T-Wagen vorerst nicht in Betrieb

  • Und welche Zauberei überwand früher diese unüberwindlichen Hindernisse in Zeiten des Einheitswagens zwischen 2.25 bis 2.65 Breite, 20 bis 40 M Länge und unterschiedlichen Stromsystemen teils auf einer Fahrt on the fly, hin und zurück?

    Naja, welche wohl? Indem man sich bei gemeinsam betriebenen Netzen für die grenzüberschreitenden Fahrzeuge auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt hat.


    Ansonsten hat Deine Einlassung aber grad gar nix mit dem Thema zu tun. Wenn ich ein (!) einheitliches Fahrzeug habe, müssen die Netze allesamt die gleichen Eigenschaften haben. Und warum sollte man in Darmstadt "30 Meter"-Fahrzeuge beschaffen wollen, nur weil in Frankfurt keine längeren Bahnsteige vorhanden sind?

  • Mittlerweile verstehen die Hersteller das modular zu bieten.

    Das machen die Straßenbahnanbieter ja auch. Siehe Darmstädter TINA. Das ist schließlich nur eine Plattform. Darmstadt Einrichter bei 2,40. Basel Einrichter mit 2,30, Halle Zweirichter mit 2,30, Den Haag Zweirichter mit 2,65 und 1435 mm etc.


    Condor sprach aber von einem einheitlichen Fahrzeug (und nicht von einer Plattform) - auch wenn er vielleicht das andere meinte. Aber alleine die Tatsache, dass es in Deutschland schon fünf verschiedene Spurweiten bei Straßenbahnen gibt, macht es schwierig, genau einen Wagen zu konstruieren. Vom Thema Wagenkastenbreiten mal ganz abgesehen.

  • Fragt sich doch, ob der überhaupt noch angeboten bzw. gebaut wird. Bekanntlich ist Bombardier als Hersteller der Flexity-Baureihe von Alstom übernommen worden. Alstom seinerseits hat mit der Citadis-Baureihe ein erprobtes Modell im Angebot. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Alstom im nicht sehr großen Straßenbahnmarkt keine zwei Baureihen für denselben Markt vorhält. Vielleicht hatte sich seinerzeit Bombardier auch gar nicht an der Ausschreibung beteiligt (aus diesem Grund?).

    Gebaut werden sie wohl noch

    Ich habe mal ein bisschen in diesem Thread gestöbert,- das war 2017, da war Bombardier noch nicht Alstom, der S-Wagen hätte es demnach auch werden können. Ja,- die Bombardier Fahrzeuge haben wohl auch ihre Macken,- die kennt man aber und weiß sie zu beherrschen.


    Zitat

    Dortelweiler:

    Es wird Citadis von Alstom.

    Colaholiker hatte die passende Antwort parat:

    Zitat

    Und damit tritt das zweitschlimmste befürchtete ein. Ich hätte nie erwartet, daß ich mal etwas Gutes am S-Wagen finden würde, aber angesichts dieser Entwicklung...

    Wie "erprobt" der "Citadis" ist sieht man ja. Oder hat Alstom im Rhein-Main Gebiet einfach Pech?

    Selbst wenn sich Bombardier nicht beteiligt hat, wenn die VGF den Flexity gewollt hätte, hätte es auch eine Lösung gegeben.
    Es ist Weihnachtszeit & Spekulatius Zeit. ;-)

    Lasst endlich die Zweiachser wieder frei !

  • Ja,- die Bombardier Fahrzeuge haben wohl auch ihre Macken,- die kennt man aber und weiß sie zu beherrschen.

    Das ist die Frage. Du wirst heute bestimmt "den" S-Wagen nicht mehr bekommen, weil es mit Sicherheit schon wieder dreihundert neue Zulieferer gibt und zwanzig andere pleite sind und daher z. B. der originale Umrichter gar nicht mehr produziert wird. Also kommen automatisch neue Komponenten rein und da nutzt die Bekanntheit bisheriger Macken nur bedingt weiter.


    Und das Thema geänderter Vorschriften darfst Du vermutlich auch noch beleuchten. Wenn ich mir die Magdeburger Front so ansehe, dann ist die garantiert nicht nur einem moderneren Aussehen geschuldet, sondern hat bestimmt mit anderen Crashnormen zu tun.

