Züge in Russland viel pünktlicher als in Deutschland

  • Habe ich eben im Netz entdeckt - ein Artikel aus dem Handelsblatt:
    https://www.handelsblatt.com/p…-T97gscbfQblqMmsVNeb4-ap4


    Dazu einige eigene Eindrücke von einer Reise mit der TransSib von Moskau nach Wladiwostok 2004:
    Die TranssSib is Russlands Lebensader zum Handel des europäischen Russlands mit Sibirien. Es herrscht ein reger Güterzugverkehr; und auf einige Abschnitte erlebte ich ähnlich betriebsam wie die deusche Rheinstrecke.
    Und anscheinend enthalten die Fahrpläne, damit sie unbedingt perfekt funktionieren, genügend Reserven. Bei einem Halt wurde festgestellt, dass ein Rad ausgetauscht werden musste. Das hätte bei der DB ein Riesenproblem bedeutet. Unser Zug legte - mit uns ! - einen Zwischenaufenthalt im Betriebswerk ein, das Rad wurde ausgetauscht, und nach einer Stunde ging es weiter. Und am nächsten Tag waren wir wieder im Plan. :)

  • Das übliche Problem getrübter Wahrnehmung. Wenn ich jeden Zug auf jedem größeren Bahnhof mal 20 Minuten stehen lasse oder auch mal zwei Stunden und die Reisezeit durch langsamere Geschwindigkeiten künstlich verlängere, dann ist das Aufholen von Verspätungen kein Kunstwerk.
    Klar könnte man die Reisezeit im ICE von Frankfurt nach Hamburg von dreieinhalb auf fünf Stunden verlängern, um mal in russischen Dimensionen zu reden, aber willst Du das wirklich?


    Auch die japanische Eisenbahn ist weit weniger pünktlich als uns das suggeriert wird. Die "7 Sekunden im Jahr" gelten nur für den komplett isolierten HGV und auch nur, weil aus der Statistik sämtliche witterungsbedingten Verspätungen großzügig rausgeschnitten werden. Wir hingegen rechnen das alles ehrlicherweise mit ein.

  • Ganz abgesehen davon, dass es weltweit kein komplizierteres Streckennetz als das Deutsche geben dürfte. Nirgendwo sonst müssen gewisse Strecken (Riedbahn zB.) S-Bahnen, Regionalzüge, Güterzüge und Hochgeschwindigkeitsverkehr in einer derart dichten Taktung abwickeln. Die Verkehrsdichte in Russland geht nicht annähernd in diese Dimensionen und ist dementsprechend nicht vergleichbar. Wie üblich kommt es mir so vor, als würde die Bahn und insbesondere ihre Pünktlichkeit nur im Inland so schlechtgeredet, in den meisten Ländern gilt das deutsche Eisenbahnnetz trotz aller Fehler als Weltspitze neben wenigen anderen Ländern wie AT oder CH...

  • Und anscheinend enthalten die Fahrpläne, damit sie unbedingt perfekt funktionieren, genügend Reserven. Bei einem Halt wurde festgestellt, dass ein Rad ausgetauscht werden musste. Das hätte bei der DB ein Riesenproblem bedeutet. Unser Zug legte - mit uns ! - einen Zwischenaufenthalt im Betriebswerk ein, das Rad wurde ausgetauscht, und nach einer Stunde ging es weiter. Und am nächsten Tag waren wir wieder im Plan.


    Ich wäre so froh, wenn bei Fahrten innerhalb Deutschlands die Verspätung am nächsten Tag wieder aufgeholt wäre!

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  • Zitat


    Ich wäre so froh, wenn bei Fahrten innerhalb Deutschlands die Verspätung am nächsten Tag wieder aufgeholt wäre!

    ich nicht, denn das bedeutete, dass Züge in Deutschland mehrere Tage unterwegs wären. Selbst Nachtzüge brauch(t)en von Flensburg nach Basel nur zehn Stunden.


    Die Alternative dazu hat HolgerKoetting schon beschrieben.

