Der anhaltende Fahrpersonalmangel und die Folgen für den ÖPNV in Frankfurt

  • Mal eine Frage an die Praktiker: Wie viel Zeitersparnis würde es bringen, wenn Fahrpersonal zu Dienstbeginn einfach an der Ausfahrt des Betriebshofs eine fertig ausgerüstete Bahn direkt übernehmen kann bzw. bei Dienstschluss einfach dort aussteigt und die Automatik übernimmt den gesamten Rest?

    Das ist marginal, denn ab S-Wagen führen alle Fahrzeuge auf Knopfdruck ihren Komponetentest durch, der Fahrer muss jedoch kontrollieren ob die Sandstreueinrichtungen richtig funktionieren, das kann das Fahrzeug bisher nicht und wird es evtl. auch nicht, da die Sandfallrohre im Winter am Ausgabeende vereisen könnten obwohl diese Beheizt sind.

    Bei der VGF ist bei Dienstschluss nur Fahrzeug auf "Stern (Vorheizen)" abstellen, aussteigen und fertig.
    Ab S-Wagen rüsten die Fahrzeuge auf "0" nach ca. 16 Minuten automatisch ab.
    Das einzige was der Fahrer heute noch erledigen muss ist seinen Handfahrplan in dem dafür vorgesehenem Fach im Depot wieder abzulegen und ggf. Fundsachen abzugeben.

    Diese Behauptung hat bisher genau niemand aufgestellt, Du bist der erste. Ich habe mit gutem Grund die U4 als mögliches Testfeld genannt, denn damit gäbe es dann genau nur eine einzige "Systemübergabestelle", nämlich Seckbacher Landstraße.

    Nun ja die U4 war mal eine U-Bahn der Weg nach Enkheim wurde zur Stadtbahn und am anderen Ende wird man in der fernen Zukunft auch Stadtbahn haben.

    Dieses Teilautomatisierte ist Käse, die Rheinbahn hatte vor ihrer Umrüstung von LZB auf PZB im Innenstadttunnel auf LZB gefahren, die Fahrer mussten dort immer nur die Startfreigabe geben und die Züge fuhren selbsttätig von Station zur Station, Personal haben die dadurch nicht gespart, denn der saß ja die ganze Zeit dabei. Selbst die Verstärkerfahrten zwischen Hauptbahnhof und Heinrich-Heine-Allee (vier Stationen) wurden auf LZB mit Personal gefahren, obwohl die Züge das auch selbst hätten erledigen können.

    Die DLR in London fahren ja auch nur Teilautomatisiert, zwar sitzt in der Regel kein Fahrer am Bedienpult aber es ist immer ein Operator an Bord der die Abfertigung macht.

  • Am Tag der Verkehrsgeschichte war zu hören, dass die VGF aktuell mit einem Krankenstand von über 20% zu kämpfen hat, der lag in den Jahren zuvor im Schnitt bei 8-9%. […]
    Die Frage ist hier auf den Grund zu gehen, vielleicht ist das eben der Stress der vielen den Job zu schaffen macht.

    Möglich. Wahrscheinlich sind's schon wieder die Fahrräder und die zu breiten Fahrradwege.


    Die sorgen wahrscheinlich auch für die hohen Krankenstände in allen anderen Branchen. In keinem Fall jedoch kann es sein, dass das irgendwas mit einer Endemie zu tun haben könnte.

    Personal [hat die Rheinbahn durch teilautomatisiertes Fahren] nicht gespart, denn der saß ja die ganze Zeit dabei.

    Mich wundert, dass man durch solche Konstrukte nicht von anderen Pausenzeitenregelungen profitieren kann – immerhin ist das Bedienen der Türfreigabe eine deutlich weniger Konzentrationserfordernde Aufgabe als das Fahren eines Schienenfahrzeuges.

  • Mich wundert, dass man durch solche Konstrukte nicht von anderen Pausenzeitenregelungen profitieren kann – immerhin ist das Bedienen der Türfreigabe eine deutlich weniger Konzentrationserfordernde Aufgabe als das Fahren eines Schienenfahrzeuges.

    Das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Du führst eine betriebliche Tätigkeit aus, also ist das (schutzwürdige) Arbeitszeit.

  • Was ich hier vermisse ist das Argument "Kombifahrpersonal", was Bus und Bahn fahren kann.

    Ich habe ja schon anderer Stelle hier geschrieben das z.B. Fahrpersonal im Rebstock sitzt (Bereitschaften) während im Betriebshof Gutleut Straßenbahnen stehen bleiben.

    Dadurch könnten kurzfristige Ausfälle besser kompensiert werden.

    Aber dies ist aufgrund der Aufteilung zwischen VGF und ICB nicht möglich.


