Deutschlandticket [war: Nachfolge für das 9 €-Ticket]

  • Es wurde ja auch nirgendwo versprochen, dass das Ticket billiger sein muss, als bisherige. Ich finde es unerträglich, wie immer wieder darauf eingehauen wird. Hätte man es als "Obergrenze" definiert, was ein ÖPNV kosten soll pro Person, wäre das vermutlich gar keine Diskussion mehr.


    Und ganz ehrlich - für 49€ keine Gedanken mehr an Fahrkartenautomaten verschwenden, noch darüber nachdenken, was jetzt für mich günstiger wird, wenn ich irgendwas im Nahbereich vor habe, sondern einfach in ganz Deutschland einfach einsteigen können, ist es mir auf jeden Fall wert. Nebenbei - Auto ist teurer ...

  • Ich hätte es mir auch persönlich in Frankfurt geholt, wenn ich mit meinem Chef nicht einen Deal ausgehandelt hätte, dass ich es von der Firma bekomme. Ist für beide Seiten eine gute Lösung, ohne großartig am Gehalt rumfummeln zu müssen.


    Damit ist es also offiziell ein Jobticket, und mein Arbeitgeber hat seinen Sitz in einem anderen Bundesland.


    Wir sind ein kleines, inhabergeführtes Unternehmen und legen Wert auf schlanke administrative Strukturen und unkomplizierte Abläufe.

    Rechnet man Arbeitsaufwand durch vermeidbare Bürokratie in Geld um, dann kostet uns das Deutschlandticket richtig viel Geld.


    Zunächst einmal musste mein Chef sich bei der lokalen Verkehrsgesellschaft als "Großkunde" registrieren lassen, denn sonst gibt es keine Jobtickets. Selbst dann nicht, wenn er nur eins (für ihn selbst als Geschäftsführer) gebraucht hätte. Dann musste er im Portal die Tickets für jeden Mitarbeiter bestellen.

    Da die lokale Verkehrsgesellschaft vollkommen überfordert war (sie hatten sogar telefonisch versucht, ihm die Jobticket-Idee auszureden, weil zu wenig Personal die Nachfrage nicht bewältigen kann), mussten wir ein wenig Druck machen, damit die Karten rechtzeitig bei uns in den Briefkästen lagen.


    Aus Unternehmersicht (kleiner mittelständischer Dienstleister in der IT): Eine bundesweite, zentrale Bestell- und Verkaufsstelle hätte das seiner Meinung nach viel einfacher gemacht.

    Wir haben besseres zu tun als uns mit umständlich wiehernden Bürokratie-Schimmeln lokaler Verkersunternehmen herumzuschlagen. Wir wollen die Verkehrswende, wir wollen möglichst einfach mobil sein und so ganz nebenbei müssen wir auch noch Geld verdienen.


    Herrschaftszeiten!

    Aber gut, dass es jetzt endlich da ist. Ich hätte es mir schon viel früher und einfacher gewünscht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Uli Nobbe () aus folgendem Grund: typo

  • Da die lokale Verkehrsgesellschaft vollkommen überfordert war (sie hatten sogar telefonisch versucht, ihm die Jobticket-Idee auszureden, weil zu wenig Personal die Nachfrage nicht bewältigen kann), mussten wir ein wenig Druck machen, damit die Karten rechtzeitig bei uns in den Briefkästen lagen.


    Mit der sehr knappen Zustellung ist hier aber nicht anders. Unser Vertragspartner ist die VGF. Ab 3. April konnte über das RMV-Vertriebsportal bestellt werden. Vorgestern am 29.04. hatte mein Bürokollege seine Karte im Briefkasten. Muss morgen mal nachfragen, ob alle, die bestellt haben, ihr Ticket heute auch nutzen konnten.

  • Das ist aber kein originäres Problem vom Deutschlandticket, eher im Bereich Steuern für Unternehmen. Der Arbeitgeber könnte es "einfach so" bezahlen.

  • ist halt aber auch nicht ganz richtig, denn die Monatskarten in den Großstädten sind nicht alle billiger als 49€ pro Monat – als Beispiele dienen alle fünf hessischen Großstädte.