  • hatte der am 29.12. noch die Verspätung vom 28.12.?


    Das ist ein reproduzierbarer Fehler im Online-Tool von Trilex/Länderbahn. Der Zug selbst fuhr offenbar pünktlich. Übrigens stimmt aufgrund des Fehlers auch die Reigenfolge der Stationen nicht ganz.

  • Tatsächlich ein ziemliches Holterdipolter-Durcheinander, der Artikel. Ich war selbst im November 2018 erstmals überhaupt in Moskau und habe dort natürlich den ÖPNV genutzt und mir ein wenig angesehen.


    Die im Artikel erwähnten (wenn auch nicht mit Namen) Aeroexpress-Züge (die Züge zwischen den Flughäfen und "Innenstadt"-Bahnhöfen): zumindest zwischen Sheremetyevo und Belorusskaja wird tatsächlich äußerst pünktlich gefahren. Keine Kunst: die Geschwindigkeiten sind deutlich niedriger, als sie theoretisch sein könnten, damit bieten die Plan-Fahrzeiten natürlich bequeme Reserven. Ein Teil der Strecke, ich schätze so etwa 30%, wird ausschließlich von den halbstündlich verkehrenden Aeroexpress-Zügen befahren, das ist eine Stichstrecke, die von der "Hauptstrecke" abzweigt und am Flughafen stumpf endet. Der Rest der Strecke wird im Mischbetrieb mit anderen Regionalzügen befahren. Da durch die eher niedrigen Fahrgeschwindigkeiten (nirgends schneller als 100, würde ich schätzen; Tacho hatte ich natürlich keinen - war ja auch nur Fahrgast) ist der Fahrplan tatsächlich bequem zu halten und dadurch äußerst verläßlich zu fahren. Mit dem Auto ist man keinesfalls schneller - dank Staus sogar eher langsamer.


    Ring-S-Bahn: auch hier sind die Fahrzeiten äußerst großzügig bemessen. Zwischen vielen Stationen wird nur maximal 60 gefahren (es gibt Innenanzeigen in den Fahrzeugen, die es einem anzeigen - d.h. die Geschwindigkeit erscheint im Wechsel mit anderen Informationen in den Matrix-Laufschriftanzeigen), obwohl die (nagelneue) Infrastruktur deutlich mehr hergeben würde; selten liegt die Geschwindigkeit mal bei 100 km/h, aber das nur auf sehr langen Abschnitten zwischen zwei Stationen. In den Stationen sind für meinen Eindruck sehr lange Aufenthalte fest im Fahrplan enthalten - im Berufsverkehr, wenn die Züge rammel-wammel-voll sind, braucht man diese Aufenthaltszeiten tatsächlich, außerhalb der HVZ steht man aber gefühlt sinnlos lange an den Halten rum. Pünktlich fahren ist mit diesen Fahrplänen absolut keine Herausforderung; hier wäre, auch im Interesse einer deutlich höheren Reisegeschwindigkeit, noch viel Luft nach oben.


    Metro: braucht man nicht viel dazu zu sagen. Von der bin ich richtig begeistert, das ist mal ein richtig effektives System! Man muß aber auch dazusagen: die Disziplin der Fahrgäste ist eine völlig andere als gerade in Frankfurt. Türen blockieren? Undenkbar! Noch rennen, wenn die Abfertigungsansagen läuft und/oder die roten Warnlampen an den Türen (baureihenabhängig) schon leuchten? Tut man einfach nicht! In der HVZ mit aller Gewalt in die bereits volle Bahn mit reinquetschen und damit die Türen behindern? Nein, einfach nur nein! Ich war selbst in der HVZ unterwegs: wenn die Leute sehen: diese Bahn ist VOLL, dann bleiben sie freiwillig (!) am Bahnsteig stehen, gestatten dem Zug damit das problemlose Abfahren, und nehmen die nächste - die ja nur Sekunden, nachdem die vorhergehende abgefahren ist, auch schon einfährt! Schlimmstenfalls wartet man eben mal zwei Metros lang - aber dieser Egoismus "ICH MUSS mit GENAU DIESEM Zug noch mit!!!", wie er hier täglich zu beobachten ist, ist dort völlig unbekannt. Man muß auch dazusagen: es gibt in jeder einzelnen Station reichlich Sicherheitspersonal - und auch eine zumindest tagsüber ständig besetzte Polizeiwache (oft zwar nur ein Polizist, aber immerhin), da empfiehlt es sich ohnehin nicht, den Querschläger zu spielen. Hält man sich einfach an die normalen Regeln (die muß man nicht mal vorher gelesen haben, denn: ) bzw. setzt einfach gesunden Menschenverstand ein, bekommt man auch keinen Ärger - das ist bekannt, die Leute halten sich daran, und siehe da, es funktioniert einfach.


