Güterzug blockiert Hauptbahnhof

  • In dem Fall wäre es auf jeden Fall (auch) ein Fehler des Lokführers gewesen.


    Wieso?
    Zs 2 hin oder her, es heißt nur, daß beim Erkennen einer Fehlleitung anzuhalten ist.Es ist nirgendwo vorgeschrieben, daß vor dem SIgnal gehalten werden muß oder kann. Selbst mit Signalsicht und sofortiger Reaktion des Tf ist nicht sichergestellt, daß die Bremswirkung ausreicht, den Zug rechtzeitig vor dem Signal zu bremsen.
    Wenn der Fdl also Pech hat, steht der Zug, den er fehlgeleitet hat, bereits hinter der verzweigenden Weiche. Damit bleibt entweder nur die Möglichkeit, weiterzufahren oder umständlich zurückzusetzen. Was letzteres bei der dichten Zugfolge auf den Zulaufstrecken rund um Frankfurt heißt, kann sich jeder selbst ausrechnen. U. U. war es daher sinnvoller und weniger verspätungsproduzierend, den Zug erst mal auf dem falschen Weg weiterzuschicken, wie man das vor ein paar Jahren auch mit dem Güterzug in der Münchener Haupthalle gemacht hat. Insofern würde ich mir hier ohne exakte Kenntnis der Lage sehr schwer tun, dem Tf irgendeine Mitschuld unterstellen zu wollen.

  • Kleiner Einwand zum Zs2 (nur 'ne sachliche Anmerkung, keine versteckte Schuldzuweisung!):


    Wenn da eins steht, wird es in der Regel durch ein Vorsignal Zs2v angekündigt. Dieses ist dann am Vorsignal welches das Hauptsignal, an dem das Zs2 dran ist, ankündigt. Der Tf kann die Fehlleitung dann schon am Zs2v erkennen. Da dieses im Bremswegabstand steht, sollte er den Zug vor dem Hauptsignal zum Stehen bringen können (das müsste er, wenn das Hauptsignal rot ist, ja auch schaffen). Wenn er das geschafft hat, kann der Fahrdienstleiter die Fahrstraße in jedem Fall auflösen und für die richtige Fahrtrichtung neu einstellen.


    Aber wie gesagt: Nur mal 'en bißchen Eisenbahnkunde am Rande. Inwieweit der Tf wann reagiert hat und wie der Fahrdienstleiter dann weiter entschieden hat wissen wir nicht.

    Viele Grüße, vöv2000

  • Mist hat meiner Meinung nach die verantwortliche Stellwerksbesatzung gebaut. Diese steht bekanntlich auf der Gehaltsliste der Deutschen Bahn.
    Dmnach würde ich die Deutsche Bahn in der (Kosten)Pflicht sehen den Schlamassel so schnell wie möglich zu beseitigen.
    Lokomotiven stehen am Hauptbahnhof ausreichend zur Verfügung, seien es auch die beiden 218ner die sich am alten Stellwerk langweilen.
    Priorität sollte in einem solchen Fall doch haben, den Betrieb am Hauptbahnhof so schnell wie möglich wieder zu normalisieren und den armen Lokführer alle Unterstützung zukommen lassen die notwendig ist um seinen Zug wieder auf die richtige Strecke zu bekommen.
    Wiederum kann ich mir gut vorstellen, wie all die Bedenkenträger, Pünktchenscheisser und Vorschrifteneinhalter der DB aus ihrem Büroschlaf geweckt wurden und erstmal überlegt haben wer Schuld hat an dem ganzen Geschehen, vor allem zur Kasse gebeten werden kann, anstatt sofort nach pragmatischen Lösungen zu suchen um das Gleis wieder freizubekommen.
    Wir wollen zwar Europa und Deregulierung spielen, verfangen uns aber in Kleinstaaterei wie es früher einmal war, bevor die (Länder)Bahnen zur Reichsbahn vereinigt wurden.

  • Kleiner Einwand zum Zs2 (nur 'ne sachliche Anmerkung, keine versteckte Schuldzuweisung!):
    Wenn da eins steht, wird es in der Regel durch ein Vorsignal Zs2v angekündigt.


    Nein, das ist in dieser Allgemeinheit falsch. Kleine Eisenbahnkunde: Ein Zs 2v ist nur aufzustellen, wenn am zugehörigen Hauptsignal Hp 1 gezeigt wird. Siehe Ril 818. Analog für Neuanlagen (Ks) bei Geschwindigkeiten über 60 km/h, siehe Ril 819.

  • Ist ein besetztes Gleis so dramatisch?Durch die einsetzende HVZ dürften Abstellgleise frei geworden sein, in der die Aktion abziehen und Loks umsetzen möglich wurde, ohne jede Menge andere Züge mit noch größeren Behinderungen zu beglücken.

