenn sie denn besser bezahlen würde. (An dieser Stelle kann eingewandt werden, die VGF bezahle ja nach Vertrag, da müssen wir eben größer denken.) Allerdings bezahlt letztendlich trotz der gesetzeskonformen Umstrukturierung des Sektors (in gewisser Weise eine Privatisierung) nicht die VGF alleine den Fahrdienst, sondern die Stadt, welche schließlich die Mittel stellt. Die Stadt widerum ist eine öffentliche Institution und verwendet öffentliche Steuergelder. Zuletzt sind es also doch wir, die mehr bezahlen sollen, um mehr Züge auf die Schienen zu bringen. An dieser Stelle ist dein Einwand selbstverständlich korrekt, die Verwendung der Steuergelder ist Aufgabe der Politik. In erster Linie. Dem repräsentativen Charakter unserer "Demokratie" zum Trotze sind es wir, die weiterhin eine, wenn auch geringe, Entscheidungskraft innehalten. Ich glaube nicht, es sei bei den letzten Wahlen zum Stadtrat ersichtlich gewesen, die SPD, Grüne, Volt usw. würden mehr Geld in die Gehälter des Fahrdienstes stecken wollen. Selbst wenn es in den Wahlprogrammen stünde, hat die Geschichte genügend Gegenbeispiele vorrätig. In zweiter Linie sind es also wir, die für die Bezahlung des Fahrdienstes verantwortlich sind und dem Personal zur Verfügung stellen können. Um aber selber als Wählerschaft zu reagieren, benötigt es, wie du richtig schreibst, eine Auseinandersetzung über die Ursachen, nicht nur über die Symptome.

  • Ich finde es nicht mehr erträglich, wie bestehende Strukturen zerstört wurden, alles zwangsläufig privatisiert werden musste um Gewinne abzugraben aber die Nachteile und Verluste der Allgemeinheit in Rechnung zu stellen. Aber wir diskutieren hier immer wieder nur über die Symptome und nie über die ursächlichen Probleme.


    Man kann über alles diskutieren, aber bitte faktenbasiert. Gewinne abzugraben, Verluste zu vergesellschaften. Was ist denn privatisiert worden? Die VGF etwa? Die VGF ist ein öffentliches Unternehmen in privater Rechtsform. 100% der Geschäftsanteile am Stammkapital von 11 Mio € hält die Stadwerke Frankfurt Holding GmbH, deren Geschäftsanteile von 52 Mio € von der Stadt Frankfurt gehalten werden. Die Stadt Frankfurt ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und Gewährträger für alle seine Beteiligungen, haftet also für deren Verluste. Öffentlicher und unprivater geht gar nicht.

    Und was hat das jetzt mit dem Personalmangel beim Fahrpersonal zu tun?

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  • Es ist ja nicht nur die Vergütung die ausschlaggebend für einen Mitarbeiterschwund oder erfolglose Nachbesetzung ist.

    Da sind Faktoren wie Mitarbeiterführung, -Wertschätzung, Benefits, Verbindlichkeiten.
    Außerdem "will ja jeder Heute" "etwas Besseres" werden als so ein Fahrzeuglenker/-bediener.
    "Influencer" oder Akademiker wollen se werden...

    Enthusiaten gibt es sicherlich nach wie vor reichlich, doch einige davon wissen dann nicht wie das Wahre Leben dann ist und sind dann enttäuscht oder gar überfordert. Arbeit macht halt nicht immer Spaß wie das Hobby.
    Die Aussichten vom Fahrdienst aus weiterzukommen sind halt, je nachdem was man mitbringt, doch eher überschaubar. Und bei weitem gibt es für die eigene Weiterentwicklung auch nur sehr begrenzte Planstellen, das "Befördern" zum Verkehrsmeister oder Fahrdienstleiter beispielsweise sind jährlich vielleicht eine Handvoll (jetzt mal zahlenmäßig abseits der DB betrachtet).

    Die VGF bietet zwar einen Flexplan an, d.h. man muss nicht in die straffen Wechselschichten. Man kann dort, wie u.a. auch bei der ICB, einen Wunschblock sich aussuchen in diesem man gerne seinen Dienst ableisten möchte (beispielsweise 3-12 Uhr). Jedoch gibt es bei Vollzeit nur alle 6 Wochen ein komplettes Wochenende frei. Somit ist oft die junge Generation abgeneigt sich das anzutun, während die anderen aus deren sozialen Umfeld etwas unternehmen oder feiern. Dafür hat man zwar unter der Woche frei und das hat auch seine guten Seiten, man kann z.B. dadurch Termine wahrnehmen ohne dafür Urlaub einzureichen.