    Stichwort Fahrzeuge: der Sapsan war ja im Bild schon zu sehen - selbe Plattform (Velaro) wie "unser" ICE 3. Die Ring-S-Bahn wird mit Verwandten bzw. einer Abwandlung des Siemens Desiro (hier in der Gegend: MRB Mainz - Bingen - Köln-Deutz) betrieben. Die Fahrzeuge funktionieren auch unter den dortigen Klimabedingungen einwandfrei - das freilich liegt daran, daß die RŽD die Fahrzeuge für dieses Klima bestellt und auch entsprechend bezahlt hat, dort hat man bei den Neubaufahrzeugen eben nicht an allen Ecken und Enden gespart, sondern glasklar funktionierende Fahrzeuge bestellt und das nötige Geld eben auch in die Hand genommen. Staatsbetrieb eben - keine privatwirtschaftliche Hurra-hurra-endlich-sind-wir-keine-Behörde-mehr-AG-hübsch-für-die-Börse-Mänätschärbahn.


    Die Einschienenbahn ist eher ein Kuriosum und Versuchsobjekt, soll angeblich jetzt im Frühjahr auch stillgelegt und abgerissen werden - ich vermute: Fristablauf. Für diese Betrachtung hier irrelevant.


    Der ebenerdige ÖPNV (Straßenbahn, O-Bus, Dieselbus) hingegen ist längst nicht so zuverlässig wie die komplett für sich fahrenden Verkehrsträger - weil er sich eben den Verkehrsraum mit dem MIV teilen muß, und der ist in Moskau, gerade zur HVZ, mörderisch. Fahrpläne mutieren da auch sehr schnell mal zu völlig unverbindlichen Fahrzeitenvorschlägen, was nur durch entsprechend hohe Fahrtenhäufigkeit ausgeglichen werden kann und dadurch, daß die Leute, wenn sie vorankommen wollen, als Hauptträger die Metro oder die Ring-S-Bahn benutzen; Busse und Straßenbahn haben eher Feinverteiler-Funktionen.


    Allgemein war ich aber erstaunt, wie modern vieles im öffentlichen Raum dort ist. Ein Beispiel, das mir besonders aufgefallen ist, sind etwa die Ampeln: praktisch alle Ampeln, die ich gesehen habe, sind mit LED betrieben, und die meisten davon haben "Stoppuhren / Countdown-Zähler" sowohl für die Fußgänger als auch für den Straßenverkehr, der anzeigt, wie lange die jeweilige Phase noch andauert. - WLAN: sämtliche Metros sind mit kostenlosem WLAN ausgestattet; getestet hab ich es allerdings nicht. Handyempfang: auf Empfehlung hin habe ich mir dort eine russische Prepaid-SIM-Karte zugelegt (Tele2). Klar, in der Metro hat man zwischen den Stationen damit natürlich keinen Empfang, ansonsten aber praktisch überall - und überall 4G. Kartenzahlungen: wiewohl ich ja Fan von Bargeld bin und bleibe, sind die manchmal recht praktisch und nach meinen Beobachtungen weiter verbreitet und akzeptiert als bei uns. Mit meiner Mastercard hatte ich nirgends Probleme.