  • Ein besetztes Gleis ansich wäre wohl kein großes Problem gewesen. Allerdings hat der Zug ein gutes Stück in das Gleisvorfeld hingeragt, weil der Güterzug deutlich länger als das Bahnsteigleis war. Siehe hier, Bild 3: http://www.ice-treff.de/index.php?mode=thread&id=346393


    Somit war ja nicht nur Gleis 4 blockiert, sondern unter gewissen Umständen auch die Zufahrten zu den Gleisen 3 und 5. Und dann muss man für so einen langen Zug erstmal ein freies Abstellgleis finden. Dramatisch ist das Ganze sicherlich nicht. Für die Allgemeinheit eher zum schmunzeln, für die betroffenden Reisenden wegen der Verspätungen höchstens ärgerlich.

  • Mich würde ja mal interessieren, wie lang der Zug war und wie man ihn wieder aus dem Hbf raus bekommen hat. Offensichtlich musste man ja 2 Stunden darüber nachdenken :D

    Woanders las ich, der Zug sei von einem "Dreibein" wieder aus der Halle gezogen worden. Darunter würde ich jetzt mal eine (dreiachsige) V60 vermuten... davon gibt es ja ein paar im Rangierdienst.


    Laienhaft würde ich sagen, daß jetzt DB Station und Service (Nutzung eines Bahnsteiggleises) und DB Schenker (Rangierlok) Rechnungen an DB Netz (Fehlgeleiteter Fahrdienstleiter) schicken... Und dann noch ITL mit einer Schadenersatzforderung, weil der Zug länger unterwegs war, der Lokführer ggfs. ausgetauscht werden mußte weil die Arbeitszeit sonst zu lang geworden wäre, ... viel Papierkram jedenfalls.


    Ich halte es da mit einem bekannten Cartoonisten aus der Stadt, die es nicht gibt, und sage "Shit happens".

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Woanders las ich, der Zug sei von einem "Dreibein" wieder aus der Halle gezogen worden. Darunter würde ich jetzt mal eine (dreiachsige) V60 vermuten... davon gibt es ja ein paar im Rangierdienst.


    Gehören die auch zu DB Fernverkehr?


    Gruß, ULF

  • Mal als absoluter Bahn-Laie gefragt: Kann den so eine kleine Lok einen solchen Güterzug wirklich alleine wegziehen?

    Die V 60 haben einen 465-kW-Motor (seit der Remotorisierung) an Bord und zwei im Stand schaltbare Gänge für Strecken- und Rangierbetrieb bei max. 60 bzw. 30 km/h. Zumindest aus dem Stumpfgleis abziehen bei den üblichen Geschwindigkeiten von Rangierfahrten wird sicherlich drin gewesen sein, jedenfalls solange keine größeren Gradienten im Fahrweg lagen.

    Fág an Bealach!

  • Die V 60 haben einen 465-kW-Motor (seit der Remotorisierung) an Bord und zwei im Stand schaltbare Gänge für Strecken- und Rangierbetrieb bei max. 60 bzw. 30 km/h. Zumindest aus dem Stumpfgleis abziehen bei den üblichen Geschwindigkeiten von Rangierfahrten wird sicherlich drin gewesen sein, jedenfalls solange keine größeren Gradienten im Fahrweg lagen.

    In der Vor-ICE-Zeit der Bahn hat eine V60 alleine auch mühelos eine komplette IC-Garnitur (die waren damals mindestens so lang wie heute die ICE1/2) mitsamt der E03 aus der Bahnhofshalle raus gezogen. Es dürfte nur eine Frage der Beschleunigung sein, der schwerere Güterzug wird wohl länger gebraucht haben. Falls es mit der Reibung Probleme gibt, existiert auch noch der Sandstreuer.

  • In der Vor-ICE-Zeit der Bahn hat eine V60 alleine auch mühelos eine komplette IC-Garnitur (die waren damals mindestens so lang wie heute die ICE1/2) mitsamt der E03 aus der Bahnhofshalle raus gezogen. Es dürfte nur eine Frage der Beschleunigung sein, der schwerere Güterzug wird wohl länger gebraucht haben. Falls es mit der Reibung Probleme gibt, existiert auch noch der Sandstreuer.


    Da fällt mir auch was aktuelles ein... Vor knapp zwei Wochen habe ich in Stuttgart gesehen, wie eine V60 einen IC mitsamt einer 103 in den Hauptbahnhof geschoben hat. Zumindest dachte ich, dass sie schiebt, bis ich dann den gehobenen Stromabnehmer der 103 gesehen habe, der mich etwas verwirrt hat. In Doppeltraktion fahren die ja wohl eher nicht? :) Ggf. hat jemand eine Erklärung... War am 7.4., ca. 16 Uhr.