  • Gibt es eigentlich einen Grund, warum man nicht beim "Flexity" (S-Wagen) geblieben ist?
    Der ist doch aus den Windeln raus, hat sich bewährt, es gibt ihn wohl auch in einer langen Version?

    Weil die S- (und auch die U5-)Wagen nicht mehr den aktuellsten Crash-Normen entsprechen und somit komplett neu konstruiert werden müßten.


    Warum wohl gibt es „nur“ noch U5-Mittelteile?

    Genau, die brauchen keine Crash-Norm… 😉

  • In der heutigen RMZ mit der Überschrift "Zwangspause für neue Straßenbahnen in Frankfurt" mit dem Untertitel "Probleme über Probleme" werden folgende Gründe genannt:

    - die Schließvorgang der Türen dauert zu lang;

    - Volumen der Sandkästen zu klein dimensioniert;

    - zu viel Sand wird gestreut;

    - Behebung von Softwarestörungen ist kompliziert.


    Zurzeit kann keine Aussage getroffen werden wann die bis auf weiteres aus dem Regelbetrieb genommen T-Wagen wieder Einsatzbereit sind.


    Lieferverzug der T-Wagen:

    - 14 Stück der 30 Meter Variante sind geliefert;

    - 0 Stück der 40 Meter Variante.

    Bis auf weiteres kann kein Lieferplan kommuniziert werden.


    Als Ersatz sollen vier oder fünf Pt-Wagen nach Reparaturen in Betrieb genommen werden. Wegen der schwierigen Verfügbarkeit von benötigten Ersatzteilen erfolgt deren Inbetriebnahme wohl erst im Laufe des 1. Quartals 2025.

    Wenn der VGF unplanmäßig die 'alten Schlorren' mit Aufwand wieder reaktiviert, dann dürften die Reparaturen der bereits gelieferten T-Wagen dauern und die Lieferung der restlichen Wagen sich deutlich verzögern.

  • Bei den französischen Straßenbahnbetrieben sind Citadis weit verbreitet, ich würde sogar annehmen - Holger Koetting mag mich korrigieren - so eine Art Standard.

    De facto ja. Allerdings kann man auch sagen, dass dadurch nicht wirklich große Erfahrungen hinsichtlich Wartung und Verschleiß/Fahrverhalten gegeben sind. Denn alle Betriebe mit Citadis sind komplette Neubaubetriebe (sieht man von den nachgekauften Wagen in Strasbourg und Nantes ab; aber vom Grundsatz sind das auch neue Netze), d. h. die Wagen fahren nett und ruhig, aber das ist auf einem Neubaugleis und auf diese Wagen optimierten Netz keine wirkliche Kunst. Dito, und das bekommt man als Externer auch nicht so richtig mit, wären die Kisten wohl auch nicht besonders wartungsfreundlich (im Hinblick auf größere Arbeit, nicht auf mal-schnelles-Lampen-tauschen).


    Aber so nebenbei: Auch in Nantes geht es mit den neuen Citadis X05 nicht so recht voran. Im Sommer habe ich gerade mal vier Stück in Betrieb gesehen.


    Und generell: Nun sind in Frankreich fast nur Neubaubetriebe. Aber selbst dort hat man es nicht hinbekommen, alle Netze gleich zu bauen (und damit die Voraussetzung für genau einen Wagen zu schaffen). Selbst innerhalb der gleichen Stadt/Agglomeration, hier namentlich Paris/IDF, haben die Linien allesamt eigene Wagen mit eigener Charakteristik.

  • In der heutigen RMZ [...]

    ... habe ich jetzt nicht mehr erfahren als das, was heute früh schon in der FNP zu lesen war, abgesehen von Details zur Sandstreuung und der Anzahl zu reaktivierender P-Wagen, oder habe ich was übersehen?

    Weiß jemand welche Pt Wagen damit gemeint sind?

    Vermutlich diejenigen, die keine Museumswagen sind, oder?

