Alkoholverbot in der Bahn?
Und danach?
Es wurde über Alkoholiker, Obdachlose, jugendliche Partygänger, betrunkene Fußballfans und den Mann, der still mit seiner Bierflasche in der Ecke sitzt diskutiert. Es wurde über den Systemvorteil der Bahn hinsichtlich der Trunkenheit gesprochen. Döner, Pommes und Hamburger kamen zu ihrem Recht. War eigentlich schon die Cola auf der Liste, die im Sommer lauwarm aus der unter Überdruck stehenden Flasche nicht nur die Bahn, sondern auch umstehende Fahrgäste verklebt?
Mich persönlich stört die Nahrungsaufnahme in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht besonders, manchmal bin ich auch der betrunkene Fußballfan. Essen und Trinken sind zumeist leise Beschäftigungen, die lediglich olfaktorische Auswirkungen auf die Mitreisenden haben.
Als Fahrgast fühle ich mich wesentlich mehr von Musikplayern, Handynutzern und Computerspielern belästigt, die ihre akkustischen Absonderungen mehr oder minder laut in Bahn und Bus ausstreuen. Oder von Drogendealern, die in der Straßenbahn ihrem Business nachgehen. Letzteres ist verboten, nutzt aber nichts.
[URL=http://www.der-metronom.de/index.php?0,2,373]Der Metronom[/URL] ist seit einer ganzen Weile 'alkoholfrei'. Da gab es im Vorfeld auch heftigste Diskussionen und seit einer Weile hört man gar nichts mehr darüber. Scheint also kein praktisches Problem zu sein.
Umgekehrt kommt auf machen von DB Regio betriebenen Strecken ein Getränkeverkäufer durch, der auch Bier verkauft. In nicht wiederverschließbaren Flaschen. Scheint also kein praktisches Problem zu sein.
Also viel Lärm um nichts? Den Alkoholiker wird das Alkoholverbot nicht kratzen, er füllt den Wodka halt zu Hause in die Colaflasche. Den Fußballfan wird es auch nicht stören. Den Penner stört es nicht, er hat sowieso keine Kohle für eine Strafe. Jugendliche Partygänger könnten die Aufforderung zum Verlassen der Bahn auch als Aufforderung zur Diskussion mit dem Fahrpersonal nutzen - ich möchte den Fahrer sehen, der hier sein Hausrecht durchsetzt. Und der Mann, der diskret mit der Bierflasche in der Ecke sitzt, wird nicht einmal bemerkt, weil er so unauffällig ist.
Da in der heutigen Zeit immer mehr das Private in die Öffentlichkeit wandert, verwundert es nicht, wenn Nahrungsaufnahme in der Straßenbahn stattfindet. Liebeskummer, die eigene Entlassung oder die Diskussion über den Gesundheitszustand von Tante Erna werden dem geneigten Zuhörer in ganzer epischer Breite dargebracht. Kinder werden gewickelt und gestillt. So kann man in unserer Gesellschaft auch die unproduktiv in der Straßenbahn verbrachte Zeit nützlich füllen, Leerlauf vermeiden.
Manchmal mag ich es, einfach nur aus dem Fenster zu schauen. Einen schönen Tag Euch!