    Hinzu kommen Stressfaktoren wie Fahrgäste oder dauerhafte Verkehrsbehinderungen, die zum Teil von der Stadt hausgemacht sind (wie z.B. das Ein- und Ausfahren aus der Münchener Straße, von drei auf eine Spur wegen Baustelle und fahrspurbreite Radspur).

    Wie anders erwähnt gäbe es evtl. auch Interessenten die gerne diesen Job annehmen möchten, aber innerhalb der Stadt keine bezahlbare Wohnung finden können und nach einen langen Dienst nicht noch ewigweit Pendeln wollen. Dieses Phänomen gab es nach dem Mauerfall in ähnlicher Form schon einmal, damals kamen bzw. wurden viele aus den neuen Bundesländern "rübergebeten" und man schuf auch Betriebswohnungen.

    Die Üstra beispielsweise hat in der jüngsten Zeit auf einem ihrer Busbetriebshöfe einige solcher Wohnungen in Zusammenarbeit mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft errichtet wo Üstrabedienstete bevorrechtigt eine Wohnung erhalten, welche auch anderen Mietinteressenten offen stehen.

    Auch Mitarbeiter Kita-Plätze wären ein Bonus für Familien die sich hier niederlassen wollen.

  • Ich finde das Einstiegsgehalt nach der Ausbildung die drei Monate dauert und gut zu schaffen ist schon sehr gut, dafür das man nicht mal eine zuvor abgeschlossene Ausbildung braucht.
    Dazu kommt die Jobsicherheit im ÖD. Ich weiß nicht warum die nicht genug Personal finden… ausgebildet wird doch fleißig.

  • Aber was ist genug Personal/ FTE? D.h., wie viel Reserve will ein AG einstellen, damit die Arbeit zu 100% geleistet werden kann, also alle Kurse besetzt werden können, ohne das Überszeit geleistet werden muss?

    Entgelt ist sicher das wichtigste Thema, es gibt aber so etwas wie Stress, Arbeitsklima, Arbeitszeit, usw. U.a. als Work-Life-Balance bekannt.

    Wie es wirklich darum steht, kannst du gut bei Tarifverhandlungen an den Angeboten der Arbeitgeber sehen.

  • … ich war kürzlich in einer ALDI-Filiale, bei waren nur noch die SB-Kassen im Einsatz mit einem Mitarbeiter. Das ist eine Reaktion auf den Personalmangel. Und zurück zur U-Bahn: selbst Brescia, mit 196.000 Einwohnern deutlich kleiner als Wiesbaden, hat eine fahrerlose U-Bahn. Mailand und Turin auch. In Nürnberg seit knapp 20 Jahren im Mischbetrieb.


    Kenner von diesem Forum werden die Tests in Frankfurt noch kennen auf der U4.

  • Und zurück zur U-Bahn: selbst Brescia, mit 196.000 Einwohnern deutlich kleiner als Wiesbaden, hat eine fahrerlose U-Bahn.

    Selbst die Vatikanstadt, mit 500 Einwohnern deutlich kleiner als Frankfurt, hat einen Papst. Frankfurt nicht.


    Anders gesagt: Vergleiche mit "selbst" lohnen sich in diesem Fall nur, wenn man die Vorgeschichte und die Voraussetzungen kennt und berücksichtigt. Ansonsten kann man immer irgendwelche unpassenden Schlüsse ziehen.


    Und andersrum: Selbst London, mit 9 Mio EW deutlich größer als Frankfurt und Brescia, hat keine fahrerlose U-Bahn. Nur einige teilautomatisierte Strecken.

  • Die Supermärkte machen das nicht wegen Personalmangel sondern wegen Gewinnmaximierung.

    (durch Reduzierung von Kosten)

    in wie weit man sowas mitmacht liegt an einem selber......

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Die Idee der fahrerlosen U4 sollte die VGF jetzt auf jeden Fall wieder einmal aus der Schublade holen, finde ich. Es ist ja durchaus zu befürchten, dass der Personalmangel als längerfristiges Problem erhalten bleiben dürfte. Und dieser wird in absehbarer Zeit auf den politischen Willen treffen, das Angebot noch auszubauen, siehe die Kapazitätssteigerung der Strecken dank de DTC.