    Im VRN ist die einzige Preisstufe, in der eine Jahreskarte billiger ist als ein Deutschlandticket, die Preisstufe 0 (Null) - und auch die kostet schon 43,90€ im Monat.


    Die Preisstufe 0 wurde mal kreiert um die billigeren Preise des ländlichen VGMT bei dessen Annexion abbilden zu können und seitdem auf rund 20 ausgewählte Dörfer und Kleinstädte, teilweise nur Stadtteile von diesen quer durch den VRN erweitert. Im wesentlichen deckt diese Preisstufe den Binnenverkehr in ländlichen Kleinstädten oder zwischen deren Stadtteilen als Daseinsvorsorge ab.

  • Und, ja: Diesen Zuständigkeiten-Wirrwarr sehe ich auch als absolut grässlich an. Er ist eine weitere, unnötige Hürde für die ÖPNV-Benutzung. Aber das gehört in einen eigenen Thread.


    Auf der einen Seite verstehe ich diesen Wunsch, dass man jedwedes Anliegen den ÖPNV betreffend mit jedwedem RMV-gelabelten Kundenzentrum klären können möchte. Das wäre der tolle Service, den man sich als Kunde wünscht und den auch ich für gut hielte.


    Andererseits verstehe ich auch, wie schwierig das ist. Nimm an, du bist der Wein- und Kohlenhändler Alkoholix aus dem Arvernerland. Tullius Firlefanzus will bei dir Kohlen, die er bei dem Händler Badefix gekauft hat, zurückgeben, weil der Winter milder war als vermutet und weil durch das gasiductus überraschenderweise noch Gas kommt. Argumentation: Er sei ja gerade hier unterwegs und es passe ihm gerade gut, die Kohlen bei dir zurückzugeben. Und du seist doch Kohlenhändler und Kohlen seien Kohlen und in der gleichen Stadt seiet ihr ja auch. Selber Ort, selbe Branche, selbes Produkt - Ihr gehörtet doch zusammen! Aber du findest, du bist wirtschaftlich vollkommen selbstständig und hast mit dem Händler Badefix' gar nix zu tun. Wenn du diese Kohlen jetzt zurücknämest, müsstest du das mit Badefix verrechnen. Ist nicht unmöglich, macht aber Aufwand und kann Konflikte bringen, vielleicht sogar finanziellen Schaden.

    Das kann man alles regeln. Es braucht dafür den Willen zu dieser großen gemeinsamen Serviceleistung, die Bereitschaft zu organisatorischem Mehraufwand - denn warum solltest du das tun, wenn es dir nur Arbeit macht und keinen Sesterz einbringt? - und sehr genaue, glasklare Regeln für die Abwicklung.


    Meiner Einschätzung nach hakt es beim politischen Willen.


    Der RMV arbeitet seit über 10 Jahren an einem einfacheren Tarif und kriegt es nicht hin. Warum? Weil die Mitarbeiter*innen auf der Fachebene zu unfähig dafür sind? Wohl kaum! Weil ein neues, einfacheres System nicht so gebaut werden kann, dass jeder Aufgabenträger am Ende gleich viel in der Tasche hat wie vorher. Manche werden weniger in der Tasche haben. Das ist nur logisch. Aber welcher Oberbürgermeister oder Landrat ist dazu bereit, dass gerade seine Stadt bzw. sein Landkreis nach Einnahmen und Einnahmenaufteilung weniger in der Kasse hat als vorher? Solange alle mit einem Plus im Säckel aus den Verhandlungen rausgehen wollen, wird es nix werden.


    Und genau deshalb ist das D-Ticket eine gute Sache. Mit Geld von oben, Druck von oben und Druck "von der Straße" kommt jetzt etwas, was sonst in 50 Jahren nicht gekommen wäre.

    "Phantasie ist wichtiger als wie wo Wissen!"


    (Etwas frei nach Albert Einstein)

  • Ich hätte es mir auch persönlich in Frankfurt geholt, wenn ich mit meinem Chef nicht einen Deal ausgehandelt hätte, dass ich es von der Firma bekomme.

    Herzlichen Glückwunsch!

    Rechnet man Arbeitsaufwand durch vermeidbare Bürokratie in Geld um, dann kostet uns das Deutschlandticket richtig viel Geld.

    Warum macht ihr es dann? Der Rabatt beträgt 5% = 2,45 Euro pro D-Jobticket.