    Zurück zum ÖPNV: ohne Fahrkarte bekommt man zu den Bahnsteigen von Metro, Ring-S-Bahn, Monorail und Aeroexpress erst gar keinen Zutritt, Schwarzfahren dürfte damit so ziemlich unmöglich sein. Die aus Pappe bestehenden Fahrkarten (die Troika-Karte gibt es auch in diversen anderen Erscheinungsformen) enthalten einen NFC-Chip, auf dem ein Guthaben (Prepaid-Karten) oder der Gültigkeitszeitraum (Fahrkarten ohne Fahrtenlimit, dafür mit einer definierten Anzahl an Gültigkeitstagen, wie etwa "meine" Ediny) gespeichert sind. Bevor man überhaupt auf die (zügigen) Rolltreppen kommt, stehen Zugangssperren: an denen ist also erstmal automatisierte Fahrscheinkontrolle (durch Auflegen), erst dann klappt das Türchen auf, und man kann weiter zum Bahnsteig. Bevor man aber überhaupt erstmal in die Station an sich reinkommt, muß man durch einen Metalldetektor. Der ist nicht so scharf wie die an Flughäfen, aber trotzdem in Funktion. Dahinter wartet schon der Sicherheitsdienst: ich hatte stets meinen Rucksack auf - man wird gebeten, kurz zu warten, der Mitarbeiter geht kurz mit seinem Detektorstab nochmal von Hand den Rucksack lang. Viel hatte ich nie drin, also konnte ich weiter zur Fahrscheinkontrolle. Wer aber offensichtlich nichts in dieser Station zu suchen hat, wird dort schon abgefangen - deshalb findet es nicht statt, daß wie hier in Frankfurt Obdachlose aller Art die Stationen als Wohnheim, wahlweise natürlich auch als Toilette, mißbrauchen! Und: ich habe in der knappen Woche, die ich dort war, nicht ein einziges mutwillig irgendwie beschädigtes oder beschmiertes ÖPNV-Fahrzeug gesehen, dito die Stationen selbst!


    Gibt also schon Unterschiede in der Mentalität... die sich aber eben im Fahrgastverhalten auch auf die Pünktlichkeit auswirken.


    Natürlich kann das in anderern russischen Städten oder erst recht "draußen auf dem Land" auch anders aussehen - weiß ich nicht, kann ich nicht beurteilen. Von Moskau war ich allerdings sehr positiv überrascht, das kann ich wirklich nicht anders sagen.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Hallo Tatrafan.
    Der nicht vorhandene Vandalismus kann auch einen anderen Grund haben: Die Konsequenzen, die ein "Künstler" zu erwarten hat, sind im Osten wohl ganz andere als bei uns. Da werden die Täter bestimmt nicht so verhätschelt wie in Deutschland.
    Und wie Du so schön beschrieben hast, überall ein Vielfaches an Personalen im Gegensatz zu deuschten Städten. Das kommt davon, das man bei uns für solche Dingen (Sicherheit, Strafverfolgung, Verurteilung und das, sagen wir mal, Verwahren) einfach nicht bezahlen will (was glaubst Du, wer das so eingesparte Geld einsteckt).
    Halt, seltsamerweise wird doch erheblich in die Verhinderung der Verurteilung investiert (wo dann solche Gutachten zustande kommt wie: der hatte doch eine so schwere Kindheit).

    Viele Grüße aus Darmstadt


    Jörg

    Einmal editiert, zuletzt von Baertram ()

  • Hallo Tatrafan.
    Der nicht vorhandene Vandalismus kann auch einen anderen Grund haben: Die Konsequenzen, die ein "Künstler" zu erwarten hat, sind im Osten wohl ganz andere als bei uns. Da werden die Täter bestimmt nicht so verhätschelt wie in Deutschland.
    Und wie Du so schön beschrieben hast, überall ein Vielfaches an Personalen im Gegensatz zu deuschten Städten. Das kommt davon, das man bei uns für solche Dingen (Sicherheit, Strafverfolgung, Verurteilung und das, sagen wir mal, Verwahren) einfach nicht bezahlen will (was glaubst Du, wer das so eingesparte Geld einsteckt).