    Ich empfände es durchaus als prüfenswert, ob die heutige Technik nicht vielleicht fahrerloses Fahrten zunächst wenigstens im Tunnelabschnitt ermöglicht, gegebenenfalls ja von einem oder zwei Fahrern als Operatoren von der Betriebszentrale aus überwacht. Schließlich wird mit dem DTC ja ohnehin die Technik künftig eine sehr viel größere und extrem sinnvolle Rolle im Fahrbetrieb übernehmen. Dann würde es genügen, Fahrpersonal auf dem Abschnitt zwischen Enkheim und Seckbacher Landstraße pendeln zu lassen. Das könnte schon eine sehr umfangreiche und sinnvolle Personaleinsparung sein, oder?

  • Man kann über alles diskutieren, aber bitte faktenbasiert. Gewinne abzugraben, Verluste zu vergesellschaften. Was ist denn privatisiert worden?

    Die Umstrukturierung von den Stadtwerken zu traffiq und vgf erfolgte, weil man der Meinung war, dass private Busbetriebe effizienter seien als die Stadtwerke. Der Betrieb der Straßen- und Stadtbahn war aber nicht wirklich privatisierbar in dem Sinne, dass am Markt ausreichend Anbieter gegeben hätte, so dass traffiq seit Anfang an die Verkehrsleistung über Direktvergabe an die vgf vergibt. Es ist bei einem subventionierten Betrieb des ÖPNVs für mich absolut widersinnig die Verkehrsleistungen zu privatisieren. Man subventioniert so nur die Gewinne von Unternehmen. Entweder sind die Strecken privat finanzierbar (dann muss auch keinerlei Geld bezahlt werden für die Leistungen) oder sie sind es nicht.

    Die Idee der fahrerlosen U4 sollte die VGF jetzt auf jeden Fall wieder einmal aus der Schublade holen, finde ich. Es ist ja durchaus zu befürchten, dass der Personalmangel als längerfristiges Problem erhalten bleiben dürfte.

    Hier zeigt sich einmal wieder, dass die sehr kurzfristige Planung der Stadtbahnstrecken längerfristig sehr schwere Nachteile hat. So wie die Neubaustrecken (U5 ins Europaviertel, geplanter D Lückenschluss) gebaut werden werden/sollen, werden dort auch weiterhin Fahrer im Führerstand benötigt. Ggf. wäre es doch sinnvoller auf eine echte U-Bahn für die B- und D-Strecke hinzuarbeiten und nur die A- und C-Strecke als Stadtbahnstrecke zu erhalten. Aber das setzt voraus, dass man bereit ist entsprechende Investitionen zu tätigen.

  • Holger Koetting merkwürdige Antwort von Ihnen, drängen doch sonst so auf Einhaltung der Netiquette.


    Es gab doch schon Projekte in Frankfurt für den fahrerlosen Betrieb auf der U4. Die bietet sich ja an. Soweit ich mich erinnern kann wurde es dann in Nürnberg umgesetzt. In Nürberg fahren die fahrerlosen Bahnen zwischen den Bahnen mit Fahrer ohne Bahnsteigtüren.


    Wenn das Thema hier „Personalmangel“ ist, weshalb nicht über Automatisierung diskutieren.

  • Holger Koetting merkwürdige Antwort von Ihnen, drängen doch sonst so auf Einhaltung der Netiquette.

    Magst du der Forengemeinde erläutern, woran du Anstoß nimmst?

    Wenn das Thema hier „Personalmangel“ ist, weshalb nicht über Automatisierung diskutieren.

    daran nimmt doch auch gar niemand Anstoß, im Gegenteil haben sich alle Antworten seit deinem Vorstoß in dieser Richtung (mindestens auch) damit beschäftigt.


    Das heißt aber nicht, dass dein Einwurf mit der Größe der Städte nicht ein sehr, sehr schlechtes Argument ist.

  • … ich war kürzlich in einer ALDI-Filiale, bei waren nur noch die SB-Kassen im Einsatz mit einem Mitarbeiter. Das ist eine Reaktion auf den Personalmangel. Und zurück zur U-Bahn: selbst Brescia, mit 196.000 Einwohnern deutlich kleiner als Wiesbaden, hat eine fahrerlose U-Bahn. Mailand und Turin auch. In Nürnberg seit knapp 20 Jahren im Mischbetrieb.