    Ich sehe es auch als Problem an, dass viele der Verantwortlichen nicht das Gesamtproblem angehen sondern "nur im eigenen Bereich" was versuchen zu organisieren.

    Aktuell kämpfen ja VGF und ICB gegeneinander was Fahrpersonal angeht, heißt, sie nehmen sich gegenseitig die Bewerbenden weg (jetzt nur mal auf Frankfurt bezogen). Klar, die OVB "klaut" der ICB die Bewerbenden und Transdev in Frankfurt der ICB usw.


    Eine der Lösungen wäre, verschiedene Betriebe miteinander zu fusionieren wie es im Raum Rhein-Necker mit der rnv geschehen ist (u.a. Heidelberg ubd Mannheim).


    Eine meiner Ideen wäre es, die kommunalen Verkehrsunternehmen HEAG, VGF, ICB, OVB, HSB, ESWE und die MVG (Mainz) mit einander zu fusionieren, heißen dann Verkehrsbetriebe Rhein-Main oder was weiß ich.


    Natürlich würde das eine extreme Umstellung bedeuten und die Politik müsste hier mitspielen.


    Aber das sehe ich zurzeit nicht. Hinzu kommen die technischen Innovationen.

  • Was ich hier vermisse ist das Argument "Kombifahrpersonal", was Bus und Bahn fahren kann.

    Ich habe ja schon anderer Stelle hier geschrieben das z.B. Fahrpersonal im Rebstock sitzt (Bereitschaften) während im Betriebshof Gutleut Straßenbahnen stehen bleiben.

    Dadurch könnten kurzfristige Ausfälle besser kompensiert werden.

    Aber dies ist aufgrund der Aufteilung zwischen VGF und ICB nicht möglich.


    Aber wer hält dann die Bereitschaft im Rebstock? Ungeachtet dessen könnte die ICB der VGF Arbeitnehmer überlassen; konzerninterne Arbeitnehmerüberlassung braucht nicht mal eine Erlaubnis der Bundesagentur für Arbeit.

  • Was ich hier vermisse ist das Argument "Kombifahrpersonal", was Bus und Bahn fahren kann.

    Ich habe ja schon anderer Stelle hier geschrieben das z.B. Fahrpersonal im Rebstock sitzt (Bereitschaften) während im Betriebshof Gutleut Straßenbahnen stehen bleiben.

    Dadurch könnten kurzfristige Ausfälle besser kompensiert werden.

    Aber dies ist aufgrund der Aufteilung zwischen VGF und ICB nicht möglich.


    In der aktuellen betrieblichen Situation scheint es sinnvoller, die Ausbildungskapazitäten (sowohl Schiene als auch Bus) dafür zu nutzen um generell Fahrer auszubilden. Für eine optionale Weiterbildung auf ein anderes System können Ressourcen aufgebracht werden, wenn diese a) verfügbar sind und b) gebraucht werden.

    Zu "b)": Aktuell fällt im Frankfurter Nahverkehr so viel aus (Bus, U-Bahn, Straßenbahn), dass es wohl nicht im Ansatz dazu kommt, dass eine Bereitschaft (sofern vorhanden) rumsitzt, egal für welche Produkte sie qualifiziert ist.

  • Ich habe ja schon anderer Stelle hier geschrieben das z.B. Fahrpersonal im Rebstock sitzt (Bereitschaften) während im Betriebshof Gutleut Straßenbahnen stehen bleiben.

    Das ist jetzt nicht wahr, oder? Im Rebstock sitzen wirklich ICB-Bereitschaften rum, während in Bornheim ICB-Fahrten ausfallen?

  • Ist es nicht eher die Frage, ob für die Ausbildung genügend Menschen dafür gefunden werden.

    Das Problem mit fehlenden Fachkräften besteht angeblich überall, vir allem aber dort, wo die Bedingungen (nicht nur Vergütung) etwas problematisch sind.


    Auch würde ich nicht unterschreiben wollen, das früher alles besser war, auch zu Stadtwerkezeiten nicht. Für das Personal vermutlich schon (das trifft aber überall zu), aus Fahrgastsicht zumindest nicht. Unfälle und Unterbrechungen gab es damals auch, nur hat es kaum einer mitbekommen. Keine DFI, keine Apps usw., SEV-T gab es auch nicht. Es kam halt keine Bahn, fertig.

    Ja, eventuell dann später dann SEV-B oder besser Notvekehr, aber mit den gleichen Problemen wie heute auch. Die paar Fahrzeuge in Bereitschaft haben auch keinen wirklichen Effekt gebracht.

  • Die VGF bekommt mit Sicherheit genug Bewerbungen rein. Nur fallen im Bewerbungsprozess 80% der Bewerbenden durch‘s raster. Man muss schon ein bisschen dafür gemacht sein.