  • Mannheim fährt mit +600 Volz, Darmstadt mit -600. Sowas betrifft halt nur die Elektrik, musste aber früher deutlich mehr berücksichtigt werden als heute. Hüllkurven, Türanordnungen, Leistung wegen Bergfahrt oder Flachland ... In Mainz musste schon relativ lange wegen der Steilstrecke automatisch die Schienenbremse fallen, wenn ungewolltes Rückrollen, anderswo interessiert das nicht. Etc.

    Die Polarität der Oberleitung und die Höhe der Spannung sind bei Fahrzeugneubeschaffungen kein Thema. Nachträgliches Umpolen zum Fahren unter einer anderen Polarität ist ebenfalls leicht umsetzbar. Üblicherweise ist auch vorgesehen, dass von 600V auf 750V umgestellt werden kann.

    "Früher" musste die Polarität nicht deutlich mehr berücksichtigt werden, sondern überhaupt nicht. Den Straßenbahnen war die Polarität egal.


    Rückrollschutz ist keine Mainzer Erfindung.

  • Weil die S- (und auch die U5-)Wagen nicht mehr den aktuellsten Crash-Normen entsprechen und somit komplett neu konstruiert werden müßten.


    Warum wohl gibt es „nur“ noch U5-Mittelteile?

    Genau, die brauchen keine Crash-Norm… 😉

    Duisburgs NF4 sind mehr oder weniger die "S Nachfolgebauart"

  • "Früher" musste die Polarität nicht deutlich mehr berücksichtigt werden, sondern überhaupt nicht. Den Straßenbahnen war die Polarität egal.

    Dann frag mal die Kollegen aus dem Rhein-Neckar-Raum, was sie zu Deiner Meinung sagen. Da Heidelberg bis vor 10 Jahren noch umgekehrte Polarität hatte, wurden die Fahrzeuge davor im anderen Netz nur geschleppt oder mussten Umschalteinrichtungen haben.

  • In der heutigen RMZ mit der Überschrift "Zwangspause für neue Straßenbahnen in Frankfurt" mit dem Untertitel "Probleme über Probleme" werden folgende Gründe genannt:

    - die Schließvorgang der Türen dauert zu lang;

    - Volumen der Sandkästen zu klein dimensioniert;

    - zu viel Sand wird gestreut;

    - Behebung von Softwarestörungen ist kompliziert.

    Daraus lässt sich interpretieren, das es sich hauptsächlich um SW Probleme handelt. Vor allem: Auftritt von Softwarestörungen, treten keineAuf, muss auch nichts behoben werden.


    Einiges lässt sich vermutlich mittels Einstellungen ändern, so z.B. Timer Lichtschranke, Sanddurchsatz.

    Wenn weniger Sand verbraucht, reicht auch der Vorrat länger.


    Vielleicht schafft Alstom es auch, das Geknarze zu beseitigen.

  • OK,- ich wusste nun ncht, dass es schon wieder neue Crashnormen gibt, ich nahm an, der S-Wagen erfüllt die gängigen Crash Normen.
    Gute Lobbyarbeit.


    ...Und generell: Nun sind in Frankreich fast nur Neubaubetriebe.

    De facto ja. Allerdings kann man auch sagen, dass dadurch nicht wirklich große Erfahrungen hinsichtlich Wartung und Verschleiß/Fahrverhalten gegeben sind. Denn alle Betriebe mit Citadis sind komplette Neubaubetriebe...

    ...

    d. h. die Wagen fahren nett und ruhig, aber das ist auf einem Neubaugleis und auf diese Wagen optimierten Netz keine wirkliche Kunst.


    Nun, bei den Mängeln die nun in Frankfurt zu Tage kommen:


    - die Schließvorgang der Türen dauert zu lang;

    - Volumen der Sandkästen zu klein dimensioniert;

    - zu viel Sand wird gestreut;

    - Behebung von Softwarestörungen ist kompliziert.

    Dürfte es doch unerheblich sein, ob es sich um optimale Neubaustrecken handelt, oder um ein Bestandsnetz.

    Lasst endlich die Zweiachser wieder frei !

  • Bei den französischen Straßenbahnbetrieben sind Citadis weit verbreitet, ich würde sogar annehmen - Holger Koetting mag mich korrigieren - so eine Art Standard.

