Spannend hier mitzulesen - ich freue mich aber, dass hier die Fahne derer hochgehalten wird, die ich für vernünftig halte
Den Ton zwischen DB AG und EVG im Sommer und jetzt zwischen DB AG und GDL finde ich beidseits wirklich furchtbar. Sowohl intern als auch extern wird hier in einer Art übereinander hergezogen, dass man sich wirklich fragt, ob man hier auf dem Fußballplatz oder bei vernünftig diskutierenden Menschen ist.
Ganz bar der Diskussion: Dass weniger Arbeit ein extrem gutes Argument ist, Personal zu bekommen, sollte auf der Hand liegen. Es ist (in Realität, ich habe es mehrfach selbst erlebt) ein riesen Argument zu sagen: ja, woanders verdienst Du x % mehr aber hier gibt es 28, 34 oder 40 Tage Urlaub. (und das ist de-facto die Wahl zwischen 38, 39 und 40h Woche, allerdings ohne (!) Lohnausgleich). (und ich arbeite im IT-Bereich, da gibt es wirklich auch gute Optionen ohne Eisenbahnhintergrund, sogar da zieht das recht gut bei unter- bis eher mäßig durchschnittlicher Bezahlung)
Man stelle sich nur mal vor, wie viele Schichten besetzt werden, wenn plötzlich mehr Personal an die Tür klopft, weil es in anderen Betrieben 40h-Woche aber bei der DB eine 37/36/35h-Woche gibt.
Auch wenn ich aus praktischen Gründen (ich habe selbst sehr viel Mehrarbeit dadurch) den Streik gerade so halbwegs verfluche, kann ich die Argumente durchaus nachvollziehen. Und ich profitiere ja selbst davon - ich finde es ehrlich gesagt ein riesen Argument, 40 Tage Urlaub im Jahr zu haben.
Ansonsten schließe ich mich den Argumenten an - nur weil es woanders blöder, schlechter bezahlt, mieser verhandelt oder ähnliches ist, delegitimiert das noch lange nicht einen Streik. Über das genaue wie und wo und den Ton kann man auf jeden Fall streiten - siehe oben. Die Inhalte kann ich nachvollziehen und wer weiß, ob das nicht auf mittelfristige Sicht sogar die klügere Variante wäre für die DB AG, weil es Personalmangel lindert.
Meiner Ansicht nach liegt ohnehin viel Potential in eher unbekannten, unangenehmen und schwer zu durchdringenden Themen wie Jahresarbeitszeit, Arbeit in Arbeitszyklen, Pausenzeiten bei Wenden etc. und so Kleinkram wie gefühlte 1.500 verschiedene Arten von Schichtzulagen bei bestimmten Tätigkeiten, Weglassungen, Wegen, Zeiten, whatever.