    Zunächst einmal musste mein Chef sich bei der lokalen Verkehrsgesellschaft als "Großkunde" registrieren lassen, denn sonst gibt es keine Jobtickets.

    Könnte es schon geben. Dein Chef kann dir das D-Ticket als Jobticket einfach bezahlen, ohne einen Rabatt vom VU bzw. Verbund in Anspruch zu nehmen. Das ist erlaubt und eine völlig legitime Möglichkeit.


    [Das lokale Verkehrsunternehmen] hatte sogar telefonisch versucht, ihm die Jobticket-Idee auszureden

    Das wäre durchaus eine Überlegung wert: 2,45 Euro Rabatt pro Person und Monat macht 29,40 Euro pro Jahr und Mitarbeiter. Ob sich dafür der bürokratische Aufwand lohnt, muss halt jeder Arbeitgeber selbst abwägen. Monatskarte Preisstufe 7 bisher 301,00 Euro. Braucht man da bei nun 49 Euro für ganz Deutschland auch unbedingt noch 2,45 Euro Rabatt? :rolleyes:


    Eine bundesweite, zentrale Bestell- und Verkaufsstelle hätte das seiner Meinung nach viel einfacher gemacht.

    Deswegen wollte der Bundesverkehrsminister ja eine zentrale Online-Plattform für das Ticket. Aber da war die Branche verständlicherweise dagegen, wenn nicht klar ist, wie die Finanzierung des Tickets langfristig aussehen wird.

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    (Etwas frei nach Albert Einstein)

  • Wohlgemerkt: Ich bin total für die Mobilitätswende. Aber man sollte einer ohnehin unterfinazierten Branche nicht einen Großteil ihrer Einnahmen wegnehmen, ohne das langfristig sicher und auskömmlich gegenzufinanzieren.


    Stichwort Nießnutzerfinanzierung. Wenn alle Einwohner Deutschlands eine ÖPNV-Gebühr zahlen müssten (eine Rundfunkgebühr haben wir ja auch und warum soll fernsehen wichtiger sein als Mobilität?) dann brauchten wir uns um Fahrscheine, Automaten, Zuständigkeiten, Kontrollen, EBEs usw. keine Gedanken mehr zu machen. Dann wäre es viel einfacher. Und für 30 Euro im Monat für jede*n könnten wir dazu das ÖPNV-Angebot erheblich ausweiten!

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    (Etwas frei nach Albert Einstein)

    Einmal editiert, zuletzt von multi ()

  • Lasst mich grundsätzlich auf die verschiedenen Einwände antworten: Ich bin zwar kein Steuerberater, aber als Unternehmer würde ich auf ihn hören und so ziemlich alles nutzen, was vorteilhaft für mein Geschäft ist; steuerlich ebenso wie finanziell.


    Wenn also das Ziel lautet "Alle Mitarbeiter inklusive Geschäftsführer (mindestens 1, maximal [n]) sollen das Deutschlandticket auf unsere Kosten haben", dann macht der Geschäftsführer das natürlich im optimierten Verfahren. Und dass man sich wünscht, das möglichst einfach durchführen zu können, ist doch durchaus nachvollziehbar.

    Ob bei einer Auszahlung des jeweils fälligen (und irgendwann auch steigenden) Betrages nicht doch Steuern und Sozialversicherung fällig werden, kann ich nicht beurteilen. Spontan: Es mangelt an der Bindung an den Verwendungszweck; hier: spezielle Fahrkarte. In Vorlage treten und sich das Geld als Reisekostenabrechnung zurück holen? Puh...

    Na und wenn der Bund die Unternehmen mit Prozenten belohnt bzw. Anreize schafft, sich das Ticket zu holen, dann nimmt man das doch mit, auch wenn ihr das mit "nur" x,y Euro kleinredet. Bitte den Faktor 12 und Mitarbeiter hinzuziehen, dann reden wir über Jahresersparnisse.
    Hat noch niemand von euch mit Skonto bezahlt oder ein paar Monate im voraus gegen Prozente? Wie war das noch gleich mit der Jahreskarte "auf einmal"?
    Bitte!

    Niemand verschenkt gerne Geld, weder der Staat noch die Unternehmen - und die lokalen Verkehrsunternehmen am allerwenigsten.