    Ändert nichts an der Argumentationslinie: Warum bewerben sich zu wenige, die, wie du schreibst, nicht "dafür gemacht sind", also denen ein entsprechender Bildungsgrad fehlt (dieser also nicht ausreicht) und nicht genügend Qualifikationen mitbringen? Weil der Job zu unattraktiv ist. Also verbessern wir Arbeitsbedingungen und Gehalt. Dann ist der Job attraktiver, denn es fällt weniger Stress an, dafür genießen die Fahrer mehr Urlaub, bessere Dienstplanung, die gesamte Arbeitszeit wird reduziert o.ä.. Ist der Job attraktiver, gehen mehr Bewerbungen ein, die erfolgreich in die Ausbildung aufgenommen werden. Außerdem wird die Mitarbeiterbindung gestärkt.


    Ja, ist wirtschaftlich nicht tragbar. Aktuell. Dann verändern wir unsere politische Anschauung dazu und plötzlich ist es durchaus tragbar. Übrigens nicht nur als Mittel zum Zweck, auch an sich.

  • Ändert nichts an der Argumentationslinie: Warum bewerben sich zu wenige, die, wie du schreibst, nicht "dafür gemacht sind", also denen ein entsprechender Bildungsgrad fehlt (dieser also nicht ausreicht) und nicht genügend Qualifikationen mitbringen? Weil der Job zu unattraktiv ist. Also verbessern wir Arbeitsbedingungen und Gehalt. Dann ist der Job attraktiver, denn es fällt weniger Stress an, dafür genießen die Fahrer mehr Urlaub, bessere Dienstplanung, die gesamte Arbeitszeit wird reduziert o.ä.. Ist der Job attraktiver, gehen mehr Bewerbungen ein, die erfolgreich in die Ausbildung aufgenommen werden. Außerdem wird die Mitarbeiterbindung gestärkt.


    Ja, ist wirtschaftlich nicht tragbar. Aktuell. Dann verändern wir unsere politische Anschauung dazu und plötzlich ist es durchaus tragbar. Übrigens nicht nur als Mittel zum Zweck, auch an sich.

    Was ich auch noch kurz anmerken mag:

    Es gibt keine Voraussetzungen bezüglich Qualifikationen. Es ist also weder ein Schulabschluss nötig, noch eine abgeschlossene Ausbildung. Die Eignung wird anhand des Einstellungsprozesses festgestellt. Man gibt jedem eine Chance.

    Einmal editiert, zuletzt von Marc1988 ()

  • Es gibt keine Voraussetzungen bezüglich Qualifikationen.

    Nein, nicht ganz. B2-Niveau der Deutschkenntnisse wird vorausgesetzt. Im Einstellungsprozess wird Rechtschreibung und Grammatik getestet. (Quelle ist die eigene Betrachtung)


    Man gibt jedem eine Chance.

    Das ist in der Tat sehr leicht zu sagen.


    Aber da weichen wir zu sehr von Thema ab.

    Einmal editiert, zuletzt von Manzanita ()

  • Zitat

    Nein, nicht ganz. B2-Niveau der Deutschkenntnisse wird vorausgesetzt. Im Einstellungsprozess wird Rechtschreibung und Grammatik getestet. (Quelle ist die eigene Betrachtung)

    Nein, nicht ganz. B2-Niveau der Deutschkenntnisse wird vorausgesetzt. Im Einstellungsprozess wird Rechtschreibung und Grammatik getestet. (Quelle ist die eigene Betrachtung)


    Ich habe bei einigen Fahrern leider nicht wahrgenommen, dass dies nicht einem B2 genügen würde. Vielleicht habe ich auch einfach nur Pech gehabt. Weitere Tests wie auch praktische Fahrprüfung würde ich mir schon wünschen - und ja - ich weiß wir müssen froh sein über jeden Fahrer. Aber wenn ein Fahrer in einer 30er Zone mit einem vollbesetzten Bus mit nahezu dieser Geschwindigkeit um eine rechtwinklige Kurve fährt und hinten Leute mit Krücken hinfallen (okay, das war bei Sippel) oder einfach einen Stau durch die Gegenfahrbahn umfährt (DB in Eschborn) dann ist da noch Luft. Und ich erwarte keinen Bordservice am Platz aber ein Grundverständnis für den Job.

    Einmal editiert, zuletzt von barnyk ()

  • Nein, nicht ganz. B2-Niveau der Deutschkenntnisse wird vorausgesetzt. Im Einstellungsprozess wird Rechtschreibung und Grammatik getestet. (Quelle ist die eigene Betrachtung)

    Außerdem muß eine Fahrerlaubnis Kl. B vorhanden sein und das Mindestalter beträgt 21 Jahre.