    Der Citadis ist sogar meistverkaufte Trammodell weltweit. Je nachdem welche Modelle man dazu zählt, liegt man bei knapp unter 3000 Exemplaren oder eben darüber. Der Citadis Dualis, der Citadis SX05 oder das ein oder andere Nischenmodell würde ich nicht zum klassischen Citadis zählen.


    Combino und Avenio schaffen es zusammen auf rund 800 Exemplare.

  • Dürfte es doch unerheblich sein, ob es sich um optimale Neubaustrecken handelt, oder um ein Bestandsnetz.

    Grundsätzlich ja. Aber wenn Du ein Straßenbahnsystem neu aufsetzt und dazu einen Wagen kaufst, dann ist die Schließzeit der Tür halt so wie sie ist. Das ist für Dich "normal", da Du nichts anderes gewohnt bist, also kein Grund zur Beschwerde. Verkaufst Du das gleiche Fahrzeug an eine Bestandsstraßenbahn, wo die Türen früher doppelt so schnell zu waren, sind die neuen Türen dann logischerweise viel zu langsam.

  • Dann frag mal die Kollegen aus dem Rhein-Neckar-Raum, was sie zu Deiner Meinung sagen. Da Heidelberg bis vor 10 Jahren noch umgekehrte Polarität hatte, wurden die Fahrzeuge davor im anderen Netz nur geschleppt oder mussten Umschalteinrichtungen haben.

    Kommt drauf an, was unter "früher" zu verstehen ist.

    Die genannten Heidelberger Fahrzeuge sind gleichzusetzen mit modernen Fahrzeugen. Sind elektronische Steuerungen in Spiel, muss umgepolt werden und das geht, indem nur zwei Kabel an der betroffenen Baugruppe verdreht werden.

    Ich nahm an, dass du mit "früher" Fahrzeuge meinst, die noch ohne elektronische Steuerung klassisch mit Fahrschalter und Gleichstrommotoren fuhren. Sowas wie die klassischen Düwag-Gelenkwagen oder Zweiachser. Denen war und ist die Polarität egal.


    Die Umschalteinrichtung der Heidelberger Straßenbahnen hat vereinfach gesagt nur die zwei Kabel (Plus und Minus), die die Baugruppe mit Fahrdrahtspannung versorgt, verdreht. Das sind Schütze, die anziehen bzw. abfallen und dessen Kontakte die entsprende Verbindung herstellen.


    Nehmen wir als Beispiel einen beliebigen dreiteiligen Niederflurwagen mit elektronischer Steuerung. Egal, ob aus 1990 oder 2020.

    Drei Antriebe, demnach drei Umrichter für die Fahrmotoren. Für das Bordnetz (24V und 400V) ist bspw. ein Umrichter vorhanden. Alle vier Umrichter haben ein Pluskabel und ein Minuskabel. Das eine geht an den Fahrdraht, das andere an die Schiene. Welches wohin geklemmt wird, ist abhängig von der Polarität im Streckennetz.


    Heutzutage ist es sogar komplizierter als früher, weil teilweise die Heizungen bzw. Klimaanlagen so konstruiert sind, dass auch für sie die Polarität relevant ist. Dann muss eben auch die Heiz-/Klimaanlage umgepolt werden.


    Dass so eine Umpolung dennoch kein Hexenwerk ist, beweisen die leichte Umsetzung bei den Heidelberger Fahrzeugen, verliehene Straßenbahnen zu Testeinsätzen und Verkäufe an andere Betriebe.



    Für den Fahrzeughersteller ist es daher kein Mehraufwand, eine negative Polarität zu realisieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Marko ()

  • KFür den Fahrzeughersteller ist es daher kein Mehraufwand, eine negative Polarität zu realisieren.

    Nein, natürlich nicht. Das war ja auch nicht das Thema. Sondern dass "genau ein Wagen" gebaut werden soll. Und dafür sind dann doch leider sehr viele kleine Unterschiede bei den Betrieben. Umpolen ist somit nur eines von vielen, vielen Themen. Klar kann man standardmäßig Umschalteinrichtungen einbauen. Dann kommt aber der Verkehrsbetrieb in Naumburg und fragt mit kleinem Geldbeutel, warum er für das Feature zahlen soll, wenn er es eh nicht braucht.