    Die USA hat da ganz tolle Erfahrungen gemacht, die Leute gleich einzuknasten. In keinem Land der Welt sitzen so viele Leute im Knast wie in den USA. Pro Einwohner sitzen in den USA acht mal so viele Leute im Gefängnis wie in Deutschland. Und ihre Kriminalitätsrate? Ungefähr das anderthalbfache von Deutschland. Ähnliches Bild in Russland. Vielleicht hat man dort weniger Vandalismus, aber die allgemeine Kriminalitätsrate liegt deutlich höher als in Deutschland. Die Niederlande haben ihre Verurteilungsstrategie vor einigen Jahren stark geändert. Gerade für Ersttäter gibt es eher Arbeitsstunden als Gefängnis. Die Idee dahinter: Im Gefängnis haben die Verurteilten "schlechte Gesellschaft" und kommen auf die falschen Gedanken. Die Kriminalitätsrate in den Niederlanden ist seitdem rückläufig, ebenso sind die Zahlen der Wiederholungstäter rückläufig.


    Vor dem Hintergrund glaube ich, dass es eher die permanente Anwesenheit von Personal ist, die Vandalismus verhindert. Und die Anwesenheit von Reinigungspersonal. Wo es sauber ist, werfen Leute nicht so schnell ihren Müll auf den Weg wie dort, wo schon Müll ist. Und da, wo ein Graffiti ist, findet sich erfahrungsgemäß schnell das zweite.

  • Könnt ihr bitte wieder zum eigentlichen Thema dieses Treads, nämlich der Pünktlichkeit der Züge in Russland, zurückkommen? Danke!

    Gruß, 420 281-8
    Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht ...

  • Zurück zum eigentlichen Thema:
    Tatrafan hat die wesentlichen Einflussgrößen genannt:
    - großzügige Fahrzeitreserven;
    - Minimierung der Störungen durch Fehlverhalten von Fahrgästen und Unbefugten;
    - Ausrichtung der Fahrzeuge auf störungsfreien Betrieb unter den gegebenen Bedingungen;
    - ausreichend Personal, um ggf. steuernd einzugreifen.


    Also eigentlich die gleichen Grundlagen, die früher auch bei uns galten - deshalb war ja auch die Deutsche Bundesbahn so sprichwörtlich pünktlich. :D


    Noch zwei Bemerkungen:
    Die Fahrzeitreserven mögen in Russland zu großzügig sein, bei uns sind sind sie auf jeden Fall zu knapp, zumindest in den Hauptverkehrszeiten. Und man mag geteilter Meinung darüber sein, ob ein schneller Zug besser ist, der dauernd verspätet ist, oder ein langsamer Zug, der die sprichwörtliche Pünktlichkeit der Eisenbahn :D aufweist. Um es einmal drastisch auszudrücken: Wenn ich mit der Bahn zu einem festen Termin - z.B. Flug - reise, und ich muss mit Verspätungen rechnen, nehme ich den ICE 1 Stunde früher. Wenn dann der Regionalzug zwar langsamer fährt, aber pünktlich ist und weniger als 1 Stunde länger braucht als der ICE, bin ich mit dem Regionalzug immer noch besser bedient. :thumbsup:


    Zweiter Punkt: Wenn die Metro-Linien alle 2 Minuten fahren, braucht niemand zu drängen. Auch die Anschlusslinie fährt ja alle 2 Minuten. Diese Randbedingungen hat man im Frankfurter Netz nur auf den Stammstrecken der 3 U-Bahnen. Schon, wer an der Hauptwache steht und nach Nieder-Eschbach will, wird in die U 2 drängen - weil die nächst erst nach 15 Minuten fährt. Da hilft es auch nicht, wenn nach 2 Minuten die U 3 kommt. Und bei der S-Bahn ist es noch schlimmer: Da sind schon per se die Takte dünner - und die S-Bahn ist dermaßen unzuverlässig, dass man nie weiß, wann die nächste S-Bahn wirklich kommt. X( Also was macht der erfahrene Fahrgast - er quetscht und drängelt und blockiert auch für die Freundin oder die Mutter die Tür. Nicht aus Mitwillen, sondern weil bei der Bahn jede Gelegenheit beim Schopfe gepackt werden muss, mitzukommen. Bis zur nächsten Bahn kann es schon wieder eine Signal- oder Triebfahrzeugstörung, Gleislatscher, umgestürzte Bäume oder Ballons in der Oberleitung geben. ?(


    Was natürlich ein Teufelskreis ist : Weil die Bahn so unzuverlässig ist, verhalten sich die Fahrgäste so, wie sie es tun - und weil sie sich so verhalten, kommt es regelmäßig zu noch mehr Störungen.


    Allerdings würde deutlich mehr Personaleinsatz sicher einige Probleme verringern. Für diese Erkenntnis braiucht man auch nicht nach Russland zu fahren - das kann man schon in der Schweiz, in Katalonien, Großbritannien nund Norwegen sehen. Und zumindest in CH, CAT und N habe ich auch deutlich weniger Vandalismus und rüpelhaftes Verhalten beobachtet.

  • Wenn bei der S-Bahn sich die Leute ungleich verteilen (zB Hauptwache -> Galluswarte hinten), dann
    dauert es ewig bis die Letue sich soweit reingekuschelt haben bis die Türen zulaufen. Meist kommen
    dann noch weitere die dann noch in die offenen Tür(en) gehen was die Zeit weiter verlängert.
    Deswegen die Frage - auf welche Länge soll man die Haltezeit ausdehen? Bis die HVZ durch ist und der
    letzte angeschissen kam? [meist bei S3/4/5, da dann hinten zusätzlich Fahrgäste nach Rödelheim sich
    dazukuscheln - zusätzlich ist es abhängig davon wie Fahrten der A-/B-/C-Strecke an Konsti und HW
    eintreffen -> Umsteiger blockieren die letzte Tür wo sich die Gallusfahrgäste schon stapeln]
    Deswegen sehe ich es nicht so dass die Reseven zu knapp für die HVZ sind, da es auch Züge gibt bei
    denen problemlos die Türen zulaufen, weil die Fahrgastverteilung anders ist


    Stadtbahnstrecken unter der MZ Ldstr & nach Rödelheim würden da Entlastung bringen da dann sich
    die Reiserouten anders verteilen würden.


    Infrastrukturausbau sollte man da fordern (eine Tram ins Europaviertel hätte es auch getan - auch die
    hätte man unter die Erde legen können [aber direkt unter die Strassenoberfläche und nicht tiefer] und
    die Stadtbhn nach Höchst) statt mehr Fahrzeit-/Haltezeitreserven!

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Also eigentlich die gleichen Grundlagen, die früher auch bei uns galten - deshalb war ja auch die Deutsche Bundesbahn so sprichwörtlich pünktlich. :D


    Ja, aber wenn Du Vergleiche zur Bundesbahn ziehst, solltest Du auch die Streckenbelegung von damals mit berücksichtigen. Bei dreieinhalb Zugpaaren am Tag auf einer beliebigen Nebenbahn (und darüber noch weniger Durchbindungen über den Anstoßbahnhof hinaus in die nächste Großstadt) waren Verspätungen praktisch ausgeschlossen. Heute willst Du auf jeder Strecke im Stundentakt fahren und dazu noch jeden Landstrich direkt an Frankfurt anbinden. Da sind keine Reserven mehr vorhanden.
    Genauso die Belegung im S-Bahn-Tunnel in Frankfurt. Mehr Linien bedeutet einfach kürzere Zugfolge- und -haltezeiten und damit weniger Puffer, der Schwankungen abfangen kann.