    Kenner von diesem Forum werden die Tests in Frankfurt noch kennen auf der U4.

    Die Idee der fahrerlosen U4 sollte die VGF jetzt auf jeden Fall wieder einmal aus der Schublade holen, finde ich. Es ist ja durchaus zu befürchten, dass der Personalmangel als längerfristiges Problem erhalten bleiben dürfte. Und dieser wird in absehbarer Zeit auf den politischen Willen treffen, das Angebot noch auszubauen, siehe die Kapazitätssteigerung der Strecken dank de DTC.


    Ich empfände es durchaus als prüfenswert, ob die heutige Technik nicht vielleicht fahrerloses Fahrten zunächst wenigstens im Tunnelabschnitt ermöglicht, gegebenenfalls ja von einem oder zwei Fahrern als Operatoren von der Betriebszentrale aus überwacht. Schließlich wird mit dem DTC ja ohnehin die Technik künftig eine sehr viel größere und extrem sinnvolle Rolle im Fahrbetrieb übernehmen. Dann würde es genügen, Fahrpersonal auf dem Abschnitt zwischen Enkheim und Seckbacher Landstraße pendeln zu lassen. Das könnte schon eine sehr umfangreiche und sinnvolle Personaleinsparung sein, oder?

    Selbst die Vatikanstadt, mit 500 Einwohnern deutlich kleiner als Frankfurt, hat einen Papst. Frankfurt nicht.


    Anders gesagt: Vergleiche mit "selbst" lohnen sich in diesem Fall nur, wenn man die Vorgeschichte und die Voraussetzungen kennt und berücksichtigt. Ansonsten kann man immer irgendwelche unpassenden Schlüsse ziehen.


    Und andersrum: Selbst London, mit 9 Mio EW deutlich größer als Frankfurt und Brescia, hat keine fahrerlose U-Bahn. Nur einige teilautomatisierte Strecken.

    Der in vielerlei Hinsicht unpassende Schluss ist, um noch mal genauer darauf hinzuweisen, jener, die Automatisierung der Frankfurter Stadtbahn sei eine gute Reaktionsmöglichkeit auf den Personalmangel. Statt so Arbeitsplätze abzubauen würde die Stadt Frankfurt Gutes durch eine Gehaltserhöhung Gutes tun.

  • Statt so Arbeitsplätze abzubauen würde die Stadt Frankfurt Gutes durch eine Gehaltserhöhung Gutes tun.

    Das wiederum ist ein Trugschluss von Dir. Bei der Automatisierung geht es zunächst einmal nicht darum, Arbeitsplätze abzubauen, sondern darum, überhaupt die bestehenden Lücken und den künftigen Mehrbedarf zu decken. Und ob Du mit einer (angemessenen) Gehaltserhöhung soviel mehr Leute in den Fahrdienst lockst, wäre zu beweisen, da sich die Randbedingungen (Schicht, Nacht, Wochenende etc.) nicht ändern. Da müßtest Du vermutlich eher mit neuen Arbeitszeitmodellen kommen. Die brauchen aber allesamt mehr Personal, womit wir uns im Kreis drehen.

  • Dieses ganze "automatisieren wir einfach die Bahn, dann haben wir wieder genug Personal", ist wieder typisch halb zu Ende gedacht. Dieses "Hop on, hop off" an den Systemübergabestellen wie Seckbacher Landstraße, Eissporthalle, Miquelallee, Kirchplatz, Güterplatz, Konstablerwache erzeugt ja nicht gerade mehr Motivation für das Personal, ganz im Gegenteil, das ödet einem doch langfristig an.

    Und es ist ja nicht so, dass nur Fahrpersonal fehlt, die DB Netz kann ein Lied davon singen wie die Besetzung der Fahrdienstleiter aktuell so aussieht und ESTW ist ja an sich eine automatisiert laufende Komponente, trotzdem benötigst du dazu Fachpersonal, Fachpersonal das eben unter diesen Bedinungen (Schicht usw.) langfristig nicht mehr bindbar ist, da man ja besseres haben kann. Für die Mehrverkehre benötigt man dementsprechend auch mehr Werkstattpersonal, auch hier sieht es zum Teil düster aus, das merkt man im laufenden Betrieb dann an ungepflegten Fahrzeugen.