    Auf einen Aspekt möchte ich dennoch gezielt eingehen, denn darüber habe ich im Vorfeld auch ein wenig gegrübelt:


    Deswegen wollte der Bundesverkehrsminister ja eine zentrale Online-Plattform für das Ticket. Aber da war die Branche verständlicherweise dagegen, wenn nicht klar ist, wie die Finanzierung des Tickets langfristig aussehen wird.

    Streng genommen hätte man die Empfänger des Deutschlandtickets (unabhängig davon, wer es bei wem bezahlt) nach den Postleitzahlen ihrer Erstwohnsitze sortieren können und die Einnahmen zweckgebunden auf die Landkreise und kreisfreien Städte verteilen können. Das hätte ich als gerecht empfunden.

    So aber sind jetzt "meine" 49 Euro in Nordrhein-Westfalen gelandet und die Jobtickets der Fraport...? Vermutlich nicht in den Landkreisen der dort lebenden und pendelnden Menschen. Und da klemmts doch.

    Zu der Idee mit der "Nießnutzerfinanzierung": Auf den ersten Blick populär und attraktiv, aber schwer umsetzbar. Denn im Vergleich zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit einem sogar durch das BVerfG klar definierten und bestätigten Versorgungsauftrag ist dieser - momentan! - im Bereich des ÖPNV nicht gegeben.

    Es bedürfte also überhaupt erstmal der Erstellung eines Versorgungsauftrages "Mobilität" und dessen Definition. Tatsächlich wäre hier, wie politisch schon mal angesprochen, die Trennung von Infrastruktur und Transportleistung ein erster, elementarer Schritt. Als nächstes käme dann die Einbindung der Finanzierung privater Marktteilnehmer (Verkehrsunternehmen), und da wird's haarig. Der Rundfunkbeitrag, um beim Vergleich zu bleiben, ist ja primär nicht für die privaten Rundfunkanbieter gedacht.

    Du merkst schon, dass die populäre Forderung schnell ausgesprochen ist, ihre Umsetzung in politische Vorhaben aber reichlich komplex ist.


    Da der letzte Abschnitt nichts mehr mit dem Deutschlandticket an sich zu tun hat (höchstens als Vorstufe), sollte die weitere Diskussion darüber, sofern erwünscht, an einer anderen Stelle des Forums stattfinden.

  • Ein Foto der Warteschlange vorm VGF-Ticketcenter in der B-Ebene der Hauptwache von Samstag zeigt die FNP online. So etwas sieht man ja wirklich nicht alle Tage in der Stadt.

    Naja, dann sollten die mal öfters Abtauchen, zum Schuljahresbeginn, Ausbildungsbeginn und als die Ukrainer kamen und ihre Tickets holten sah es ähnlich aus.

  • Bis in den Verbindungsgang Richtung Steinweg und so weit, dass man das Ende nicht sehen kann? Warteschlangen habe ich dort ja schon öfter gesehen bei Monatswechsel, Schul- und Ausbildungsbeginn, klar, aber eine derart lange noch nie. Aber wenn du sagst, dass das "normal" ist, bin ich wohl noch nie zu den ganz schlimmen Momenten vorbeigekommen. Man lernt ja nie aus, Danke!

  • Ihr habt noch nie die Schlange vorm Blizzardstand auf der Gamescom 15 min nach Messeöffnung gesehen....xD

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
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  • AUs der App konnten die problemslos gelesen werden - Selbstversuch gestern - HLB wie DB (alles innerhalb des RMV allerdings) haben das Ticket ais der RMV App problemlos gelesen und verarbeiten können. Bei anderen Fahrgästen auch, die nicht aus dem RMV Bereich kamen.

  • Heute mittag wurde ich im 36er kontrolliert und zeigte meinen Brief von der VGF vor. Der wurde genau inspiziert, er enthielt die Magic Number, also wurde er akzeptiert. Als ich dann zuhause ankam, lag ein Brief im Kasten: die Chipkarte ist tatsächlich angekommen. Ob sie lesbar ist? Mal schauen, ich werd sie wohl gelegentlich an den Kartenleser im Bus halten und schauen, ob und was der dann anzeigt... So weit, so gut.