    Evobus und Neoman haben aktuell auch erhebliche Probleme die Fahrzeuge fristgerecht instandzusetzen (Rahmen-/Serviceverträge mit Fahrzeughaltern), so stehen die Höfe bei denen auch schon teils wochenlang mit Schadfahrzeugen voll und das nicht nur aus Ersatzteilmangel (das Lied kennen wir ja) sondern auch aus Personalmangel.

  • Ich empfände es durchaus als prüfenswert, ob die heutige Technik nicht vielleicht fahrerloses Fahrten zunächst wenigstens im Tunnelabschnitt ermöglicht,

    Mit der aktuell verbauten Technik nicht. Mit CBTC, soll ja kommen, oder anderen Systemen ist das heute schon möglich. Beispiele wurden ja bereits genannt.

    Theoretisch auch oberirdisch möglich. Wie weit das auch gesellschaftlich akzeptiert wird, ist eine andere Frage. Kiddies von heute werden in der Zukunft bestimmt weniger Probleme damit haben als das Gros der Erwachsenen heute.

  • Das wiederum ist ein Trugschluss von Dir. Bei der Automatisierung geht es zunächst einmal nicht darum, Arbeitsplätze abzubauen, sondern darum, überhaupt die bestehenden Lücken und den künftigen Mehrbedarf zu decken. Und ob Du mit einer (angemessenen) Gehaltserhöhung soviel mehr Leute in den Fahrdienst lockst, wäre zu beweisen, da sich die Randbedingungen (Schicht, Nacht, Wochenende etc.) nicht ändern. Da müßtest Du vermutlich eher mit neuen Arbeitszeitmodellen kommen. Die brauchen aber allesamt mehr Personal, womit wir uns im Kreis drehen.

    Du hast recht (wie Charles vorher ja auch schon anführte), nicht nur ein höheres Gehalt ist dem Fahrpersonal wichtig. Aber durch höhere Investitionen in den Nahverkehr ist auch eine Veränderung des Arbeitszeitenmodells möglich. Ich widerspreche dir jedoch, wenn du schreibst, wir drehen uns im Kreis. Tun wir genau jetzt nicht: Wir verbessern die Arbeitsbedingungen und erhöhen das Gehalt. Dadurch werben wir deutlich mehr Fahrpersonal an, da es durchaus viele Interessenten gibt, die den Job grundsätzlich gerne hätten, und schließen die durch den ersten Punkt vorhandene Personallücke sowie den -mangel, den wir gerade zu spüren bekommen.

  • Ich widerspreche dir jedoch, wenn du schreibst, wir drehen uns im Kreis.

    Vielleicht hast Du dazu den Gedankengang nicht richtig aufgenommen. Wenn wir die Arbeitsbedingungen dadurch verbessern, dass andere Arbeitszeitmodelle zum Tragen gelangen, dann erhöhen wir dadurch zusätzlich den Personalbedarf. Als Beispiel die aktuell diskutierte Vier-Tage-Woche (nicht im Fahrdienst, aber zum Verständnis): Dann ist es schön, dass Du nur noch vier Tage arbeitest. Vom Arbeitsaufkommen besteht aber weiterhin Bedarf für "fünf" Tage. D. h. als Arbeitgeber mußt Du jetzt 20% mehr Personal einplanen, um fünf Tage abzudecken. Das gilt dann ungefähr für den Fahrdienst ähnlich. Die VGF hat doch so um die 900 Leute im Fahrdienst, oder? Schon jetzt hast Du Probleme, "nur 20" Leute mehr zu bekommen. Und jetzt kämen wegen Attraktivierung des Arbeitsplatz und einer "Vier-Tage-Woche" quasi nochmal 20% Mehrbedarf (=180 Stellen) hinzu. Und da bezweifle ich, dass das funktioniert. D. h. mit dem Im-Kreis-drehen ist gemeint, dass wir den Mehrbedarf an Fahrpersonal dadurch zu decken versuchen, indem wir noch mehr Leute brauchen.

  • Die Umstrukturierung von den Stadtwerken zu traffiq und vgf erfolgte, weil man der Meinung war, dass private Busbetriebe effizienter seien als die Stadtwerke. Der Betrieb der Straßen- und Stadtbahn war aber nicht wirklich privatisierbar in dem Sinne, dass am Markt ausreichend Anbieter gegeben hätte, so dass traffiq seit Anfang an die Verkehrsleistung über Direktvergabe an die vgf vergibt. Es ist bei einem subventionierten Betrieb des ÖPNVs für mich absolut widersinnig die Verkehrsleistungen zu privatisieren. Man subventioniert so nur die Gewinne von Unternehmen. Entweder sind die Strecken privat finanzierbar (dann muss auch keinerlei Geld bezahlt werden für die Leistungen) oder sie sind es nicht.

    Es wäre vielleicht sinnvoll, wenn Du Deine Meinung und Mutmaßungen nicht darstellst, als wären sie Fakten. Denn es ist wirklich jede einzelne Deiner Behauptungen einfach nur faktisch falsch.

    Hier zeigt sich einmal wieder, dass die sehr kurzfristige Planung der Stadtbahnstrecken längerfristig sehr schwere Nachteile hat.

    Die Planung der Stadtbahnstrecken erfolgte also "kurzfristig"? Meinst Du das ernst? Wenn Du noch einmal über diese Aussage nachdenkst, merkst Du sicher selbst, wie sehr Du Dich hier argumentativ verfahren hast.

    Dieses ganze "automatisieren wir einfach die Bahn, dann haben wir wieder genug Personal", ist wieder typisch halb zu Ende gedacht. Dieses "Hop on, hop off" an den Systemübergabestellen wie Seckbacher Landstraße, Eissporthalle, Miquelallee, Kirchplatz, Güterplatz, Konstablerwache erzeugt ja nicht gerade mehr Motivation für das Personal, ganz im Gegenteil, das ödet einem doch langfristig an.

    Diese Behauptung hat bisher genau niemand aufgestellt, Du bist der erste. Ich habe mit gutem Grund die U4 als mögliches Testfeld genannt, denn damit gäbe es dann genau nur eine einzige "Systemübergabestelle", nämlich Seckbacher Landstraße. In einem ersten Schritt könnte ja vielleicht auch der Betrieb in den Betriebshöfen auf fahrerlos umgestellt werden. Mal eine Frage an die Praktiker: Wie viel Zeitersparnis würde es bringen, wenn Fahrpersonal zu Dienstbeginn einfach an der Ausfahrt des Betriebshofs eine fertig ausgerüstete Bahn direkt übernehmen kann bzw. bei Dienstschluss einfach dort aussteigt und die Automatik übernimmt den gesamten Rest?

    Einmal editiert, zuletzt von Bernemer ()

  • Du hast recht (wie Charles vorher ja auch schon anführte), nicht nur ein höheres Gehalt ist dem Fahrpersonal wichtig. Aber durch höhere Investitionen in den Nahverkehr ist auch eine Veränderung des Arbeitszeitenmodells möglich. Ich widerspreche dir jedoch, wenn du schreibst, wir drehen uns im Kreis. Tun wir genau jetzt nicht: Wir verbessern die Arbeitsbedingungen und erhöhen das Gehalt. Dadurch werben wir deutlich mehr Fahrpersonal an, da es durchaus viele Interessenten gibt, die den Job grundsätzlich gerne hätten, und schließen die durch den ersten Punkt vorhandene Personallücke sowie den -mangel, den wir gerade zu spüren bekommen.

    Da muss ich leider etwas widersprechen.
    Am Tag der Verkehrsgeschichte war zu hören, dass die VGF aktuell mit einem Krankenstand von über 20% zu kämpfen hat, der lag in den Jahren zuvor im Schnitt bei 8-9%. Und das ist nicht nur bei der VGF zu spüren. Und 10% mehr Personal über den Bedarf einstellen ist wirtschaftlich nicht vertretbar, denn wenn sich das wieder auf den einstelligen Niveau einpendelt, was machst du dann mit den 10% zusätzlichem Personal? Du muss sie vergüten, auch wenn sie nichts tun können außer Bereitschaft.

    Die Frage ist hier auf den Grund zu gehen, vielleicht ist das eben der Stress der vielen den Job zu schaffen macht. Ständig fährt man tagsüber den Fahrplan hinterher, es werden immer mehr Fahrgäste, der Verkehr auf der Straße nimmt zu, kreuz und quer fahren E-Scooter, Radfahrer usw. Man darf ja nicht vergessen, dass u.a. eben dieses Personal während der ganzen Pandemie quasi Business as usual gemacht hat während einige Branchen zu Hause bleiben "durften" und der ein oder andere konnte in der Zeit sich etwas erholen auch wenn Quarantäne und Ausgangssperre nicht gerade die schönsten Momente sein dürften.

    Die VGF stellt zwar einiges ein, aber es wandern auch einige wieder ab, beispielsweise zur Vollbahn.